Geerdetes Denken: Interview mit einem Blumenhändler in Berlin

Ich habe dieses Interview sehr gerne gelesen!

https://www.epochtimes.de/meinung/gastkommentar/trotz-lockdown-berliner-ladenbesitzer-haelt-blumengeschaeft-waehrend-corona-pandemie-geoeffnet-a3529437.html/

Dieser Blumenhändler strahlt so viel Unaufgeregtheit, natürliche Harmonie und Alltagsvernunft aus, das mir beim Lesen das Herz aufging und die Nerven sich beruhigten. Ist das die Wirkung der Blumen? Als wir hier in Griechenland in unserem ersten Lockdown waren, suchte ich verzweifelt nach einem offenen Blumenladen – es gab keinen. Selbst die Friedhofsgärtnerei war geschlossen. Das betrübte mich sehr. Und ich fragte mich nach dem Sinn von Maßnahmen, die uns sogar den Trost der Blumen nicht gönnten.

Da du vielleicht keine Zeit und Lust hast, das ganze Interview zu lesen, hier ein paar Kostproben:

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Herr Thesing, Sie betreiben in Berlin einen Blumenladen. Wer diesen betritt, der kann etwas geschenkt bekommen, wenn er „Gesicht zeigt“, wie Sie sagen. Was ist damit gemeint und warum tun Sie das?

Thesing: Das passiert aus dem Inneren heraus. Das ist gar kein System. In dieser Zeit ist es nun mal so, dass angenehme Menschen einen anlächeln. Und so verschenken wir auch ganz gern immer mal wieder Blumen.

(…)

T.G.: Was sagt Ihnen Ihr normaler, gesunder Menschenverstand?

Thesing: Der sagt mir, dass wir zu leben haben, wie wir bisher gelebt haben. Dass in Krisen Familien zusammenhalten müssen und nicht auseinandergerissen werden dürfen. Dass für alte Menschen das Allerwichtigste ist, Kontakt zu den Kindern und Enkeln zu haben. Daraus wird meines Erachtens die allergrößte Lebensenergie gezogen.

Für jeden sollte es vollkommen klar sein, dass Kinder miteinander spielen wollen in großen Gruppen. Und wenn man in die Beobachterrolle geht und sich das ganze Treiben anguckt, dann merkt man diese Unmenschlichkeit, das Brutale.

T.G.: Nun begründet Angela Merkel die Politik damit: Wir müssen mal streng sein, weil wir Euch alle schützen müssen. Das Virus Sars-CoV-2 ist eine große Gefahr. Und weil wir alle schützen müssen, müssen wir uns alle erst einmal einschränken.

Thesing: Das glaubt sie ja selber nicht und das weiß sie auch, dass dies so nicht stimmt. Für jeden normal denkenden Menschen ist es klar, dass wir untereinander sein müssen, damit unser Immunsystem stark wird, stark bleibt. Es ist eine glatte Lüge.

(….)

T.G.: Ein Barbetreiber in der Kollwitzstraße hat seine Haltung und seinen Widerstand in politische Form zu bringen versucht, indem er eine Partei mitgegründet hat. Würden Sie so etwas machen?

Thesing: Nein. Ich glaube, diese Zeit ist inzwischen vorüber gegangen. Ich denke, dass wir uns durch die Parteien – auch neue – immer weiter spalten. Man kann es in der Historie sehen. Egal, wie man zu den neuen Parteien steht: Sie werden alle aufgesogen. Wenn man sich die Geschichte der Grünen als Friedens- und Umwelt-Partei anguckt.

Das hat glaube ich, keine 100 Tage gedauert, dass die Grünen in der Bundesregierung das erste Mal einen völkerrechtswidrigen Krieg mitgetragen haben, mit einer Holocaust-Relativierung als Begründung. Jeder, der aktiv etwas macht, ist gut. Aber es ist nicht meins. Ich selber bin ein wenig ratlos, wie wirklich der perfekte Weg aussehen soll.

(…)

T.G.: Viele wie dieser Barbetreiber in der Kollwitzstraße erleben Anfeindungen, wenn sie Gesicht und Haltung zeigen, ihre andere Sicht auf diese Krise. Haben Sie so was erlebt oder ist das relativ ruhig?

Thesing: Das hält sich ruhig. Ich glaube, wir haben als Blumenladen auch so eine natürliche Ausstrahlung. Das ist mehr ein Fragezeichen bei den Leuten. Ich meine, dass da mehr ein Fragezeichen im Kopf der Leute entsteht, als dass sie uns direkt ansprechen. Wir haben vereinzelt mal Fragen, warum wir denn hier keine Maske tragen müssen.

