Digital kata-strophisch (abc-etüde)

So tolle Wörter von Wortgeflumselkritzelkram, ein so ansprechendes Einladungs-Design von Christiane, und noch nichts geschrieben, liebe Gerda? Also mach mal, ist schon Samstag! Eine kleine abc-etüde,  vielleicht sogar ein paar Kata-Stophen wirst du wohl auf dem Schirm haben! Du willst doch nicht etwa diese Runde verpassen?

 

Lesezeichen sind veraltet

Heute wird die site verwaltet

Mit den bookmarks, die man zünftig

Antippt und schon hat man künftig

Auf dem screen was man soeben

Wichtig fand in seinem Leben.

Und so hüpft man ganz gelassen –

Will der Geist auch schon verblassen

Und altersschwach zur Ruh sich legen

Kann auch sonst sich kaum bewegen –

Wie gesagt, man hüpft und schenkt

Von dem Bookmark-Pfad gelenkt

Seinen Fokus mal zur Kunst

Mal zum Philosophen-Dunst,

zu Rezepten für das Essen,

denn noch immer wird gegessen

ganz egal, ob man als Greise

altersblöd ist oder weise.

Bookmarks helfen dem Gedächtnis

Doch was bleibt? Ist das Vermächtnis

Eines Lebens nichts als Luft

Die mit dem breakdown verpufft?

 

Wärs nicht klüger, am Kamine

Mit dem Klaus und der Sabine

In alten Fotoalben blättern

Wie wir auf Pflaumenbäume klettern

Oder aus dem Buchregal

Ein Buch zu fischen, ganz egal

Nur alt soll’s sein und viel gelesen

Und nachzuschauen, was gewesen,

Was man mit fünfzehn oder dreißig

Drin angestrichen hat so fleißig

Und drangeschrieben hat man auch

Wie es wohl damals noch der Brauch

Auch Eselsohren, Lesezeichen

Und Kaffeeflecken, die verbleichen

Sind Spuren, den’n man folgen kann,

Vielleicht kommt man dann wirklich an

Im Fabelreich der frühen Jahre,

als blondgelockt noch warn die Haare

und man sie sich noch gar nicht raufte

bis man sich nen Computer kaufte.

Ich habe meine Kamin-Kritzelei natürlich wieder durch allerlei Filter gejagt und bin ganz unschlüssig, welche Varianten am besten zu den Kata-Strophen passen: die leichten lichten, die schweren dunklen oder die blassen? die verhaltenen oder die kontrastreichen? Die lieblichen oder die spookigen?

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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34 Antworten zu Digital kata-strophisch (abc-etüde)

  1. kowkla123 schreibt:

    liebe Gerda, du hast sicher bestimmt immer viel Aufwand für deine so tollen Beiträge, zieh dich warm an, es ist ganz schön kalt geworden

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  2. Ich mag die leichten, lichten Bilder lieber – und dein Text ist spitze! Gefällt mir sehr sehr gut. Danke dir

    Gefällt 1 Person

  3. mynewperspective schreibt:

    Köstlich geschrieben, liebe Gerda. Vielen Dank! Die guten alten Zeiten. Einiges davon bewahre ich mir noch und trotzdem gehe ich mit der Zeit.
    Was die Zeichnungen betrifft, bin ich unschlüssig. Mir hat das rosa-pinkige diesmal sehr zugesagt.

    Gefällt 1 Person

  4. kopfundgestalt schreibt:

    Sehr schön!
    „denn noch immer wird gegessen“ 🙂

    Zu ganzen Anmerkungen in Büchern: Da bin ich tatsächlich vor einiger Zeit auf solche einen Kommentar von mir gestoßen:
    A) wußte ich nicht, daß ich das Buch zumindest angelesen hatte
    B) daß ich solches schreiben konnte. Mein Bild von mir war ein anderes gewesen.

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  5. schreibenwaermt schreibt:

    Sehr schön.😊 Eselsohren, Kaffeeflecken und der Geruch von alten Papier, muss erst noch in der digitalen Welt erfunden werden.

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  6. Myriade schreibt:

    Das wäre aber schade gewesen, wenn diese Kata-Strophen nicht geschrieben worden wären! Ich finde sie auch ohne Illustration ausgezeichnet

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  7. Vielen Dank für das schöne Gedicht und die passenden Illustrationen. Ich fühle mich in einigen Passagen direkt oder indirekt angesprochen.

