Nicht nur ist dies ein besonders schönes Datum – eine langsame aber eben doch vorhandene Progression 0-1-1-1-1-2-2- , sondern der Tag begann auch besonders und schön. Ein Päckchen sei für mich angekommen, vermutlich ein Buch, sagte mir Evtychia („Glück“) am Telefon. Ein Buch? Ich erwartete nichts. Sofort machte ich mich mit Will.i auf die Socken, denn auch er wollte wissen, was das für ein Päckchen sei.
Nun halten wir es staunend in den Händen: Blaumeier oder der Möglichkeitssinn steht in großen blauen leicht eingestanzten Lettern auf dem weißen Deckel. Und als ich das dicke Buch, das wie ein Baustein in meiner Hand liegt, umdrehe und auf den Kopf stelle, steht es gleich noch einmal da, diesmal in Gelb und Grau: Blaumeier oder der Möglichkeitssinn.
Ach, Jutta!!! Er ist tatsächlich angekommen, so warm und nah dein Gruß in Zeiten der Abstandsregeln! Am 27.11.2021 hast du es abgeschickt, ein Geschenk für unser Projekt! Und jetzt, wo wir wirklich unseren Möglichkeitssinn stapazieren müssen, um nicht aufzugeben, jetzt, genau jetzt kommt es an und stärkt uns und gibt uns neue Inspiration für unser eigenes Projekt!
Ich kann keinesfalls eine so schöne Rezension schreiben wie Birgit Böllinger von Sätze und Schätze und auch das Projekt nicht so gut darstellen wie Jutta Reichelt, die lange bei der Theatergruppe der Blaumeiers und nun eben an dem Buch entscheidend mitgewirkt hat. Lies doch dort noch einmal nach, wenn dich interessiert, was es mit den Blaumeiers auf sich hat. Es lohnt sich!
Will.i jedenfalls ist hingerissen. Wie auch nicht? Seine Devise: „Ich will es – also tue ich es“ ist hier auf das Schönste illustriert. Wozu sind Schwierigkeiten da? Um sie zu meistern. Wozu hat man Behinderungen? Um der Gesellschaft ein großartiges Dennoch! entgegenzurufen. Dennoch! Mögen es alle hören, die glauben, von selbst würde sich irgend etwas richten. Nichts richtet sich von selbst, aber alles ist MÖGLICH!
Genau diese Message brauchen wir jetzt, in einer Zeit, wo viele Initiativen zum Erliegen kommen, weil die Kraft nicht reicht against a sea of troubles („gegen ein Meer von Plagen“, Shakespeare, Hamlet-Monolog).
Nun möchte ich all den Menschen, die mit und durch Blaumeier so viel Schönes in die Welt gesetzt haben, meinen herzlichen Dank sagen und meine Hoffnung ausdrücken, dass sie sich nicht unterkriegen lassen, sondern weiter „auf Sendung gehen“. Denn eine Sendung ist es, die sie haben: dass es eine Fähigkeit gibt, „alles was ebenso gut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist“. Diesen Möglichkeitssinn, wie Robert Musil ihn definiert, gilt es in sich zu entwickeln und nicht nachzulassen, anscheinend Unmögliches zu realisieren. DANKE euch allen! Auch Will.i zieht seinen Hut und ruft euch zu:
Mut hat auch der kleine Muck!
Und wenn du das Märchen vom Kleinen Muck (Wilhelm Hauff) noch nicht kennst: lies es.
