Ein Tag der Frau: Griechenlands Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou wurde gewählt

Ich weiß, heute wird der Tag der Frau nicht gefeiert. Heute spricht man über einen Vir-us (lat. Mann). Aber verzeiht mir: ich muss es doch laut verkünden:

Griechenlands oberste Funktion, der Präsident der Republik, wird erstmals in der langen Geschichte des Landes von einer Frau bekleidet. Wie finde ich das? O, es freut mich, freut mich sehr, zumal diese Frau parteiübergreifend mit 261 Stimmen des 300-köpfigen Parlaments gewählt wurde. Vorgeschlagen hatte sie der liberal-konservative MP Kyriakos Mitsotakis, mit dem Eingeständnis, dass „JA, leider, machen wir uns nichts vor“, die Frauen noch weit von voller Gleichberechtigung entfernt seien. Der linke Syriza, der eigentlich den vorigen Präsidenten erneut durchsetzen wollte, konnte nicht anders als mitzuziehen, zumal er selbst Frau Sakellaropoulou im letzten Jahr als (ebenfalls ersten weiblichen) Präsidenten des Verfassungsgerichts vorgeschlagen hatte.

Was entnehme ich den Presseberichten – außer den Fotos, die ich hier einfüge? Geboren wurde Frau Sakellaropoulou am 30. Mai 1956 in Thessaloniki, sie ist geschieden, lebt in einer Beziehung und hat eine Tochter. Sie stammt aus einer bekannten Juristenfamilie.

Kleine Frau zwischen gewichtigen Männern: bei der Vereidigung der neuen Staatspräsidentin am 14.3.2020

Sie gehört keiner Partei an und hat ein progressives Image. Positiv aufgefallen ist sie durch einige Entscheidungen und Publikationen, davon viele, aber nicht alle, im Bereich Umwelt, auf den sie sich spezialisiert hat.  So hat sie gegen die „Umkehrung“ des Flusses Acheloos gestimmt, die halb Thessalien verwüstet, hat sich für die Erhaltung der Wälder und gegen deren illegale Zersiedlung stark gemacht,  hat sich für die Erhaltung von Athener historischer Bausubstanz eingesetzt, hat die schulische Integration von Flüchtlingskindern als Verfassungsgebot ausgelegt, hat gegen die Eintragung von religiöser Zugehörigkeit im Personalausweis votiert…

Sie selbst sieht sich nicht als Feigenblatt im patriarchalischen System, sondern hebt auf die Qualifikation ab, auf die es ankäme, egal ob Mann oder Frau. Da kann ich ihr nur zustimmen. Dennoch ist ihre Wahl eben auch ein symbolischer Durchbruch in der Gleichberechtigungsdebatte. Und dürfte so manche Frau ermutigen.  Auch dass diese engagierte und nun so hoch geehrte Frau ihren Schwerpunkt bei der Umwelt hat, kann sich positiv auswirken. Und mir gefällt, dass in diesem höchsten Amt nun eine  kompetente und vergleichsweise junge Frau und kein abgehalfteter alter Politiker sitzt. Ich denke, es war eine gute Wahl. Dass die Vereidigung unter restriktiven Bedingungen und in einem halbleeren Saal stattfand, wird da zu einer umständebedingten Nebensache.

(Alle Fotos habe ich der digitalen Zeitung iefimerida entnommen).

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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38 Antworten zu Ein Tag der Frau: Griechenlands Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou wurde gewählt

  1. Linsenfutter schreibt:

    Alles schön, aber liebe Gerda eine Frage. In Sachen Corona. Man liest wenig über Griechenland. Habe ich da was verpasst?
    LG Jürgen

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    • gkazakou schreibt:

      Nein, Jürgen, hier ist es wie sonst auch überall: alles ist zu. Schulen, Unis, Konzerte, Ausstellungen, Museen,Cafes, Restaurants, Bars, Geschäfte außer Lebensmittel und Apotheken.. niente. zu, geschlossen. So hofft man, dass man die Seuche in den Griff bekommt, bevor sie große Ausmaße annimmt, denn wir haben ein fragiles Gesundheitssystem. Bisher ist es gelungen. Die Regierung war schnell und effizient,greift rigoros durch.

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  2. Werner Kastens schreibt:

    Eine Frau steht der ältesten Demokratie der Welt sehr gut zu Gesicht! Viel Glück mit ihr!

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  3. kormoranflug schreibt:

    Gratuliere den Griechen, die zumindest in den 70iger Jahren als Supermachos bei den Rucksacktouristinnen verschrieen waren.

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  4. Myriade schreibt:

    Eine wirklich gute Entwicklung, freut mich sehr.

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  5. Rainer Hartwich schreibt:

    Zum Glück gibt es außer Corona noch andere wichtige Dinge. Lg. R.