So eine natürliche Ausstrahlung

(…)

T.G.: Wird das aber nicht ein bisschen teuer auf Dauer, wenn Sie Ordnungswidrigkeiten kassieren?

Thesing: Wir haben aus dem letzten April zwei harte Anzeigen bekommen, wo sich aber das Gericht gleich geweigert hat, die Sache zu verhandeln, was ich sehr schade finde. Ansonsten glaube ich, dass wir so eine natürliche Ausstrahlung haben. Wir haben Polizisten, die bei uns einkaufen. Wir kriegen Lächeln geschenkt. Irgendwie läuft das einfach bei uns. Allerdings muss ich sagen, hätte ich auch einen schwereren Stand mit einem Club oder einer Bar als mit einem Blumenladen.

wir kriegen ein Lächeln geschenkt

T.G.: Warum macht das einen Unterschied? Wo kommt das her? Helfen Blumen gegen Pandemie, gegen alle Ängste und Sorgen?

Thesing: Blumen sind sehr speziell. Wenn man sich das mal bewusst macht, fällt einem auf, dass man selber Blumen gar nicht anfassen möchte. Selbst Blumen in der eigenen Vase lässt man lieber stehen, bevor man sie nochmal richtet. Blumen passen in keine Kategorie rein. Die Politiker wissen nicht, ob sie zu den Waren des täglichen Bedarfes gehören oder nicht. Sie wissen nicht, ob sie systemrelevant sind oder nicht.

φάκελο = Akte άνθρωπος = Mensch

(…)

T.G.: Sie haben auf die Geschichte hingewiesen und von Geschichtsvergessenheit gesprochen. Wie erklären Sie sich, dass das, was wir da seit einem Jahr erleben, überhaupt möglich ist, wo doch so vieles darauf hindeutet, dass das, was uns erzählt wird, nicht stimmt? Inzwischen geht das alles ein Jahr. Haben Sie für sich eine Erklärung, warum das möglich ist?

Thesing: Ja, ich habe eine. Die ist recht profan. Ich glaube, die Masse der Menschen guckt zu viel Fernsehen und ist sich dessen nicht bewusst, wer das Fernsehen macht, wie das Fernsehen aufgebaut ist, und denken wirklich, was in der Tagesschau kommt, ist von Relevanz.

(…) Man braucht sich mit den Sachen gar nicht zu beschäftigen. Ein Mensch, der normal geerdet ist, in seinen sozialen Strukturen eingebettet ist, der würde auf so seltsame Sachen gar nicht kommen, dass man andere durch irgendwelche Masken schützt. Wir werden so beschallt von morgens bis abends. (…) Selbstbestimmt, ohne darauf zu gucken, wie andere denken. Dann hat man ein normales, gesundes Weltbild…

(…)

T.G.: Und wie sehen Sie den weiteren Gang der Dinge? Gibt es Hoffnung, dass das mal aufhört in absehbarer Zeit?

Thesing: Natürlich gibt es die Hoffnung. Das ist auch recht klar, dass das aufhört. Meiner Meinung nach wird das zuerst einen Zusammenbruch geben. (…)  Dann müssen wir wieder von Neuem anfangen. Und ich gehe definitiv davon aus, dass wir auch eine gute Zukunft haben.

T.G.: Sehen Sie einen bestimmten Zeitpunkt, etwa die Bundestagswahl im Herbst, wie manche meinen?

Thesing: Ich habe keinen Zeitplan. (…) Unser Schicksal ist, dass wir diese Zeit jetzt durchleben müssen. Ich habe keinen Zeitpunkt. Ich glaube auch nicht, dass es hier um Gesundheit und Corona geht, und erst recht nicht um eine Bundestagswahl.

Schwierige Wahl

 

 

 

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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22 Antworten zu Geerdetes Denken: Interview mit einem Blumenhändler in Berlin

  1. nandalya schreibt:

    Wo waren die anderen Ladenbesitzer? Vielleicht beginnt man langsam zu verstehen.

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    • gkazakou schreibt:

      Er sagt ja, dass manche aufbegehrten, doch sei es eben für einen Barbesitzer und einen Friseursalon sehr viel schwerer als für ihn, der Blumen verkauft. Bei Blumen weiß der Staat nicht so recht, ob man sie verbieten und dem Verbot Nachdruck geben kann..
      Er sagt freilich auch, dass so mancher durch die Angst vor dem Virus so sehr gelähmt ist, dass er das in Jahren Aufgebaute fast freiwillig dahingibt, um sein Leben zu retten.

