Christianes Lyrik-Auswahl, mit der ich sehr gern meine Woche einläute, trägt heute den verführerischen Titel „Vom Sommer und Grillen“. Selbstverständlich meint sie, meinen auch die Poeten nicht den Duft, der vom verbrannten Fleisch auf Nachbars Gartengrill in deine empfindliche Nase steigt, so dass du sie verächtlich (und ein wenig neidisch vielleicht auch) rümpfst, sondern die lieblichen Sänger, ohne die ein Sommer gar nicht denkbar ist. Heute Nacht hatte ich einen langbeinigen lang- und feinfühlerischen γκρυλος (Grylos = Grille) auf meinem Schreibtisch zu Besuch. Vorsichtig tastete er sich an meinem Computer oder auf den verstreuten Papieren voran – genug Zeit, um ihn zwischen seinen Sprüngen, die ihn wie von Zauberhand erst zum Verschwinden und dann erneut zum Vorschein brachten, zu bewundern und abzulichten. Bitte anklicken, um die Einzelheiten dieses prächtigen Gesellen zu sehen.
In diesen sommerlichen Nächten kommen auch andere Flatterwesen zu Besuch, leider oft mit unangenehmen Folgen. So manches Nachtgetier verbrannte sich an seiner Sehnsucht nach Licht. (Die beiden Fotos oben bzw unten zeigen, so meine ich mich zu erinnern, jeweils dasselbe Tier in unterschiedlichem Umfeld und Beleuchtung)
Was mir die Gelegenheit gibt, mit einem anderen Sommergedicht zu prunken, vom Geheimrat Goethe für den Öst-Westlichen Diwan geschrieben:
Selige Sehnsucht
Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend’ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.
In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.
Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.
Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt.
Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
In dieser Wochenübersicht möchte ich auch erinnern an den Hund und die Menschen, die mein Tun begleiteten – beim Arbeiten am Computer (Tito sucht Schatten), beim Skizzieren am Bahnhof (der halb abgebildete Mann), beim gemeinsamen Zeichnen (Magda, Poppy, ich). Die beiden Fotos von mir – einmal im Atelier posierend, einmal unter dem Olivenbaum zeichnend – machte Magda. Danke, Magda, für deinen liebevollen Blick!
ich wünsche mir, möge der Sommer mit uns Erbarmen haben, Klaus
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Frauen, die zeichnen, Hund, der Schatten sucht, Einblicke hinter der Grille zu den schönen Bücherregalen und dem Teppich, auf den ich mich öfter werfen würde…wunderbar!
Gruß von Sonja
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Danke von Herzen, Sonja, und beste Grüße zurück! Der Teppich ist tatsächlich ein Schmuckstück, feine Wollbildweberei, made in Greece, ich glaube, ich muss ihm mal einen „Alltags-Beitrag“ widmen.
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Ein Gedicht, das der Zeit entspricht, in der der „olle“ Goethe lebte…..
Tolle Fotos, Gerda.
Grüße von Susanne
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danke Susanne. Anscheinend lebe ich selbst noch in der Goethe-Zeit, denn das Gedicht entspricht mir weiterhin…..
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Ich lebe mit dir in dieser Zeit 🙂 🙂 🙂
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Du wirst lachen, hier ist Mittag und es riecht bereits nach Grillfleisch.
Ich finde dieses Halb-Transparente bei dem Heupferd so faszinierend – und es gibt so viele unterschiedliche Arten! Singt/Sang deiner, hast du ihn vielleicht sogar gehört?
Stirb und werde! Ja! Die Beschäftigung damit kommt hoffentlich nie aus der Mode, gut so.
Und meinen Dank fürs Verlinken! Ich freue mich immer wieder, wenn ich höre, dass meine Gedichte einen willkommenen Einstieg in die Woche bieten …
Liebe Grüße aus dem heißen Hamburg
Christiane im Kühlen
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Heupferdche ist auch ein schöner name, ebenso Grashüpfer. Nein, dieser machte keine Musik, dazu war er wohl kaum animiert, im Licht des Computers…
Heiß ist es auch hier, aber noch ganz gut erträglich, zumal ich abends ins Meer springen kann. Nur dass der Deckenventilator, der uns die Klimaanlage ersetzt, kaputt ist, ist ärgerlich…..
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Ja, ihr habt noch so einen großen, schönen, zu dem wir als Schüler immer „Miefquirl“ gesagt haben, oder? 😉 Sehr ärgerlich …
Hach, um den Sprung ins Meer könnte ich dich beneiden.
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Das ist mein absolutes Lieblingsgedicht!
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da freu ich mich, liebe Marion.
