Montags ist Fototermin (1) Was vermag das Foto? Überlegungen anhand von „Felsvorsprung mit schäumendem Meer“ (Foto)

Gestern versuchte ich, den Anprall der Wellen an meinen Felsenvorsprung zu zeichnen – das Ergebnis zeigte wenig von meinem Erleben.
Würde ein Foto stärkere Aussagekraft haben? Christiane, Ulli und Ule hatten (sofern ich richtig verstehe) kommentiert, dass es ihnen auch im Foto kaum gelingt. Und es stimmt: Auch das Foto derselben Szene, die ich gestern zeichnete, gibt wenig bis nichts von der Kraft des Geschehens wieder.

IMG_8031

In gewissem Sinne ist das Foto der Zeichnung sogar unterlegen. Der Schaum wirkt kompakter und mehr wie mit dem Schneebesen geschlagenes Eiweiß, von Bewegung ist weniger zu spüren als auf der Zeichnung, was deutlich wird, wenn man in die Vergrößerung geht. 

Bildausschnitt, farbverstärkte Zeichnung mit Kuli und Bleistift, 2019-05-20

Mein Weg kann also nicht sein, beim Zeichnen (oder Malen) mich ans Foto anzulehnen, sondern ich muss andere Lösungen finden, um den Elementargewalten bildnerischen Ausdruck zu geben. Eine Möglichkeit liegt in den digitalen Instrumenten, eine andere in der „quasi-bewegten“ abstrakten Maltechnik (vergl. Petra von https://pawlo.wordpress.com/2019/04/26/quasi-mobile-3/), eine dritte im Video. Doch ich habe mir in den Kopf gesetzt, zeichnerische Lösungen zu finden. „Gestisches Zeichnen“ könnte mein Weg sein.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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18 Antworten zu Montags ist Fototermin (1) Was vermag das Foto? Überlegungen anhand von „Felsvorsprung mit schäumendem Meer“ (Foto)

  1. Random Randomsen schreibt:

    Ja, auf dem Foto wirkt das in etwa so dramatisch wie ein Sturm im Wasserglas. 😉 Obwohl das Foto doch eigentlich unbestechlich ist und einfach zeigt, was ist. Aber eben nur optisch. Und unsere Wahrnehmung der dramatischen Brandung besteht ja aus mehr als nur dem optischen Eindruck. Die Zeichnung bietet eine Chance, dieses Mehr an Wahrnehmung auch zum Ausdruck zu bringen. Der „kleine“ Haken bei der Sache ist nur, dass dies bei einer Zeichnung naturgemäß auch wieder mit optischen Mitteln geschehen muss. Das bedarf wohl (oder übel) ausdauernder Übung. Dass dies sehr wohl gelingen kann, zeigen deine Olivenbaum-Zeichnungen. Die zeigen für mein Empfinden eigentlich immer Baum-Wesen. Und gerade dieses WESENtliche lässt sich ja nicht vermitteln, indem man nur das Aussehen möglichst akkurat abbildet.

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    • gerda kazakou schreibt:

      danke, Random, dein Kommentar ist mir sehr wertvoll. Man kann ja nicht erwarten, dass das Wesentliche beim ersten Anlauf herausgearbeitet werden kann. Aber die einmalige Beschäftigung mit dem Motiv hat bei mir schon viele Gedanken und Gefühle gelockert, So war es auch bei den Olivenbaum-Zeichnungen, die ich durchaus auch weiter fortsetzen möchte, um das, was ich nun langsam, nach vielen Anlläufen, zeichnend begreife, besser sichtbarer zu machen.

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      • Random Randomsen schreibt:

        Ja, so etwas wird nicht im ersten Anlauf gelingen. Aber es gilt ja, irgendwo zu beginnen, um auch darüber klar zu werden, was man genau rüberbringen möchte. Und von dort aus ist es eine Frage steter Annäherung. Wobei es wohl auch teilweise eine Frage der Tagesform ist – weil man sich an manchen Tagen doch primär im rein Optischen „aufhängt“ (also um bei den Bäumen zu bleiben: dass man vor lauter Baum das Wesen nicht mehr sieht).

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  2. Chrinolo schreibt:

    Ich bin gespannt, was da noch kommt 🙂
    Es ist schwierig, eine Brandung zu zeichnen, welche die große Kraft sichtbar und fühlbar macht. Da hast du dir Großes vorgenommen …

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  3. Maren Wulf schreibt:

    Gestatte, dass ich widerspreche, liebe Gerda. Auch das (unbearbeitete) Foto (das bearbeitete ja ohnehin) zeigt nicht „einfach, was ist“ sondern idealer Weise das, was der Fotograf wahrgenommen hat, was er zeigen will. 😉 Deine Zeichnung hat in meinen Augen übrigens mehr Bewegung aber weniger Tiefe als dein Foto.

