Herzensgruß an den Herbst (mit Maulbeerbaumblatt, Paulinchen und Poesie)

Das erste herabgefallene Blatt des Maulbeerbaums. Ich hob es auf und hielt es gegen das Licht. Da erst da ich den fein gezackten Rand des herzförmigen Blattes.

Paulinchen, scheu wie ihre Mutter, spielt mit den herabgefallenen Blättern des Aprikosenbaums.

Zeit für die Weinlese.

Der Sommer war sehr groß und darf dem milderen oder auch wilderen Herbst gern Platz machen. Dennoch hier eines meiner liebsten Herbstgedichte aus Jugendzeiten, als ich den Herbst noch in nördlichen Breiten erlebte und seine Melancholie mich voll ins Herz traf. Und als ich noch Geige spielte….

Chanson d’automne

Paul Verlaine

Les sanglots longs
Des violons
De l’automne
Blessent mon coeur
D’une langueur
Monotone.

Tout suffocant
Et blême, quand
Sonne l’heure,
Je me souviens
Des jours anciens
Et je pleure

Et je m’en vais
Au vent mauvais
Qui m’emporte
Deçà, delà,
Pareil à la
Feuille morte.

Paul Verlaine, Poèmes saturniens

Die „poetischen“ Übersetzungen, die ich im Netz fand, waren so fürchterlich, dass ich eine von mir verbesserte google-Übersetzung vorziehe.

Herbstlied

Die langgezogenen Schluchzer 
der Violinen
Des Herbstes
Verletzen mein Herz
mit monotoner Mattigkeit 

Alles erstickend
Und blass, wenn
die Stunde schlägt,
Ich erinnere mich
an alte Zeiten 
Und ich weine

Und ich gehe fort 
im üblen Wind
der mich davonträgt
Hierhin, dorthin,
Ähnlich dem
Toten Blatt.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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25 Antworten zu Herzensgruß an den Herbst (mit Maulbeerbaumblatt, Paulinchen und Poesie)

  1. finbarsgift schreibt:

    Schön, das Herzblatt und das wunderschöne Poème des großen französischen Poeten.
    Dankeschön für beides 🌻💐🌻
    Herzliche Morgengrüße vom Lu

    Gefällt 3 Personen

  2. Myriade schreibt:

    Ich habe das Gedicht durch DeepL gejagt. Das ist das Originalergebnis. Es braucht schon ein paar Anpassungen ….

    Die langen Schluchzer
    Von Geigen
    Vom Herbst
    Mein Herz verwunden
    Mit einer Trägheit
    Monoton.

    Alles erstickend
    Und blass, wenn
    Die Stunde schlägt,
    Ich erinnere mich
    Aus längst vergangenen Tagen
    Und ich weine

    Und ich gehe weg
    Dem bösen Wind
    Das trägt mich
    Hier und dort,
    Wie ein
    Wie ein totes Blatt.

    Gefällt 4 Personen

  3. Friedrich schreibt:

    Danke, Gerda, für Gedicht und Übersetzung. Und für Deine Beiträge der letzten Tage – ich habe mich sozusagen „aufgehoben“ gefühlt.

    Gefällt 3 Personen

  4. Karin schreibt:

    Das Vergehen, der Neuanfang mit jungem Leben, die Reife der Früchte, das Aufleuchten der Farbenl – der Herbst stimmt froh und melancholisch – je älter ich werde, umso mehr rührt diese Jahreszeit auf.
    Habe Dank für diesen Beitrag, liebe Gerda

    Gefällt 4 Personen

  5. kopfundgestalt schreibt:

    „Ich erinnere mich
    an alte Zeiten
    Und ich weine“

    Ich erinere mich an einen Film, in dem ein alter Mann von seiner Liebe, die er nicht bekam, erzählt. Er weinte, wohl ob des tiefen Gefühls.
    Meine Mutter erzählte , wie sie ihren ersten Galan durch Zufall wiedertraf und der jedes Mal wieder davon sprach, daß er es so schade findet, dass es nichts wurde. Meiner Mutter war er zu stürmisch, das war sein Fehler.

    Gefällt 1 Person

  6. Mitzi Irsaj schreibt:

    Ein melancholisch stimmendes Gedicht und zugleich so schöne Fotos mit denen man den Herbst gerne willkommen heißt. Ich jedenfalls freue mich tatsächlich ein wenig auf ihn. Ich brauche den Wechsel der Jahreszeiten.

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  7. Verwandlerin schreibt:

    Ach Gerda, danke für dieses bittersüße Gedicht! Ich habe ja auch einen Hang zur Melancholie …

    Gefällt 1 Person

  8. derdilettant schreibt:

    Und wie nebenbei noch das schöne Rilke-Zitat: „…der Sommer war sehr groß“. Auch dieses Gedicht mag ich sehr, Verlaine kannte ich hingegen noch nicht, danke fürs posten.

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  9. Gisela Benseler schreibt:

    Das alles ist so anrührend, Gerda. Und gerade hören wir hier eine Musik, die stimmungsmäßig paßt (…). Hören aber kann ich Dein Video nicht, da „nicht verfügbar“. (Oder kann mir vielleicht „Jemandin“ dabei weiterhelfen? Ich frag sie mal. Sie wählte gerade den Morgenhimmel von heute für mich aus als Leitbild.)

    Gefällt 3 Personen

  10. Dieses Gedicht konnte bei meinem ersten Parisaufenthalt 1964 mal auswendig. Deine Übersetzung gefällt mir sehr.

    Gefällt 2 Personen

  11. Sonja schreibt:

    Ich gehe fort im üblen Wind…deine Übersetzung ist wunderbar…und ich stoß mich ab an der Wäschespinne und schwebe der goldenen Herbstsonne entgegen…

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  12. Wunderfeine Worte, liebe Gerda, die uns den Herbst mit seinen satten goldenen Farben näherbringen und ein rührendes Foto vom Paulinchen.

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