Manche von euch haben mir den Daumen gedrückt – danke dafür. Heute war die obligatorische Prüfung, durch die die Fahrkompetenz von über 74Jährigen erneut festgestellt werden soll. Um drei Uhr – zur besten Siesta-Zeit – fand ich mich wie bestellt vor dem Verwaltungsgebäude in Kalamata ein und wartete. Mit mir warteten viele alte und sehr alte Menschen, die meisten waren Männer, zwei Frauen waren auch da. In der Hand die Tüten mit den Papieren: Führerschein, diverse Autopapiere, Steuerbescheinigung…. Um halb vier kamen drei Prüfer mit Listen, auf jeder sieben Namen. Mein Name war der sechste auf der dritten Liste. Jede Prüfung würde 30 Minuten dauern, das bedeutete: Warten.
Die Wartenden suchen einen Schattenplatz auf den Stufen neben dem Verwaltungsgebäude. Am Anfang verfolge ich das Procedere, sehe die zitternde Hand, die nach dem Papier sucht, das sich nicht finden lässt, sehe das überoptimistische Lächeln auf Gesichtern, sehe Beklommenheit und Hilflosigkeit. Langsam kommen die ersten Prüflinge zurück, durchgefallen der eine, er wird belehrt, dass er in einem Monat erneut antreten kann. Durchgefallen die eine Frau, ihr Gesicht, eben noch so selbstsicher, löst sich auf. Die andere Alte, eine füllige Bäuerin in Schwarz, steigt in ihr Uralt-Auto, muss wohl aus den 50er Jahren stammen. Sie dreht ihre Runden, besteht und will den Prüfer überschwenglich küssen, er wehrt verlegen ab.
Ich ziehe mich irgendwann ein wenig zurück, um eine schnelle Skizze zu machen und dadurch zugleich meine Nerven zu beruhigen. Als ich schließlich dran komme, bin ich ganz gelassen. Der Prüfer ist höflich und selbst sehr müde, denn er muss schon seit dem frühen Morgen ohne Punkt und Komma diese Runden mit nervösen Alten fahren.
Ich mache keine Fehler und bestehe problemlos. Nun darf ich drei weitere Jahre die Freiheit des Autofahrens genießen. Jedenfalls im Prinzip …
Herzlichen Glückwunsch! Ist der Verkehr durch solche Maßnahmen wirklich sicherer? Ich bezweifle es.
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Glaub ich auch nicht. Jedenfalls ist es nur ein winziger Teil des Problems. Die meisten Verkehrstoten sind Jugendliche und junge Männer, viele Mopedfahrer. Schlechte Verkehrsregelungen, chaotische Verhältnisse. Meines Erachtens hätte es Sinn, alle jene einer erneuten Fahrprüfung zu unterziehen, die einen ernsten Unfall verursacht haben oder aus anderen Gründen mit Führerscheinentzug bestraft wurden. Stattdessen nimmt man eine Personengruppe heraus, die gar nicht besonders auffällig ist. Das ist diskriminierend, genauso als wenn man sagen würde: alle Frauen müssen mit 50 erneut geprüft werden – weil es ein bekanntes Vorurteil gegen Frauen am Steuer gibt……
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👏👏👏👏👏👏👏👏👏👏👏👏👏👏👌👌👌👌👌👌👌👌👌👌👍Ich wusste Du bestehst!✌
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Danke, Babsi. Ich bin sehr erleichtert, wie du dir denken kannst. Hab mich gut vorbereitet, um jeden Misserfolg auszuschließen, aber hatte trotzdem Nerven.
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Super Gerda, ich freue mich riesig mit Dir, weil ich weiß, wie es ist seine Mobilität zu verlieren! Es ist ein schrecklicher Freiheitsverlust!😔
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Wunderbar, Gerda! Herzlichen Glückwunsch!!! Liebe Grüße.
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danke, Birgit. ich bin SEHR erleichtert, denn ohne Führerschein kann ich nicht in der Mani leben. In Athen ginge es. ,
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Gratulation! Toll, Liebe Grüße
Juergen
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Herzlichen Dank, Jürgen.
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Gratulation Gerda !!! Toll,dass Du es geschafft hast .
Berührt hat mich auch Deine lebendige Darstellung, als Skizze und in Worten –die ganze Situation, die verschiedenen Mit-Geprüften in ihren Reaktionen.Man kann alles miterleben ! Auch Dein mitfühlender Perspektivenwechsel zu dem ja auch-geplagten, müden Prüfer hat mir sehr gefallen. Dann–gute Fahrt !