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    • gkazakou schreibt:

      korona oder gramma, sagt man, wenn man mit einem Geldstück eine Entscheidung treffen will. Wie im Deutschen Kopf (Krone) oder Zahl (Buchstabe). Nun warfen wir die Münze in die Luft und da erschien ein anderer Kopf ohne Krone. Erfreulich, ja.

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  6. versspielerin schreibt:

    oh, wunderbar! 👍

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  7. Ulli schreibt:

    Danke Gerda für diese Nachricht. Ihr Hintergrund klingt interessant und auch mich freut es, dass eine Frau nun Präsidentin ist und bin gespannt was sich durch sie tun wird. Klasse finde ich eben auch, dass sie noch recht jung ist. Es braucht junge Geister, nicht nur in Griechenland! Die alten Männer haben lange genug ihr Unwesen getrieben.
    Zuversichtliche Grüße
    Ulli

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    • gkazakou schreibt:

      Ich habe mich auch gefreut. Viel Einfluss hat eine Präsidentin natürlich nicht, es ist mehr symbolisch, ähnlich wie in Deutschland. aber auch das spielt ja eine Rolle. Und die Präsidentin kann die Rechtmäßigkeit von Entscheidungen überwachen, kann in politischen Krisen (wie in Österreich, Italien) wichtige Weichenstellungen vornehmen und mäßigend oder reformierend einwrken. ….

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      • Ulli schreibt:

        Ja, das stimmt natürlich.
        Übrigens gibt es auch heute wieder einen Beitrag bei mir. Es scheint ja immer noch nicht zu funktionieren 🤔

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  8. elsbeth weymann schreibt:

    Ach! Wunderbar !! das Faktum–eine Frau in dieser Position.Und dann auch zu hören und zu lesen,WER diese Frau ist.Ich freue mich für Griechenland und die Welt.Welch ein Lichtblick .Und – wie wohltuend, dass es einmal NICHT um das Coronavirus geht !
    Herzliche Grüße nach Hellas,
    Elsbeth

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  9. Leinwandartistin schreibt:

    Das sind doch Nachrichten, die positiv stimmen können; hier in D haben das die meisten wahrscheinich angesichts des übergroßen C in der Berichterstattung gar nicht mitbekommen.
    Hoffentlich kann diese Frau an der Spitze Grichenlands auch tatsächlich etwas zum guten bewegen.
    Sei herzlich gegrüßt
    Ines

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  10. TeggyTiggs schreibt:

    ….sehr sympathisch, klug und vielversprechend…möge sie gesegnet sein und die nötige Unterstützung bekommen!

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    • gkazakou schreibt:

      danke, Teggytiggs. Das ist eine gestandene Frau, ich denke, man kann sich auf sie verlassen. Die aktive Politik macht sie nicht, wir haben keine Präsidialverfassung wie in Frankreich, ihre Position gleicht eher dem Präsidenten in Deutschland. Aber auch die ist manchmal entscheidend, wie sich bei den Regierungskrisen in Österreich und Italien zeigte.

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  11. chris schreibt:

    Sehr gut !
    Hoffentlich kann sie sich
    gegen die Macho-Bande
    im Parlament und in der
    Regierung durchsetzen…

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    • gkazakou schreibt:

      Keine Angst. Sie ist eine gestandene Frau mit viel Erfahrung in männlich dominierten Institutionen. Außerdem ist ihre Position keine, die in eine direkte Auseinandersetzung mit Regierung und Parlament gehen müsste.

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  12. kopfundgestalt schreibt:

    Spannend! ✌😀
    Vor lauter virus- Debatten im TV hatte ich das verpasst.

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  13. elsbeth weymann schreibt:

    https://youtu.be/3w7aONfIsQA einmal ein etwas anderer Blick auf die Corona- Dauerdebatte, vom Enkel des Müsli Doktors Dr.Bircher. Mich beeindrucken das Nichtnervöse, die konkreten medizinischen Erfahrungen und das Mutmachende bei ihm…Dass so etwas „Alternatives“ nicht jedermanns Sache ist— klar..dennoch lohnt sich mal ein anderer Blick auf dies Thema,in dem es bisher nur die Linie gibt : abschotten, Grenzen, Mauern , Dauerbrause der Informationen, schleichende Angst.
    Herzlich,
    Elsbeth

