Tödliche Umarmung (abc-etüde)

Endlich liegen wir Armen

Uns in den Armen.

*

Soldaten sind wir, marschiern in Armeen

Über uns die Fahnen wehen.

Blauweißrot

Ich schlag dich tot

Gelb und Blau

Du Russensau.

*

Rauch schwebt über deiner Hütte,

Arme Frau, und keine Bitte

Hat das Feuer ausgetreten

Das dir fremde Mächte säten.

Feurig lodern Horizonte

Man tat’s dir an, weil man es konnte.

*

Deine Haut und meine Haut

Bräutgam ich und du die Braut

Sind vermolzen in dem Feuer

Das zerstört hat das Gemäuer

Unsrer Häuser, unsrer Gärten

Es zerschmolz auch unsre Härten.

*

Mit dem Schießen ist jetzt Schluss

Eins sind wir, aus einem Guss

In dem letzten Todeskuss.

*

Endlich liegen wir Armen

Uns in den Armen.

Lots Weib. digitale Bearbeitung

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abc.etüden 2022 08+09 | 365tageasatzaday

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
Dieser Beitrag wurde unter abc etüden, Dichtung, elektronische Spielereien, Katastrophe, Krieg, Leben, Malerei, Meine Kunst veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

8 Antworten zu Tödliche Umarmung (abc-etüde)

  1. Christiane schreibt:

    Macht mich sprachlos, dein Text, liebe Gerda, und schneidet tief ein.
    Ach, ein Jammer.
    (Off topic: Der Ping ist nicht durchgekommen. Magst du mir bitte einen Kommentar schreiben mit dem Link!)
    Müde Abendgrüße 😟✨🕯️🍷🍪👍

    Gefällt 1 Person

  2. gkazakou schreibt:

    gern, mach ich, Christiane!

    Gefällt 1 Person

  3. Werner Kastens schreibt:

    „Blauweißrot, Ich schlag dich tot, Gelb und Blau, Du Russensau.“ gefällt mir ehrlich gesagt gar nicht. Das erinnert mich zu sehr an „Franzosenkraut“ und „Untermenschen“ und wird den Soldaten, die aufeinander gehetzt wurden, sicherlich nicht gerecht, denn von denen hat keiner irgendwas gegen den anderen gehabt oder gehegt.
    Und gemeinsamer Tod kann auch keine wirkliche Versöhnung zwischen den „Armen“ sein.

    Gefällt 1 Person

    • gkazakou schreibt:

      Lieber Werner, hab ich gesagt, dass es mir gefällt? Ich hoffe, du hast recht, dass es den Soldaten nicht gerecht wird. Im Tod sind alle versöhnt – Freund und Feind. „Soldaten sind sich alle gleich, lebendig und als Leich“. (BB)

      Gefällt 2 Personen

  4. Verwandlerin schreibt:

    Puh. Worte so scharf wie die Waffen des Krieges.

    Gefällt 1 Person

  5. Schrecklich, Gerda. Es geht mir gegen den Strich. Angst hab ich auch so schon genug

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  6. nellindreams schreibt:

    Das nenne ich Wortgewalt! Sehr stark… und verstörend zugleich…

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  7. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 10.11.22 | Wortspende von MakeAChoiceAlice | Irgendwas ist immer

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