Noch ein Etüdchen zu Alices Wörtern fiel mir ein. Es ist harmlos für alle außer eventuell für diejenigen, die grad an einem Roman sitzen und nicht wissen, wie sie das Ding abschließen sollen. Ich weiß, wie sich das anfühlt, aus eigener bitterer Erfahrung. Also Achtung, liebe RomanschreiberInnen!
Das Leben ist ein Roman und der Roman ein Leben
Es war einmal ein alter Roman,
sehr dick, der handelte vom Schwan
und fürchtete keine tragische Wende
doch was er fürchtete, war das Ende.
„Wenn die Autorin nicht weiter weiß
so sprach er, weil sie leergeschrieben,
dann wisch ich ab ihr ihren Schweiß
und raune ihr von frischen Trieben,
die Lust verheißen oder tiefen Schmerz,
von Mordlust triefen oder auch von Lieben,
und was noch sonst umtreibt das Menschenherz.
Ich rate ihr: Sei du nur recht variabel
Und knausre nie mit neuen Wortgebilden
Sprich jede Sprache, die erklang in Babel
und auch seither in allen Weltgefilden.
Wenn du das mir zum späten Ruhme tust,
dann will ich gerne deine Hand dir fassen
und sie dir führn auch wenn du ruhst.
Wenn nicht, so bist du heute noch entlassen.“
Da rief sie : „Weh, ach weh, ich will nicht ruhn,
Ich will dir gern zu Diensten sein,
Ich will mein Bestes für dich tun,
Nur lass mich die Autorin sein!
Lass sie mich sein, bis einst wir beiden
Von Alter müd und lebenssatt
Gemeinsam friedlich dann verscheiden
Und seis auch ohne Abschlussblatt.“
So ist es dann wohl auch geschehen
Denn der Roman blieb unvollendet
Ein Ende würdet ihr nicht sehen
Wenn ihr ihn irgendwann mal fändet.
Das Leben schreibt sich fort und fort
Ob nun in Wahrheit oder in Romanen
Stets tut sich was in Süd und Nord
ein Ende ist nur zu erahnen.
(zum Vergößern bitte anklicken)
Sehr schön in Wort und Bild
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Danke, Hedwig 🙂
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Da Sterben sie vor sich hin, meine 182 Normseiten 😢
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ich hab dich hoffentlich nicht getriggert?
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Bin gerade in einer Stimmung zwischen Resignation und Umorientierung. Und muss auch meine Luxusprobleme etwas belächeln…
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Vorsicht! Ist nicht so gut, das, was einen schmerzt, als Luxuspoblem runterzumachen. Wenn du einen Roman von 182 Normseiten geschrieben hast, die jetzt „vor sich hinsterben“, würde ich das schon als echtes Problem anerkennen. Das bedeutet ja nicht, dass es dich umbringt, sondern, wie du sagst, neu orientierst. Dafür wünsche ich dir viel Kraft und einen klaren Kopf! Liebe Grüße!
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Herzlichen Dank für den Zuspruch 😊
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Auf jeden Fall bist Du eine große Künstlerin geworden, das,ist nicht zu leugnen😊
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Oh ja, ich fürchte, da werden wohl bei einigen Lesern traumatische Erinnerungen wach … Aber der Gerda-Humor mildert das Ganze. 😉
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Auch bei dir?
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Nein, habe meinem Eheroman einst fertig geschrieben.
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🙂
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Der Gedanke, dass du deine „Schwanenwege“-Protagonisten gezeichnet hast, elektrisiert mich gerade, liebe Gerda. Okay, was kann/soll man von einer Malerin auch sonst erwarten? Aber dennoch: Hut ab, wie großartig, auch die Idee!
(Wobei, wenn ich es überlege: Natürlich weiß auch ich mehr oder weniger, wie meine Protagonisten aussehen, vor allem, wenn ich sie länger begleite … dennoch.)
Liebe Grüße, vielen Dank
Christiane 😀
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Danke,Christiane, aber du kannst deinen Hut wieder aufsetzen. 🙂 Es ist eine nachträgliche Zuordnung. die Bilder sind älter als der Roman. Erst heute kam mir die Idee, als ich nach einer passenden Illustration suchte.
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Oh, das passt, auch wenn es sich nicht um einen Roman, sondern nur eine fette Kurzgeschichte handelt.
Eine wunderbare Etüde
Liebe Grüße
Alice
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Na prima, noch eine endlose Geschichte!
