Was nun?

Sie kommen zu hunderten, zu tausenden. Sie kommen mit Zügen, Bussen, Taxis, unterstützt durch türkische Grenzbeamten. Und sie marschieren in großen Gruppen auf die griechische Grenze zu. Sie wirken ausgeruht und entschlossen, „Europa“ zu erreichen.Man sagte ihnen: Geht los. Geht nach Europa.
Die griechische Polizei und Armee versucht, den Ansturm dieser unbewaffneten Armee von Menschen mit Blendgranaten und Stacheldraht aufzuhalten, vermutlich vergebens. Diese Menschen wollen sich nicht in Sicherheit bringen vor Kriegen, jetzt nicht mehr. Sie wollen ein neues Leben für sich und die Ihren erkämpfen. Das „Refugee welcome“ aus Berlin klingt immer noch verlockend in ihren Ohren. Aber nun sind sie wohl nicht mehr willkommen? Und Griechenland? Soll es tun, was in Deutschland nicht durchsetzbar wäre: gefängnisgleiche Lager auf Inseln, mit prompter Abschiebung? Die Griechen haben zunehmend das Gefühl, dass sie man wieder die Zeche zahlen sollen für eine Politik, die sie nicht zu verantworten haben. Die Inselbewohner sind im Aufstand. Sie wollen das nicht dulden. Sie wollen keine Gefängnisse auf ihren Inseln, sie wollen auch keine überfüllten Lager, sie wollen überhaupt keine Lager. Sie wollen, dass diese Menschen dahin gehen, wohin sie wollen: nach Deutschland, nach Europa.

Wielange schaut Europa wohl noch zu, ohne sich zu irgendetwas zu entschließen? Wie wärs, jedenfalls in den Ländern, aus denen die Menschen kommen, nicht mehr länger Kriege zu unterstützen, sondern mit eben diesem Geld beim Wiederaufbau zu helfen? damit es in Syrien, in Afganistan, in afrikanischen Ländern eine Zukunft gibt? Aber nein. Die Syrien-Sanktionen wurden grad mal wieder verstärkt. Idlib überlässt man, wem auch immer, Hauptsache man hat seine Ruhe. Nur so als Beispiel.

Ich weiß wirklich nicht, wohin das noch führen kann. Dort in Syrien. Hier in Griechenland. Und dort bei euch in Deutschland.

Vielleicht weißt du es? Allseits liebe Grüße zum Schalttag.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Ökonomie, Flüchtlinge, Katastrophe, Leben, Politik, Weltpolitik am Sonntag abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

16 Antworten zu Was nun?

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Ja, da kommt etwas auf uns zu, was niemand voraussah… „Refugees wellcome“ , wir begrüßten sie gerne, und nun sind sie da. Und wir mögen sie: diese feinen Menschen aus Syrien, wohl mit denen in Idlitz verbunden. Sie wurden gesteuert, von deren Mächtigen, und sie versprachen Wohlstand, erschienen uns als „Arme“, was sie ja auch sind, bei all dem, was sie riskieren und erlitten und tapfer ertrugen. Ich glaube, es sind die „Edelsten“, die jetzt hier sind. Sie sind auch für uns etwas Gutes, Schönes. Doch nun heißen sie Terroristen und Oppositionelle, aus der Sicht derer, die sie isolierten und nun in die Flucht treiben. Von der anderen Seite aus aber erscheint alles ganz anders. Und auch das ist eine Sichtweise, die von dort aus verständlich ist, denn auch diese erlitten viel Leid. Die Spaltung geht mitten durch die Gesellschaft. Die Politik hofft auf Mithilfe der Bevölkerung, die zuvor aber nicht gefragt wurde. Alles geschah über unsere Köpfe hinweg, ohne es uns zu erklären. Das Schreckgespenst des IS-TERRORS hat sich auf unerklärliche Weise in Luft aufgelöst. Ja, da gibt es manches, was wir nicht wissen… sollten. Nun ist es, wie es ist. Und wenn wir auch nicht wissen, wie es weitergehen soll, so haben wir es immerhin mit Menschen zu tun, und zwar ganz feinen ( nannte man sie zuvor IS-KÄMPFER und Terroristen?)

    Like

  2. Werner Kastens schreibt:

    Irgendwann werden die Braunen sich aus strategischen Erwägungen mit den Flüchtlingen verbinden und sie nutzen, um unsere Parlamente zu stürmen. Und dann werden sie Ghettos für ihre Helfer bauen und uns über ihre subtilen Werkzeuge und Methoden noch tiefer schuldig machen Wieder werden wir ihre Perfidität es erst merken, wenn es zu spät ist.
    Macht fragt nicht nach Ethik, Macht benutzt nur zum eigenen Vorteil.

    Diese Kreisläufe hat die Menschheit doch schon oft genug durchgemacht.

