Gestern lobten wir unser Glück, weil der Himmel sein Nass nicht über unseren Garten leerte. Oliven bei unsicherer Witterung zu ernten, ist risikoreich, zumal die feuchten Äste beim Klopfen leicht verletzt werden. Doch unsere Helfer gingen systematisch und sorgfältig voran, und so füllten sich die ersten Säcke.
Heute nacht machte der Himmel dann seine Schleusen auf. Was tun? Ich konnte mich mit meiner Ansicht, dass auch die wenigen Säcke abgeholt werden müssten, nicht durchsetzen, saß da und trauerte. Um den Kloß im Hals loszuwerden, setzte ich mich hin und haute in die Tasten (die Buchstaben gerieten mir durcheinander):
Die Oliven geerntet in Säcken, sie hocken einsam im nassen Garten, der Regen regnet auf sie, sie vergammeln still vor sich hin, ein Jahr sind sie gewachsen, gereift, wurden betrachtet, gelobt, dann auch abgesägt die Zweige, geklopft sorgsam in Säcke gefüllt im Regen nicht abgeholt sie werden bitter wie ich wie ich bitter umsonst umsonst gereift stehühle geschafft enwerde nutzloc nun zur men n stunde immer zu spät zu spät hoc ich im regen rege mich nicht warte dass ich zugebuniemand wird das schöne Öl pressen und wenn es doch am ende gepresst wird ist es verdorben bitter nicht mehr genießbar. Nicht zu ihrer Stunde wurden sie gesammelt, versorgt, transportiert nicht zu meiner Stunde.
Meine Klage wurde erhört, der Erntehelfer angerufen, er schleppte in einer Regenpause die Säcke zum Ausgang, band sie zu, deckte sie zu … bis morgen, meinte er, solle ich Geduld haben, vielleicht könne er morgen die Ernte beenden. Doch morgen würde es wieder regnen, und übermorgen auch und die Ernte wäre verdorben.
Und dann stellte sich, o Wunder, heraus, dass die Säcke durchaus auch in meinem Wagen Platz hätten. Meine Stimmung hob sich rasant. o ja, ich würde sie zur Mühle fahren, selbstverständlich, kein Problem! Ich führe gern auch mehrmals, was macht es mir aus, die Strecke ist schön, ja, ein bisschen weit ist es, es geht über die enge gewundene Landstraße hinauf in ein Bergdorf, sehr gern fahre ich, es ist mir ein Vergnügen!
So sprach ich, und so wurde mein Tag gerettet. Am Montag, wenn die Sonne voraussichtlich wieder scheint, kann weitergeerntet werden.
Ich lieferte die Säcke bei der Ölmühle ab und fuhr dann hinunter ans Meer, das in herrlichstem Silbergrau leuchtete. Doch das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Spannend liebe Gerda, und welch Einsatz und Engagement!
Herzliche Grüße vom Lu
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Danke, Lu. Die Ölernte ist für mich so was wie ne heilige Handlung.
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Das ist deutlich zu erkennen *lächel* du würdest dein Leben opfern, damit sie gelingt 🤗
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Oh Gerda, dieses Olivenöl wird bestimmt ein ganz besonderes GUTES Öl werden und beim genießen wird Dir Dein Einsatz immer wieder vor geführt!😍👌👍
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Auf jeden Fall bin ich sehr sehr froh, dass es geklappt hat.
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Ja Gerda, daß ist wundervoll! 👌👍🍀🙏😉🙋♀️
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AUGEN
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o, was für ein Drama, das hätte mich auch zum Weinen gebraucht. Ist ja gerade noch mal gut gegangen….
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Das freut mich, dass du es verstehst. Es geht ja nicht ums Geld, sondern um das Wesentliche: dass nicht verderben soll, was schön herangereift ist. Ich fühlte es, als ob es mich selbst ganz persönlich beträfe: Sinn und Sein.
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😊
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ach, das ist gut!🌻
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Uijui und wieder am Ende eine Wende zum Guten 🙂 – freut mich sehr!
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danke, ja, liebe Ulli. Die Wendung zum Guten – die rettende Wende, wenn man sich schon am Ende fühlt. Nun bin ich zuversichtlicher auch in anderen Hinsichten.
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Das lese ich gerne, dass du zuversichtlicher bist!
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Hurraaaa! Ich freue mich so sehr, dass diese Geschichte so noch ein gutes Ende gefunden hat 🙌
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Danke, Johanna! Du fühlst die Freude des guten Gelingens.
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Oh, ich kann dich so gut verstehen, ich hätte so eine Vergeudung auch kaum ertragen – gut dass du die Wendung hinbekommen hast.
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Wie gut, dass du die Wende selbst in die Hand genommen hast, liebe Gerda! Über solch eine Situation wäre ich gewiss genauso verzweifelt gewesen wie du. Uns nun bin ich beinahe so froh, als wären es meine Oliven gewesen.
Dieses Olivenöl wird euch daran erinnern, wann immer ihr davon genießt, dass auch die aussichtsloseste Situation sich noch wenden kann – oder von uns gewendet werden kann.
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Ich wußte gar nicht, dass Oliven nach der Ernte so empfindlich sind gegen Nässe und ihren Geschmack dadurch verändern , ich hatte sie robuster eingeschätzt.
Vermutlich hätte ich mit diesem Wissen auch Himmel und Hölle in Bewegung versetzt, um sie zu bergen.
Ich freue mich mit Dir, dass es nochmal gut gegangen ist.
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gesunde, unverletzte Oliven halten sich ganz gut. Doch werden Oliven heute nicht mehr gepflückt, sondern abgeschüttelt oder abgehauen,es kommt unweigerlich zu Verletzungen.Und die setzen dann Fäulnisprozesse in Gang.
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da habe ich mit Dir gebangt und gezittert, gut, dass Du die ersten Säcke doch noch retten konntest!
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Liebe Gerda, am Ende ist es doch wohl gelungen und Du konntest entspannen!
Wie wundervoll ist das doch
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Ja, ich bin froh, denn es hat seither ununterbrochen geregnet. Ab morgen können wir wohl auch den Rest ernten. Ich sehe das jetzt ganz entspannt…. 🙂
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