Diesen Eintrag verlinke ich mit Ulli Gaus Projekt #Alltag, No. 3. Ich weiß, ich bin ein wenig zu früh dran. Doch nun war heute gerade ein typischer Alle-Tag, um den es in diesem Projekt ja geht. Vielleicht ist morgen ein un-alltäglicher Ausgang in die Stadt dran – und das Wochenende ist sowieso kein Alltag….
Fast täglich gehe ich diesen Weg mit meinem Hund Tito, wenn ich in Maroussi – einem nördlichen Vorort von Athen – bin. Heute (3.1.2019) machte ich mich bei bitterkaltem Wind gegen halb vier Uhr am Nachmittag auf die Socken.
Zunächst stiefele über das verwahrloste Gelände, auf dem auch die Zigeuner campierten. Immer begrüße ich eine verkohlte Pinie und halte nach den Bergen Ausschau: Pendeli im Norden mit leichter Schneedecke, Hymettos im Osten schneefrei. Heute war der Pfad vom nächtlichen Regen matschig, in den Pfützen spiegelten sich die mächtigen Pinien und Zypressen.
Dann geht es durch ein Törchen in den Stadtwald Syngrou. Tito zieht ungeduldig an der Leine, um schnell hineinzukommen, denn drinnen kann er frei laufen.
Der Wald, der auch Park-ähnliche und landwirtschaftliche Abschnitte enthält (ich habe euch gelegentlich mit dem Weinfeld, den Mandel- und Pistazienbäumen, den Bienenstöcken und der landwirtschaftlichen Schule bekannt gemacht), ist eine Stiftung von Iphigenia Mavrokordatou-Syngrou (1842 – 1921), Frau des Bankiers Andreas Syngros (1830 – 1899). Diese kluge Frau gab strikte Anweisungen für die auf dem Gelände erlaubten Aktivitäten – ein großes Glück, denn so konnten alle Attacken der benachbarten Gemeinden, die mit dem Land gern lukrative Geschäfte gemacht hätten, juristisch ausgebremst werden.
Als ich vor zwanzig Jahren in die Gegend zog, war ich oft allein im Wald. Inzwischen haben sich die Gewohnheiten der Griechen denen der Mitteleuropäer angeglichen: es wird gejogged, Hunde werden ausgeführt, man geht spazieren – und das sogar bei Regen und Kälte.
Ihr kennt den Wald von meinen Zeichnungen und Fotos schon recht gut. Aber vielleicht habt ihr Lust, mir noch mal bei einem Rundgang Gesellschaft zu leisten. Heute wanderte ich durch ein Stück „echten“ Wald mit dschungelartigen Verdichtungen, entwurzelten Bäumen, Moos und Flechten, kam auch an meinem Lieblings-Eukalyptus vorbei und machte ein paar aktuelle Rindenfotos, blieb schließlich noch einmal stehen, um die diamanten glitzernden Regentropfen an den Zypressennadeln und ein paar meiner Wurzelmännchen auf dem Weinfeld zu fotografieren.
Und nun gehts zurück, wieder über das verwahrloste Gelände. Schwarz steht eine riesige Pinie gegen den dunkelnden Januarhimmel. In der Ferne sieht man manchmal das Meer aufblitzen.
Es ist ein zauberhafter Alltag, liebe Gerda, auch wenn mich entwurtzelte Bäume immer schmerzen …
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Manche Bäume sind alt und morsch, ein Wind kommt und haut sie um. Aber sie bleiben dem Wald erhalten, werden nicht abgeräumt, sondern zu einer eigenen Welt für Mikroorganismen. vielleicht tröstet dich das.
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Toll! Was du alles siehst! Du kommst mir wie eine wandelnde Wünschelrute vor.
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🙂 :):)
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ein etwas düstere Stimmung, mit besonderem Reiz, die Wurzel Männchen gefallen mir besonders,
sie trotzen der düsteren Stimmung!!!!
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Ich mag solche Stimmungen sehr gern, ist wohl eine Kindheitsprägung. Auch die Wurzelmännchen sind immer gut gelaunt …
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was für ein wunderbarer alltag! 🙂 vielleicht lande ich ja auch eines tages für immer am meer, wer weiß. aber überhaupt, es ist mein credo: in jedem tag etwas besonderes zu sehen. 🙂 danke für diesen spaziergang!
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Jeden Tag etwas Besonderes entdecken – das ist auch mein Credo!
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Brauchen wir das nicht alle?
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Was für eine schöne Fotoserie, die uns Einblicke in Deinen Spazierweg gibt, liebe Gerda.
Wild, verwunschen schaut es dort aus, wenigstens suggerieren mir Deine Bilder diese Vorstellung.
Tito muß dieses Wädchen auch lieben. Die Bewegung, diese Gerüche, die er überall findet und sein Frauchen (komisches Wort) nutzt die Zeit zum Fotografieren oder Zeichnen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Euch beiden.
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Feine Impressionen von deinem Walk mit Tito …
Liebe Grüße zur Nacht vom Lu
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Danke, Lu!
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de nada Gerda 🙂
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Toller Himmel auch! 🌥️
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O ja, danke! Der Himmel ist hier zum Glück auch weit.
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Was für schöne Bilder, die Olivenbäume haben es mir besonders angetan. Da bekomme ich gleich Lust zu schnippeln. Ein schöner, fast meditativer Weg. Danke fürs Mitnehmen. Marie
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Danke, Marie. Aber von welchen Olivenbäumen sprichst du? Es gibt auf dem Weg keine.