    Like

  3. putetet schreibt:

    Ich würde sagen, dass ich auch keine Lösung weiß. Allerdings bin ich der Meinung, dass Europa seit Jahren viel zu human mit diesem Diktator umgegangen ist und jetzt tanzt er nicht nur uns auf der Nase herum. Schlimme Zeiten im Moment, insbesondere auch für dein Land, und ich kann verstehen, dass ihr euch im Stich gelassen fühlt. :-/
    Besorgte Grüße von Alexander

    Gefällt 1 Person

  4. Diese verkorksten Flüchtlingspolitik und das verlogene Gelaber man muss die Fluchtursachen bekämpfen, die wir uns seit 5 Jahren anhören müssen sind die Konsequenzen daraus! Ich verstehe die Insulaner, ihre Heimat ist genauso in Gefahr!

    Gefällt 1 Person

  5. Rainer Hartwich schreibt:

    Die Folgen der unseligen, weil nicht zu Ende gedachten deutschen Politik werden – wie immer – die ärmsten Teile der Bevölkerung zu tragen haben. Und diese schlimmen Figuren, in Damaskus, Istanbul, Athen oder Berlin werden weiter sinnlos vor sich hin lallen, sie werden sich weiter mit sich selbst beschäftigen und von den Menschen, von denen die kommen und denen, die schon länger in Europa leben und arbeiten, werden sie Verzicht verlangen. Wann wird eigentlich der Bevölkerung einmal „der Kragen platzen“, so wie uns in Ostdeutschland 1989?

    Gefällt 1 Person

  6. kormoranflug schreibt:

    Der politische Wandel in Deutschland zeigt keine Möglichkeit für Flüchtlinge die nicht vor Kriegen gehen müssen. In Europa (die Griechen gehören übrigens dazu) sind viele Staaten nicht bereit auch anerkannte Flüchtlinge aufzunehmen. Vielleicht ist das der Beginn des Verfalles von Europa. Dazu kommt nun die Angst vor der neuen Krankheit mit dem C .

    Gefällt 2 Personen

  7. afrikafrau schreibt:

    ^Dieses Drama ist kaum zu fassen. Diejenigen, die ständig auf ihre ach so edlen Werte pochen, die mit den Füßen getreten werden, erst die Zerstörung durch Kriegsunterstützung ( heimliche Beteiligung – Waffenlieferungen ) und dann keine Ideen, als diese verkorkste Flüchtlingspolitik.
    Eine Schande, diese Untätigkeit, dieses Zusehen und Schweigen. Wofür werden diese bezahlt,?
    Es geht nur noch um Machterhalt und Geld, egal wie gewählt wird. Die Menschen und Tiere werden noch schlimmer wie Ware behandelt gehandelt, verschoben, verkauft und ihrem Schicksal überlassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Diese Arroganz in unserem Europa soll geschwächt werden, so wie wir uns die Länder gegriffen, die Menschen die wollen wir nicht, so greifen sich jetzt die neuen Machthaber schon einige Zeit das schwache uneinige Europa.
    „Monopoli“ der Mächtigen? Länder wie z.B. Griechenland, das man zuerst gegängelt hat, lässt
    ein zweites Mal im Stich. Ein unerträglicher Egoismus und wir predigen ständig Solidarität?
    Und immer sind Andere schuld daran Danke für deinen aufrüttelnden Bericht, denn hier wird uns ja jeden Tag mehrfach gesagt, wir haben alles im Griff???? im Würgegriff vielleicht. Es kommt wie es kommt, wir wissen es nicht. Die unsichere Lage rüttelt uns auf, bis zur nächsten Meldung.
    Handlungsunfähig??? Schäme mich fremd, wenn ich jetzt höre,, dass sich die EU jetzt mehr um Afrika kümmern will. Zu deren Nachteil, das ist sicher. Kann es kaum glauben, was uns da erzählt wird, da kommen enorme Zweifel auf. Reines Ablenkungsmanöver, schlimm…..

    Like

  8. Zufall? Corona Virus und E. öffnet die Grenzen! Wieder Krieg in Syrien! Alles unfassbar, aber Realität!

    Like

  9. fundevogelnest schreibt:

    Wahrhaft weise wäre, wer auf diese Frage eine Antwort wüsste.
    Mein Gefühl sagt, wer flieht muss Aufnahme finden — in ganz Europa und ich glaube auch an das „wir schaffen das“ der Kanzlerin, mit der ich sonst so gar nichts am Hut habe ,nur das „Schaffen“ nicht immer easy ist und das hat sie bei diesen Worten nicht mitverkauft und hat jetzt Angst vor ihrer Courage,
    Fluchtgründe verhindern ist natürlich das wichtigste, das Leben da wieder lebbar machen, wo die Menschen zu Hause sind, neue Traumatisierungen,die soviel Leid in die Welt bringen vermeiden.
    Die Organisation „Adopt a revlolution“ unterstützt gezielt zivilgesellschaftliche Projekte in Syrien, mir gefällt dieserAnsatz gut und deshalb unterstütze ich sie im mir möglichen bescheidenen Maße.
    In der Hoffnung minimal zur Beantwortung der Frage beizutragen.
    Gruß
    Natalie

    Gefällt 3 Personen

    • gkazakou schreibt:

      Was ist das „adopt a revolution“ für ein Projekt? Wo wird Aufbauhilfe geleistet? Überall oder nur inbestimmten Regionen? Vielleicht kannst du mir einen link schicken? Ich würde auch gern helfen.

