Och, die Kallikantzaroi!

Wurzelmännchen, Zeichnung, digital bearbeitet

Eigentlich dachte ich, dieses Jahr die Kallikantzaroi einfach zu ignorieren. Das sind Wesen, die in den Raunächten aus dem Erdinneren ans Licht kommen und allerlei Unsinn aushecken. Sie sehen ungefähr so aus wie die Wurzelmännchen, denen ich im letzten Jahr um diese Zeit meine Aufmerksamkeit schenkte.

Ich dachte also heute, eine brave Reihe von Fotos mit „Bauelementen“ einzustellen. Zwei Einträge gelangen auch, aber beim dritten haute eine Sturmböe, die ums Haus tobte, den Strom raus – oder waren es die Kallikantzaroi?

Na schön, sagte ich, dann gehe ich eben mit Tito ans Meer. Gesagt getan. Während hier der Sturm ums Haus fegte, war es dort unten am Meer vollkommen windstill. Eine Freundin gesellte sich zu uns und wir beschauten uns, einen heißen Tee bei Babis trinkend, gemeinsam den Sonnenuntergang.

Zuhause dann war der Strom zurück – klar, diese Wichte sind nicht wirklich bösartig, wollen uns nur ein wenig ärgern. Ich zündete den Kamin an – und puff! saßen wir in einer Rauchwolke. Fenster auf, Fenster zu, husten, Fenster auf, Fenster zu. Schließlich gaben sie Ruhe und wir unterhielten uns, am lebendigen Feuer sitzend,  tiefsinnig über die höheren Dinge des Lebens.

Dann verabschiedete sich die Freundin… Wenig später rief sie an: Habe ich meine Tasche bei dir vergessen? es ist ein bunter Beutel. Hm. Ich suche alles ab, mein Mann hilft. Nichts. Dann, sagt sie kläglich, wurde sie wohl aus dem Auto geklaut. Alle Papiere drin: Führerschein, Personalausweis, Kreditkarten … was Mensch halt so braucht. Puh, das ist nicht sehr angenehm. Also fahre ich ans Meer, dort wo sie geparkt hatte: vielleicht hatten die Diebe, wie sie es meist tun, die Tasche irgendwo dort entsorgt?

Kalte dunkle Nacht. Die feine Mondsichel steht, begleitet von Venus, wunderbar über dem Horizont. Wie ich diesen Anblick liebe! Ich suche im Sand, hinter den Büschen, finde nur einen verlassenen Herrenschuh – auch so ein Spaß, diese Einzelschuhe…

Zu Hause schaue ich mich mit der großen Taschenlampe im benachbarten Olivenhain um, wo sie zuletzt geparkt hatte. Die großen Ernte-Netze liegen schön ausgebreitet unter den Bäumen, alles ist still. Ich leuchte die Abhänge hinab, nichts. Und rufe die Freundin vom Handy an: Tut mir leid, du wirst die Kreditkarten wohl sperren müssen. Und trabe zurück ins Haus.

Und da liegt die Tasche genau dort, wo man es erwarten könnte: auf dem Sessel im Eingangsraum, schön bunt und eigentlich nicht zu übersehen.

Och, die Kallikantzaroi! Sie hatten sie unauffällig zurückgestellt. Das ist typisch für sie. Bösartig sind sie ja nicht. Aber dass die Kreditkarten nun gesperrt sind – das ist natürlich ärgerlich.

Wenn du noch mehr über diese kleinen Unholde erfahren willst, schau einfach mal hier: https://gerdakazakou.com/2015/12/30/kalikantzari/

drei Kalikantzari, Legebild, digital bearbeitet.

 

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, alte Kulturen, die schöne Welt des Scheins, elektronische Spielereien, events, Fotografie, Katastrophe, Leben, Legearbeiten, Meine Kunst, Mythologie, Natur, Umwelt, Zeichnung abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

20 Antworten zu Och, die Kallikantzaroi!

  1. Ulli schreibt:

    🙂 Ignorieren gilt eben nicht 😉
    Eine herrliche Geschichte wie sie sich bemerkbar machen, wenn man denkt: „Och, dieses Jahr, mal nicht.“
    Schön, hat sich die Tasche wieder eingefunden!
    Schmunzelnde Grüße
    Ulli

    Gefällt 1 Person

  2. afrikafrau schreibt:

    Was für eine Geschichte, diese Wesen verwirren gewaltig, sie sind aber schon wieder verschwunden…….Feuer im Kamin mögen sie nicht……

    Like

  3. OmG was für eine Aufregung! Wie schön, daß es gut ausgegangen ist!
    Diese Unholde, verhängt doch Hausverbot! 🙈Hängt Knoblauch auf, daß hilft bei Vampiren, vielleicht auch bei diesen kleinen Monstern! 😂

    Like

  4. Gisela Benseler schreibt:

    Das ist spannend zu lesen. Was mir besonders gefällt, ist, wie Du – bei Nacht – überall gesucht hast, um der Freundin zu helfen, den Beutel wiederzufinden. Ich kenne das auch: Daß man etwas verzweifelt sucht, und auf einmal liegt es da, …. wie selbstverständlich. Aber das Suchen und „In-die Knie-Gehen“, d a s half, diese „Trolle“ zu vertreiben, zw. sie freundlich zu stimmen. Aber lieber an das Größere denken!

    Gefällt 1 Person

  5. mizzimai schreibt:

    Eine Geschichte mit Happy End – das liest man gerne! Die gesperrten Kreditkarten werden sicher rasch wieder entsperrt werden können, denke ich. Dazu fällt mir ein, was meine Mutter sagte, wenn sie etwas suchte: „Der Teufel hockt drauf!“ Dann nahm sie ein kleines Stück Stoff oder Band, schob es zB unter ein Sesselbein und klemmte es dort fest – das bedeutete, dass der Teufel nun mit seinem Schwanz dort festgehalten wurde und nicht mehr auf dem gesuchten Ding draufsaß – und man es daher finden konnte 😉 Wenn ich mich nicht irre, brachte sie diesen „Brauch“ aus ihrer Kärntner Heimat mit.

    Gefällt 2 Personen

  6. Eine schöne Geschichte! Hätte man sich so kaum ausdenken können. Die Kallikantzaroi sind also etwas ähnliches wie unserere Heinzelmännchen, vielleicht ein wenig frecher?

    Gefällt 1 Person

  7. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Ach, diese kleinen Übertäter, wie schön Deine Geschichte über Suchen und Finden.
    Mir ging es vor kurzem mit meinen Schlüsseln so und ich dachte, ich wäre schusselig, dusselig und obendrein noch ziemlich vergesslich, aber nun weiß ich, wer meine Schlüssel dort hingelegt hat, wo ich sie eigentlich gleich hätte finden müssen 🙂

    Gefällt 1 Person

    • gkazakou schreibt:

      Richtig, liebe Bruni! Ganz falsch ist es, sich selbst zu bezichtigen, das bringt bloß Falten. Schuld sind andere. Diese Kallikantzaroi! Genau!
      Und jetzt, eins zwei drei ist bei euch gleich Neujahr unddie Sektkorken knallen.wir sind schon ne Stunde voraus – wie immer 😉

      Gefällt 1 Person

      • www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

        Eine Stunde in der Zeit voraus zu sein, kann erhebliche Vorteile haben, liebe Gerda.
        Wie recht Du hast, Schuld sind immer andere *lach*
        Ein feines Neues Jahr, liebe Gerda, Dir und den Deinen

        Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..