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Auf dem vorletzten Bild, sind das keine Olivenbäume?
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Sie haben genauso knorzig verdrehte Stämme, das stimmt, sind aber grade mal kniehoch – die Reben-Wurzelmännchen vom Weinfeld 🙂
Olivenbäume verlieren im Winter ihre Blätter nicht, und solche Triebe mit erster Knospenbildung haben sie daher auch nicht……
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Wie ich auf der Wetterkarte sah, ist es auch bei euch
ordentlich kalt geworden. Ich mag solche verwunschenen
Ecken. Ich suche sie auch in „meinem“ Wald auf und wie
dir, ist es mir am liebsten, wenn ich keine Menschen treffe
auf diesen Spaziergängen – man bekommt ein anderes
Gefühl zur Natur, wenn keine lärmigen Leute in der
Nähe sind… 🙂
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Ja, es ist kalt, die Berge sind jetzt schon dicker verschneit und vielleicht bekommen wir auch hier in den nördlichen Vororten Schnee. Wäre ja schön. – Lärmige Menschen gibt es in dem Wald zum Glück überhaupt nicht. Rundherum ist eine hohe Mauer mit nur vier Eingängen. Und obgleich er inmitten eines dicht besiedelten Stadtgebiets liegt, gehen daher nur Menschen hinein, die Ruhe und Entspannung oder frische Luft für sich und den Hund suchen.
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Danke für den schönen Einblick in Deinen Alltag 😀 Neben den stimmungsvollen Fotos finde ich besonders Deine Bemerkung interessant, dass vor zwanzig Jahren Waldspaziergänge für Griechinnen und Griechen eher unüblich waren.
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Spaziergänge beschränkten sich traditionellerweise vor allem aufs Flanieren – auf der zentralen Dorfstraße, auf der Promenade -, denn der Zweck war, Leute zu sehen und gesehen zu werden. Oft promenierte die ganze Familie, insbesondere wenn heiratsfähige junge Mädchen zu vergeben waren.
Dann kamen, mit der Verstädterung, langsam auch Wandervereine auf, wo wiederum das Zusammensein in der Gruppe wichtig war. Man freute sich auf das gemeinsame Essen in einer Taverne, mit viel lautstarker Unterhaltung.
Überhaupt spielen die Gruppe (parea) und das Sehen-Gesehenwerden in Griechenland eine viel größere Rolle als im Norden, scheint mir.
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Das sind sehr schöne Fotos von deinem alltäglichen Spaziergang! Und jeden Tag den gleichen Baum zu begrüßen hat was! Auch ein Hund an deiner Seite macht bestimmt viel Freude.
Schön, heute auch durch deinen Beitrag etwas dabei gewesen zu sein! Danke! Liebe Grüße, Petra
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Danke, Petra! Der Hund ist ein wahrer Aus-der-Stube-Locker. Heute ist es sehr kalt, und zugezogen hat es sich auch, es wird wohl in den Bergen wieder Schnee fallen. Die Strecke, die wir vorgestern nach Nea Makri fuhren, ist schon zu (Schnee). Mich Stuben-Hocker gruselt es ein bisschen rauszugehen. Aber was muss, das muss.
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Eine spannende, vielseitige Ecke hast du da.
Ein gutes Neues Jahr und liebe Grüße,
gann
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Herzlichen Dank, gann! dir auch nur Gutes!
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Fabelhafte Aufnahmen! Der Spaziergang hat sich wirklich gelohnt, liebe Gerda!
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Ich habe dich sehr gern begleitet, liebe Gerda.
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Menno, liebe Gerda … dein Beitrag haut mich gerade um – einige deinerBilder habe ich direkt kommentiert, wobei ich noch zu Einigen einiges mehr zu sagen habe, was aber Zeit hat und Raum, was hier jetzt reicht –
herzlieben Dank, liebe Freundin,
Ulli
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… und maches erkenne ich wieder und erfüllt mich mit besonderer Freude –
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ich fühle es 🙂
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🙂
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ich habe deine Kommentare gelesen und mich sehr gefreut, wie du dir denken kannst. Danke, Ulli! (und über diese beiden freue ich mich erst recht!)
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wenn du magst, dann fühle dich jetzt umarmt
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Das erste Foto hat wirklich eine wunderschöne Lichtstimmung! Frohes neues Jahr, liebe Gerda!
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Danke, Ann! Heute ist ein strahlender Tag mit verschneiten Bergen – wir feiern Epiphanias und Segnung des Wassers. In den russisch-orthodoxen Ländern ist Weihnachten. Mein Lieblingsfeiertag. In Ungarn sind wohl die meisten katholisch, oder?
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Ja, katholisch. Danach kommen die Calvinisten (Reformátusok), und ich denke, danach schon die Juden. Da Ungarn eine relativ große griechische Minderheit hat (viele sind vor dem Bürgerkrieg wohl nach Ungarn geflohen – aber ich kenne mich da nicht gut aus), gibt es auch viele griechisch Orthodoxe. Ich hatte mal eine sehr süße Nachbarin, Athena, die (leider) immer für meinen Hund gekocht hat. Und natürlich die serbische Minderheit, die auch orthodox ist. Die Roma sind in der Regel katholisch, sie sind ja die größte Minderheit in Ungarn. Ich wünsche euch ein schönes Fest! Bei uns steht immer bis heute – „bis zu den Königen“ – der Christbaum😊🎄
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