Herzlich Elsbeth
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Herzlichen Dank dir, Elsbeth, für dein Mitgehen und Mitfühlen! Ja, mir haben sich diese Szenen tief eingeprägt, und insofern war die Prüfung ein Gewinn. Ich könnte noch sehr vieles erzählen. So viele wechselnde Emotionen. Und der Prüfer, ja, der hatte ganz rote Augen vor Müdigkeit und sprach ein wenig schleppend, war nicht mehr der Jüngste und schon seit 6 in der Früh dabei. (Ich hatte ihn gefragt). Unterwegs kam ein Anruf, seine 14jährige Tochter fragte, ob er sie zum Tanzunterricht fahren könne… Er erzählte es mir geich, stolz. So moderne Tänze, nicht seine Sache …. Leider habe ich mich beim Zeichnen nicht recht getraut, wollte den Menschen mit meinem Stift nicht zu nahe treten, beließ es daher bei sehr allgemeinen Umrissen. Aber immerhin wird die Gruppe als Wartende erkennbar. Und dass all diese Alten sich ein Schattenplätzchen suchen und bis zu zwei Stunden warten mussten, um dann doch nicht zu bestehen….Ziemlich hart, so was. Griechen, einfache Menschen, stoisch im Alter, die schon vieles haben einstecken müssen. Sie werden nun vermutlich ohne gültigen Führerschein fahren und aufpassen, nicht erwischt zu werden. Denn fahren müssen sie.
Ich aber bin sehr erleichtert, denn unsere Wohnsituation in der Mani, dazu der Hund, ließe sich ohne Auto nicht halten.
Dir liebe Grüße nach Berlin! Gerda
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super
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Danke, liebe Afrikafrau!
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Herzlichen Glückwunsch liebe Gerda! Die Skizzen sind gut geworden und die bearbeitete gefällt mir auch sehr gut!
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Danke, Almuth! Die Skizze ist nicht sehr ausdrucksvoll geworden, ich traute mich nicht. Aber in der Bearbeitung gefällt sie mir.
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Gratuliere! (Aber es war eh klar dass du diese aufgesetzte Prüfung mit links machst während du mit rechts zeichnest…)
Liebe Abendgrüße vom Lu
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🙂 Ich zeichne mit links, lieber Lu, bin Linkshänderin, in der Schule auf rechts gedrillt. Deshalb verwechsele ich rechts und links gern. Aber gestern hab ich höllisch aufgepasst: sagte der Prüfer „links“, fuhr ich links und nicht rechts….
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Schmunzel …. egal, schön dass es dich gibt! 😊
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danke, Finbar Lu! Ich freu mich auch, dass es mich gibt. Und dass ich autofahren darf. 🙂
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*lächel*
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Gratuliere, aber gabs irgendwelche Zweifel daran, dass du die Prüfung bestehst ? Du fährst doch regelmäßig und problemlos.
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Tja, Myriade. Solange die Prüfung fair war, gbs für mich kaum Zweifel. Aber würde sie fair sein? Außerdem fand sie in einer Gegend statt, die ich freiwillig kaum befahre. Sehr unübersichtlliche Beschilderung, chaotischer Verkehr. Gestern nachmittag war dann weniger los.
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Na dann ist die gratulation umso angebrachter 🌺🌹
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Zeichnen beruhigt! 😉
Unter anderem. 🙂
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genau!
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Auch von mir herzlichen Glückwunsch! War die Prüfung nur eine praktische oder würdest Du auch in Theorie nachgeprüft? Davor hätte ich den meisten Bammel.
Lieber Gruss zu Dir, Karin
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Nur praktisch, liebe Karin. aber der Prüfer konnte auch theoretische Fragen stellen, auf die man sich vorbereiten musste.
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Herzlichen Glückwunsch, liebe Gerda!
Prüfungssituationen sind immer mit viel Anspannung verbunden.
Liebe Grüße sendet dir eine noch aufgeregte Susanne, die Montag um 11:30 Uhr ihr Fachgespräch an der Uni bestreitet.
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Danke, Susanne! Du wirst mit Bravour bestehen. Doch vorsichtshalber drücke ich dir die Daumen.
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🙂
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Finde ich sinnvoll so eine Prüfung, gibts in Australien auch.
Betagte ist ein tolles Wort, kommt mir aber erst bei 90-Jährigen in den Sinn…
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🙂 Ich schrieb erst „Bejahrte“, dann kam mir das altertümliche „Betagte“ in den Sinn und es gefiel mir.
Ob solch eine Prüfung Sinn macht? Ich bin der Meinung, man sollte Unfallfahrer und Leute, egal welchen Alters, die mit zu viel Promille oder Drogen im Blut erwischt wurden oder aus anderem Grund ihre Fahrerlaubnis für eine längere Zeit eingebüßt haben, neu prüfen. Das hätte vielleicht einen präsentiven Effekt. Und bei Alten die Gesundheit, bescheinigt durch ein amtsärztliches Attest.
