18.2.2021 Mit Will.i in HoBos Strandbar (Fotografien, Fotocollage)

Es gab Nachfragen: wo steckte heute der Will.i? Danke den Nachfragern: er war bei mir, den ganzen Tag, es kann ja gar nicht anders sein. Aber ich habe keine Lust, alles um ihn kreisen zu lassen. Schließlich bin ich erwachsen, mit Wiederholungszwängen und Erinnerungen, und er ist immer noch ein Kind, dem Wiederholungen verhasst und Erinnerungen fremd sind. Also beachte ich ihn manchmal nicht.

Er war also bei mir im Hafen von Kitries, schaukelte auf dem Fischerboot, das ich zeichnete, stieg mit mir hoch zum alten verschlossenen Haus, um von dort auf den Hafen zu schauen. Ich fütterte ihn mit Geschichten aus Zeiten, die er nicht kennt, von Anno dazumal, als hier die Piraten landeten, oder später, als sich hier die Verschwörer trafen, um die türkische Besatzung aus dem Land zu jagen. Ich musste dann auch noch ein paar ausrangierte verrostende Laternenmasten, die er für ritterliche Waffen hielt, von allen Seiten fotografieren, tat ihm gern den Gefallen.

Vorher sind wir in HoBos Strandbar gewesen, und von diesem Besuch wollte ich berichten. Ihr kennt sie schon, sofern ihr regelmäßig hier lest, doch für Will.i war der Ort neu.

Ich hatte zu ihm gesagt: „Wir besuchen HoBos Strandbar“, und anscheinend hatte er sich schon ausgedacht, was er da verzehren wollte. Damit wurde es freilich nichts. „Das ist ja eine Gespensterbar!“ schrie er, als wir ankamen. Tatsächlich sind die Tücher, die die Sonnenhungrigen im Sommer schützen, im Winter nichts als skurrile flatternde Fetzen.

„Im Sommer“, versprach ich Will.i, “ kommen wir hierher und nehmen einen Drink. Wenn du es dann noch willst, natürlich. Du bist dann ja schon ein erwachsener Mann und gehst vielleicht lieber mit einer hübschen Jungen unter die Dusche, als mit mir im Schatten zu sitzen und einen Campari zu schlürfen.“ – Will.i betrachtete mich nachdenklich und meinte: „Ist nicht beides möglich? Erst das eine, dann das andere?“ Danke, Will.i! Klar, „entweder – oder“ ist eine dumme Konstellation. „Sowohl – als auch“ ist viel hübscher.

Ich will euch aber nicht verheimlichen, dass mich das winterliche HoBo weit mehr anzieht als das sommerliche. Diese skurrilen Flattergestalten reizen mich sehr. Ich versuchte sie sogar zu zeichnen, aber es wurde nichts Rechtes damit. Also schloss ich die Augen und schrieb sie mir ins Gedächtnis ein.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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16 Antworten zu 18.2.2021 Mit Will.i in HoBos Strandbar (Fotografien, Fotocollage)

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Nun bist Du auch noch mit im Bild, die vielseitige Künstlerin und Pädagogin und Geschichten-Erzählerin. Und Will-i gehört mit dazu.😊

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  2. kowkla123 schreibt:

    schöne Bildergeschichte, liebe Gerda, beste Grüße von mir zu dir, Klaus

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  3. wholelottarosie schreibt:

    Du hast recht, Gerda, auch ich mag die ruhigen und stillen Gegenden lieber als jene überfüllten Bars und Cafes, die manchmal fast vor Menschenmassen bersten. Ich kann mir gut vorstellen, dass du an diesem scheinbar einsamen, von der Sonne beschienenen Strand eine schöne Zeit verbringen, dabei zeichnen und deine Gedanken schweifen lassen kannst.
    Wie schön doch solche stillen Stunden sind!
    Sonnige Grüße von Rosie

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  4. Johanna schreibt:

    Ich mag die Fetzen am Meer sehr, da hat der Winter seine Signatur hinterlassen. Wie Du sie in Deine Erinnerung stellst (mit Deinem Foto) ist ganz wunderbar, liebe Gerda 💛

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  5. Zwei tolle Bilder von Dir und den Flatterdingern, liebe Gerda

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  6. pflanzwas schreibt:

    Ich finde auch, diese winterlichen Szenen sind fast reizvoller, als die Sommer-Bade-Kulisse, auch wenn die Menschen jetzt fehlen. Deine Collagen mit Selbstporträt finde ich sehr gelungen.

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  7. Gisela Benseler schreibt:

    Mir scheint, das sehe ich zum erstenmal. Mit Deinem Gesicht, so verschieden betrachtet.

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