Laokoon in Corona-Zeiten (tägliche Zeichnung)

Beim Kunststöbern im Netz stieß ich heute auf ein 3D-Abbildung der Laokoon-Guppe. Du kennst sie sicher: 1506 fand man sie in der Nähe des ehemaligen Sitzes von … Kaiser Nero. Wann sie entstand? Die Marmorgruppe, die seither im Vatikan-Museum steht, wurde wohl im 1. vor- oder 1. nachchristlichen Jahrhundert geschaffen, Plinius d.Ä. erwähnte sie. Seither war sie verschollen. Vermutlich ist sie eine römische Nachbildung einer griechischen Bronze aus Pergamon (Kleinasien), die nicht mehr existiert. Bronze brauchte man, um Waffen zu fertigen, also gibt es nur noch die Skulpturen, die bei Schiffsunglücken versanken.

Das 3-D-Foto einer bronzenen Nachbildung der Gruppe konnte ich nach gusto drehen.  Ich setzte sie in eine perspektivisch recht verzerrte Zeichnung um, weil ich fand, dass sie ganz gut das gegenwärtige Lebensgefühl abbildet: ein langsames Ersticken durch „Schlangen“, deren Herkunft ungeklärt ist.

Laokoon, Tintenstift-Zeichnung nach 3D Fotografie, 2020-03-25

Erstmals erwähnt wurde Laokoon als Apollon-Priester im 8. vorchristlichen Jahrhundert. Auch Homer erwähnt ihn. Ein dünner Faden führt dann zu Virgil und seiner Änäis, geschrieben im 1. Jahrhundert v. Chr. Dann wieder lange nichts… bis die Gruppe in Rom gefunden wurde und sich die Künstler und Gelehrten der Zeit an ihr abarbeiteten. Michelangelos Sklaven sind dem Laokoon nachempfunden. Im 17. Jahrhundert malte Theotokopoulos, genannt El Greco, eine neue Interpretation, die sich jetzt in Washington befindet.

Aber wer war Laokoon, und warum ereilte ihn und seine Söhne das schreckliche Schicksal, von Schlangen erwürgt und aufgefressen zu werden? Merkwürdigerweise ist das eine Rätselfrage geblieben. Und daher interessiert sie mich. Es gibt nämlich zwei Hauptvarianten der Erzählung:

Die eine Version besagt, dass er sich gegen einen Befehl eines Gottes (Apoll, Poseidon), dem er diente, verging. Er heiratete eine Frau, zeugte Kinder mit ihr, anstatt keusch zu bleiben. Die Version gefällt mir nicht besonders, sie ist einfallslos.

Die zweite Version besagt, dass sich Laokoon überhaupt nichts zuschulden kommen ließ. Aber der göttliche Weltenplan sah die Vernichtung Trojas vor. Als die Griechen scheinbar abfuhren und das hölzerne Pferd als „Geschenk an Athene“ zurückließen, beschloss die Mehrheit der Trojaner,  es in die Stadt zu bringen. Laokoon aber hielt das Ganze für eine abgeschmackte Sache,  schlug heftig mit seinem Schwert gegen das Pferd und wollte es spalten. Da schickten die Götter (Apoll? Athene?) zwei Schlangen, die machten Laokoon den Garaus. Denn er gefährdete, ohne dass er es wusste, ihre Pläne. Die Trojaner hielten seinen Tod für eine göttliche Strafe: wie konnte er es wagen, sein Schwert gegen ein der Athene geweihtes Pferd zu erheben? Also rissen sie ihre Stadtmauer ein und bugsierten das Pferd in die Stadt. Den Rest kennt ihr: Troja ging unter. Sie hatten die Zeichen falsch gedeutet.

Und so geschah, was die Götter zuvor beschlossen hatten.

