abc-etüde: Museum – Impulswerkstatt: Meer

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Von Poseidon, dem großen Gott, möchte ich singen

dem Erderschütterer und Herrn über die Meere

Gott der Tiefe, Zähmer der Pferde…..

Bevor diese abc-Runde zu Ende geht, möchte ich erinnern an einen Besuch im Archäölogischen Museumwo ich eine „Odysseen“ betitelte Ausstellung sah. Wie sehr mir seither solche Spaziergänge zwischen den Artefakten der menschlichen Kulturgeschichte fehlen!

Das Meer brauche ich nicht im Museum aufzusuchen, Gottseidank! „In einer kleinen Hafenstadt an der Ostsee geboren“, schreibe ich in jeder biographischen Notiz. Immer schon habe ich die Menschen eingeteilt in zwei Gruppen – nein, nicht in die neumodischen zwischen „Geimpften“ und „Ungeimpften“, sondern in die uralte Unterscheidung zwischen Meeresanrainern und Binnenlandbewohnern.

Ich selbst bin vom Meerestyp, soviel steht fest. Am liebsten würde ich das Land nur von der Meeresseite aus betrachten, gewiegt von den Wellen.

Oder wie der kleine bronzene Hippokampos (*Hippopotamos ist falsch) aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert, den ein Bauer beim Poseidon-Tempels von Kalamata fand: zwischen Sonnenaufgang und -untergang, zwischen Sonnenuntergang und -aufgang würde ich über das Meer fliegen und nicht müde werden,

Ich würde in all die wundersamen Verfärbungen von Meer und Himmel eintauchen.

…mich gelegentlich von den Wellen an Land spülen ….

oder durch Silberglanz treiben lassen …

und kein Unwetter scheuen.

Wie Odysseus sein? Nein. Poseidons Sohn Polyphem ermordete er, drum musste er leiden. Der trug ein Rundauge auf der Stirn. Damit überblickte er den Horizont und die Meerestiefen. Doch die Kleinheit der Menschen, die übersah er. Verspottet hat ihn der Zweiäugige mit dem hellen Verstand – der „Niemand“ zerstörte das seherische Schauen. Drum musste er umherirren auf den Meeren, und konnte nicht heimfinden. Ein moderner Mensch halt.

Ulisses and the Cyclop

Umfangen von Tiefschlaf gelang dem Odysseus schließlich die Heimkehr. Nur so war es möglich. Denn um heimzukehren, musst du die Dimension wechseln.

299 Wörter

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Dies ist ein Beitrag zu https://laparoleaetedonneealhomme.wordpress.com/2021/11/02/einladung-zur-impulswerkstatt-november-dezember-2021/

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Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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12 Antworten zu abc-etüde: Museum – Impulswerkstatt: Meer

  1. Peter Klopp schreibt:

    Der kleine bronzene Hyppopotamos in den verschiedenen Variationen hat mir besonders gut gefallen, liebe Gerda.

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  2. Myriade schreibt:

    Ja, ich kann mich an die hübsche Skulptur erinnern. Ein Hyppopotamos ist offenbar nicht dasselbe wie ein Hippopotamus, wesentlich eleganter 😉 Schön ist so eine starke Verbindung zum Meer. Als Binnenländerin, die das Meer zwar sehr liebt, aber keine gewachsene Verbindung dazu hat, stelle ich das immer wieder fest.
    Es gefällt mir auch sehr gut, wie du die beiden Projekte immer wieder miteinander verknüpfst ! Mit schönem Dank und herzlichen Grüßen ans Meer

    Gefällt 2 Personen

  3. Christiane schreibt:

    Deinem letzten Satz (dem mit der Dimension) möchte ich nachspüren, der spricht zu mir.
    Die Figur des Hyppopotamos fasziniert mich. Weiß man etwas über die historische Figur? Woher weißt du, dass er fliegen konnte? Wenn er Flügel hätte/hatte, wäre das auch ein Zeichen für einen Dimensionswechsler … 🤔😉
    Schneeregengrüße nach Griechenland! 😁🌨️🕯️☕🍪👍

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  4. Mitzi Irsaj schreibt:

    Das Meer alleine ist schön. Verwoben mit Hyppopotamos und deinen Worten eine besonders feine Etüde. Deine Einschätzung zu Meer- und Binnenmenschen teile ich. Liebe Grüße

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  5. Pingback: Fazit Textwochen 46.47.21, willkommen Adventüden 2021! | Irgendwas ist immer

  6. Poseidons Reittier, was für ein Geschöpf. Wie es über das Meer gleitet, gefällt mir sehr.
    Sofort denke ich an Deine wunderschönen Leporellos mit den Abenteuern des Odysseus, liebe Gerda

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