Vor und hinter dem Zaun: Am Segelhafen (Zeichnung, Anmerkungen zum Bildaufbau)

Heute am Segelhafen reizte mich der Anblick der drei aufsteigende Diagonalen, die von den aufgerollten Segeln dreier Boote gegen den Himmel gezeichnet wurden. Die spitzen Blätter der Palmen führten eine Gegenbewegung von oben nach unten aus. Ein dicker und etliche dünne Masten gaben einen senkrechten Rhythmus an. All das reizte mich, schien mir aber auch etwas dürftig zu sein. Es fehlte mir ein Blickfang.

Der Zaun? Das Kreuz im Zaun? oder vielleicht das, was sich auf dem Tisch befand: Bierflasche, Bierglas, Serviettenständer mit rundem Halter, länglicher Teller… ?

Und so zeichnete ich schließlich das Bild: „Vor und hinter dem Zaun“.

Vor und hinter dem Zaun. Am Segelhafen, mittags, 2019-07-02

 

Nachtrag aufgrund von Ules Kommentar: Zu Hause habe ich diese Zeichnung noch ein wenig weiter ausgearbeitet. Von dieser Fassung stammt auch der obere Ausschnitt (also Bild 1)

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Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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16 Antworten zu Vor und hinter dem Zaun: Am Segelhafen (Zeichnung, Anmerkungen zum Bildaufbau)

  1. bluebrightly schreibt:

    The rolled-up sails and the palm are catching the eye well. 🙂 Those diagonals are so strong that the ret of the picture almost drops away. 🙂

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    • gerda kazakou schreibt:

      thank you very much for your response, dear Lynn. I am thinking about it. Please have a look on my answer to Ule, if you like. Gerda

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      • bluebrightly schreibt:

        The second version seem stronger to me. It’s simpler, and I’m not distracted by extra things in the picture – it leads my eyes around better. I hope that makes sense. 🙂

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    • gerda kazakou schreibt:

      Dear Lynn, you are right in observing, that the second version is „simpler“ and less eye distracting. But my actual interest is not to be simple, but to let the confusing complexity of reality work on my mind, so that it discloses some of its structural elements that I would normally have discarded because of asthetic prejudice.
      This is my actual interest.
      Thank you so much for your helpful observations!

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      • bluebrightly schreibt:

        Interesting! We’re taught – in general – that to simplify is usually preferable. But in photography too, there are times when I want to bring out all the complexity in a scene, to include everything. It’s not easy, to give equal weight to all the elements, and still have a coherent picture. But challenges are good, they keep us going, right? 🙂

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    • gerda kazakou schreibt:

      Thats right, dear Lynn. Challanges are good for us. 😉

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  2. Ule Rolff schreibt:

    De Vergleich dieser beiden Varianten beschäftigt mich … du wirst es vielleicht nicht glauben, aber es ist vor allem die unterschiedliche Schraffur des Baumstammes. Sie verläuft in einer sehr ausbalancierenden Gegendiagonale zu den aufgerollt Segeln in dem von dir als dürftig bezeichneten Bild. In der erweiterten Fassung hast du den Stamm einfach parallel zu seiner Laufrichtung schraffiert, was ich nicht verstehe.
    Deine zweite Zeichnung ist in meinen Augen eigentlich keine Erweiterung oder Anreicherung, sondern ein ganz anderes Bild, sie hat ein völlig anderes Thema. Hätte für die erste Zeichnung zur Abrundung vielleicht auch nur ein bisschen des Zauns genügt?

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    • gerda kazakou schreibt:

      Liebe Ule, ich muss dir was gestehen, was du ja schon selbst gesehen hast: Die beiden Bilder sind nicht identisch. Das zweite (komplette) ist die erste Fassung, die ich vor Ort gemacht und fotografiert habe. Ich habe die Zeichnung dann zu Hause noch mal nachgearbeitet, insbesondere (aber nicht nur) die Schraffur des Mastes (nicht „Baumstammes“) verstärkt und die Zeichnung dann erneut fotografiert.
      Kurzum.: Das erste Bild ist der obere Teil der überarbeiteten Zeichnung, das untere die erste Fassung. Ich habe beide Fassungen lange miteinander verglichen, ohne mich entschließen zu können. Ich habe sie sogar auf einem Format zusammenmontiert, Vielleicht magst du mir helfen? Welche Zeichnung ist besser? die überarbeitete Zeichnung und die beiden Phasen im Vergleich.
      https://gerdakazakou.com/img_8809-web/
      https://gerdakazakou.com/img_8808-doppe/

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      • Ule Rolff schreibt:

        Das finde ich spannend, liebe Gerda. Es konnte ja auch nicht anders sein – sooo ähnlich zeichnet niemand zwei Ansichten desselben Motivs, und wohin hätten die gekreuzten Schraffuren wohl entschwunden sein sollen? Hihi!
        Ich versuche immer (mit wechselndem Erfolg 🙂)anzudeuten, dass ich meine Aussagen über Kunstwerke für subjektiv halte, auch wenn ich mich bemühe sie zu begründen. Zu objektiven Urteilen nach Art von A ist besser als B fühle ich mich nicht qualifiziert.
        In diesem Fall geht meine Neigung zu dem Status mit den gekreuzten Schraffuren im Mast. Wie schon angedeutet, sind mir die Gläser und Flaschen im Vordergrund zu viel „Gedöns“, ein bisschen Zaun oder Vergleichbares, um die Szene zu erden, hätte mir genügt.
        Nach deiner Korrektur meiner „Palme“ zum „Mast“ denke ich allerdings darüber nach, ob das Blattwerk oben, das zu diesem Missverständnis führt, nicht entbehrlich gewesen wäre.
        Auf der anderen Seite gehen alle meine Fragen zu Alternativen in eine Richtung, die sich von deinem Stil wegbewegt. Denn deine Zeichnungen leben gerade von Detailliebe und einer großen Realitätstreue – mir scheint jedenfalls nicht, dass du geneigt bis, aus kompositorischen Gründen vorhandene Dinge wegzulassen. Eher würdest du wohl deinen Standort variieren, oder täusche ich mich da?

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    • gerda kazakou schreibt:

      Ganz herzlichen Dank, liebe Ule. Angeregt durch deine Wahrnehmungen und Gedanken habe ich meinen heutigen Blogeintrag gemacht. Nimm ihn als indirekte Antwort. Direkt geantwortet: Ja, du hast recht, deine Vorschläge gehen in eine Richtung, die ich gerade nicht verfolge. Es wäre ja normal und auch einfach, wegzulassen was stört, oder Missverständliches (Mast-Stamm) zeichnerisch zu klären.Es wäre auch leicht herumzugehen und eine passende „malerische“ Pespektive auf die Welt zu suchen. Das tun und taten die meisten Maler, und nicht nur die Maler. Ich aber übe mich gerade darin, es nicht zu tun, sondern die Dinge so zu belassen, wie ich sie „vorfinde“. Die einzige Freiheit, die ich mir gestatte, besteht mithin darin, wo ich den Ausschnitt von Wirklichkeit enden lasse. Und ich muss sagen, das allein ist schon schwer genug zu entscheiden. Es ist wie bei der größeren Wirklichkeit, bei der Beurteilung von Ereignissen, über die die Menschen sich erregen: Wo lasse ich das Ereignis beginnen, wo beschneide ich es rechts und links und oben und unten und mache es so passend für meine Absichten (aktuell die Seawatch-Episode).
      Nochmal ganz herzlichen Dank für dein Schauen und Mitdenken! es ist mir eine Hilfe, meine eigenen Gedanken zu klären. Gerda

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      • Ule Rolff schreibt:

        Das sind weit und tief greifende Überlegungen mit entsprechenden Konsequenzen, liebe Gerda, die mir vielerlei zeigen: wie verschieden wir sind im Herangehen an unser kreatives Tun, am Umgang mit unseren „Subjekten“ (gerade hier für mich deutlich, um wie viel du weiter bist auf dem Weg),
        aber auch wie ähnlich wir uns sind in unseren Fragen und dem Suchen nach Wahrheit (?) in unserem Tun.
        Jetzt gehe ich erstmal deine neuen Beitrag lesen …

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  3. Ulli schreibt:

    Liebe Gerda, mich spricht mehr das von dir zuerst gezeigte Bild an, auch wenn ich jetzt weiss, dass es das überarbeitete ist, mir ist die andere Variante schlichtweg zu voll und mein Blick irrt hin und her und her und hin, während ich bei dem „ersten“ verweilen kann und den unterschiedlichen Linien in Ruhe folgen kann.
    herzliche Morgengrüsse
    Ulli

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    • gerda kazakou schreibt:

      das verstehe ich gut, liebe Ulli. Jede Lebenssituation ist eben komplex und schwer zu überschauen … Ich habe oben in den Kommentaren und auch im nächsten Beitrag ein wenig zu erklären versucht, was mich umtreibt und warum ich momentan nicht den Weg der Vereinfachung gehe.

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  4. kowkla123 schreibt:

    herzliche Grüße aus dem Norden, Klaus

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  5. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Liebe Gerda, ich hatte auch das Gefühl, es fehlt etwas und sah mir dann Deine beiden größeren Zeichnungen an, auf denen der Hafen hinter einem Zaun ein wenig versteckt liegt und im Vordergrund nun der Zaun mit dem Kreuz, gleich zweimal und im vordersten Bereich, noch ein Stück vom Zaun entfernt, ein Tisch, der kaputt zu sein scheint und eine Flasche plus Glas und ovale Platte.
    Das orbere der beiden ist für mich eindeuitg das bessere, mich mehr ansprechende

    Liebe Grüße aus angenehmer sonniger Nachmittagsluft

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    • gerda kazakou schreibt:

      Kein Wunder, liebe Bruni, dass dich die leichte Weite mehr anspricht. Für mich ist das Bild allerdings stimmig, so wie es ist, denn das Leben braucht nicht nur Weite und Leichtigkeit, sondern auch Bodenhaftung, und gelegentlich erfüllt auch eine Flasche Bier diesen Dienst. Liebe Grüße dir!

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