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Ja, drückt mein Lebensgefühl exakt aus.
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Das Foto im Blümchenkleid ist zauberhaft, das würde so gut als Gravatarbild passen 🤗
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Finde ich auch, Karin. Und außerdem neu 😉
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Wundervolle Fotos , Gerda. Danke ! „Langbeen “ haben wir auf Plattdeutsch zu diesem grazilen Grashüpfer-Wesen gesagt. Auch die anderen Fotos sind zauberhaft und zeigen deinen Künstlerblick .
Und– „oller Goethe“ hin und her–( man kann selbstverständlich einiges an ihm bemeckern )aber wie schön, dass Du dieses Gedicht ausgewählt hast .Es ist ein so echtes und wunderbares, tiefsinniges Liebesgedicht. Lebens-und Liebeserfahrung pur– UND in Klang, Rhythmus,Gedanke, Wort– gestaltet.
Liebe Grüße aus einem sehr heißen Berlin. Aber ich liebe das . Es ist dann ja wieder noch lange genug kalt und grau.
Herzlich, Elsbeth
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danke, Elsbeth! Mir scheint, Griechenland hat neuerdings ein gemäßigteres Klima als Deutschland, momentan höchstens 29 Grad.. Mir ist das eher recht. Dazu das Meer. Wenn du Lust hast….
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Klasse Fotos von dir
und dem grünen Getier!
🐛🐉🐢🦎🐍🐸🐦
Herzliche Grüße vom Lu
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danke schön, lieber Lu.🐸 🐦
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*lächel*
🎵🎶🎵🎶🎵🐦
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🎵🐦
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*lächel*
Süß 🎵🐦
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Das grüne Kerlchen ist ein schöner Besuch. Fein, dass er so geduldig posiert hat.
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Ja. Und ich habe vier mal geduldig auf sein Wiedererscheinen gewartet. 🙂
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Hier scheint es sich eher um ein grünes
Heupferd, als eine Grille zu handeln. 🙂
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ich weiß es nicht, liebe Chris. Auf Griechisch heißt dies Tier offenbar „grillos“, dazu hat es noch andere Namen.
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Ist aber eine Heuschrecke – Grillen sind
braun und haben kürzere Fühler. 🙂
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Warum fliegen Nachtfalter ins Licht? Es ist keine Todessehnsucht oder der anthropozentrisch projizierte Wunsch nach Licht. Ihr Sensorium ist für die Nacht gemacht, mit der feinen Ausrichtung auf die Navigation in der Dunkelheit bedeutet das Licht für sie Blindheit, Blendung. Quasi umgekehrt wie bei uns. Sie „sehen“ nicht mehr im Licht. In meiner Wahrnehmung der Realität von Tieren war das eine Art kopernikanische Wende….
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Mir ist natürlich klar, liebe Beke, dass die Vorstellung von der Motte, die aus Sehnsucht nach Licht den Tod in Kauf nimmt, anthropozentrisch ist. Dass es sich um Blendung handelt, wusste ich freilich nicht. Es bleibt dann aber die Frage, warum sie Situationen mit für sie gefährlicher Blendung nicht vermeiden.
In typisch anthropozentrischer Haltung überlege ich: Ich kann nachts nicht sehen, wenn ich geblendet werde, sonst aber sehr wohl. Meine Sehfähigkeit stellt sich sehr gut auf nächtliche Verhältnisse ein, und so empfinde ich jedes künstliche Licht als schmerzlich und sehbehindernd. Ich komme daher auch nicht auf die idee, helles Kunstlicht (Taschenlampe, Laterne, Autoscheinwerfer) aufzusuchen, sondern vermeide es, so gut ich kann. Warum aber kommen die Insekten aus der Nacht wie von einem Magneten angezogen zu meiner Lampe, verbrennen sich die Flügel, taumeln auf die Tischplatte, lassen dennoch nicht ab, kehren zurück zur Quelle ihrer Qual? Warum bleiben sie nicht, wo sie waren, in wohltuender kühler Dunkelheit?
Liebe Grüße von einer immer weiter Fragenden. 😉
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Liebe Gerda, ja, sehr spannend, was Du da ansprichst: Die Lichtverschmutzung ist eine große Belastung auf diesem Planeten, wir kennen die Bilder aus dem Weltall von dieser „zivilisierten“ Kugel, die leuchtet und glitzert, illuminiert nicht nur in Las Vegas. Lichtverschmutzung kennt wie Lärmverschmutzung keine klar definierten Grenzen, schwappt überall über und ich kann sie nicht gut ertragen, wie eben auch die Tierwelt es nicht kann. Fesselnde Fragen entwirfst Du zum Nachtfalter. Mir kam gleich der Rilke in den Sinn:
Du Dunkelheit, aus der ich stamme
1919
Du Dunkelheit, aus der ich stamme
ich liebe dich mehr als die Flamme,
welche die Welt begrenzt,
indem sie glänzt
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen –:
für irgend einen Kreis,
aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.
