Meins und eine Empfehlung

Meine Empfehlung zuerst. Eines der schönsten Blogs, das ich kenne, ist das von Beke Rode, „Hier und Jetzt“. Heute findet ihr dort einen Eintrag über das gigantische Naturkundliche Museum von Wien – zugleich ein Aufschrei gegen die Zerstörung unserer Mitkreatur. Lest und schaut, unbedingt auch die Fotoshow.

Beke Rode, Hier und Jetzt

Meins ist dagegen nur Kleinkram, aber nun: es ist meins, es ist mein Tagebuch. Und ich zeige gern das, was ich so treibe, was mir entgegenkommt, was ich mir dabei denke. Vor allem aber ist das Gezeigte  lebendig und fristet nicht sein Dasein als Leiche in pompösen Gebäuden, wo Kinder gelehrt werden, es anzustarren und zu verhöhnen.

Gestern also fotografierte ich u.a.  rötliche Kätzchen an einem von gelber Flechte überzogenen Baum. Heute sah ich bei Agnes, dass es sich womöglich um Erlenpappelkätzchen handelt, von deren Existenz ich bisher nichts wusste.  Diese Baumart, so las ich bei Tante Wikipedia nach (gelobt sei, dass sie nach einem Streiktag wieder da ist!), stammt aus China, wo sie an den Ufern der großen Ströme, aber auch bis hoch ins Gebirge wächst. Ist dies der Baum? Die Kätzchen sind viel fülliger als die von Agnes gezeigten, aber die Farbe stimmt.

Ein anderer Baum, die Pinie, hier heimisch, ist gegenwärtig dabei, seinen Blütenstaub zu verstreuen – zur nicht geringen Verzweiflung der Hausfrauen und Autobesitzer, auch die Allergiker und Asthmatiker haben eine schwere Zeit. Ein kräftiger Wind hilft der Pinie bei ihrem Werk. Als ich die Bewegung der Zweige mit den aufgesteckten Blütenkerzen videoskopieren wollte, um euch ihren Tanz zu zeigen, ließ der Wind nach, doch ein wenig Bewegung ist noch zu sehen.

Fehler
Dieses Video existiert nicht

Am „Reinen Montag“, wenn die Fastenzeit beginnt, lassen die Menschen Drachen steigen, die hier Adler heißen – ich berichtete davon. Nicht alle Adler kehren zurück. Manche verlieren sich im Blau des Himmels, andere verfangen sich in den hohen Bäumen, und die Kinder müssen ohne sie den Heimweg antreten. Pech gehabt!

Der Syngrouwald, der hier in Maroussi mein täglicher Auslauf ist, ist von einer Mauer umgeben. Gut so, denn nur dadurch wurde er gerettet. Gestern aber war ein Stück Mauer eingebrochen, dort, wo sie das öffentlich zugängliche Gelände  von einem ebenso schönen privaten trennt. Immer starrte ich hinüber, sehnsuchtsvoll. Gestern stieg ich über die eingestürzte Mauer und war auf der anderen Seite. Gerne wäre ich hineingewandert in diese mir unbekannte Wald- und Wiesenlandschaft, aber das traute ich mich dann doch nicht.

Schön ist es freilich auch auf der erlaubten Seite der Mauer. Ich zeichnete nicht nur zwei große alte Mandelbäume, sondern fotografierte auch die Verzweigung oberhalb des niedrigen Stammes. Durch die Astgabel schaut man auf weniger eindrucksvolle Mandelbäume der Plantage.

Weg durch Mandelbäume

Am Abend dann ging es mit Freunden in eine Taverne in unserer Nähe. Sie heißt „Afthereta“ – „die ungesetzlich Gebaute“, denn das ist sie. Sie wurde vor vielen Jahren ohne Baugenehmigung errichtet und steht trotz aller Nachbarschaftsproteste immer noch, urgemütlich, gut besucht, mit brennendem Kamin und allerlei Krimskrams an den Wänden. Um Mitternacht schließt sie – als Kompromiss mit den Nachbarn.

Der Fasswein wird in Aluminiumbechern serviert, das noch warme dunkle Brot kommt aus der Bäckerei gleich um die Ecke. „Unser täglich Brot gib uns auch heute“.

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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28 Antworten zu Meins und eine Empfehlung

  1. Sandra Matteotti schreibt:

    Ich mag deinen Blog! Drum schaue ich immer wieder vorbei. Liebe Grüsse, Sandra

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  2. kunstschaffende schreibt:

    Das ist wirklich sehr interessant! Nur leider kann ich diesen Blog nicht abonnieren!🤔

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  3. …das Grosse setzt sich immer aus Kleinkram zusammen…☺️

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    • gerda kazakou schreibt:

      Durchaus, liebe Sabine. Deins und meins und das von so vielen Blogfreundinnen und -freunden macht ja etwas Lebendiges aus, das ich sehr schätze. Das ich unbedingt mehr schätze als die grandiosen Totenhallen von Naturkundemuseen.

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  4. versspielerin schreibt:

    ein schöner beitrag, liebe gerda, und ich finde auch, deins ist ganz und gar kein kleinkram, sondern ganz wundervoll, vielfältig!

