ΧΙV Mäßigkeit (Legebild-Collagen)

Nach der Gehängten- und der Todeskarte endlich: Seelenruhe und Harmonie. Mäßigkeit, Templanza – das heißt Ausgleich der Gegensätze, friedliches Beisammensein. Da schreit nicht der eine Hü und der andere Hott, sondern man einigt sich und sagt: Ich habe ein bisschen recht, du hast ein bisschen recht, und so findet man sich in der Mitte.
Die Tugend des Masshaltens zeigt uns den Ausweg aus der ewigen Wahl zwischen zwei Übeln. Die Lösung ist: Das Mass finden, das Mass halten. Es ist der Weg der Mitte“, lese ich bei einem Kartendeuter im Netz. Läuchtet ja irgendwie ein.

Natürlich wussten das bereits die „Alten“. Μέτρον Άριστον befand Kleovoulos von Lindos im 6. Jahrhundert v.Chr., metron ariston. „Maß(halten ist) das beste“. Drum zählte man ihn auch als einen der sieben Weisen.

Doch wie kann man diesen Zustand in ein Bild fassen? Die meisten Tarot-Kartensets zeigen ihn als ein Engelwesen mit großen Flügeln, das Wasser aus einem großen Gefäß in ein kleineres füllt. Das Engelwesen  wurde mir zum Schmetterling, und die zwei Krüge zu zwei Flammen.

XIV Die Mäßigkeit, digital bearbeitetes Legebild, 2020-31-3.

Und wenn auch ihr Revier eigentlich die Natur ist – und hier besonders die Bäche –  sicher hast du sie schon gesehen, als Libelle über dem Wasser schwebend ….

…ist sie auch bei den Menschen unterwegs. Denn wir brauchen sie, die Mäßigkeit, das rechte Maß, die Harmonisierung der Gegensätze, wir brauchen die Mitte, wo unser Herz schlägt.

Auch der Ritter braucht sie, die schmetterlingsleichte Mäßigkeit, und Wohl uns, wenn auch der Tod und der Teufel etwas davon annehmen, anstatt wüst zu hausen.

Am liebsten aber schwebt sie über dem Wasser, dort wo sich der Himmel und das Meer in der Horizontlinie treffen, und lässt ihr Lichtlein mit der Sonne verschmelzen.

Hier nun noch mal alle bisherigen Karten im Überblick:

Und damit verabschiede ich mich aus diesem März, der schwierig war, und begrüße den April, der auch nicht leicht zu werden verspricht. Aber wer weiß!  Abwarten und Tee trinken. Liebe Grüße in alle Himmelsrichtungen! Gerda

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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30 Antworten zu ΧΙV Mäßigkeit (Legebild-Collagen)

  1. Gisela Benseler schreibt:

    liebe Grüße in alle Himmelsrichtungen, danke Gerda! Das ist Dir wieder unglaublich schön und gut gelungen! Ich kann nur staunen, wie auf diese Art doch immer wieder eine Basis für ein friedliches Miteinander gefunden wird. Maßhalten, die innere Mitte, suchen und halten, ja, das ist eine Kunst, die nicht einfach ist. Ein bißchen recht? Gibt es das aber? Das Recht ist eigentlich unteilbar. Aber bleiben wir in der Mitte, dann ist das unteilbare Recht auf unserer Seite und auf der Seite aller anderen ebenfalls, die sich darum bemühen. Dann gibt es ja nur Frieden und Harmonie.

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    • gkazakou schreibt:

      danke, Gisela. doch, es gibt die Möglichkeit, dass du ein bisschen recht hast, und ich ein bischen recht habe. Wer kennt schon das ganze „Recht“, also die Wahrheit? Wir kennen immer nur Bruchstücke davon, und wer sich anmaßt, die ganze Wahrheit zu haben, der ist eben nicht friedfertig, sondern selbstherrlich.
      Und auch das, was ich jetzt schrieb, ist nur eine von vielen Möglichkeiten, asThema zu sehen. Liebe Grüße!

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      • Gisela Benseler schreibt:

        Liebe Gerda, ich glaube, daß Du diesmal nicht wirklich recht hast.

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      • Gisela Benseler schreibt:

        Leider kann ich nicht mehr nachlesen und prüfen, was ich geschrieben habe. Ich weiß nur, daß ich mich sehr gefreut und Dich gelobt habe. Welches Wort wirkte denn „selbstherrlich“? I4ch wollte Dich unterstützen, mit „aufbauen“ im friedlichen Sinne, nicht immer nur recht behalten. Die ganze Wahrheit kennt niemand, auchmich nicht, in keinem einzigen Augenblick. Aber ich dachte, daß wir uns auf der SUCHE der WAHRHEIT befinden.