Laokoon, Zeichnung, farbverstärkt, leicht bearbeitet. 2020-03-25

So gehts uns allen grad: wir versuchen, die Zeichen zu deuten, und fürchten, das wir, wenn wir sie falsch deuten, am Ende sind. Was hat es mit diesem Virus und seiner Abwehr auf sich? Ist der Virus gefährlich? Oder sind es die Maßnahmen? Ist der Virus ein Trojanisches Pferd? Oder sind nur die Maßnahmen dagegen gefährlich? Ist die Menschheit selbst schuld, dass sie heimgesucht wird, oder ist es göttlicher Ratschluss, dass wir dezimiert werden? oder zur Besinnung gebracht werden? Oder ganz zugrunde gehen, damit sich Neues bilden kann? Sind es Götter, ist es Gott oder ist es der Antichrist, der hier grad am Werk ist? Ist es die Natur, die sich wehrt? Oder ist es eine Machenschaft von Amerikanern, die finden, dass China zu stark wird, und man es schwächen muss? Oder eine Machenschaft von China, das Amerika die Vorherrschaft streitig macht? Oder nichts von alledem, sondern ein Unfall? Ein Zufall? Ein Ergebnis der Globalisierung, die nun zurückgedreht wird? …..

Wer jetzt heftig gegen dieses Pferd schlägt, dem kann es passieren, dass er wie Laokoon endet. Und wer dem Mainstream folgt wie die Trojaner? Ist der auf der sicheren Seite? Oder beschließt er dadurch seine eigene Vernichtung? 

Genug, genug! da dreht sich einem ja der Kopf! 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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39 Antworten zu Laokoon in Corona-Zeiten (tägliche Zeichnung)

  1. afrikafrau schreibt:

    niemand weiß Antworten, vielleicht besser als falsche Antworten…?????

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    • gkazakou schreibt:

      So ist es, liebe Afrikafrau. Auch die Trojaner wussten keine Antwort bzw die falsche. das Problem ist, dass wir in undurchsichtigen Situationen Fragen stellen müssen, auf die wir die richtige Antwort erst im Nachhinein kennen.

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    • gkazakou schreibt:

      Prima, Gerhard. Welche sind das?

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    • gkazakou schreibt:

      Lieber Gerhard, damit ich dir antworten kann, musst du mir schon sagen, was genau du meinst, wenn du sagst: dies sei wahr, jenes falsch. Namen sind für mich Schall und Rauch.

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    • gkazakou schreibt:

      Lieber Gerhard, das „auch“ möchte ich überlesen haben. Ich habe nie behauptet, der Virus sei nicht gefährlich. Ich habe nur Fragen aufgelistet, die so gestellt werden. Es sind nicht meine.
      (Der Kommentar gehört nach unten)

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      • kopfundgestalt schreibt:

        Das auch bezog sich nicht auf dich.

        Es ist fraglich, ob man fragen auflistet, die obsolet sind.

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      • gkazakou schreibt:

        Für viele Menschen sind sie nicht obsolet. Auch bei uns wären sie es nicht, wenn Politik und Presse sich entschlossen hätten, den Virus herunterzuspielen. Was sie bei anderen Fragen durchaus tun.

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      • kopfundgestalt schreibt:

        Wer sich selbst informiert und möglichst gründlich und immer wieder aufs Neue, bei den richtigen Stellen, der kommt schon auf die Wahrheit!
        Und heute sagen ja ehrlicherweise die Politiker in Deutschland, dass sie den Rahmen der Beschränkungen nicht kennen. Keiner sagt einen Termin voraus, obwohl jeder verbindliche Zeiträume anzufordern scheint.
        Sie sagen, wir stünden noch ganz am Anfang der Krise.
        Wir wissen einfach NICHT, was nächste Woche bekannt, gewusst, verstanden wird.

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      • gkazakou schreibt:

        Na, dann sind wir ja einer Meinung: sie wissen es nicht, ich weiß es nicht, wir wissen es nicht. Was heißt da schon „der kommt auf die Wahrheit“? Welche Wahrheit? Dass wir nicht wissen, wohin uns diese Krise noch führen wird? darauf können wir uns schnell einigen.