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    • gkazakou schreibt:

      danke, Elsbeth. Sicher, Abschotten, Zumachen ist immer eine schlechte Lösung, aber manchmal ist das System so geschwächt und anfällig, dass es anders nicht geht. In diesem Falll das Gesundheitssystem. Die Stärkung der Abwehrkräfte ist immer der bessere Weg, aber das geht nicht von einem Tag auf den andern. Die Menschen, besonders die älteren, sind durch die üblichen Behandlungsweisen bereits zu geschwächt.
      Der Regierungschef von Chechenien sagte zu seinen Landsleuten: „Sterben werden wir alle mal. Regt euch nicht so auf, dann verkürzt ihr nur euer Leben. Trinkt morgens euer Zitronenwasser mit Honig, esst euren Knoblauch und schlaft genug“. Vielleicht sind die Menschen dort noch widerstandsfähig genug, vielleicht aber auch nicht… κορώνα η γράμμα. wir machen beides: Kontakte meiden und Immunkräfte stärken. Und ich denke, das ist das beste momentan. Wie hältst du es? Liebe Grüße! Gerda

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      • elsbeth weymann schreibt:

        Genauso, liebe Gerda : Kontakte meiden,d. h. realistisch und aber auch sensibel damit umzugehen… Immunsystem stärken ! Gut fand ich bei diesem Dr. Bircher eben, dass er konkrete Vorschläge macht,was und wie man selber etwas tun kann. Etwas, das über die Empfehlung zum richtigen Händewaschen hinausgeht.Ernährung(Frischkost), frische Luft, Sonne=Vitamin D pur, ( besser als jedes Medikament )tägliche Bewegung,ausreichend Schlaf, Hygiene …und NICHT den Menschen nur noch zu begegnen mit dem Gefühl: „Virusträger“, „bleib mir vom Hals“. Diese Art von untergründiger Angst füttert das Virus.
        Dies zu Deiner Frage ! Liebe Grüße !!!Elsbeth

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    • gkazakou schreibt:

      Vollkommen einverstanden, liebe Elsbeth. Besonders die Haltung zu den Mitmenschen finde ich wichtig. Ich sagte es heute stirnrunzelnd zu einer Verkäuferin, die mir vorsichtig das Wechselgeld zuwarf. „Wir behandeln uns langsam wie Feinde“. Sie lachte und stimmte mir zu. Und so kamen wir ins Gespräch, begegneten uns wie normale Menschen. Dasselbe passierte mir mit einer Nachbarin, die mir vom Balkon aus zurief. Wir flachsten hin und her. … Gestern hatte ich sehr nette Begegnungen im Wald, als mir der Hund mal wieder abhanden gekommen war. Ein Mann hatte ihn sogar fotografiert, in der Annahme, dass jemand ihn suchen würde. Andere antworteten mir sehr hilfsbereit auf meine Frage, ob sie ihn gesehen hätten. Heute traf ich meine kleine Schutzbefohlene Roma, deren Familie angesichts der Situation nichts zu essen hat, da sie keine Arbeit finden, und gab ihr Geld. Wobei mir mal wieder deutlich wurde, wie wichtig das Bargeld ist, und dass wir aufpassen müssen, dass „sie“ es uns nicht auch noch wegnehmen, um eine totale Kontrollele zu haben. Viele, die in der Touristikbranche oder in kleinen Geschäften, Werkstätten etc unversichert und ohne Vertrag arbeiteten, sind jetzt ohne jede Unterstützung. Entschädigt werden nur Leute, die nachweislich Verdienstausfälle haben. Selbstverständlich arbeiten Asylsuchende nicht versichert, denn das ist verboten. Das sind nur kleine Beispiele, aber so wichtig. Ich denke, wenn diese Sache länger dauert – und sie wird länger dauern, wie es scheint -, werden wir neue Formen der Kommunikation und Solidarität finden müssen. Auch rührt sich in mir ein erster Widerstandsgeist. Wieso, frage ich, müssen alle Leute leiden, wenn es doch nur uns Alte und andere Vorgeschädigte betrifft?Sollen doch die (also wir) auf uns aufpassen! Mir kommt das wie ein großes Sozialexpriment vor, wo der Gehorsam der Massen geprobt wird. Bis wir alle kleine Chinesen sind und „der Staat“ und den Rest freier Entscheidung abnimmt – um des „allgemeinen Wohls willen“. 😦
      Ich bin wirklich gespannt, wann die erste Revolte kommt. ich vermute, spätestens, wenn sie den Athenern verbieten sollten, zu Ostern auf ihre Dörfer zu fahren.

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  14. www.wortbehagen.de schreibt:

    Das klingt wirklich gut, liebe Gerda.
    Ein Lichtblick für euer Land.
    Liebe grüsse zum Montagmorgen

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  15. Ule Rolff schreibt:

    Grund zum Feiern! Eine Frau an der Spitze Griechenlands – das passt gerade gut zu meiner Lektüre (mal wieder Bertrand Russells Philosophie des Abendlandes, noch am Anfang bei den Vorsokratikern – huh, arme Frauen!).

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