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      • gkazakou schreibt:

        Ich lege keinen Wert auf deine Aufbauhilfe, Gisela, und bitte dich, sie mir nicht weiter anzubieten. Wie du weißt, mag ich auch deine Verwendung des „wir“ nicht, da es eigentlich ein zum „wir“ aufgeplustertes „Ich“ ist. ich bitte zu respektieren, dass ich ICH bin und nicht ein Teil deines WIR. Was du geschrieben hast, kannst du oben nachlesen. Mein Kommentar bezieht sich auf „Ein bißchen recht? Gibt es das aber? Das Recht ist eigentlich unteilbar.“.

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  2. Ulli schreibt:

    So schön! In meinem Set heißt die Karte Kunst/Maessigung – und da ich mivh nun darin übe alles amdere mal zu vergessen, denke ich dass es eben eine Kunst ist Maß zu halten.
    Ein herzlicher Gruß zur guten Nacht an die Künstlerin.

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    • Ulli schreibt:

      Verzeih die Tippfehler, beim Handytippen liege ich schnell mal daneben.

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      • gkazakou schreibt:

        dachte ich mir. das ist ja das verbreiteste, die Benamsung ist ein bisschen anders, auch die Reihenfolge. Crowley war eine sehr fragwürdige Persönlichkeit, mit der ich mich nicht gern verbinden würde. Aber die Karten sind ausgewogen und hübsch anzusehen, nur ein bisschen zu symbolüberladen für meinen Geschmack. Ich mag Tarot eher als Selbsterfahrungshilfe, ohne das ganze esoterische bzw magische Brimborium, das Crowley entwickelte. 😉
        Liebe Grüße!

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      • Ulli schreibt:

        Du weissz schon, dass die Karten nicht von Crowley selbst gestaltet wurden? Es war eine Künstlerin, die sich nur dazu bereit erklärt hst dies zu tun, wenn Crowley in dieser Zeit keine schwsrzmagischen Aktivitäten ausüben würde. Auch arbeite ich nicht mit seinen Interpretationen, die mir überhaupt nicht zugesagt haben.

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      • gkazakou schreibt:

        ja, Frieda Harris. „1939 begann ihre Arbeit mit Aleister Crowley über die Neugestaltung der 78 Tarotkarten, in denen sich Crowleys gesamte magischen Vorstellungen spiegeln sollten“ (Wiki). Fünf Jahre dauerte diese sehr intensive Zusammenarbeit. Harris war auch Mitglied seines Ordens. Damit will ich weiter nichts behaupten, als dass dieser so weit verbreitete Kartenset das Denken von Cowley widerspiegelt. Natürlich kannst du diesen Hintergrund ignorieren. Aber die meisten Ausleger lassen sich eben doch von dem leiten, was dargestellt ist, und fabulieren anhand der diversen Symbole eine Story zusammen. Ich versuche mich ganz auf den zentralen Begriff zu konzentrieren. Der heutige ist „Teufel“.

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      • Ulli schreibt:

        Gerda … du sagst, dass du dir wünschst, dass ich deins nicht abwerte, aber was machst denn du, wenn du sagst, dass die Interpretator*innen „fabulieren“ – finde ich nicht okay und ärgert mich!!!

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      • gkazakou schreibt:

        Da hast du recht, Ulli. Tut mir leid. ich dachte an manche der AuslegerInnen, die ich im Netz fand und die ihre Dienste anbieten. Ihre Ratschläge sind ganz ähnlich wie die bei Horoskopen zu lesenden, aufgeteilt nach „Liebe“, „Beruf“, usw. und eben sehr stereotyp.

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      • Ulli schreibt:

        Okay!
        Im Netz schaue ich grundsätzlich nicht nach in solchen Feldern, auch nicht nach „Krafttieren“ – das ist immer alles so platt!

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      • gkazakou schreibt:

        dann sind wir uns einig.

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    • gkazakou schreibt:

      Sicher ist es eine Kunst, in der Mitte zu bleiben, ohne sich die Flügel zu beschneiden, liebe Ulli. Drum ist die Figur auch ein Schmetterling. Sag mal, was hast du denn für einen Kartenset?