Aber die Dunkelheit hält alles an sich:
Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie’s errafft,
Menschen und Mächte –
Und es kann sein: eine große Kraft
rührt sich in meiner Nachbarschaft.
Ich glaube an Nächte.
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Liebe Beke, danke! Ich bin auch son Nachtmensch. Komme aus der Dunkelheit. Die „Hymnen an die Nacht“ von Novalis rühren mich in der Tiefe an.
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Liebe Gerda,
melde mich zurück aus dem kleinen Urlaub und widme mich nur mal dem wunderschönen grünen Grillentier, das extra für Dich sein Festgewand trug. Es ist eine wahre Schönheit, wenn ich mir nun Bild für Bild eingehend betrachte. Diese grazilen Beine, bewundernswert; eine Langbeinige, die sich vorsichtig vorwärts (und bestimmt auch rückwärts) , bedächtig bewegt. Das Grün, das sie in dieser Nacht trug, ist bezaubernd und ich tue jetzt mal so, als hättte sie es nur für Dich angelegt, weil mir die Vorstellung zu gut gefällt.
Lächelnde liebe Grüße von Bruni an Dich
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Herzlich willkommen zurück, liebe Bruni! Ich hoffe, du hast deine Ferien in Ligurien genossen und auch schwimmen können! danke, dass du dich bei mir wieder sehen lässt und gleich einen so hübschen Kommentar verfasst hast. Ja, doch sie geht auch rückwärts, nehme ich an. Doch bei all diesen überlangen Beinen und Fühlern kommt der Zuschauer manchmal ganz durcheinander.
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Ich war am Gardasee, liebe Gerda http://wortbehagen.de/index.php/gedichte/2019/juni/largo_del_garda
und so weit ich mich erinnere, ist Ulli nach Ligurien gefahren mit Tochterfamilie.
Eben habe ich meine mitgebrachten Fotos sortiert und es sind ziemlich viele geworden *g*
Bei jedem Olivenbaum dachte ich an Dich und Deine wunderschönen Fotos und Zeichnungen von ihnen!
Herzlich, Bruni am späten Nachmittag
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A ja, stimmt, Gardasee. Dass Ulli nach Ligurien fuhr – daran erinnerte ich mich. Ja, und außerdem noch wer Liebes. Wer? Ich dachte du. Nun schau ich mal bei dir vorbei. Guten Abend dir.
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*schmunzel*, ne, ich nicht, liebe Gerda
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Liebe Gerda, erst einmal tolle Fotos von der Heuschrecke (wie erwähnt wurde, ist es ja wohl ein Heupferd – hier kenne ich mich fast gar nicht aus)! Das Heupferd hast du wunderbar eingefangen. Seine Beinformen haben was von Neonreklame! Sie leuchten im Licht so gelb und dieses Zickzack – ganz toll! Auch die ersten Bilder: als würde er von innen leuchten. Die Falter könnten Zünsler sein, könnten, auch da bin ich mir nicht sicher. Die Art mag von deiner Umgebung abhängen. Die Porträtbilder von dir sind schön geworden und Tito ist ein hübscher Hund, er hat im Leben ganz viele Punkte gesammelt, scheint mir 🙂
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Ich les das jetzt erst, liebe Almuth, und danke recht sehr. Ja, Tito hat einiges hinter sich, ist nun schon über 12, aber immer noch fröhlich und guter Dinge.
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What an exciting visitor! I would be very pleased to host that handsome insect. 🙂 Speaking of handsome, Tito certainly is a handsome dog – I’m glad he can find the shade. It looks like a good week! 🙂
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Thank you so much, dear Lynn, I just read your comment. and yes, Tito is a handsome dog, and a very polite one. The week passed by nicely. Hope you are fine!
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Der Grüne war vor kurzem auch bei mir 😉
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Er ist ein tüchtiger Springer. aber dass er es über solche Strecken schafft, ist schon erstaunlich. Bist du sicher, dass es derselbe war? 🙂
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Ja, ich habe ihn genau wieder erkannt. 🙂
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da bist du jetzt aber als Naturforscher gefragt, lieber Joachim. Eine solche Spring-Leistung des gewöhnlichen Heuschrecks wurde bisher noch nicht dokumentiert. Ein Leckerbissen für die Bionik.
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