Katamaran, bitte! Olpo Olponator möchte, dass wir mit diesem doppelleibigen Boot reisen. Christiane hat auch die anderen Wörter – großspurig und totschweigen – gutgeheißen. Da müssen wir nun durch. Hier ein erster Versuch.
Katamaran-Katastrophe
„Katarameno* Katamaran!“
Flucht der alte Kapitan
Er hasst sie, die modernen Dinger
Kaum rührt der Sturm den kleinen Finger
Fangen sie an zu torkeln, zu tanzen
Jeder für sich und beide im Ganzen
Und gibst du Gas, schlägt’s hart auf die Wellen
Und kracht und spielt den wilden Gesellen.
„Ihr Leute von die Reederei
Habt keine Ahnung von Segelei.
Ein Boot braucht nen Kiel wie der Baum seine Wurzeln
Sonst holt es der Wind und es fängt an zu purzeln!
Son Katamaran, der ist natürlich schick und schnell
Wenn glatt das Meer, doch stürmt es, well,
totschweigen möchtet ihr es gern
es kentert, wenn auch hochmodern
Ihr werbt mit bunten Katalogen
da wird die Wahrheit krumm gebogen!
Großspurig schwatzt ihr im Büro
Und sagt, ‚die Firma Soundso
Hat auch son Ding, du schaffst das schon
Wenn nicht, dann übernimmt dein Sohn.‘
Mein Sohn wird einen Teufel tun
Das sag ich euch! Good afternoon!“
Der Käpten knurrt und brüllt im Sturm
Die nächste Welle kommt, ein Turm
Aus Wasser, und ergreift das Schiff
Mit seinem nassen Würgegriff
Und schleuderts rum, o große Not
Das Boot ist hin, der Käptn tot.
Was sonst noch auf den Wellen treibt,
hat sich das Meer schnell einverleibt.
* „katarameno“ (vorletzte Silbe betont) ist griechisch und bedeutet „verflucht“.
Das weiß anscheinend bei uns keiner, was das griechische Wort bedeutet! Du hast uns aufgeklärt, Gerda, und zwar gründlich und vom künstlerischen Standpunkt einfach grosartig, im Gedicht sowohl als auch – umd noch mehr – in Deiner dynamischen Bildarbeit! Daraus slricht auch die Sturrmerfahrenen!
LikeGefällt 1 Person
Dank, Gisela. ja, Sturm kenne ich, ein Schiffbruch wurde mir zum Glück erspart.
LikeLike
Ja, ein Glück!
LikeGefällt 1 Person
☆ daraus spricht auch die Sturmerfahrene. (Es wurde schneller abgeschickt, als ich es wollte)
LikeGefällt 2 Personen
Die Sturmerfahrene mit einem Katamaran ? Glaube ich nicht … 😉
LikeGefällt 1 Person
Nein, traditioneller Segler vor einem halben Jahrhundert.
LikeGefällt 1 Person
Damals gab es in unseren Längen ja tatsächlich keine andere Bootsform – ich habe sie selbst auch erst in den 70ern, dann aber auch schnell lieben gelernt und bin bald darauf mit einem selbstgebauten Ding von 4,50m, ab Volos die nördlichen Sporaden bis immerhin Alonnissos gefahren – mit Frau und Kind. BEVOR der tägliche Meltemi höhere Wellen brachte … 😉
LikeGefällt 2 Personen
Das muss ein eindrucksvolles Erlebnis gewesen sein! Nicht ganz ungefährlich, auch wenn man in Küstennähe bleibt. Nun, die Alten haben diese Strecken geschafft, obgleich sie auf Rückenwind angewiesen waren (ourios anemos). Ich war als junger Mensch auf der Ostsee unterwegs,
LikeGefällt 2 Personen
Du hast vollkommen recht mit der Gefahr. Ich konnte sie aber schon ein bißchen einschätzen und der Meltemi ist ein verläßliches Kind des Windes im Sommer. Zumindest war es ‚damals‘ 😉 so und ich fuhr niemals ohne Rückversicherung durch einen Fischer, was das Wetter betraf… Manche schönen Situationen tauchen tatsächlich noch heute recht plastisch vor meinem inneren Auge auf, ja, war eindrucksvoll kann man sagen … 😉
Die Ostsee kenne ich nur ein wenig von Dänemark. Als Kind. Eindrucksvolles Erlebnis auch hier: an einem Tag wurden pfannengroße Quallen, harmlose, angespült. Schwimmen gehen wollte ich nicht 😉 …
LikeGefällt 2 Personen
mit den Quallen haben wir als Kinder Schlachten geschlagen. Erst haben die Jungs uns Mädchen beworfen, wir nicht faul schmissen zurück, und so ging das, bis Sand und Quallen einen Ekel-Brei bildeten. Eigentlich sind die Medusen schöne Tiere.
LikeGefällt 2 Personen
Genau so wars. Nur wollte ich die Gallerte nicht angreifen, damals, wie ich heute noch immer keine Spanische Galeere angreifen mag – die ja auch wunderschön ist 😉
LikeGefällt 2 Personen
Wunderbar lakonisches Ende !
