„Hand mit Knochen“ archetypisch (tägliches Zeichnen)

Das Motiv der Hand, die den großen Rindsknochen umgreift, beschäftigt mich weiter (https://gerdakazakou.com/2022/01/26/impulswerkstatt-odyssee-im-weltraum/). Es symbolisiert für mich Archaisches, das in uns mächtig ist, auch wenn die heutige Menschheit das Töten lieber technisch und unter möglichster Ausschließung von Gefühl zu erledigen trachtet. Als Waffe dienen nicht mehr Knochen, sondern … Und auch das Schlachten der Tiere findet nicht mehr als blutige Opferung vor den Augen der Hungrigen, Gierigen oder Gottesdiener statt,  sondern in …. Der Verzehr des Fleisches: dito.

Durch die Technisierung des Tötungsvorgangs – ja, ein „Vorgang“ ist das Totschlagen nun – ist der Zusammenhang zwischen der Schlachtung und dem leckeren Kloß aus Rinderhack nicht mehr sichtbar, kaum noch fühlbar und kann erfolgreich verdrängt werden. Das Dumme beim Verdrängen ist freilich, dass das Verdrängte immer weiterwühlt und nach Ausdruck verlangt. Und wenn es dann an die Oberfläche kommt, erschreckt es uns mit seiner unerwarteten Grausamkeit. Wie ist es möglich, dass ein gesittetes Volk wie die Deutschen…. (nun, sicher nicht nur die Deutschen). Ja, es ist möglich. Es war möglich, und es bleibt möglich.

Die Hand mit dem Knochen eines getöteten Mitgeschöpfes symbolisiert daher für mich das schwere Erbe, das wir in unserer Menschheitsgeschichte mit uns schleppen. Es ist ein achetypisches Bild. Hier baue ich ihm ein Denkmal.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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17 Antworten zu „Hand mit Knochen“ archetypisch (tägliches Zeichnen)

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Gerda, willst Du damit alles „erschlagen“, was „deutsch“ ist?

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  2. wildgans schreibt:

    Es erinnert mich an die Zeiten, als ich meine kleine Schlachthoffreundin hatte, die mir üble Dinge zeigte. Für uns Kinder war das ganz normal.
    Es ist wohl wahr, was du schreibst und verbildlichst!

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  3. Peter Klopp schreibt:

    Das Fleisch, das man heute im Supermarkt kauft, ist so klinisch, steril und unblutig verpackt, dass die meisten Käufer vergessen, dass das Produkt vom Schlachthof kommt.

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    • gkazakou schreibt:

      genau das meinte ich, Peter. Schlachttiere blicken uns lieb von Reklametafeln und Konserven an. Bei Kriegen ist es inzwischen dasselbe. Das Töten ist „sauber“ geworden, Kinder spielen auf Tablets Krieg und Opfer von Dronenangriffen heißen „Kollateralschaden“ – nirgendwo echtes Blut, nirgendwo Leiden. Selbst Hinrichtungen finden auf „zivilisierte Weise“ statt – außer natürlich in „Schurkenstaaten“. Sind wir besser geworden, weil wir nicht mehr hinsehen müssen, was geschieht?
      Ich meine, wir müssen hinsehen, müssen uns den Tatsachen aussetzen und uns dann entscheiden, ob wir einverstanden sind und mitmachen oder uns verweigern.

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      • Peter Klopp schreibt:

        Da bin total deiner Meinung, liebe Gerda!

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      • Schon beim Wort Schlachttiere wird mir schlecht, liebe Gerda.
        Schlachtvieh oder auch Kanonenfutter, mehr waren die Menschen nie, die in Kriege gepreßt wurden…
        Welche Qual, dass dieses nimmemüde Töten nie aufzuhören scheint.
        Woher haben wir bloß dieses Hasspotential, diese innere Wut, die so oft auch in anderer Weise zum Ausdruck kommt?
        Urspünglich wohl der Selbsterhaltungstrieb, der sich dann über die Erde breitete wie ein blutender Mantel?

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    • gkazakou schreibt:

      Liebe Bruni, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, wenn man den TV anstellt und durch die Kanäle geht, dass da Menschen andere Menschen umbringen. Unausweichlich. Echte Massaker oder nur gespielte zwecks Unterhaltung – es ist unerträglich. Kinder werden so programmiert, Erwachsene ereifern sich oder finden es langweilig, wenn nicht mindestens eine Hekatombe gemordet wird. Aber wenn ein einziger Mensch auf ungewöhnliche Weise gerettet wird, weint die Menschheit, die eben noch wütete, vor Rührung. Oder wenn Mnner, die eben noch auf ihnen Unbekannte Bomben abwarfen, heroisch einen Hund oder ein Kind aus den Flammen retten —- Ja, sind die Menschen denn böse? Oder ist ihre Vorstellungskraft so gering, dass sie ihr Mitgefühl nur mobilisieren können, wenn das Opfer ein hilfloses Einzelwesen ist?

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  4. ele21 schreibt:

    Ja, ein imposantes Denk-mal.

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  5. Ja, das sind wahre Worte.

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    • gkazakou schreibt:

      Danke Joachim. Natürlich stehe ich selbst auch in diesem Strom von vergossenem Blut. Wir alle stehen darin. Pythagoras hat die Menschen beschworen, keine Tiere zu essen. Es würde ihnen großes Übel bringen. Aber unsere Lust am Fleisch war immer stärker als unser Verständnis der Zusammenhänge.

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  6. Das fehlende Verständnis der Zusammenhänge macht sich leider auch immer mehr in anderen Bereichen breit…

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  7. Gisela Benseler schreibt:

    Den Sinn des „Denkmals“ begreife ich irgendwie nicht. Soll man dem Grausamen ein Denkmal setzen, um anzuklagen? Obwohl man selbst noch nicht alles abgelegt hat?

    „Am Guten bauen“, um Falsches zu überwinden, das wäre meiner Meinung nach der bessere Weg. Dann könnte es ja eines Tages tatsächlich überwunden sein. Dann brauchen wir kein „Denkmal“ mehr.

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  8. Myriade schreibt:

    Das Denkmal vor diesem Hintergrund ist ein mächtiges Bild, das tatsächlich archetypische Qualitäten haben muss. Mich beeindruckt es sehr und steht dafür, dass Menschen vielschichtig sind, im Mitgefühl wie in der Aggression …

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