
Eben sah ich bei Anna eine bleiche schöne Pilzgesellschaft am Waldboden. Ein wenig erschöpft dachte ich an eine gestrige ebenfalls bleiche schöne Gesellschaft, freilich nicht von Pilzen und nicht am Waldboden, sondern von 23 Menschen, die sich um Menschen mit Behinderungen kümmern, und statt eines Waldes umfingen uns die Wände des alten Rathauses von Kalamata. Die Menschengesichter waren hinter Gesichtsmasken versteckt – kaum konnte ich sie erkennen, und wie Anna die Namen der Pilze nicht kennt, geht es mir allmählich mit den Namen der Menschen, wenn ich nur einen Teil ihres Gesichtes sehe.
Wie einige von euch wissen – ich berichtete darüber – haben wir in Kalamata eine soziale Genossenschaft für die Integration von Menschen mit Behinderungen gegründet. Die Genossenschaft trägt den schönen Namen „Epikourios Apollon“ – nach dem Heilgott Apoll, dem im Nordwesten der Peloponnes ein berühmtes Heiligtum gebaut wurde. Doch bevor es ans Helfen und Heilen geht, müssen erst viele Barrieren überwunden und Hemmnisse weggeschafft werden: menschliche, bürokratische, finanzielle… Vieles haben wir angeleiert, aber damit es konkret wird, brauchen wir Geld und Unterstützung.
Was bereits geschehen ist:
Wir haben erstens einen Raum angemietet, wo ein Treffpunkt-Cafe für behinderte junge Menschen entstehen soll, die ihre schulische Ausbildung abgeschlossen haben. Sie sollen nicht in die Isolation zurückgeworfen werden. Für manche soll es im Cafe-Treffpunkt weitergehen mit Ausbildung als Bedienung, mit dem Verkauf von eigenen Produkten, mit kunsthandwerklicher Produktion.
Zweitens wurde uns vom Agrarforschungsinstitut der Universität Kalamata ein Treibhaus und ein Stück Land für die ökologische Produktion von Pilzen zur Verfügung gestellt. Mit nur geringen Investitionen von ca 15 000 E ist die moderne Verpackungsanlage, die gegenwärtig stillliegt, funktionstüchtig. Die Voraussetzungen für Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Retardierung ihrer geistigen Entwicklung sind hier besonders günstig.
Drittens stehen wir in Verhandlung mit der Gemeinde, um unsere Leute unter fachlicher Anleitung an Bepflanzungs- und Säuberungsaktionen der Stadt zu beteiligen. Geschaffen werden sollen kleine Grünanlagen mit Bänken und Spielgerät in dicht bebauten Stadtteilen, um den Anwohnern mehr Lebensqualität zu bieten. Dieses schöne Programm wurde angesichts der shut-downs entwickelt, bei denen weiträumigere Wege verboten waren.
Viertens, aber nicht zuletzt, wollen wir ein Büro organisieren, eine Anlaufstelle für alles, was Behinderte brauchen und was sie bewegt. Hier sollen sie sich Rat holen können, Beschwerden loswerden, sich nach Voraussetzungen für Ausbildung, Beschäftigung und Unterstützungszahlungen erkundigen usw., usf. Dieses Büro soll auch uns helfen, uns einen besseren Überblick über die Bedürfnisse und die Schwierigkeiten, mit denen Behinderte und ihre Angehörigen zu kämpfen haben, zu beschaffen.
Kurzum, wir wollen als Privatmenschen beitragen zu etwas, was der Staat leider unzureichend beachtet: Dass Menschen mit Behinderungen (man nennt sie wohlwollend auch „Personen mit besonderen Bedürfnissen“ oder „mit besonderen Fähigkeiten“) gleichwertige Lebensmöglichkeiten mit allen anderen Menschen erhalten. Sie haben viele Fähigkeiten, viele Bedürfnisse und… sie haben mit vielen Behinderungen zu kämpfen, angefangen bei der sozialen Ausgrenzung bis hin zu den Schwierigkeiten, die eigenen Talente zu entwickeln und einzubringen. Und sich in Würde des Lebens zu freuen.