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      • kopfundgestalt schreibt:

        Es gibt Gewissheiten und es gibt Fragen. Aber Gewissheiten auch noch zu Fragen zu machen, wäre verkehrt.
        Danke für diesen kleinen Dialog , ist ja heutzutage unüblich. Wir schauen mal was kommt.
        Schönen Tag dir!

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  2. juergenkuester schreibt:

    Liebe Gerda, Dein spekulatives Suchen nach Gründen für die aktuelle Coronakrise, indem Du diesen kunsthistorischen Bogen schlägst, spricht mich sehr an, klasse!
    Liebe Grüße

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    • gkazakou schreibt:

      Ich suche eigentlich nicht nach Gründen, sondern stelle fest: Wie auch immer wir es drehen und wenden, wir kennen die richtige Antwort nicht, wir kennen nicht mal die richtige Frage. In solchen undurchsichtigen Situationen wie der vor Troja und der heutigen zeigen sich die richtigen Fragen und Antworten erst im Nachhinein. Das macht uns meschugge, wenn wir uns für unser eigenes Handeln verantwortlich fühlen. LG

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  3. Ule Rolff schreibt:

    Liebe Gerda, das sind interessante Gedanken, originell auch, Laokoon mit aktuellen Ereignissen in Verbindung zu bringen. Allerdings habe ich zur Zeit dafür überhaupt keinen Nerv . Ich habe das Gefühl, meine ganze Kraft zu brauchen, um einen Anschein von Normalität aufrecht zu erhalten. Finstere Verschwörungstheorien und Spekulationen über Gründe sind das Letzte, was ich jetzt brauchen kann.

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    • gkazakou schreibt:

      Liebe Ule, ich verstehe dich sehr gut, und in deinen Tulpenbildern zeigst du ja auch, wie du auf dieSituation zu antworten versuchst, um gesund zu bleiben. Ein Irrtum wäre es, wenn du annimmst, ich sei an Verschwörungstheorien interessiert. Nein. Aber ich versuche, den Nebel der Vermutungen zu durchstoßen, da ich mich für mein eigenes Handeln verantwortlich fühle und es mir nicht gern aus der Hand nehmen lasse. Zwar werden sich die richtigen Fragen und Antworten erst im Nachhinein zeigen – wenn überhaupt -, aber ich kann trotzdem nicht umhin, sie zu stellen. Genau wie die Trojaner, die sich entscheiden mussten, wie sie handelten. Man kommt ja nicht drum herum zu handeln, selbst wenn man den Kopf in den Sand steckt.
      Liebe Grüße! Gerda

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      • Ule Rolff schreibt:

        Abgesehen von soliden Informationen wie z. B. von Prof Drosten beruhigen mich einzig ganz handfeste praktische Tätigkeiten, die mich darin bestärken, noch handlungsfähig zu sein. Ein Gemüsebeet anlegen, zum Beispiel, damit wir keinen Salat kaufen müssen, auf den jemand geniest oder gehustet haben könnte.
        Woher das Virus kommt, ist mir offen gesagt egal, wie wir’s loswerden, ist die interessantere Frage – und die ist ja eigentlich auch schon beantwortet: wenn es nur noch auf immune „Opfer“ trifft. Dann verschwindet es wie das erste SARS Virus, das es einfach nicht mehr gibt. Bis dahin heißt es: durchhalten und überleben.

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  4. Gisela Benseler schreibt:

    Gerda, so ausdruchsstark das Bild von Laokoon auch geworden ist ( wirklich gut, doch schrecklich), so kann ich hier aber kein Sternchen machen wegen des gedeuteten Inhaltes. Du nennst viele mögliche Gründe und Ursachen, schließlich verlagerst Du das ganze Problem in den Verantwortungsbereich der Götter. Daß Troja unterging, hat historische und geistige Hintergründe. Wer es wissen möchte, dem könnte ich ein wenig weiterhelfen . Ich habe es auch nur gelesen. Aber Deine beiden Liebenden ( Kinder) bei Regen in Deinem Olivenhain die mag ich und habe sie auch schon ein wenig ins Herz geschlossen. und natprlich wünsche ich Dir selbst auch, daß Du die innere Ruhe und Klarheit behältst, woran ich gar nicht zweifle. Und natürlich wünsche ich Dir persönlich auch Gesundheit