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  8. Ulli schreibt:

    Meine Favoriten sind die Kata-Strophen an sich und das zweite Bild …
    Gerade eben hatte ich ein langes und mä#anderndes Gespräch mit der lieben Nachbarin – Fazit: digital ist nicht mehr wegzudenken, warum auch, bei allem, was uns diese Welt schenkt?! Das echte – analoge Leben aber beschert uns die Erfahrungen, ohne diese ist digital = Null = Dinosaurier 🙂

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  9. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 10.11.19 | Wortspende aus dem Fundevogelnest | Irgendwas ist immer

  10. Christiane schreibt:

    Ich verabscheue Eselsohren und ich kritzele nicht in Bücher – inzwischen. Meine Bücher dürfen auch gern nach 30 Jahren so aussehen, als ob sie ungelesen seien – was sie nie sind. Dennoch ist deine Etüde so ungeheuerlich wahr. Ich lese auch lieber analog als digital, und das Leben ist das Leben …
    Ich mag das große blaue Bild am liebsten und freue mich wie jedes Mal über die Ergänzung, die deine Bilder für das Etüden-Thema bedeuten.
    Liebe Grüße
    Christiane

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    • gerda kazakou schreibt:

      danke, Christiane, freu! Mit Büchern halte ich es tatsächlich anders als du.
      In diesen Tagen brachte mein Mann viele Bücher seines verstorbenen Bruders heim, darunter auch deutschsprachige. Ich wusste gar nicht, dass er sich um die deutsche Sprache bemüht hatte und sah mit Ver- und Bewunderung die sorgfältigen Unterstreichungen und Randnotizen in einem Bändchen mit Aufsätzen von C.G.Jung. – Solche Eintragungen in Bücher sind wie Lebenszeichen – manchmal von mir selbst, in diesem Fall von einem lieben Verstorbenen.

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      • Christiane schreibt:

        Das kann ich gut verstehen. Mein Vater brachte in seltenen Fällen auch Unterstreichungen an, meist in seinen Gedichtbänden. Ich freue mich immer, wenn ich die finde.

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      • www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

        mein Vater machte keinerlei Eintragungen in seinen Büchern, leider
        aber eigentlich mache ich auch keine 🙂
        Habe ich keine Marker zur Hand, lege ich Lesezeichen hinein oder notiere mir die Seitenzahl

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  11. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    ich bin eigentlich vollkomen glücklich mit der nackigen Etüde, ohne jeglichen gezeichneten Schmuck, liebe Gerda, aber ich mag sie ja, Deine Kaminkritzelei und wenn überhaupt Bearbeitung, würde ich die in der ersten Reihe, Mitte, nehmen.
    Diese Zeile hier hat es mir besonders angetan *g*
    Will der Geist auch schon verblassen … (manchmal ertappe ich ihn auf den letzten Drücker und rufe ihn energisch zurück)
    Hier ließe sich noch so viel anderes dazufabulieren 🙂
    Eine sehr verschmitzt geschriebene Etüde, im höchst persönlichen und unverkennbaren Gerda-Stil!

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    • gerda kazakou schreibt:

      Liebe Bruni, ich freu mich sehr, dass dir die nackte Etüde gefällt. Danke auch für deine Rückmeldung zu meinen Kritzelei-Bearbeitungen! Ich habe ja bisher immer Legearbeiten zu den Etüden getan, aber diese neue Form der Kritzeleien hat auch was. So schön primitiv…

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  12. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    *lach*, das wahrhaftig nicht, liebe Gerda. Es ist Deine Entdeckerfreude, die hier mitspielt, Dein Sinn für jegliche Art Erweiterung der Gestaltung, der sich neue Wege sucht und Deine Kretaivität,. die die digitalen Möglichkeiten ausprobiert

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  13. fundevogelnest schreibt:

    Wie immer so vergnüglich leicht, deine Kata-Strophen.
    Bücher lese ich noch ausschließlich analog.
    DasBuch mit dem ich wie du weißt so ringe (Joseph und seine Brüder) ist voller Anmerkungen und Unterstreichungen, ich schätze mal meines Großvaters.
    Natalie

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    • gkazakou schreibt:

      Danke! Manchmal finde ich die Anstreichungen und Randbemerkungen in Büchern lästig, manchmal aber geben Sie dem Buch noch eine zweite sehr persönliche Lesart. So geht es mir mit einem Buch meines kürzlich verstorbenen Schwagers, das ich grad lese (C.G.Jung).

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  14. Nicole Vergin schreibt:

    Deine Zeilen und der Stil in dem Du sie schreibst – ich lese das erste Mal bei Dir – gefallen mir sehr gut! Für einen Moment hatte ich Wilhelm Busch im Leseohr. Ich hoffe, dass ist für Dich ok?!
    Liebe Grüße
    Nicole, die auf weitere Etüden gespannt ist!

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