Impulswerkstatt No. 3 (Holz), mit Dora

Es fällt mir etwas schwer, mich diesem Bild zu nähern, liebe Myriade. Ich spüre, dass da in dieser Wurzel eine große Kraft wirkte, die ausreichte, um den harten Belag aufzusprengen,

aber dass diese Kraft nichts nützte, als jemand kam und die Wurzeln absägte, oder was sonst dort geschah. Das Lebendige besiegte das Harte,  aber da war eine andere Kraft, die dem Lebendigen den Garaus machte.

Das Ergebnis: eine loose-loose-Situation. Beide haben verloren. Das eine ist kaputt, das andere tot. Wie im Krieg. Das macht mir das Herz schwer.

Vielleicht irre ich mich ja. Vielleicht lese ich das Bild falsch. Ich suche nach einer Lösung, die mir doch noch ein wenig Hoffnung lässt. Worin könnte die bestehen?

Man könnte das Stück Wurzel herausnehmen und den Straßenbelag oder was es ist reparieren, also eine gewisse Ordnung und Normalität wiederherstellen. Wie nach einem Krieg halt, wenn man die Toten begraben und die Trümmer weggeräumt hat, wenn die Fassaden wieder verputzt und neue Fenster eingesetzt sind.

Aber was geschieht mit dem Holz? Soll man es in einen Kamin werfen, um es zu verbrennen? Es könnte ein wenig lebendige Wärme spenden. Oder soll man es schön glätten und als Skulptur in einen Garten stellen? Oder wäre es das beste, es einfach an einen ruhigen Ort zu tragen, wo es Erde gibt und Gras? Allerlei Flechten und Moose könnten sich drauf ansiedeln, Käfer und Ameisen fänden sich ein, und sterbend spendeten diese Wurzel neues Leben.

Schließlich entschloss ich mich, es mit der Skulptur zu versuchen. Ich nahm das Stück, wie es war, besorgte auch ein paar Platten und trug es ins Land hinaus. Dora nahm einen Blumenstrauß mit – für alle Fälle.

Dies ist ein Beitrag zu Myriades Impulswerkstatt.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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20 Antworten zu Impulswerkstatt No. 3 (Holz), mit Dora

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Sehr schön gestaltet. Aber das bist doch nicht Du?

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  2. Du berührst das Wurzelholz Gerda und zauberst damit eine Blüte auf sein Haupt!

    Es kann immer etwas schönes entstehen, wenn man es mit guter Energie berührt und füllt!

    Wenn wir alle friedliche Gedanken finden, in diesen aufgeheizten Zeiten, dann können wir vielleicht eine gute Wendung bewirken!

    Dein Bild gibt Hoffnung Gerda!

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  3. Myriade schreibt:

    Ich kann deinen Bildern gut folgen, liebe Gerda, nur ist es kein Straßenbelag, den ich da fotografiert habe sondern trockene, aufgesprungene Erde. Ich habe bei diesem Foto an Wassermangel, an Trockenheit auch an Tod gedacht. Die Skulptur, die Du und Dora geschaffen habt, erinnert mich an einen Leuchtturm, aus dem man weit übers Land schauen kann statt übers Meer, was wiederum zur Trockenheit passt. Das sind vielversprechende Assoziationen und ich bedanke mich für den Anstoß …und für den Beitrag ohnehin

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  4. lachmitmaren schreibt:

    Trockene Erde. Sobald der Regen einsetzt, sprießt das darin enthaltene Leben wieder. Es gibt keinen Grund zur Sorge!

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    • Myriade schreibt:

      In manchen Fällen ist das so, in anderen nicht. Wenn der Regen zu lange ausbleibt, stirbt vieles und die Anzahl der Waldbrände steigt. Die Landwirte arbeiten auch schon heftig an Strategien das Wasser besser im Boden zu halten und trockenheitsresistentere Pflanzen anzubauen bzw am anderen Ende der Skala Strategien gegen Starkregen zu erarbeiten.

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      • lachmitmaren schreibt:

        Ja, wir sind es gewohnt, alles, was geschieht, anhand einer „Skala“ zu bemessen. Wir sind „Kopfmenschen“ und wollen immer alles „messen“. Und wenn das Gemessene nicht dem entspricht, was nach unseren Vorstellungen „richtig“ sein sollte, fühlen wir uns gezwungen, Strategien zu entwerfen. Und stecken viel Arbeit und Schweiß darein, um die Dinge in die Form zu pressen, die wir für richtig halten.

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      • Myriade schreibt:

        Aber Maren, deine Interpretation von „Natur“ , das Schema „rationales Denken ausschalten und alles wird gut“ passt einfach nicht auf alles im Leben. Du würdest es doch sicher nicht für richtig halten, bei voranschreitender Trockenheit nichts zu tun und die Menschen verhungern zu lassen, im Sinne von „die Natur“ wird es schon richten. Das Leben ist komplexer, die Natur ist keine Blümchenwiese zum Ringelreihen-Tanzen.

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      • lachmitmaren schreibt:

        Ich halte das Leben für sehr komplex und von uns bisher in keinster Weise verstanden. Rationales Denken ist ein wichtiger Teil von uns Menschen und sollte es sicherlich auch bleiben. Aber es ist eben nur ein Teil.
        Und bisher halten wir diesen Teil meist für das Ganze.

