„Sach mal“, sagt Will.ie. „Wat sin denn eigentlich Hohlpfannen?“ Überrascht blicke ich von meiner Zeichnung auf – überrascht sowohl durch die Frage als auch durch Will.ies plötzlich norddeutsche Aussprache. – „Wozu willst du das wissen?“ frage ich zurück. Rückfragen sind immer gut, wenn man die Antwort nicht weiß. „Ich les hier was über Dachdeckerei. Ich brauch einen Beruf, und da dachte ich…“ – „Du willst doch nicht im Ernst…“
Doch, Will.ie will im Ernst die Dachdeckerei erlernen. Schon früher hat sie Interesse an den Dächern gezeigt, die ich mehr oder weniger korrekt in meinem Block festhielt. Oder richtiger, Will.i war es, der dies Interesse zeigte. Ihm gefiel es, mich zu kritisieren, weil ich nicht genau zeichnete, während er nachzählte, wieviele Ziegeln auf dem Dach waren, und mir dann glücklich Mitteilung machte, es seien 103. Will.i, der Zählmeister. Nur drei Monate trennen uns von damals – doch für Will.ie ist es Jahre und etliche Verwandlungen her.
„Hier steht“, so nun Will.ie: „Im gesamten norddeutschen Raum dominiert die Hohlpfanne. Entstanden ist sie aus antiken Vorbildern, als man nach Alternativen zu den Halbschalen im Mörtelbett suchte.“
„Aha“, sage ich, „wo liest du das denn?“ und denke: Dann war wohl das norddeutsche Walmdach, unter dem ich aufwuchs, mit Hohlpfannen gedeckt. Das antike Vorbild – sind das etwa die Stapel von Dachziegeln, die man schön aufgeschichtet in jedem griechischen Ausgrabungsgelände findet?
„Ich sehe, du weißt auch nicht Bescheid“, unterbricht Will.ie meine Gedanken. „Zeichnest Ziegeldächer noch und nöcher ….
… aber ob es Hohlpfannen, Nonnen oder Mönche sind, das weißt du nicht.“ „Nonnen oder Mönche?“ frage ich verwirrt. „Ja“, trumpft Will.ie auf. „So steht es hier: Mönch und Nonne sind die klassischen mediterranen Dachziegel und werden beinahe ausschließlich in allen Gegenden rund ums Mittelmeer verwendet. Du hast mithin gute Chancen, dass die Ziegel, die du grad zeichnest, Mönche und Nonnen sind.“
Dies war nun meine zweite Pfannen-Etüde, 300 Wörter lang, angefertigt mithilfe der drei Wörter, die DORO-ART für die von Christiane betreuten Etüden spendete. Danke euch beiden!
Hohlpfanne, aha, es gibt so viel zu lernen ….
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Mönche und Nonnen sind auch Hohlziegel, weiß Wikipedia 😉 Etüden bilden, ich bin wieder mal begeistert 😁
Danke dir sehr und einen schönen Abend! Abendgrüße 😁🍷🥨🧀👍
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Genau, Etüden bilden. Ich merkte es mal wieder beim Wortverdreher. Und so bildete ich mich weiter über Dachziegel – ein wirklich sehr sehr interessantes Wissensgebiet. Leider kann man in 300 Worten nicht viel drüber sagen. 🙂
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Stimmt, das dachte ich bei Christian auch 🤔👍
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Wortverdreher, Fabulierkunst, recht anregend… Vor allem aber Deine Zeichnungen sind wunderschön, richtig gut.
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Dankeschön, Gisela. Doch diesmal habe ich gar nicht so viel fabuliert. sondern das meiste ist zitiert und stimmt. Ganz interessant finde ich das Thema der Ziegeln – ihre Geschiche, Verwendung – eine hohe und wichtige Kunst
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Ja, das glaube ich Dir. Nur daß Willie so belesen ist, das wunderte mich ein wenig. Doch das ist ja gerade das Fabulieren in Deiner Schriftstelkerei.
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Danke, Gisela. Will.ie, inzwischen 32, ist so belesen wie du und ich. Warum auch nicht?
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Hm… Wenn es denn so wäre, ja.
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Amüsant, interessant und klasse Zeichnungen!
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Danke! 🙂
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Danke Dir – soviel lehrreiches wie ich derzeit über Pfannen lerne… sehr cool
LG Doro
https://www.doro-art.com
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Sehr gern, Ich habe festgestellt, dass es Dachwiki gibt, wo man alles Wissenswerte über Dächer und Dachdeckerei lernen kann – samt Übungsaufgaben. Spannend.
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Hohlpfannen waren mir klar, aber bei Mönchen und Nonnen dachte ich erstmal nicht an Dachdeckerei 🙂
Deine Zeichnungen sind immer wieder sehenswert, liebe Gerda.
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Mir gings ähnlich mit den Mönchen und Nonnen – ein Ausdruck, der für die aufeinanderliegenden hohlen Schalen im frommen Italien üblich wurde. Honi soit qui mal y pense (Ein Schelm, der Böses dabei denkt).
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