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  3. michaelcarljohanns schreibt:

    Ich fühlte mich von den Bildern inspiriert.🙂

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  4. Johanna schreibt:

    Liebe Gerda, ganz liebe Grūsse aus nordwest nach südost Europa… einmal quer drüber! Diese letzte Karte mag ich am Meisten, besonders wo die Kräfte in unseren Gesellschaften sich momentan so weit von der Mitte entfernen. Frohen April! 💛

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  5. TeggyTiggs schreibt:

    …Deine Mäßigkeit gefällt mir sehr, sie scheint so leicht, so luftig und voller Licht…derart fein kann die Mäßigung nur gelingen, wenn sie sich mit Gerechtigkeit verbündet hat oder wenigstens von ihr gelernt…dazu widerum gehört Weisheit, denn ohne die Einsicht in die Gerechtigkeit, kann diese nicht immer angewendet werden…gerecht und mäßig zu sein, steht mitunter dem Ego entgegen…und ich wünschte mir die drei durch Liebe vereint…da scheint mir über der Mäßigung schon ein Herz zu schweben…

    …liebe Grüße an Dich und die Deinen!

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, TeggyTiggs. Mäßigung heißt in diesem Zusammenhang wohl: sich nicht in extreme Stimmungslagen reinziehen zu lassen, sondern dem Organ der Mitte, dem Herzen, mit leichtem Flügelschlag zu folgen. Das Herz, Sitz der Liebe, fühlt, ob etwas gerecht ist, und urteilt mit Milde, gleicht aus, – Auch die andere Auslegung – Maßhalten – ist naheliegend. Aber das, was das Maß ist, muss jeder für sich selbst finden. (dazu auch bei Afrikafrau).
      Wie entwickelt sich denn das Leben bei euch? Liebe Grüße!

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      • TeggyTiggs schreibt:

        Danke, so verstehe ich es auch…

        …bei uns ist die Ausgangssperre bis zum 15.4. verlängert, vorerst, dann werden wir sehen…langsam gewöhne ich mich daran…nur dass die Post geschlossen hat ist ein Problem…die Stille ist wundervoll und das ruhigere Leben, für Jüngere wird es ein größeres Problem sein, sich nicht treffen zu dürfen…mich erinnert es an 1989, da war über Nacht für uns auch alles anders…

        …ich sehe, vielen auf der Welt geht es jetzt ähnlich, das tut was energetisch, mal schaun, wo es hinführt, es wird sein Gutes haben…
        …wie kommt Ihr zurecht?

        …lass es Dir gut gehen, liebe Gerda und pass auf Dich auf!

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Teggytiggs. Wir kommen zurecht. Mehr nicht. Liebe Grüße hinüber!

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  6. afrikafrau schreibt:

    Mäßigung in welcher Weise, wer definiert diese denn, jeder wird darunter etwas anderes verstehen,
    Reduktion vielleicht, auch dies wird von jedem Menschen anders verstanden, ein jeder sieht die Wahrheit woanders, dagegen steht zum B. die Leidenschaft, die Positives, wie auch Negatives sichtbar macht. Jeder sucht seine eigene Balance, die kann sehr unterschiedlich sein . Im Zusammenleben kann eine Mäßigung nicht immer gelingen, da Zorn und Gewalt und Hass sehr schwer zu bändigen sind. Und wer bestimmt über das Recht und über die Wahrheit. Es gibt viele Wahrheiten. Ich denke das kann nicht vorgeschrieben werden, aber gelernt oder gelehrt werden,um unser Zusammenleben etwas stimmiger, etwas ausgeglichener zu gestalten. Bei mir tun sich da viele neue Fragen auf. Einige Gedankens Sprünge meinerseits.

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    • gkazakou schreibt:

      Deine Überlegungen finde ich sehr berechtigt. So wie ich es verstanden habe, ist Mäßigung nicht etwas, was man von außen vorschreiben kann. Der zitierte Satz „metron ariston“ – „Maß ausgezeichnet“ wurde später ergänzt zu „pan metron ariston“, jedes Maß ist ausgezeichnet. Hauptsache Maß. Man soll einen Maßstab in sich entwickeln und diesem folgen, sich nicht in alle möglichen Richtungen zerren lassen. Wie dieser Maßstab aussieht, ist eine persönliche Angelegenheit. „Das Maß aller Dinge – der Mensch“, auch ein altgriechischer Satz, bekommt dann den Sinn: In dir selbst findest du das Maß, an dem du dich orientierst. Liebe Grüße!

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  7. Liebe Grüße zurück, liebe Gerda 🙂

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  8. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Eine wohlgelungene Mäßigkeit, liebe Gerda!
    Es ist oft nicht einfach, die Mitte zu halten, aber Mäßigung tut uns allen gut. Nur so erreichen wir ein Ziel, das uns allen guttut

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