      Was mir bei diesem Mann so gefällt: er klagt niemanden deswegen an, sondern tut das, was für ihn selbst das Natürliche und Richtige ist. Diese ruhige gelassene Art macht mir Eindruck.

      Gefällt 6 Personen

      • nandalya schreibt:

        Genau diese Einstellung hätte ich von noch mehr Deutschen erwartet. Auch von der Bevölkerung anderer Länder. Aber die steht nur in den Sozialen Netzwerken auf und bleibt ansonsten zu Hause.

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      • Verwandlerin schreibt:

        Ungeachtet, ob ich jedem Detail dieses Interviews zustimme, gefällt mir auf jeden Fall die Haltung dieses Mannes und der Umstand, dass er Erfolg hat.
        Danke fürs Teilen, liebe Gerda! Und für die Bebilderung!,

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    • gkazakou schreibt:

      So geht es mir auch, Marion. Selten bis nie stimme ich mit jedem Wort überein, und das ist auch gar nicht nötig. Auf die Haltung und Denkungsweise kommt es mir an.

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  2. signorafarniente schreibt:

    Liebe Gerda, danke für‘s Teilen dieses Interviews. Die Ansichten des Blumenhändlers machen nachdenklich, aber im positiven Sinne. Er sieht das große Ganze und hält sich nicht mit unnötigen Kleinteilen auf. Liebe (und sonnige) Grüße aus Frankfurt, Eva

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  3. elsbeth weymann schreibt:

    Ein echter Lichtblick. Danke, Gerda !! Kein Geschrei, kein Weltuntergangsgetöse. Er ist informiert, reflektiert und selbstreflektiert (!) nüchtern und warmherzig, erfahren und klar, konsequent, verantwortungsvoll u..u..—Diese klare Haltung, sein eigenständiges darin begründetes Handeln, ohne „Besserwisser und EiGENTLICH -ALLESWISSER“-Pose– ER lebt und handelt, nach seiner Erkenntnis, an seinem Ort, in seinem Umkreis.
    All dies ist tief ermutigend—und vorbildlich. Dank fürs Teilen !!! Sehr herzlich !
    Elsbeth

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    • gkazakou schreibt:

      Ich danke dir sehr für deine positive Resonnanz, liebe Elsbeth: Mir ging es beim Lesen ganz ähnlich: Endlich ein Mensch, der ganz unaufgeregt einfache eigentlich selbstverständliche Dinge sagt und tut. Mir war, als schaute ich in ein entspanntes lächelndes Menschengesicht, das mir sagt: es ist schon gut, wir müssen da jetzt durch, aber das Leben wird am Ende ja doch siegreich sein.

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  4. linienspiel schreibt:

    Da spricht die Weisheit des Herzens. Vielen Dank, liebe Gerda, für das Teilen des Interviews!
    Sehr schön, dein Legebild!
    Lieben Gruß, Beate

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  5. Leela schreibt:

    Sehr mutig… Ich hätte es mich nicht getraut… Aber ich bewundere solche Menschen

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  6. wildgans schreibt:

    Das habe ich ebenfalls sehr gerne gelesen!
    Deine Bilder dazu: Famos!
    Gruß von Sonja

    Gefällt 2 Personen

  7. OIKOS™-Editorial schreibt:

    Ich bewundere echt die Gelassenheit, welche dieses Interview ausstrahlt! Da ist so Vieles drin, das einen nachdenklich(er) machen muss. Es ist eben auch ein wenig diese „Vollversorgungsmentalität“ der Deutschen, die in dieser Krise – wieder einmal? – ungeprüft „der Obrigkeit nachfolgen“ lässt. Kommt mir natürlich gleich der Götterglaube und der Umgang mit denselben bei den „alten Griechen“ in den Sinn. Lol Danke für den Hinweis auf dieses Interview, Gerda! Man muss viele Stimmen hören. Manche einfach „stillschwalten“ bringt eine Armut im Denken! 😉 LG Michael

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  8. Ein toller und sehr mutiger Mann, der meinem Blumenhändler gut gefallen würde *lächel*
    Mein Blumenhändler ging einen Weg der Mitte. Er öffnete schon, als alle anderen noch lange geschlossen hatten und der Erfolg gab ihm Recht. Und doch hat er auch Kunden verloren, die nicht glauben konnten, daß man bei ihm einkaufen konnte…Das Ordnungsamt ließ ihn in Ruhe!

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