Zusammenfassung (Wikipedia): Mucks Vater Mukrah war ein angesehener, aber armer Mann, der beinahe so einsam lebte wie jetzt sein Sohn. Er schämte sich wegen der Zwergengestalt Mucks und gab ihm deshalb keine Ausbildung. Als der Vater nach einem Sturz starb, zogen seine Verwandten, denen er viel Geld schuldete, das Erbe ein, und Muck erhielt nur einen Anzug mit weiten Hosen, breitem Gürtel, einen Mantel, einen Turban und einen Damaszenerdolch, den er in den Gürtel steckte. Sein Vater war groß, und so schnitt Muck die für ihn zu langen Hosenbeine und Ärmel einfach ab, ohne etwas in der Weite zu ändern. Danach verließ er die Stadt, um sein Glück zu suchen, wie es ihm seine Verwandten rieten. In einer fremden Stadt fand er Unterkunft und eine Anstellung bei der sonderbaren Frau Ahavzi, deren Katzen und Hunde er zu versorgen hatte. Nachdem er einen verbotenen Raum betreten und dort versehentlich den Deckel einer kristallenen Schale zerbrochen hatte, beschloss er, aus dem Dienst zu fliehen. Er hielt sich aber für vorenthaltenen Lohn und ungerechte Bestrafungen schadlos, indem er zwei Gegenstände aus diesem Raum mitnahm, die, wie sich herausstellte, magische Kräfte besaßen: ein Paar Pantoffeln, in denen er schneller als jeder andere Mensch laufen und zu jedem beliebigen Ort fliegen konnte, und einen Spazierstock, der vergrabene Schätze anzeigte….“
Wir haben leider keinen magischen Spazierstock. Daher:
Falls Du etwas zur Realisierung unserer Pläne beitragen möchtest:
EPIKOURIOS APOLLON
Soziale Genossenschaftliche Unternehmung zur beruflichen Integration behinderter Menschen
Kalamata/Griechenland
e-mail epapollon@gmail.com
Kontonummer IBAN GR44 0171 3450 0063 4514 4492 438
Ich habe heute einen Widerspruchsgeisttag und stelle fest, dass das Zitat, wenn man es ein kleines bisschen aus dem Zusammenhang sieht, umgekehrt auch sehr wahr ist : das, was ist, wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist“. 😉 Aber, ein feines Projekt ist das auf jeden Fall !
LikeGefällt 1 Person
Danke, Myriade. Das was ist, nimmt sich selbst bereits wichtig genug. es braucht meine Unterstützung nicht. Zur Kenntnis nehmen muss ich es freilich, denn es steht ja da, breitbeinig und anscheinend unumgänglich. Der Witz ist, Wege zu finden, es dennoch zu umgehen 😉
LikeGefällt 2 Personen
Ich meine das „das, was ist“ ganz anders, im positiven Sinn.
LikeGefällt 1 Person
Also zum Thema Unterstützung finde ich die Idee der neuen Parteigründungen (Vorschlag von Fuellmich u.a……) sehr gut, zum Thema Team-Freiheit, das jetzt geplant ist in kleinen Restaurants – die ja durchaus sonst geschlossen wären, aber man zwischendurch – bei der Planung man durchaus auch Essen und Getränke genießen darf sehr hilfreich.
LikeGefällt 1 Person
Magst du das ein wenig erläutern, Melina? Ich verstehe den Zusammenhang grad nicht.
LikeGefällt 1 Person
Du musst nur den Link öffnen auf der Seite: https://team-freiheit.net
LikeGefällt 1 Person
Tausend Dank! ich schaue mal, wie es hier zulande aussieht. Sicher gibt es auch hier Parteiprivilegien. Vielleicht bilden wir die Partei , die für die Gleichberechtigung der Behinderten kämpft. Wäre ja noch schöner!
LikeGefällt 1 Person
Hab schon geguckt. Ist ja doch ein Haufen Arbeit, und dafür haben wir jetzt nicht die Kräfte. Und ob es helfen würde – ich bin da eher skeptisch. Aber ich frage mal rum bei Leuten, die da versierter sind.
LikeLike
Ich meinte damit, dass man das, was man hat schätzen kann und nicht nur dem nachlaufen, was man nicht hat. Diese Sichtweise hat natürlich auch ihre Schwächen. Melina bin ich aber ganz und gar nicht 🙂
LikeGefällt 1 Person
schon klar, Myriade, die Kommentare ordnen sich manchmal falsch ein. 😉 Meine Antwort war für Melina.
LikeGefällt 1 Person
Ach so, alles klar !