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    • gkazakou schreibt:

      Liebe Gisela, danke schön für die guten Wünsche. Zu deinem Kommentar: ich verlagere gar nichts auf die Götter, sondern referiere nur, wie es in den Geschichten erzählt wird. So sahen es die Menschen damals. Sie meinten, dass alles, was geschah, von den Göttern vorbestimmt war. Und dass sich der Wille der Götter am Ende durchsetzte. Das machte ihnen zu schaffen. Sie fragten sich, ob sie solchen Göttern überhaupt noch opfern sollten. usw. Für den historischen Hintergrund von Trojas Niedergang brauche ich keinen Nachhilfeunterricht. Was den geistigen Hintergrund betrifft, so habe ich da keine Kenntnisse, wohl aber Vermutungen, die sich ableiten aus dem, was danach geschah. Wir sind ja immer im Nachhinein ein wenig klüger als zur Zeit, wenn sich etwas ereignet. Jedenfalls können wir uns im Nachhinein an eine Interpretation wagen, die natürlich auch nicht stimmen muss.
      Auch dir wünsche ich gute Gesundheit!

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      • Gisela Benseler schreibt:

        Gerda, jetzt habe ich tatsächlich noch mein Sternchen gemacht. Also, ich habe es mir noch einmal durchgelesen, was Du geschrieben hast. Der 1. Teil bezieht sich ja auf die Deutung der Menschen von damals, also auf die Göttersagen, mit denen ich überhaupt nichts anfangen kann. Im letzten Teil hast Du ja sehr viele ernstzunehmende Fragen gestellt. Die muß ich wohl ernst nehmen und mir Zeit lassen, um sie doch noch irgendwie beantworten zu können. solche Fragen stellen sich ja jetzt sehr viele Menschen, und ich bin selbst auch täglich dabei, sie für mich zu beantworten. was soll ich sagen? An einen „Ratschluß“ glaube ich nicht. So haben es viele gläubige Christen gesehen, bwugten sich darunter, ohne es wirklich glauben zu können. Es geht aber nicht um Unergründliches. Sondern wir Mensxhen sollen suchen und Fragen stellen. JESUS sagte:“ Suchet, so werdet Ihr finden. Bittet, so wird Euch gegeben. Klopfet an, so wird Euch aufgetan. “ Vielleicht sollten wir uns ja doch noch einmal auf eine ernsthafte Suche begeben? Es gibt also Antworten, aber nur auf ernsthaftes Suchen.

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  5. Susanne Haun schreibt:

    Die Darstellung des Augenblicks vor dem Tod! Die Laokoon Gruppe gehört zu meinen Lieblings-Skulpturengruppen.
    Liebe Grüße von Susanne

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    • gkazakou schreibt:

      danke, Susanne. Da gibt es bei dir sicher auch Zeichnungen der Skulpturengruppe zu sehen? Kannst du einen link setzen? Liebe Grüße!

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      • Susanne Haun schreibt:

        Nein Gerda, ich habe die Laokoon Gruppe noch nie gezeichnet. Micha foto grafierte sie bei unserem ersten Aufenthalt in den Uffizien von allen Seiten. Vielleicht inspirieren die mich ja. Mal sehen und LG Susanne

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  6. Jules van der Ley schreibt:

    Mir gefällt, durch deine Zeichnung in Kombination mit dem Text die Laokoon-Gruppe neu zu verstehen. In ihr eine Metapher für die Bedrohung unserer Zivilisation durch das Corona-Virus zu sehen, lädt ihr zuviel auf. Wenn Laokoon sich nichts hat zuschulden kommen lassen, ist er mindestens das Gegenteil unserer vom Neoliberalismus verseuchten Zivilisation. Das hemmungslose Profitdenken ist die Ursache für entsetzliches Leid auf der Welt und durch Produktionsverlagerung in Billiglohnländer und die damit verbundfenen globalisierten Handelswege sicher eine Ursache für die Pandemie.

