Es ist schön, eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, neben sich zu fühlen, wenn man hinuntergeht ans Meer, sich auf den Felsen einer Mole setzt, hinschaut auf die Wasserfläche, in der die tiefstehende Sonne eine Lichtbahn malt, den kleinen Skizzenblock aus der Jackentasche fischt, auch einen Stift findet und beginnt, die Häuserfront des Dorfes zu zeichnen.
Die junge Frau, fast noch ein Kind, atmet neben dir. Sie ist nicht mehr aufgeregt, nicht überkandidelt von zu viel Unterhaltung und Reisen und Wechsel, sondern kommt zu sich. Sie fragt sich vielleicht: Wer bin ich nun mit meinen 60 Tagen, siebzehnjährig, eben noch ein Junge, nun Frau? Wie fühlt sich der Tag an, wie das gestern, das morgen?
Wir sprechen nicht. Das ist nicht nötig. Ich kenne das ja, weiß wie es ist, siebzehn zu sein und ein Mädchen oder auch eine junge Frau, wie es sich anfühlt, an einem Meer zu sitzen, den leichten Wind zu spüren, dem Plätschern der Wellen zu lauschen, damals wie heute, weh und wild das Innere, nach außen gefasst.
Ich zeichne in meinem Winzlingsblock die Häuserreihe. Ich zeichne sorgfältig, konzentrirt, die Häuser, die Mauern, das Geröll, die Bäume, den Berg. Will.ie sitzt nicht weit entfernt. Sie blickt aufs Meer. Manchmal steht sie auf, reckt sich, macht ein paar Schritte. Einmal ruft sie laut, wie ein Vogel im Sturm.
Ich zeichne noch andere Häuser, aus anderem Blickwinkel. Manchmal geht das Sonnenlicht wie ein Scheinwerfer über die Wände, die hell aufleuchten, während scharfe Schatten sich bilden.
Es tut gut, sie neben mir zu wissen. „Na, meine Weitgereiste? Wie fühlt es sich hier an für dich?“ frage ich schließlich. Aber wo ist sie denn? Eben war sie doch noch…. Ah! Sie tanzt!
Schöne Szenerie, Feinidylle, in Ruhe zeichnen, mit Tanzeffekt 🤗
Herzliche Morgengrüße vom Lu
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Ich liebe den Ausdruck Deiner Sprache in diesem Beitrag und die innere Landschaft die sie malt. Deine Zeichnungen sind auch prima!
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Wunderbar flockig, wie sie tanzt!
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„…weh und wild das Innere, nach außen gefasst.“
Genau. War und ist auch mein Ding!
Gruß von Sonja
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Oj ja, wild und weh das Innere, damals wie auch heute vielleicht noch, liebe Gerda
Das Wilde ist gebändigt, beruhigt sich mit dem Zeichenstifft und das Weh hat andere Gründe als damals
Will.ie hört schon zu, ist mit ihren Gedanken auch bei Dir und dann bricht die große Freude am Leben durch, sie muß tanzen, sich bewegen und ihre jugendlichen Pirouetten drehen.
Die erste Zeichnung mag ich lieber, sie wirkt sehr ruhig und harmonisch, während die zweite mir unruhiger scheint.
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Danke dir, Bruni! Ich mag die zweite Zeichnung lieber. Empfinde sie als ruhig. Es gibt allerdings die sehr große etwas schräge Plane, auf der sich der Schatten abbildet. Der unterbricht den Rhythmus.
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Ach, das ist eine Plane. Genau die störte mich wohl, liebe Gerda
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Du hast deine Gedanken am Meer poetisch eindrucksvoll umschrieben.
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Dankeschön, Joachim!
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