LikeGefällt 2 Personen
🙂
LikeGefällt 1 Person
Oje. O Καπετάνιος ist ein Mann der alten Schule und sehr konservativ – die Seemannschaft bei einem Mehrrumpfboot ist natürlich eine andere als bei Kielbooten und wären diese wirklich so untauglich um damit ausgewachsene Meere wie zB den Pazifik zu befahren, hätten die Polynesier vielleicht nicht ihr Reich so weit dehnen können…
In einem Gedicht nach alter Bauart darf sowas natürlich vorkommen … 😉
LikeGefällt 2 Personen
ja nun ….
LikeGefällt 1 Person
Doppelt ist manchmal halt nur eine scheinbare Sicherheit. Aber das aufkommende Wetter hätte er vielleicht vorausahnen können, es sei denn er hatte die Absicht, den Katamaran bewußt zu schrotten und seinen Sohn davor zu bewahren.
Ich sehe es deswegen mal als Helden-Epos, und was für eins!!!!!
LikeGefällt 2 Personen
Mit einem dicken Grinsen, wie immer, Herr Werner … 😉
Und vonwegen Sicherheit: da sprechen wir uns noch, gell ! Episch war sie natürlich unbedingt vonnöten, das wiederum ist klar … 😉
LikeLike
🙂 🙂 Hihi, Heldenepos ist gut. Manche fahren ihren Mazarati zu Schrott (und sich selbst auch), andere suchen den Tod in den Fluten…..
LikeGefällt 2 Personen
Zu ‚Tod in den Fluten‘ fällt mir ein:
„Noch da, John Maynard?“ – „Ja Herr, ich halt’s !“
Auch sehr beeindruckend.
Seit der Schulzeit 😉
LikeGefällt 3 Personen
„… Und noch zehn Minuten bis Buffalo.“
Das und Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Hach ja. 😁👍
LikeGefällt 1 Person
Ach ? Ich hätte dich jünger eingeschätzt … 😉
LikeGefällt 1 Person
Lag an der Schule. 😉
LikeGefällt 1 Person
Eher am Innenminister, oder ;-?
LikeGefällt 1 Person
Jein, wenn du es so genau wissen willst. Schule ist Ländersache, damals noch mehr als heute.
LikeGefällt 1 Person
Ich meinte doch den LänderInnenminister 😉
LikeGefällt 1 Person
Kultusminister 😉
LikeGefällt 1 Person
Aha 😉 … danke.
LikeGefällt 1 Person
Die Lehrpläne unterschieden sich damals in Details ziemlich. Und dann konnte tatsächlich noch innerhalb dieses Rahmens jede Schule, manchmal auch einzelne Lehrer, Schwerpunkte setzen.
LikeGefällt 1 Person
Das ist wohl überall ähnlich. Der Eine, der mit der Schwalbe und dem Erie-See, ließ uns wochenlang die Glocke aufsagen und hat mir damit die Freude ein Leben lang an Gedichten verleidet, die sich althergebrachter Reimmethodik bedienen, der andere wollte Journalisten aus uns machen und vor allem der Wahrheit verpflichten… Dem konnte ich was abgewinnen 😉 …
LikeGefällt 1 Person
Die Glocke aufsagen 😣 Okay, ich bin jünger, die war bei uns aus der Mode. 😉
Ja, ist schon interessant, welche Werte einem die Schule vermittelt hat, im Rückblick betrachtet.
Meine war wohl damals für Wehrdienstverweigerung bekannt …
LikeGefällt 1 Person
Sowas konnte sich meine Schule erst ein paar Jahre später leisten 😉
LikeGefällt 2 Personen
Wieder ein sehr schönes Gedicht!
LikeGefällt 1 Person
🙂
LikeLike
Ja, Heldenepos, ich greife das gern auf. Er verdammt die moderne Zeit mit ihren Neuerungen, und am Ende ist er selbst tot. Weil er sich dagegen stemmte? Im Epos hätten die Götter über ihn entschieden.
Und die Moral von der Geschicht? Ich weiß sie nicht 😉
Gibt viele wie ihn, denke ich.
Schön, gefällt mir sehr gut.
Liebe Grüße
Christiane 😁🍷🌦️👍
LikeGefällt 2 Personen
Vielleicht war der Käptn ein Rechthaber, der recht behielt? Soll ja vorkommen. Ich freu mich, dass du meiner Geschichte was abgewinnen konntest. 🙂
LikeGefällt 1 Person
Mag ich sehr!
So, und jetzt gehe ich ins Bett – für heute ist’s genug 🙂
gute NAcht Gerda – schlaf tief, träume bunt.
LikeGefällt 1 Person
Guts Nächtle!
LikeGefällt 1 Person
Ich musste (auch) spontan „Der Erlkönig grüßt John Maynard“ denken. 🙂 Damit bin ich offenbar nicht allein. Danke, du hast ein Lächeln auf meine Lippen gezaubert.
LikeGefällt 1 Person
🙂
LikeGefällt 1 Person
Eine tolle echte Gerda-Ballade, die mir sehr gefällt und zum Ende dann der leicht lakonische Ton, knapp, aber treffend, trocken und schmucklos. Eindeutig Balladencharakter in Gerdas Art …
LikeGefällt 1 Person
Danke, Bruni, ich freu mich! 🙂
LikeGefällt 1 Person
Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 21.22.20 | Wortspende von Kopf und Gestalt | Irgendwas ist immer