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    • gerda kazakou schreibt:

      Herzlichen Dank, liebe Maren, für deinen mir sehr in den Kram passenden Widerspruch. Gerade habe ich ein zweites Post losgeschickt, in dem ich genau diese Einsicht stehen hatte (ich hab ihn dann weggenommen, um den Text zu entlasten). Kein Foto kann die Wirklichkeit, wie sie ist, wiedergeben, sondern immer nur einen Eindruck davon vermitteln, was der Fotograf darstellen wollte und mithilfe seiner technischen Ausrüstung darstellen konnte. .

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      • Ule Rolff schreibt:

        …und mit Hilfe seiner fotografischen Fertigkeiten darstellen konnte. Die technische Ausrüstung kann noch so grandios sein, wenn der/die Fotografierende das Handwerkliche nicht beherrscht, werden die Fotos immer enttäuschen.

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    • gerda kazakou schreibt:

      Sicher, Ule. Ich bin keine Fotografin, weil ich diese Fertigkeiten nicht habe und mir auch nicht mehr aneignen will. Das Gerät könnte ich ja kaufen, aber ich wäre deshalb noch keine Fotografin..

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  4. Ule Rolff schreibt:

    Dein Medium ist ja auch ein anderes. Wir können nicht alles tun, dazu sind die Tage zu kurz.

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  5. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    zeichnerische Lösungen zu finden, fände ich am allerbesten und ich weiß, daß Du diesen Weg gehen wirst, liebe Gerda.
    Ich denke auch an die Olivenbäume, die immer mehr zu echten Charakteren wurden, weil Du Dich immer innigerr mit ihnen verbunden fühltest. Ich kann mir vorstellen, daß es diesmal ähnlich sein wird.

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    • gerda kazakou schreibt:

      Danke, Bruni, ich will mal hoffen, dass du recht behältst. Bei diesem Motiv hängt allerdings sehr viel von den Wetter-Umständen ab, die sich ständig ändern. Das macht die Sache natürlich auch spannender. Jetzt werde ich erst mal zehn Tage Meer-Pause haben, wegen der Wahlen müssen wir nach Athen. Wir haben dann wahrscheinlich in einer Woche einen zweiten Wahlgang (Stichwahl), denn in Athen wird der Bürgermeister eigentlich nie im ersten Wahlgang bestimmt. Ab 10.6. dann wieder am Meer, hoffentlich. Liebe Grüße dir!

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      • www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

        Eine Pause vom Meer, liebe Gerda!
        Aber Du nimmst es ja in Deinen Gedanken mit und die Wahlen sind so wichtig!

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    • gerda kazakou schreibt:

      Wichtig oder nicht, Bruni, gewählt habe ich immer, mein Leben lang, und fand es immer wichtig. Es ist mein geringes Mitspracherecht, das ich nicht verschenke.

      Hier besteht sogar Wahlpflicht, was ich gut finde. Früher reisten die Leute zum Wählen immer in ihre Dörfer, wo sie weiterhin gemeldet sind, auch 1000 km weit. Andere kamen extra aus dem Ausland. Heute sind es immer noch viele, die das tun, aber die Wahl-Begeisterung hat doch sehr abgenommen. Denn alle sogenannten „Alternativen“ sind aufgebraucht, alle Parteien, die den großen Wechsel und Umschwung ankündigten, wurden ausgetestet und als zu leicht befunden. jetzt geht es vor allem darum, eine gewisse Stabilität zu erhalten, auch wenn der status quo schlecht ist, ist er besser als das allgemeine Chaos und der Zusammenbruch, finde ich. Bin halt nicht mehr so jung, dass mir die Revolutionen gefallen würden…. 😉

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      • www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

        und diese Stabilität ist es wert, daß sie erhalten wird.
        Revolution? Nein danke. Hab eben erst Dantons Tod von Büchner gelesen…

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    • gerda kazakou schreibt:

      Großartiges Drama. Hab kürzlich mal wieder die Verfilmung mit Depardieu als Danton gesehen. Als tragischen Figuren sind da der junge Camille Desmoulins und vor allem seine Frau Lucille wunderbar herausgearbeitet…

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      • www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

        ich habs jetzt *nur* gelesen und mich hats geschüttelt vor diesem Grauen, liebe Gerda.
        Camille und Lucille. Das kann ich mir vorstellen. Sie sind ja von Büchner schon wie ins Rampenlicht gerückt. Dantons Frau Julie widmete er wenige Worte. Wieso würde mich schon sehr interessieren.

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