Trankopfer a la 2019 (tägliche Zeichung mit Variationen)

Als ich mir die heutigen Fotos durchsah, blieb mein Auge an dem „Trankopfer“ hängen. Es ist natürlich eigentlich ein Zuprosten, aber andererseits hat es viele Eigenschaften, die direkt in uralte Zeiten zurückweisen. „Trankopfer bestanden aus Wein, der auf die Tieropfer auf dem Altar ausgegossen wurde. Für gewöhnlich wurden sie mit einem Speisopfer begleitet.“
Und hier: in der Plastikflasche und im Trinkbecher der neue Wein, in der Aluminiumschale auf der Tischplatte das Speiseopfer – Fleisch und Beigaben -, der Arm mit dem Becher gegen den Himmel gehoben, als ob dort noch ein Gott wohnte.

Von Trapezi – dem griechischen Wort für Tisch – ist die geometrische Form „Trapez“ abgeleitet. Die auffällige Geometrie der Szene – wobei der Arm mit dem Becher die wichtigste Achse ist – gefiel mir. Ich nahm das Foto und zeichnete es ab, zog in einem zweiten Schritt die Hauptlinien, die den geometrischen Aufbau betonen, rot nach, und überging in einem dritten Schritt die Zeichnung mit dickem blauem Filzstift, um, so gut das eben möglich war, den Eindruck der Kontinuität mit antiken Trankopfern zu verstärken. Drum deutete ich auf der dritten Zeichnung Tempelsäulen an und veränderte die Form von Weinbehälter, Fleischschale und Trinkgefäß auf dem Tisch.

Die Bearbeitungen kann man zum Vergrößern anklicken:

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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18 Antworten zu Trankopfer a la 2019 (tägliche Zeichung mit Variationen)

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Die Zeichnung ist zwar gut, aber die Interpretation sagt mir nicht zu. Zwar würde ich gern manches sagen. Aber in meinem Blog sage ich es wohl besser selbst. Und wer es wissen will, kann es auch wissen. Die „Hilfen“ sind da : „für alle, die guten Willens sind .“ Es geht nicht um „Rechthaberei“, sondern um die Wahrheit. Und die muß jeder Mensch finden dürfen.

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  2. Ulli schreibt:

    Ich mag das Ritual der kleinen Opfer für die Geister, sei es Wein oder Milch, sei es ein Apfelstückchen oder ein bisschen Tabak oder … nur die Tieropfer mochte ich noch nie, aber auch die hatten in den alten Zeiten ihren Sinn. Weit haben wir uns als Menschheit davon entfernt die Erde und den Himmel, die Göttinnen und Götter zu ehren und ihnen Gaben zu reichen, schade eigentlich …
    Möge das Große uns kleinen Menschen dennoch gnädig sein!
    Liebe Grüße
    Ulli

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    • kopfundgestalt schreibt:

      Wir mussten ja weitergehen, liebe Ulli, doch wo bleibt/blieb gleichwertiger Ersatz?

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    • gkazakou schreibt:

      Ich hab damals, als ich noch segelte, gelernt, Poseidon immer ein Trankopfer zu reichen, bevor wir den ersten Schluck nahmen. Einmal fiel die ganze Flasche Rum dabei ins Wasser und der Käpt schmiss den Zucker wütend hinterher.
      Aber im Ernst: auch mir gefällt es, den (wie immer genannten) Geistern ein kleines Nahrungsopfer zu bringen, im Gedenken an die Zeiten, als Nahrug noch nicht im Supermarkt zu kaufen war.
      Und heute, als wir unser Öl entgegennahmen – eine sehr reiche Ernte – und es heil und trocken nach Hause brachten, war es mir ein Bedürfnis, nicht nur den Arbeitern in der Ölmühle und den Bäumen, sondern auch Zeus zu danken, der uns günstiges Wetter bescherte.

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  3. Lebende Opfer als Dank zu erbringen, kann ich mir jetzt auch garnicht vorstellen! Aber sich mit einem Trankgruß zu bedanken um auch wertzuschätzen was uns an Gaben und Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, daß würde auch den Respekt dafür stärken! 🤔

    Deine Zeichnung sowie die Bearbeitungen gefallen mir sehr gut!
    Wenn die Bearbeitungen nummeriert wären, dann könnte man einfacher auf die einzelnen noch eingehen! Nur so ein Gedanke!

    Herzliche Grüße Babsi

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  4. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Trapez – Trapezi – Tisch Wie schön, das nun zu wissen, liebe Gerda,
    und diese Gesten, Dank zu sagen für Gaben, die die Natur uns schenkt, kennen wir doch auch zum Erntedank. Da verneigen uns vor der Natur und ob es nun in einem Gotteshaus ist oder an einem gemeinsamen Tisch, ist das nicht völlig egal?
    Ich mag Deine Zeichnung und Deine Gedanken dazu.

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  5. bluebrightly schreibt:

    It’s interesting to think about how far back our toasts and offerings go….and you continue the offerings by offering us your art right here. 🙂

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    • gkazakou schreibt:

      thank you, dear Lynn! the english word „offerings“ is fitting fine to what I try to show: the continuity over all times and forms, but also that we have forgotten the meaning of many gestures and words.

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      • bluebrightly schreibt:

        And in the end, most of the meaning is in the intention, I think. If there is an intention of making a sincere offering, then the right form may not be so important. The intention is very clear in these drawings.

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