      Gefällt 2 Personen

      • fundevogelnest schreibt:

        Liebe Gerda,
        Nach eigener Aussage unterstützt Adopt a Revolution“ gewaltfreie emanzipatorische Projekte in Syrien und der syrischen Diaspora“, für „flächendeckend“ sind sie zu klein.
        http://www.adoptarevolution.org
        Ich habe anfangs (mit meinen läppischen 10 Euro im Monat) eine von Frauen geführte selbstverwaltetet Bibiliothek in Douma/Ost Ghoutha unterstützt.
        Seit den massiven Angriffen, auch mit Giftgas auf Douma im April 2018 existiert dieses Projekt nicht mehr, die Organisatorinnen konnten fliehen.
        Mir gefällt der Ansatz aus der Zivilgesellschaft gewachsene Projekte zu unterstützen und nicht von außen etwas überzustülpen, was „Helfer“ für gut halten.
        Und sichtbar zu machen wieviele Menschen es doch gibt, die bewusst nicht fliehen, sondern weitermachen. Wobei ich mich niemals erdreisten würde, die Flucht jemanden voruzuwerfen. Wer bin ich zu entscheiden was ein Mensch ertragen kann, wie großer Gefahr man seine Kinder aussetzten will etc.
        Ich will die jetzt auch nicht verschweigen, dass Adopt a Revolution in der linken Szene ziemlich umstritten ist, die Gründe dafür sind für mich so wenig nachvollziehbar, dass ich sie nicht zusammenkriege, frag‘ bei Interesse eine Suchmaschine. Die Bewegungsstiftung, , die Adopt a Revolution bis heute maßgeblich trägt, hatte sich darüber fast zerlegt.
        (Nun hast du mich auf die Idee gebracht, die Organisationen, die ich unterstütze auf meinem Blog sichtbar zu machen, danke:)
        Natalie

        Gefällt 3 Personen

    • gkazakou schreibt:

      Danke, Natalie,für die ausführliche Antwort, ich werde mich weiter informieren.

      Gefällt 1 Person

  10. chris schreibt:

    Vor allem müsste man mit diesen elenden Waffengeschäften aufhören – ohne die Waffen, die wir an alle Seiten verkaufen, gäbe es auch die Kriege nicht. Außerdem dürfte man sich mit Leuten wie Hafta, Assad, Erdogan oder Putin nicht mehr an einen Tisch setzen und diese Herren noch hofieren. Mit verlaub gesagt gilt das auch für einen Herrn Netanjahu in Israel, aber das darf man ja als Deutscher nicht sagen. Trump, Duterte, Bolsonaro, Orban und wie die ganze Vderbrecher-Bande heißt in einen Sack einnähen und mit viel Steinen beschwert ab ins Meer – das wärs. Aber leider läuft die Geschichte anders… 🙄

    Like

  11. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Ja, wohin woll es führen? Ich habe die Berichte gesehen, die ankommenden Menschen, die nun denken, alles wird gut und nichts wird gut , sie stranden und die Inseln laufen über. Ich verstehe den Aufstand der Inselbewohner so gut und begreife keinerlei Waffengeschäfte, keine Waffenlieferungen, keine Kriegsunterstützung dort, wo es wieder Aufbau geben sollte und nicht das Gegenteil davon. Deine Gedanken sind meinen ähnlich und ich stehe hilflos und hoffe auf ein Wunder, keine Gewalt, sondern einen guten und begehbaren Weg, der allen einleuchtet, denn so kann es nicht weitergehen.

    Gefällt 2 Personen

    • gkazakou schreibt:

      Danke, Bruni, dein Kommntar tut mir gut. es ist so schrecklich, was passiert. Menschliche Herzen werden vergiftet, Leben zerstört, Schuld auf sich geladen. Auch ich verurteile niemanden – nicht die die kommen, aber auch nicht die, die sagen: es geht nicht so weiter.
      Aber es gibt die dritten. „Und man sieht nur die im Licht sind, die im Dunkeln sieht man nicht“ (BB)

      Gefällt 2 Personen

  12. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Ja, so ist es, und die im Dunkel leiden…
    Schreckliche Situation zur Zeit wieder. Hoffnungen werden geweckt und fast sofort wieder zerstört.
    Wie halten Menschen das aus?

    Gefällt 2 Personen

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..