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      • Myriade schreibt:

        Zu glauben alles über dieses Leben zu wissen beschreibt wohl am besten die Religionen und Ideologien. Ich habe noch nie von einem soliden Wissenschafter in welcher Disziplin auch immer gehört oder gelesen dass er/sie alles zu wissen glaubt …

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      • gkazakou schreibt:

        Noch zu eurer Unterhaltung, Maren und Myriade: ich meine, dass angesichts der Tatsache, dass die Menschen die Erde nicht nur mit übergroßer Zahl bevölkern, sondern auch tiefgreifend umgestaltet haben, ein einfaches „Lass-die-Natur-machen“ nicht mehr geht. HIer bin ich mit Myriade einverstanden. Der Mensch muss korrigierend eingreifen – nicht in die Natur selbst, wohl aber in das, was heute die Umwelt des Menschen ist: eine hybride Mensch-Natur-Angelegenheit. Dass Leben noch kaum verstanden ist, ja, Maren, da stimme ich dir zu. Es ist vielleicht überhaupt noch nicht verstanden worden. Die menschlichen Eingriffe ins Leben führen daher fast regelmäßig ins Desaster.
        Was also lässt sich tun? Das Korrigierende muss sich vorsichtig herantasten an das, was den natürlichen Lebensprozessen am meisten entspricht. Wenn man also von Wasserwirtschaft, Bewässerung, trockenresistenten Kulturpflanzen spricht, muss man beachten, welche davon „in Richtung“ Natur und Leben und welche „in Richtung“ kurzfristiges menschliches Interesse und Profit gehen. Beispiel: wir hatten hier in Griechenland einen jahrzehntelangen Streit um die „Umkehrung des Acheloos“: Der Flusslauf sollte umgedreht werden, um die landwirtschaftlich intensiv genutzte Ebene von Thessalien zu bewässern. Es entstanden riesige Erdbewegungen, Dämme, Beton-Befestigungen … bis sich endlich die Einsicht durchsetzte, dass man Flussläufe nicht umdrehen sollte, da das zu verheerenden Ungleichgewichten führt. Geblieben sind die Scheußlichkeiten vor Ort. … Übrigens ist nicht gesagt, dass das Projekt nicht eines Tages wiederbelebt wird, genau wie jetzt die Atomenergie oder der Braunkohleabbau in Deutschland. ….

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      • Myriade schreibt:

        Ich bin durchaus auch deiner Meinung, dass man bei Eingriffen in die Natur so behutsam und überlegt wie irgend möglich vorgehen sollte. Es gibt da schon sehr Heftiges zB der Dreischluchtendamm in China, der weder auf die Ökologie noch auf die dort lebenden Menschen Rücksicht genommen hat oder die unsäglichen Abholzungen im Amazonas und und und.
        Nicht einverstanden bin ich mit Marens Meinung, dass Menschen gar nichts wissen. Die Wissenschaften haben eine gewaltige Menge an Wissen und Können angesammelt, was jemanden, der prinzipiell nichts von Wissenschaft hält natürlich nicht interessieren wird. Dass aber weder die Weltformel noch die großen Zusammenhänge des Lebens bekannt sind, da stimme ich zu, finde aber, dass es enorm viel schon Bekanntes und höchst Interessantes gibt.

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    • gkazakou schreibt:

      Sobald der Regen einsetzt …. ist ein großes Wort, liebe Maren. In manchen Gegenden lässt er sehr auf sich warten. Sicher hast du recht, dass Leben zurückkommt, wenn es regnet. Aber nicht alles kann erneut sprießen. Es kann freilich, wie ich ja auch erwog, für andere Organismen zur Lebensquelle werden oder durchs Verbrennen wärmen. Das Leben als solches ist nicht in Gefahr, nur die Einzelwesen und viele besondere Formen und Gestaltungen des Lebens verschwinden. Ich schrieb es schon unter Vergänglichkeit).

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      • lachmitmaren schreibt:

        Und neue Einzelwesen, Formen und Gestaltungen werden nachkommen. Vielleicht noch viel schönere, als die Vergangenen. Den Fluss der Zeit können wir nicht umkehren. Aber warum auch? Wenn die Vergangenheit doch vieles hervorgebracht hat, was wir als scheußlich empfinden.
        Die Neue Zeit, auf die so viele uralte Kulturen hingewiesen haben, sie ist eine schöne. Die Technik wird wieder der Natur dienen, und nicht umgekehrt. Auch wenn manche ältere Männer derzeit noch andere Vorstellungen haben … . Diese Männer haben sehr viel weniger Macht, als sie denken. Die Welt wird umgebaut. Sie wird weiblicher werden. Und was Weiblichkeit ist, wird nicht mehr von den Vorstellungen der Männer beherrscht werden. Vieles, was du derzeit wahrnimmst, und als „anders“ empfindest, ist bereits Teil dieses Umbaus, bei dem viele alte Symbole entgiftet werden müssen. Auch du bist ja in deinem Leben immer wieder tief eingetaucht in alte Mythen und Sagen und hast dich mit der Kraft beschäftigt, die diese auf unsere Vorstellungswelt hatten und haben. Es ist ein Wissen, das derzeit gebraucht wird, da die meisten Menschen die Kraft und die Auswirkungen von Mythen, Symbolen und Worten weit unterschätzen.

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  5. kopfundgestalt schreibt:

    So wie Du es gemacht hast, ist richtig.
    Es übergroß präsentieren!

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  6. Nur in kleines Stückchen Holz, abgebrochen von einem größeren Gebilde und doch ist es in der Lage, große und vielleicht fruchtbringende Diskussionen entstehen zu lassen…

    Gerda: Das Korrigierende muss sich vorsichtig herantasten
    Ein so wichtiger Satz!
    Oft will der Mensch Gutes und schafft Dinge, denen das rechte Maß einfach fehlt.
    Das behutsame Herantasten fehlt hier.

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