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  7. kowkla123 schreibt:

    ich wünsche dir/uns die Kraft alles gut zu überstehen, Klaus

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  8. schreibenwaermt schreibt:

    Ein paar Götter, die mal ordentlich mit anpacken, könnten wir in dieser Situation auch gebrauchen. Ich fürchte wir Menschen müssen die Suppe, die wir uns eingebrockt haben aber auch selber auslöffeln.

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  9. rotewelt schreibt:

    Gelungene Zeichnungen! Nun verstehe ich, was du mit deinem Kommentar bei mir meintest, Gerda. Ja, es stellen sich momentan viele Fragen und wir kennen die Antworten nicht. Ich habe nun auch beschlossen, mich zum Thema Corona auf WordPress zurückzuhalten, auch zum Selbstschutz. Wir können wohl sowieso nur abwarten und schauen, was wird… Pass gut auf dich auf, Ute

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  10. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Deine Erklärung, daß die Götter sich rächten und die Schlangen zu Hilfe nahmen, gefällt mir gut.
    So etwas wie ein Trojanisches Pferd ist dieser Virus tatsächlich.
    Geduld hilft uns und immer neue seriöse Informationen…

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    • gkazakou schreibt:

      Witzigerweise heißen ja die Schädlinge im Internet Viren und die, die sich verdeckt in deinen Computer einschleichen, Trojaner. Das beschreibt ganz gut auch das Verhalten dieses C-Monsters.

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      • www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

        Ja, das ist tatsächlich so und Du hast einen so wundervollen weiten Weg gespannt und immer das eine Ziel vor Augen gehabt, liebe Gerda

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  11. Das passt wirklich in die momentane Zeit, wo „Experten“ mit Bezug auf die Wissenschaft jeweils das Gegenteil der anderen behaupten. Es gibt einfach nicht DIE Lösung vor allem gibt es keine einfache Lösung.

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    • gkazakou schreibt:

      Ja, leider, lieber Joachim. Aber ich will auch nicht Kassandra sein, die im Laokoon-Mythos auch auftaucht – natürlich, ohne dass man auf sie hört. Die Frage ist weiterhin, was sich nun in diesem Pferd-Virus an Entwicklungen verbirgt. Davon wird die nähere Zukunft der Menschheit abhängen.

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  12. TeggyTiggs schreibt:

    …vielleicht sollten wir angesichts dessen, was geschieht, einfach nur einen Schritt zurücktreten und uns nicht involvieren lassen?
    …vielleicht ist das die Lösung?
    …sich darauf besinnen, auf was es wirklich ankommt im Leben…?

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    • gkazakou schreibt:

      Weißt du, TeggyTiggs, ich habe persönlich nicht besonders viele Einschränkungen zu ertragen, weil meine Routinen sich ganz gut mit den Vorschriften vertragen. Natürlich ist es was anderes, ob man etwas selbst für sich beschließt, oder ob man Befehlen folgt, aber seis drum. Wenn ich mir Gedanken mache, so eigentlich weniger um mich. Aber ich habe immer schon die Gewohnheit, das Ganze zu betrachten, und da BIN ich involviert, ob ich willl oder nicht. So erging es mir mit der deutschen Geschichte, die ich auch gern distanziert betrachtet hätte (Gnade der späten Geburt), aber es gelang mir nicht. Ich fühlte mich mitverantwortlich. So auch jetzt. Ich, als winziger Teil des Ganzen, bin mitverantwortlich an dem, was geschieht, ich muss es verstehen, muss sehen, welche Haltung sich mit meinen inneren Überzeugungen verträgt, welche meiner Handlungen also dem kategorischen Imperativ entsprechen: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (Kant)

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  13. Ron schreibt:

    Die Laokoon-Gruppe ! Ein weltberühmtes Kunstwerk: unendlicher Deutung voll !