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Ich hoffe nicht 😂
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Pingback: Schreibeinladung für die Textwoche 40.19 | Extraetüden | Irgendwas ist immer
Willkommen im Club der Verfasser/innen unvollendeter, bzw. ungedruckter Romane, ich reihe mich ein. Heute habe ich mich auf das „Zerschneiden von Papier“ verlegt und bin glücklich damit.
Manchmal sucht sich die Kunst selber einen Weg.
Liebe Grüße, Marie
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Mein Romanmanuskript habe ich noch nicht zerschnippellt, liebe Marie. Ist auch nicht so interessant, da computer-getippt. Schreibst du per Hand?
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Ich schreibe tatsächlich wieder gerne mit der Hand, am liebsten in Cafés. Später wird es dann getippt.
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Schöne Collage, ich fand es vergnüglich, die Bereiche zu vergrößern und einzeln zu betrachten.
Für einen Roman ziemlich viele Protagonisten (Vorbild Tolstoi?), da ist es auch schwierig, alle Fäden zu Ende zu führen und einen befriedigenden Schluss zu finden.
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also: Die Hauptprotagonisten sind 5 erwachsene Geschwister und deren alte Mutter, ferner die geschiedene Frau und ein (diesem unbekannter) 12 jähriger Sohn des ältesten Bruders, der rätselhafte Freund des zweiten Bruders, der Gott Merkurius, der Musiker und Pythagoreer Epaphos (Sohn der Io) und noch eine Menge anderer, die mehr oder minder wichtige Rollen spielen. Die Geschichte entwickelt sich über 5 Tage und zwei Randtageszeiten und umfasst einen Zeitraum von der fernen Vorzeit bis zur Zukunft. Reicht das? 🙂
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Nein, das reicht natürlich nicht!😊 Klingt nach 1200 Seiten prall gefüllt mit Verwicklungen.
Kannst du das nicht als Fortsetzungsroman posten? Und am Schluss überlegen all deine Blog-Gäste gemeinsam einen Schluss!
Entschuldige bitte, ich bin heute ein bisschen übermütig …
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Wenn ich ehrlich bin, Ule, habe ich sogar einen Schluss geschrieben, sozusagen vorgreifend. Aber zwischen dem Ende und dem fünften Tag klaffen Löcher. Sind 700 Seiten bisher. 1200 würden wahrscheinlich reichen. 🙂 Bleib übermütig!
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Mach ich 😀!
Solche Löcher sind doch normal. Meine Romane bestehen alle aus den ersten etwa 30 Seiten und dem Schluss …
Ich glaube, John Irving hat mal gesagt, er könne keinen Roman schreiben, wenn er den Schluss nicht fertig habe; den Anfang hingegen schreibe er zuletzt.
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Kann es sein, daß Du Dir hier etwas in gewohnt launiger Schreibweise von der Seele geschrieben hast, liebe Gerda?
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den Anfang zuletzt —- stimmt auch bei mir, denn den ahbe ich schon zig mal überarbeitet und er gefällt mir immer noch nicht. Aber da geht es doch mehr um Stiistisches, während es beim Ende um Schlüssigkeit des Plots geht.
30 Seiten und Schluss ist kein Roman sondern eine Erzählung, my dear 🙂
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Neenee … dazwischen fehlen noch 250 Seiten oder so, und auch weitere formale Eigenschaften passen eher nicht zu einer Erzählung. Die werden aber auch bis ans Ende meines Lebens fehlen, fürchte ich, obwohl der Plot fertig ist.
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vielleicht nennt man sowas dann richtigerweise Bug-Heck-Bruchstück eines Romans?
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Jetzt, wo du es sagst … das war’s, was mir auf der Zunge lag!
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🙂
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Jetzt hatte ich so eine Freude an deinem und Ules Dialog, dass ich meins vergessen habe, macht nix 😏
Was mir noch an Frage kommt : was macht man mit einer fertigen Novelle, die kein Verlag haben will 🐻
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Verschenken? Durch Veröffentlichung im Web …
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-m- 🤔
Manchmal wünscht sich die Schreibefrau etwas mehr als lobende Worte, Brot und Trauben auf dem Tisch, obwohl sie schon in Bescheidenheit geübt ist. 🌞
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Verstehe ich gut.
Kennst du Sandra Uschtrins Autorenwelt? Deren Newsletter informiert regelmäßig über aktuelle Wettbewerbstermine, man kann ihn abonnieren:
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Nein, kenne ich nicht, werde ich mir aber gerne anschauen. Herzensdank, Ule 🎶
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