Schreibeinladung für die Textwochen 14.15.21 | Wortspende von Ludwig Zeidler und Irgendwas ist immer
„Haltlose Hüte sind ein Graus,
sie fliegen mit dem Winde fort
Für jeden Menschen brauchts ein Haus
Für jeden Hut nen festen Ort
Der Hut ist für den Menschenkopf
und mag nicht ohne sein
Wie Deckel für den Henkeltopf
Die sind gar nichts allein.“
So sprach der große Denker Pierre
Massierte sich das Kinn
Er dachte bei sich hin und her
Und dachte her und hin.
Die Lösung kam dann über Nacht
Als er sich ausgeruht
Und gar nicht mehr daran gedacht:
Er sah nen Sonnenhut.
Der lag allein am Boden rum
Und wusste nicht wohin
Er fühlte sich ganz schrecklich dumm
Und traurig ward sein Sinn.
Der Pierre sprang auf, nahm Buntpapier
Und baute Menschenköpfe
(Am Ende zeigte er sie mir)
Betrachtet die Geschöpfe.
„Sie sind ja eigentlich ganz nett
Doch brauchen sie nen Hut!
Der Hut macht erst den Kopf komplett
Und auch dem Hut
dem tut es gut
hat er nen Kopf.
Als wie der Topf dem Deckel
ein Bett ist in der Nacht
und wie das Geld das Säckel
erfüllt und glücklich macht,
so soll dein Haupt dem Hute dienen
barhäuptig niemals sein.“
Das ist dem Pierre im Traum erschienen.
Mir leuchtet’s ein.
Ich muss gestehen, dass ich Hüte (auf meinem Kopf) nicht ausstehen kann, und diese umgehe, wann immer es geht. Aber die Topf-Deckel-Idee ist bezaubernd, und dein Legebild dazu ist es auch. 🤠😉👍
Herzliche Abendgrüße 😁🍷🥨🧀👍
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Du willst den Hüten nicht zu Diensten sein? „kapelloma“ – mit dem Hut bedecken – bedeutet auf Griechisch jmd eine Ansicht überstülpen, fremdbestimmen.
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Ahhh! Danke für die Erklärung!
Nein, wenn ich es vermeiden kann, nicht, aber ich bilde mir nicht ein, dass das immer geht. 🤔😉
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Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass das „Behüten“ im Deutschen eine andere Assoziation herbeiruft, als das griechische „Kapelloma“ (Ansichten überstülpen, Fremdbestimmen). Was auf eine unterschiedliche Beziehung des Menschen zu Gesellschaft und Staat hindeutet: Vertrauen vs Misstrauen
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Hüte, also Meinungen übergestülpt bekommen will ja keiner. Jeder soll frei sein im Suchen und Finden. Allerdings ist nicht immer hilfreich, was man findet. Bei Deinem Gedicht, Gerda, dachte ich schon, Du wolltest uns und Dir das Hütetragen empfehlen.
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Das sind bloß die Überlegungen des Herrn Pierre. 😉
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Wer ist Herr Pierre? Ausgedachte Person?
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Herr Pierre – ausgedacht, nicht nur um des Reimes willen.
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Dachte ich es mir doch. Nicht nur um des Reimes willen, einfach so, aus Freude am Fabulieren.
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Lustig, witzig, amüsant sind Deine Figuren wie auch das Gedicht. Eben: nicht immer ernst zu nehmen.
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Großartig das Gedicht und die Legebilder !! Den sprachlichen Zusammenhang zwischen „behüten“ und „Ansichten überstülpen, fremdbestimmen“ sehe ich allerdings nicht. Das sind Wörter bzw Ausdrücke mit völlig verschiedener Bedeutung, aus denen sich doch keine Beziehung der Menschen zu Gesellschaft und Staat ableiten lässt. Ich finde es extrem schade, dass deine noch so sprühenden, fantasievollen Texte und Bilder immer in dasselbe Loch interpretiert werden.
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Da hast du jetzt meine miese Stimmung echt gehoben, liebe Myriade, danke! Ich freu mich über deine Zustimmung und schmunzele über deinen Protest, der dem meinen gleicht: wenn ich bei dir lese, was ich ausnehmend gern tue, trifft mich manchmal ein schmerzlicher Pieks, und ich verziehe angewidert das Gesicht. 😉 Hab einen schönen Tag!
ps. Wärest du einverstanden mit dem Satz, dass die Hüte so manches Mal wichtiger genommen werden als die Köpfe, auf denen sie sitzen? Man sieht den Hut und ist verstimmt oder angetan, je nachdem.
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Ja, liebe Gerda, bezüglich der Hüte bin ich ganz deiner Meinung. Oft sind die Köpfe darunter ganz anders, im positiven wie im negativen Sinn bzw gibt es in den Köpfen auch Haltungen und Meinungen, die durch die Hüte nicht zum Ausdruck gebracht werden.
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Ich finde ja, dass wir beide überhaupt ein leuchtendes Beispiel dafür sind, wie man sich über Covid-Maßnahmen und Impf-gräben hinweg in anderen Bereichen durchaus gut verstehen kann, wenn wir auch beide immer wieder mal aus entgegengesetzten Gründen angewidert das Gesicht verziehen. Aber wir können uns auch zugute halten, dass wir beide die Kritik von der jeweils anderen Seite gut aushalten. Was ja leider in sehr vielen Fällen durchaus nicht der Fall ist ….
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Mit anderen Worten: einen schönen Sonntag wünsche ich dir !
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So ist es, liebe Myriade! So mag ich auch streiten.
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Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 16.17.21 | Wortspende von DORO|ART | Irgendwas ist immer
Danke für deine spritzige Kata-Strophe, liebe Gerda! Ich musste an einen netten Herrn gleichen Namens denken, der meine Finanzen bei meiner Hausbank gut behütet (ganz ohne mir seine Ansichten überzustülpen).
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Danke, Elke. Ich hoffe, dein Finanzhüter ist nicht auf Träume angewiesen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. 😉
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Hut ab! Du sagst viel Wahres über Mensch und Hut.
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Danke, Joachim. Hüte machen Leute und Leute Hüte….
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Ich kann mich noch erinnern, als es mir als Kind erstmalig gelang, aus einer Zeitungsseite einen Spitzhut zu machen. Ich lief dann damit durch die Gegeng und sang: Mein Hut der hat drei Ecken…
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🙂 Ich hab dies Lied grad im Deutschunterricht mit meinen beiden Deutschlernerinnen reaktiviert… und hat er nicht drei Ecken, dann ist er nicht mein Hut. Unverwüstlich.
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*lach*, ich kannte dieses Lied auch gut 🙂
Übrigens trug ich nie Hüte, aber als ich 14 Lenze jung war, besaß ich mal einen Sonnenhut 🙂 für einen Sommer lang.
Danach hat er sich wohl von mir verabschiedet *g*
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O, ich mochte Hüte und Mützen sehr gern, lila Baskenmütze, Arbeiter-Schiebermütze, Sonnenhüte jede Menge trug ich. 🙂
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Zur Demonstration fehlte dir dann nur noch ein traditioneller Dreispitz-Hut… 😉
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