Heute schaffte ich es, zwei Galerien und einem Museum einen Besuch abzustatten.
Beginnen wir mit dem Benaki-Museum für griechische Kultur in der Vas.Sofias-Allee, wo eine umfangreiche Retrospektive von Alexis Akrithakis (1939-1994) mit dem Titel „Tsiki-Tsiki“ gezeigt wird. Tsiki-tsiki nannte er seine Kunst, und so sieht sie auch aus: Winzige Striche mit der Feder fügen sich zu einem dichten Feld von nicht immer sinnfreien Mustern. Ein großer Teil seiner Arbeiten ist mit diesen Mustern bedeckt, in die dann oft großflächige starkfarbige Formen einbrechen.
Alexis Akrithakis ist in Deutschland realitiv bekannt, denn er hatte von 1968 bis 1984 seinen Wohnsitz in Berlin, wohin er wegen eines DAAD-Stipendiums gezogen war. 1965 machte er seine erste Einzelausstellung, im gleichen Jahr nahm er auch an der II Internationalen Ausstellung objektiver Poesie und Malerei in Kopenhagen teil ….Aber ich werde jetzt nicht weitere Daten aufzählen, die sowieso gleich wieder vergessen werden. Stattdessen einige meiner leider wenig professionellen Fotos von der Ausstellung (bessere findet man im Netz, zB bei „Athens now“ https://www.culturenow.gr/tsiki-tsiki-alexis-akrithakis-mia-kardia-anamesa-se-veli/.)
In der bekannten Athener Galerie Zoumboulaki am Kolonaki-Platz stellt der griechische Künstler Giorgos Avgeros (Jg 1953) aus. Google Earth: Große Landschaften und Stadtansichten werden von allerlei Menschlein bevölkert – gegenwärtigen, künftigen und vergangenen. In der ersten Reihe siehst du eine Gesamtansicht, gefolgt von Detailfotos der Menschlein. Anklage und Ironie. Die Menschlein in ihren jeweiligen Kostümierungen verloren im Nirgendwo.
Eine zweite Werkseinheit zeigt sehr akribisch gezeichnete Menschen, deren Gesichter verwischt – anonymisiert – wurden, wie es die Vorschriften über die persönlichen Daten verlangen. Und was bleibt, wenn das Gesicht fehlt? Die äußere Erscheinung, der Typus, das Cliche.
Hier kannst du, wenn du möchtest, ein Foto des Künstlers und einige weitere Arbeiten sehen.
Die Galerie Skoufa, wo ich auch mal ausgestellt habe, steuerte ich ebenfalls an. Dort wird die neueste Arbeit Ny(m)phi des griechischen Künstlers Panos Kokkalis gezeigt. Thematisch bewegt sie sich zwischen der Welt der Nymphi (Nymphe, Naturgeist) und der Nyphi (Braut): die Weiblichkeit zwischen ihrem ursprünglichen Ausdruck und ihrer Verformung durch Heirat, vor allem in der Tradition der arrangierten Ehen und der „brika“ (Mitgift).
Morgen werde ich versuchen, noch ein paar weitere Ausstellungen zu besuchen. Für die „alltägliche Zeichnung“ hatte ich heute leider keine Zeit.
Die Bilder von Panos Kokkalis finde ich sehr ansprechend und vielschichtig, viele Deutungen sind möglich …
Für deine Energie bewundere ich dich ehrlich: zwei Galerien und ein Museum an einem Tag, alle Achtung! Und du wirst ja auch nicht nur durchgelaufen sein
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Naja, war schlagkaputt hinterher. Musste ja auch die ege zwischen den Ausstellungen bewältigen….Aber ich fand es angenehm anregend nach Wochen der Abstinenz
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Wir haben mal 9 Museen in 5 Tagen absolviert, von Oberhausen in NRW aus,eine Tour de Force, die ich mal plante.Das war ganz stark und hallt immer noch nach.
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Sprachlos erstmal!
Nachtgruß von Sonja
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Danke, gute Nacht!
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Du nutzt deine Großstadtzeit!
Die Arbeiten von Giorgos Avgeros spreche mich sehr an: was tut man, wenn man (fremde)Menschen nicht mehr erkennbar abbilden darf? Und wie zeigt man die Ausgesetztheit und Wehrlosigkeit des Menschen in der Welt? Er hat Wege für sich gefunden, die bedenkenswert sind.
Die nymphi/nyphi- Serie rührt mich, die Frau wirkt so unendlich verletzt.
Danke, dass du mich in die Galerien mitgenommenen hast, liebe Gerda.
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Ich danke dir, Ule, dass du mich begleitet hast. Es ist doch schöner zu zweit…. 🙂
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Welch unterschiedliche Eindrücke und wie vielseitig ist Kunst in ihrem Ausdruck – sehe ich ja auch an Deinen Arbeiten, liebe Gerda. Ich widme mich nach und nach Deinen Vorstellungen, um Abstand von einem zum anderen zu finden – virtuell geht das leicht –
Diese Besuche klingen sicher noch lange in Dir nach.
Mit lieben Grüßen vom Dach, Karin
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Danke, Karin. du hast recht,sie wirken noch, und so fahre ich heute nicht in die Stadt, sondern verdaue erst mal…. Es gibt viel nachzuholen….
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Liebe Gerda! Da hast Du wieder Neues entdeckt und uns nahegebracht. So schnell kann ich noch nichts sagen, finde die Gemälde aber alle irgendwie beeindruckend und aussagekräftig.
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Danke, Gisela.
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so vieles an einem Tag, liebe Gerda. So viele unterschiedliche und wundervolle Eindrücke. Jeder der Künstler eine Reise wert, nichts dabei, was flach und seicht beim Betrachter ankommt.
Ich mir lange die einzelnen Bilder der verschiedenen Künstler an und bei Panos Kokkalis rührte sich mein Herz und ich wußte, hier war das, was mich am meisten berührte, nicht das allerletzte, aber die anderen alle.
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Danke, Bruni. Ja, es sind Bilder, die direkt zum Herzen sprechen. Sie sind ausdrucksstark und auch sehr sorgfältig gearbeitet, mit vielen Spitzen … wie ja auch die Hochzeit sehr sorgfältig vorbereitet wurde. Es gab noch andere Bilder, zB mit sehr vielen spitz zulaufenden Schuhen, und eins, wo der Kopf der Frau winzig ist gegenüber dem weit ausgebreiteten wunderschön bestickten Kleid. (Das Gemälde ist sehr groß, ich konnte es wegen des Lichteinfalls nicht fotografieren)
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wie schade um alles, was Du nicht zeigen konntest, liebe Gerda, aber wir haben einen guten Einblick in Dein Erleben an einem einigen Tag bekommen.
Unglaublich, was Du da alles geschafft hast.
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Thank you for bringing us along, Gerday. For me, the artists appeal in the reverse order of appearance here. In other words, I like Kokkalis best, for her sensitive way of exploring enduring gender themes (I feel I can relate to her women easily) and then Avgeros, for his odd people who seem lost in a modern world, and then Akrikathis, whose work is appealing but seems no better than good illustration – to me anyway. Thank you again. 🙂
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thank you dear Lynn! One correction only: Kokkalis is a man, not a woman. I think this is interesting for you to appreciate even more his work
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