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  5. pflanzwas schreibt:

    Schön, etwas von deinem Leben und etwas vom griechischen Leben zu erfahren! Deine Zeichnungen sind wieder toll und der Pinientanz ist schön. Ich kann mir vorstellen, wie sie bei stärkerem Wind fast „hüpfen“ 😉 Letzten Sommer bzw. Frühjahr, als es hier so trocken war, war auch alles mit einer gelben Pollenschicht überzogen. Den „geheimen Garten“ hätte ich auch gerne erkundet und eine verbotene Kneipe, die stehenbleibt, ist genial. Sowas gäbs bei uns nicht. Schön, wenn es auch mal anders geht. Rundum interessant und schön anzusehen dein Blogtagebuch 🙂

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  6. wildgans schreibt:

    Ist doch alles gut! Besonders gefällt mir die Taverne!
    Das mit dem Anstarren und Verhöhnen verstehe ich nicht.
    Gruß von Sonja

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    • gerda kazakou schreibt:

      In solchen Naturkundemuseen werden möglichst lebensnah arrangierte ausgestopfte Tiere oder auch ihre Skelette gezeigt, außerdem gibt es massig mit Nadeln angeheftete Schmetterlinge und anderes Fluggetier, kunstvoll in Röhren gequetschte Schlangen, eingelegte Embryonen, Jungtiere mit ihren Eltern, ausgestorbene Saurier, merkwürdige Meeresgeschöpfe … zu besichtigen. Durch diese tote Welt werden die Schulklassen geführt, damit sie die Vielfalt der Natur erfahren. Wie ist die Reaktion der meisten Kinder? Sie starren irritiert auf die Toten oder machen sich lustig, wie einst die Herren in Raritätenkabinetten. Das meinte ich. Hast du andere Erfahrungen gemacht?

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      • wildgans schreibt:

        Ja, zum Glück. War ich mit einer meiner Grundschulklassen im Naturkundemuseum, war da nur ein großes Staunen. Schauen und nicht müde werden, daran erinnere ich mich. Vielleicht lag es an den Zeiten oder dass es immer Kinder vom Lande waren!?

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  7. Ulli schreibt:

    Ein feiner Kleinkram, liebe Gerda, die Facetten eines Tages aus deiner Sicht, was ist groß, was klein?
    liebe Grüße
    Ulli

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  8. Ule Rolff schreibt:

    Danke für einen Tag an deiner Seite.

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  9. Nea schreibt:

    Herzlichen Dank für das vielfarbige Kaleidoskop von festgehaltenen Eindrücken, das ich gern mit Staunen und Freude in mich aufnehme. Und auch für den Hinweis auf das Blog bin ich dankbar. Das Reisen zu Ihnen bereichert und erfreut.

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  10. Beke schreibt:

    Liebe Gerda, endlich komme ich dazu, mich für Deine Empfehlung zu bedanken, die mir tatsächlich eine sichtbare Vermehrung der Leserschaft beschert hat, das ist toll. Ich staune hier immer über Deine große Vitalität und Produktivität, stets gibt es Neues zu entdecken und Dein kräftiger Strich lässt mir das geliebte Griechenland näher rücken. Sehr, sehr schön! Beke

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  11. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Liebe Gerda, aus Versehen habe ich meinen fast fertigen langen Kommi ins Nirwana befördert…
    Du schreibst nicht von Kleinigkeiten, sondern von einem Teil Deines Lebens, der wichtig ist.
    Wir dürfen Dich besuchen und bei Dir sein. Würde ich das nicht wollen, käme ich nicht, aber ich mag Deinen kreativen und äußerst lebendigern Blog sehr. Dein Blick in den anderen Teil des Gartens/Parks, wie schön ist es, Dich dabei zu *beobachten* und zu wissen, man selbst würde es wohl ähnlich machen *g*, hinübersteigen und dann doch nicht wagen, weiterzugehen *lach*
    Mit dem Abscheu vor Naturkundemuseen bist Du nicht alleine, liebe Gerda. Mit geht es genau so!
    Ein einziger aufgespießter Schmetterling und jegliche Neugierde verläßt mich und ich habe Mitleid mit ihnen allen, die da mumifiziert vor mir liegen… nicht nur mit den Schmetterlingen…
    Ein einziges habe ich vor vielen Jahren besucht, ein ziemlich bekanntes und nie wieder danach bin ich in einem gewesen. Es hat gereicht.

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    • gerda kazakou schreibt:

      Liebe Bruni, danke! ich meinte mit „Kleinkram“ gar nichts Pejoratives, aber anscheinend wurde es von allen so gelesen. Das Kleine (und die Kleinen) hat (haben) durchaus meine Sympathie, während ich das Große mit einem gewissen Misstrauen beäuge, denn groß und gut ist ja nicht dasselbe. Und so freue ich mich, dass auch du keine Freude an einem so großen Werk wie dem vorzüglichen Naturkundemuseum hast, das fleißige Naturforscher zusammengetragen und ausgezeichnete Museumsfachleute gestaltet haben. Es ist groß, es ist schön – aber es ist auch abscheulich. Liebe Grüße dir!

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      • www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

        Mir ging es vor Jahren in Frankfurt so…

        und nun wieder – nach Jahren mal wieder in einem Zoo – vor einer sehr hohen Voliere, aber wer war darin gefangen, liebe Gerda, es war der größte Adler der Welt. Ich fasste es nicht und sah, wie er ans Gitter flog. Nein, nein, nein, da betrachte ich ihn lieber in einem wundervollen Film, der ihn in Freiheit zeigt. Das reicht doch vollkommen. Soll er vielleicht ausgestopft werden, wenn er sich am Gitter zu Tode *gerannt* hat?

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    • gerda kazakou schreibt:

      Ich hasse Volieren. Du hast vollkommen recht.

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