LikeGefällt 1 Person
„…daß es eine Fähigkeit gibt, alles, was ebenso gut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was noch nicht oder: nicht mehr ist.“ Naja, ich versuche, Deine philosophischen Gedanken (Sophia) ein bißchen neu zu denken und zu formulieren. Ein Blaumeier, – ein Buch?
LikeGefällt 1 Person
Nicht nur ein Buch, liebe Gisela. Klicke einfach mal einen der beide links an (Birgit Böllinger und Jutta Reichelt), und lies da nach.
LikeLike
Das ist ein sehr, sehr schönes Buch. Ich habe es auch. Viel Freude damit.
Herzlichst, Ulli
LikeGefällt 1 Person
Ja, es ist sehr schön und inspirierend, Ulli. Ich habe schon mehrere Portraits gelesen. Jutta schreibt so gut!!! Und die ganze Aufmachung, die Fotos, alles ist einfach nur schön. Schon beginnen sich neue Ideen zu regen….
LikeGefällt 2 Personen
Ich will ja immer mal wieder Masken bauen, daran hat sie mich erinnert. Eine der Fotografinnen „W.E.“ ist die beste Freundin meiner Tochter, sie arbeitet auch schon länger bei diesem Projekt mit! Das war eine feine Überraschung sie dort als Fotografin zu entdecken, die Welt ist so klein manchmal 🙂
Ja, Jutta schreibt phantastisch, ich hab es ihr auch schon zurück gemeldet, sie hat sich sehr gefreut.
LikeGefällt 1 Person
Ich finde es immer so schön, wenn die Welt „klein“ ist. Dann zeigen sich schön die geistigen Beziehungen
LikeGefällt 1 Person
Das ist zauberhaft 💛
LikeGefällt 1 Person
Ja, ein sehr schönes Buch!
LikeLike
Ich habe davon noch nicht gehört bisher… muss ich mal ‚googlen‘ 😅
LikeGefällt 1 Person
Ein besonderes Buch kam an, liebe Gerda. Post zu Dir braucht lange, aber sie kommt und das ist gut.
Ihr werdet das Projekt weiterbauen, der Möglkichkeitssinn ist neu angeregt. Ihr alle seid motiviert und das Buch wird Anregungen und Erfolge zeigen. Würde ich in Deiner Nähe wohnen, wäre ich ganz bestimmt dabei.
LikeGefällt 1 Person
ja, du wärst dabei, liebe Bruni!
LikeGefällt 1 Person
Liebe Gerda, ich freue mich, dass das Buch angekommen ist und ich freue mich natürlich auch sehr über die freundlichen Worte von dir (und auch von Ulli) zu den Texten und den Fotos. Ich wünsche Euch von Herzen alles Gute für Euer Projekt! Liebe Grüße aus Bremen, Jutta
LikeGefällt 1 Person
Danke, Jutta! es ist ein so schönes Buch, ich kann es wirklich grad sehr gut brauchen. Gleich gestern habe ich mit einer mir befreundeten wunderbaren Schauspielerin Kontakt aufgenommen, die mit Laiendarstellern arbeitet, sie war von der Idee, auch mit Behinderten zu arbeiten und sie in eine vorhandene Gruppe zu integrieren, begeistert. Leider kann sie ja wegen der Kontaktregeln seit fast einem Jahr nicht mehr proben, aber besprechen wollen wir uns. Eine andere gemeinsame Freundin renoviert gerade einen Raum in der Hoffnung, irgendwann wieder Yoga zu unterrichten und ihn für andere Zwecke zur Verfügung zu stellen.Vielleicht schaffen wir es, hier eine winzige Blaumeier-Zelle aufzubauen. Ach, wär das schön! .
LikeLike
Liebe Gerda, ich war mir sicher, dass ich auf deinen schönen Kommentar geantwortet hatte, aber nun wird er mir als „unbeantwortet“ angezeigt und deswegen schreibe ich ganz schnell (und zugleich womöglich mit großer Verzögerung), dass mich das alles natürlich sehr freut – vor allem die Vorstellung von „Blaumeier-Zellen“ … Viele liebe Grüße!
LikeLike