    Dazu Goethe:

    „Ein echtes Kunstwerk bleibt, wie ein Naturwerk, für unsern Verstand immer unendlich; es wird angeschaut, empfunden; es wirkt, es kann aber nicht eigentlich erkannt, viel weniger sein Wesen, sein Verdienst mit Worten ausgesprochen werden. Was also hier über Laokoon gesagt ist, hat keineswegs die Anmaßung, diesen Gegenstand zu erschöpfen, es ist mehr bei Gelegenheit dieses trefflichen Kunstwerks als über dasselbe geschrieben. Möge dieses bald wieder so aufgestellt sein, daß jeder Liebhaber sich daran freuen und darüber nach seiner Art reden könne.
    Wenn man von einem trefflichen Kunstwerke sprechen will, so ist es fast nötig, von der ganzen Kunst zu reden, denn es enthält sie ganz, und jeder kann, soviel in seinen Kräften steht, auch das Allgemeine aus einem solchen besondern Fall entwickeln; deswegen sei hier auch etwas Allgemeines vorausgeschickt.

    Alle hohen Kunstwerke stellen die menschliche Natur dar, die bildenden Künste beschäftigen sich besonders mit dem menschlichen Körper; wir reden gegenwärtig nur von diesen. Die Kunst hat viele Stufen, auf jeder der selben können vorzügliche Künstler erscheinen, ein vollkommenes Kunstwerk aber begreift alle Eigenschaften, die sonst nur einzeln ausgeteilt sind.

    Die höchsten Kunstwerke, die wir kennen, zeigen uns:

    Lebendige, hochorganisierte Naturen. Man erwartet vor allem Kenntnis des menschlichen Körpers in seinen Teilen, Maßen, innern und äußern Zwecken, Formen und Bewegungen im allgemeinen.

    Charaktere. Kenntnis des Abweichens dieser Teile in Gestalt und Wirkung. Eigenschaften sondern sich ab und stellen sich einzeln dar; hierdurch entstehen die Charaktere, und es können die verschiedenen Kunstwerke dadurch in ein bedeutendes Verhältnis gegeneinander gebracht werden, so wie auch, wenn ein Werk zusammengesetzt ist, seine Teile sich bedeutend gegeneinander verhalten können.

    Der Gegenstand ist:
    In Ruhe oder Bewegung. Ein Werk oder seine Teile können entweder für sich bestehend, ruhig ihr bloßes Dasein anzeigend, oder auch bewegt, wirkend, leidenschaftlich ausdrucksvoll dargestellt werden.

    Ideal. Um hierzu zu gelangen, bedarf der Künstler eines tiefen, gründlichen, ausdauernden Sinnes, zu dem aber noch ein hoher Sinn sich gesellen muß, um den Gegenstand in seinem ganzen Umfange zu übersehen, den höchsten darzustellenden Moment zu finden und ihn also aus seiner beschränkten Wirklichkeit herauszuheben und ihm in einer idealen Welt Maß, Grenze, Realität und Würde zu geben.

    Anmut. Der Gegenstand aber und die Art, ihn vorzustellen, sind den sinnlichen Kunstgesetzen unterworfen, nämlich der Ordnung, Faßlichkeit, Symmetrie, Gegenstellung etc., wodurch er für das Auge schön, das heißt anmutig wird.

    Schönheit. Ferner ist er dem Gesetz der geistigen Schönheit unterworfen, die durch das Maß entsteht, welchem der zur Darstellung oder Hervorbringung des Schönen gebildete Mensch alles, sogar die Extreme zu unterwerfen weiß.

    Nachdem ich die Bedingungen, welche wir von einem hohen Kunstwerke fordern, zum voraus angegeben habe, so kann ich mit wenigen Worten viel sagen, wenn ich behaupte, daß unsre Gruppe sie alle erfüllt, ja daß man sie aus derselben allein entwickeln könne…“

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    • gkazakou schreibt:

      Ganz herzlichen Dank, Ron, für dies Zitat, das neben anderem auch den Abstand beschreibt, den die heutige Kunstauffassung von der Goetheschen trennt. Es macht deutlich, wo wir uns heute mit unserer Kunst befinden, indem wir sagen können: keines oder bestenfalls je eines der genannten Kriterien wird heute erfüllt.

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