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Ein Freund von mir ist schon lange nicht mehr gefahren und seine Partnerin mosert des öfteren rum, daß er nicht ab und an ihr Auto benutzt, um gemeinsame Besorgungen zu erledigen. Ich kann mir voirstellen, daß er sich tatsächlich nicht mehr traut.
Aber Fahrstunden will er auch nicht mehr nehmen – vermutlich deswegen, weil die Partnerin ihn nur ganz gelegentlich als Fahrer braucht.
So beisst sich die Maus selbst.
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Congratulations!🏅
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Thanks! Uff….
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Ach du meine Güte!
Hoffentlich bleibt uns „sowas“ hier erspart.
Glückwunsch, daß du es überstanden hast.
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Das wünsche ich euch auch, liebe Ele. Spaß ist was anderes. Und besonders sinnvoll finde ich es auch nicht – jedenfalls nicht als isolierte Maßnahme.
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Bei Fahrprüfungen habe ich gaaaanz schlechte Erinnerungen, das ist wie ein Alpdruck, wenn ich daran zurückdenke…
Gut, daß der Mann schon müde war.
Und nochmal Glückwunsch!
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Ich bin auch dankbar, dass der Prüfer menschlich angenehm und hilfsbereit war, keine Hyäne.
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Eine sehr schöne Skizze, liebe Gerda.
Vor kurzem hatte ich auch eine Zeichnung zum Thema „Warten“ in meinen Blog eingestellt..
Ich finde es immer wieder von Neuem interessant, wie und auf welche Weise manche Wartenden die Zeit nutzen oder auch nicht.
Regnerische Grüße aus dem Bergischen Land…
von Rosie
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Herzlichen Dank, Rosie! Magst du mir bitte deine Zeichnung von „Wartenden“ verlinken?
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Aber gerne…
es ist ein Artikel vom Januar diesen Jahres:
Liebe Grüße!
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danke, Rosie, ich erinnere mich, jetzt wo ich es sehe. Es ist von der seelischen Seite her allerdings, so scheint mir, eher vergleichbar mit meiner Skizze vor dem Archäologischen Museum – die Leute warten auf ein von ihnen positiv bewertetes Ereignis. https://gerdakazakou.com/2019/06/04/kulturelle-ertuechtigung-vor-und-im-archaeologischen-nationalmuseum-fuenf-skizzen/
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Ja, das hast du recht.
„Warten“ kann sich je nach Situation anders darstellen und aussehen. Ich habe in meinem Notizbuch noch weitere Skizzen zu diesem Thema und werde sie gerne nach und in meinem Blog zeigen.
Grüße aus der Abendsonne von Rosie
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o, prima! Du schriebst ja in deinem Kommentar, wie unterschiedlich Menschen mit dem Warten umgehen. Wenn man damit die verschiedenen Wartesituationen multipliziert, kommt man auf eine gewaltige Zahl möglicher Verhaltensweisen, die man alle als „Warten“ bezeichnen kann. Ein spannendes Thema!
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Genau so ist es.
🙂
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ein herzliches Hallo an dich, Klaus
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Auch von mir eine Gratulation an dich, Gerda. Prüfungsnervosität ist gerade für „Betagte“ nicht gerade der Leistungsfähigkeit zuträglich.
Deine zeichnerischen Fähigkeiten waren dadurch zum Glück ebenfalls nicht beeinträchtigt. Zwar vermittelt deine Zeichnung mir nicht die Nervosität, aber das gemeinsame, schicksalsergebene Warten im Schatten kann ich nicht nur sehen, sondern auch spüren.
Sodann: Gute Fahrt!
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„das gemeinsame, schicksalsergebene Warten im Schatten“ – wie gut du das sagst! Diese Menschen haben in ihrem Leben schon sooo viel warten müssen, bis sich die Obrigkeit bequemte, dass sie von einem geradezu ansteckenden stoischen Gleichmut erfüllt zu sein scheinen. Dagegen meine rebellischen Allüren, meine Anspruchshaltung, dass die Dinge schnell und effektiv gehen müssen….völlig daneben.
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Alles zu seiner Zeit, könnte man hier sagen … „and the wisdom to know the difference“. Es gibt ja durchaus Situationen, in denen es geboten ist, mal rebellisch auf den Tisch zu hauen.
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Nun ja. Für mich ist die Rebellion das Normale, immer schon und immer noch. Nicht leicht finde ich mich mit Ungerechtigkeiten und Ungereimtheiten ab. Damit war ich allerdings immer schon eine Ausnahme. die Mehrheit der Menschen erduldet, was ihr auferlegt wird, still und sucht private Auswege.
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Meine Glückwünsche! Wunderbar. Trotzdem: fragwürdiges Verfahren.
Gruß von Sonja
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Danke, Sonja. bin ganz deiner Meinung.
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