Ich werde ab jetzt unter jeden meiner Beiträge die Kontoummer des „Epikourios Apollon“ einfügen. Spenden, auch Kleinstbeträge als monatlicher Dauerauftrag, sind sehr willkommen! Spenden von mehr als 300 E sind steuerlich absetzbar.
Falls Du etwas spenden möchtest:
EPIKOURIOS APOLLON
Soziale Genossenschaftliche Unternehmung zur beruflichen Integration behinderter Menschen
Kalamata/Griechenland
e-mail epapollon@gmail.com
Kontonummer IBAN GR44 0171 3450 0063 4514 4492 438
Das klingt alles sehr, sehr gut 🙂
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Danke, Gerhard. Ja, alles gut, auch schön, doch an Geld mangelt es.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Aber das Engagement der Leute ist doch beispielhaft!!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ja, sicher, aber von Engagement allein bezahlt sich keine Miete, keine Fachkraft, keine maschinellle Ausstattung. Immerhin haben wir für letzteres jetzt die Zusage einer griechischen Stiftung.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Spenden müssten eigentlich die Leute vor Ort, denn die können das Projekt verfolgen.
Eine kleine einmalige Spende gab ich einem befreundeten Architekten, der sich in einem afrikanischen Dorf engagiert. Der bringt das Geld dann immer auch eigens nach Afrika.
Hoffentlich lässt sich etwas bei Euch bewegen!
Gefällt mirGefällt 1 Person
„müssten eigentlich“ sind so Worte, die ich nicht besonders mag. Aber ich verstehe dein Argument schon: man möchte gern sicher sein, dass das gespendete Geld dann auch richtig eingesetzt wird. Und das kann man am besten, wenn man vor Ort ist. Doch fehlen „vor Ort“ eben oft das Geld oder die Spendenbereitschaft, bzw die, die spenden können und wollen, tun es bereits, aber es reicht nicht. (Ich selbst spende momentan die Raummiete von 300 monatlich).
Gefällt mirGefällt 1 Person
Wieso machst Du das nicht über Deine Kunstwerke?!
Gefällt mirGefällt mir
Ich mach’s über meine Therapiearbeit. Was ich da verdiene, spende ich, denn meine Rente reicht mir zum Leben.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Schönes Projekt ! Es ist halt meistens so, dass niemand spenden will solange er/sie nicht sehen kann wie die Sache läuft, aber wenn niemand spendet, kann man nicht beginnen. Ich wünsche euch viel Erfolg !
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Stimmt leider. Für einen erhofften aber keinesfalls sicheren Impfstoff oder für ein neues atomwaffenfähiges Kampfflugzeug werden Milliarden lockergemacht, aber für ein paar Tausend für eine menschenfreundliche Initiative wird man zum Bittsteller und läuft sich die Hacken ab.. Ich spende lieber für letzteren Zweck.
Gefällt mirGefällt 4 Personen
Super Projekt! Ich habe mir die Kontonummer notiert. Reicht das Stichwort Epikourios Apollon als Verwendungszweck?
Gefällt mirGefällt 1 Person
Danke dir ganz herzlich, Maren! Du brauchst nur deinen Namen als Absender einzutragen, und wenn du willst, schreibst du „Spende“ oder englisch „donation“ dazu. Das Konto ist ausschließlich für Epikourios Apollon eingerichtet worden, und es besteht keine Möglichkeit, es anders als für die Satzungszwecke zu verwenden.
