5.3.2021 Will.ie überdenkt ihre Berufswahl (abc-etüde)

Und noch eine dritte Strickjacken-Etüde für Christianes abc-Projekt . Diesmal in feiner Prosa.

abc.etüden 2021 08+09 | 365tageasatzaday

Ich misch mich nicht in Will-ies Entschließungen ein. Es hätte sowieso keinen Sinn, denn wer bin ich, um zu bestimmen, was aus diesem Jahr noch werden kann? Dennoch gebe ich zu, dass mich ihre gestrige Berufswahl „Kriegsberichterstatterin“ konsternierte. Hieß das, dass es neue Kriegsschauplätze geben würde, vielleicht ganz nah bei uns? Überall blinken ja rote Warnlampen:  der Nahe Osten kommt nicht zur Ruhe, die EU-Russland-Beziehungen werden immer angespannter, im Pazifik bilden sich neue Konfliktherde und die alten Kriege in Afrika, Asien und Südamerika schwelen weiter. Der Frieden ist auch hier im Südosten Europas trügerisch, eine dauernde Spannung herrscht zwischen den verschiedenen Spielern, da kann schnell ein übles Feuer ausbrechen, das schwer zu löschen wäre.

Wie froh war ich daher, als ich heute morgen Will.ie entdeckte, wie sie sich Max dem Kater liebevoll näherte. Er lag auf der Gartenbank …

und streckte ihr sein Bäuchelchen hin: „Streichel mich!“ sagte er.  „Ich ziehe auch meine Krallen ein, versprochen!“ Und sie streichelte ihn und kraulte ihn hinterm Ohr und sagte zärtlich zu ihm: „Max, ich glaub, ich werde doch lieber Tierärztin. Oder ich mache ein Asyl für heimatlose Tiere auf, oder beides. Was meinst du?“ – „Tierärztin geht in Ordnung“, schnurrte er. „Aber das mit dem Asyl würde ich nicht so begrüßen. Wer weiß, wer sich da alles einfindet. Allerlei unsicheres Gesindel, elende Kreaturen, Hunde. Ich finde, es reicht völlig, wenn du dich um mich kümmerst. Wenn du willst, kannst du noch ein paar meiner Freunde mitbewirtschaften, dann aber ist wirklich Schluss, würde ich sagen. Stell dir mal vor, du wärst wie diese alberne Nachbarin in langer Strickjacke, die bei jedem Wetter mit ihrem Hund Gassi geht. An jedem Baum bleibt er stehen, um zu pinkeln. Gibt es etwas Alberneres? Nein, du bist zu Besserem geboren, Will.ie. Katzenpflegerin ist ein erstklassiger Beruf. „ (300 Wörter)

Nachbarin führt ihren Hund Gassi

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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18 Antworten zu 5.3.2021 Will.ie überdenkt ihre Berufswahl (abc-etüde)

  1. Die Arglosigkeit der Tiere wünschte ich mir auch ein wenig mehr angesichts der Zustände in der Welt. Dein Schnipselbild mit der Hund-auführenden-Nachbarin ist sehr gelungen!

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  2. Das klingt nach einem wundervollen Plan 😁🐈

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    • gkazakou schreibt:

      Nicht wahr? Katzenpflegerin ist ein Beruf mit sicheren Zukunftsaussichten und viel weniger strapaziös als Kriegsberichterstatterin.Sie muss nicht in der Welt rumreisen, bleibt fein hier bei mir und so hat nicht nur Max, sondern auch ich habe ihre Gesellschaft. Hoffentlich ändert sie ihre Pläne nicht gleich wieder. In ihrem Alter ist das leider nicht auszuschließen.

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  3. Wenngleich ich Katzenpflegerin für etwa so unfallträchtig wie dieses andere halte (Katzen fahren doch gern mal ihre Krallen aus), wenngleich das Ausmaß unterschiedlich sein sollte: das stimmt schon. Hunde in modernen, sogenannten Zivilisationen auszuführen – Leine, womöglich Maulkorb und dann, ganz unsäglich, Plastikbeutelchen für eine höchst natürliche Hinterlassenschaft! – ist fast so übel wie die Katze immer drinnen zu halten, was aus Katzen- und Naturschutzgründen inzwischen empfohlen wird.
    Na ja. Menschen halt. Die können alles in die aberwitzigste Seltsamkeit steigern. Insofern wieder volles Verständnis für das Kätzchen, das vielleicht aus Klugheit keine all zu große Nähe zu Hunden hergestellt haben will. Kann ich verstehen, wenngleich unsere Hunde und Katzen zumeist (ja, zumeist) die besten Freunde waren.

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    • gkazakou schreibt:

      Danke schön für deinen Kommentar! Ich selbst hatte schon beides, mal Hund, mal Katzen, zuletzt 14 Jahre unseren Jagdhund Tito. Der war sehr frei, wir haben ihn nur angeleint, wenn es Gefahren gab. Daher war er freundlich, höflich, kommunikativ – nur Katzen verjagte er immer, ich konnte es ihm nicht abgewöhnen..Seit er gestorben ist, füttern wir nun die Katzen, die unseren Garten besuchen. Dies hier ist der Kater Maximilian, genannt Max.

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      • Ja, derzeit geht es mir ähnlich mit unserem Dackel (der inzwischen schon ganz gut folgt, da auch nicht mehr so jung). Katzen kennt er nur als Beute/Feind, aber die früheren Hunde, die das artübergreifende Zusammenleben kannten, waren zum TEil echte Katzenfreunde.

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  4. Christiane schreibt:

    Dass ich mich mit dir freue, muss ich nicht extra bekunden, oder? Man kann an vielen Ecken helfen und sich einsetzen. Ich bin immer bei denen, die Schmerzen lindern, statt sie zu verursachen – ja, auch das ist ein Satz, der viele Aber nach sich ziehen kann … 🤔
    Danke dir auf jeden Fall. Möge es ein friedliches Jahr sein, unruhig ist es schon genug …
    Abendgrüße 😁🍷🐟👍

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  5. Myriade schreibt:

    Haha, ja der Max spricht aus, was viele denken, nicht nur Katzen.

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  6. Melina/Pollys schreibt:

    Schön, ich liebe Dialoge mit Katzen und Katzenpflegerin ist echt ein schöner Beruf. 😉

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  7. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 10.11.21 | Wortspende von BerlinAutor | Irgendwas ist immer

  8. Wie schön, nun von will.ies anderer Seite zu lesen, der zärtlichen, fürsorglichen.
    Tierärztin wäre ein wundervoller Beruf, wenigstens für eine Zeit. Für etwas anderes kann sie sich immer noch entscheiden, liebe Gerda.
    Welche Schnipsel benutzt du denn zur Zeit?
    Dein bildchen ist so toll, aber toll ist es gar nicht, wenn Hunde an so kurzer Leine geführt werden.

    Übersetze ich das Bild auf uns Menschen, dann wird mir Angst und Bange und ich mag gar nicht weiterdenken …

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    • gkazakou schreibt:

      Die Schnipsel sind neu, ich habe sie vor drei Tagen gerissen. Die Aussichten sind tatsächlich nicht nur für Hunde trübe, liebe Bruni…. Aber nun kommt der Sommer und mit ihm ein Stück Bewegungsfreiheit mehr, nehme ich an „Ta bania tou laou“ (Die Bäder des Volkes), sagte unser MP Andreas Papandreou, „sind heilig“. Die kann man nicht verbieten.

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