Zu deiner Information (und wer immer hier mitliest): Wir sind 9 Gründungsmitglieder, und zwar zwei junge Frauen und zwei junge Männer, die selbst behindert sind, die Mutter eines behinderten Sohnes, eine Buchhalterin (sie führt ehrenamtlich unsere Bücher), eine Sozialpsychologin (ich), eine Diplom-Agrarwissenschaftlerin (unsere Präsidentin) und ein Kulturmensch (seine Frau ist Rechtsanwältin und hilft in Rechtsfragen)
Gefällt mirGefällt 1 Person
So, Spende ist unterwegs. Wünsche euch viel Erfolg und alles Gute mit dem Projekt!!! LG nach Griechenland
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ganz herzlichen Dank, Maren, im Namen unseres Projekts!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Liebe Maren, ich habe erst jetzt erfahren, welchen Betrag du geschickt hast. Ich bin zutiefst gerührt und möchte dir gern einen persönlichen Brief schreiben mit Angaben, in welchem Stadium sich das Projekt befindet und in welcher Weise du uns geholfen hast. Bitte schick mir deine Mailadresse! Danke!!! Gerda.
Gefällt mirGefällt mir
Ein gutes Projekt – und es ist mir eine Freude, in diesem Zusammenhang erwähnt zu sein, auch wenn ich mit dem Projekt nichts zu tun habe. Ich hoffe, es findet viele Unterstützer.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Danke, Anna. Ja, du hast gar nichts damit zu tun – aber dein Foto (oder auch dein Text?) ist der Auslöser gewesen, um den Artikel zu schreiben. Merkwürdig? Merkwürdig, ja.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ja, hierzu inspiriert zu haben, ist mir wirklich eine große Freude. 🙂
Gefällt mirGefällt 1 Person
Solche genossenschaftlichen Aktivitäten erfreuen mich immer sehr, sie sind unsere Chance für eine menschlichere Gesellschaft, glaube ich. In unserem Ort gibt es seit einigen Jahren eine Initiative zur Begrüßung und Unterstützung von Geflüchteten, wir begleiten sie bei Arztbesuchen und Behördengängen, vermitteln kostenlose Möbel und unterstützen beim Deutschlernen.
Gefällt mirGefällt mir
Schön auch euers! Wir möchten allerdings eine professionelle Struktur aufbauen, die sich nicht nur auf Ehrenamtliche stützt. Wir wollen für die Behinderten professionell betreute Ausbildungs- und Arbeitsplätze entwickeln, wo sie langfristig ihren Lebensunterhalt verdienen können. Daher haben wir die Rechtsform der Genossenschaftlichen Unternehmung und keinen Verein gewählt.
Gefällt mirGefällt mir
Das ist in eurem Fall sicher die sinnvollere Variante. Eine gute und wichtige Genossenschaftsidee, sehr sympathisch, liebe Gerda.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Danke, Ule.
Gefällt mirGefällt mir
Da klingt nach einem rundum guten Projekt, liebe Gerda, und ich hoffe, es werden kontinuierlich Spenden eingehen, die Euch beim Aufbau der erforderlichen Maßnahmen helfen!
Eine gute Idee, die Koto-Nr. des Projektes ab sofort unter jeden Deiner Beiträge zu setzen.
Riesenbeträge werden es vielleicht nicht sein, die eingehen, aber Kleinvieh macht bekanntlich ja auch Mist. Verzeih gleich diesen ziemlich alten Vergleich *g*
Gefällt mirGefällt 1 Person
An den Satz vom Kleinvieh dachte ich auch, Bruni. Ob es wirklich eine so gute Idee ist, den Spendenaufruf jedesmal dranzuhängen, weiß ich freilich nicht.. Vielleicht wirkt er störend wie ein Bettler am Mittagstisch? So viele Menschen strecken die Hände aus, da mag wird einem schließlich das eigene Essen vergällt.
Gefällt mirGefällt mir
ich denke nicht, daß es falsch ist, Gerda!
Gefällt mirGefällt mir
Was für eine gute Idee. Gutes Gelingen und gute Ideen Euch!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ganz herzlichen Dank, Sabine, für deinen guten Zuspruch!
Gefällt mirGefällt mir