Heute zog ich wieder mit meinem kleinen Skizzenbuch in den Wald, zeichnete einen gestürzten Baum über zwei Seiten des Heftes. Später dann tat ich dasselbe mit einem aufrecht stehenden Baum. Beides sind sehr hochstämmige Pinien. Ich konzentrierte mich auf die Stämme, die Kronen passten nicht mehr aufs Doppelblatt ….
Der entwurzelte Baumriese (anklicken, um das Bild in eins zu sehen)
Zwei Bearbeitungen des entwurzelten Baums.
Als Fotografie sieht der Entwurzelte so aus:
Andere gefallene und teilweise zersägte Bäume:
Aus einem der gefallenen Riesen schaute mich ein Auge an:
Hier nun der hoch ragende Baum, aufrecht, ohne Krone (bitte draufklicken)
Als Fotografie, mit Krone und Himmel, aufgenommen an einem anderen Tag.
und Bearbeitungen des aufrecht Stehenden, in Teilansicht
In den Versionen deiner Zeichnungen hast du dem Baum wieder Leben gegeben.
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Das traurige Auge des einen Baumes hat mich getroffen …
beeindruckende Baumzeichnungen und -fotografien!
Liebe Morgengrüße vom Lu
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Interessant! Und welchen Bezug siehst Du da jetzt zu den “Rauhnächten”?
Liebe Grüße Juergen
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Und “Raunacht” natürlich ohne H.
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Rauh ohne h ist echt eine Schande! Diese Rechtschreibreform. Ich höre das h bei rauhe Nacht sogar. Der Franzose würde sagen, ein gehauchtes h.
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Lieber Jürgen, ich hab ein wenig unten bei Ulli kommentiert (auch zu Rhizom) Eine Beziehung zu „Raunächten“ gibt es insofern, als ich täglich versuche, ein Thema für mich zu identifizieren. Eigentlich habe ich keine Vorstellung von „Raunächten“: ich benutze den Begriff, weil er grad im Schwange ist. Für mich ist es eine Übergangszeit, Zeit der Unschärfe und Ambivalenz, des Verdauens von Altem und Tastens nach Neuem, in der Natur Verwesen und Vorbereiten neuer Keimung. Das Thema dieses Posts ist Formaufbau und Formverlust, Ambivalenz des Waagrechten und Senkrechten, des Aktiven und Passiven, des Lebenden und Toten. Form und Chaos,
Solange ein Indivituum lebt, baut es seine Form auf bzw reproduziert sie, wenn es stirbt, existiert die Form noch eine Weile, aber sie ist sinnlos geworden und zerfällt.
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Wundervoll, wie sich der Baum auf den ersten Bildern gen Himmel streckt. Symbolisiert für mich Freiheit pur. Und sieht für mich wieder mal wie eine Frau aus, die ihre Arme nach oben streckt. 🌈
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Liebes Wechselweib, danke, aber ich muss dich korrigieren: auf den ersten Bildern ist der entwurzelte, nicht der stehende Baum zu sehen. Ulli scheibt, man könne auf den Zeichnungen die Entwurzelung nicht wirklich wahrnehmen. Vielleicht weil da kein Wurzelwerk zu sehen ist, vielleicht weil der Boden nicht als solcher zu erkennen ist. Vielleicht auch, weil man gewohnt ist, Bäume dieser Größe und in diesem geraden Verlauf als stehend zu sehen und das Auge sich daher leicht täuschen lässt. .Deine „Frau“ streckt die Arme liegend in ein Gebüsch, nicht stehend in den Himmel…
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Lustig, vielleicht will ich gerade nicht am Boden liegen 😉
Man sieht eben immer nur, was man sehen will…
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In dem Fall steckt die Ambiivalenz in der Zeichnung – absichtlich. ich hab dazu ein wenig kommentiert – bei Jürgen und Ulli.
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Auf deiner Zeichnung wird die Entwurzelung, der Fall, nicht wirklich sichtbar, durch deine Bearbeitung aber der ewige Kreislauf von Leben-Tod-Leben!
Manche Bäume fallen, haben dabei aber noch einen Teil ihres Wurzelwerks in der Erde und leben auf diese Art noch eine lange Weile fort … Ich denke über menschliche Entwurzelung nach und wie weit wohl die Rhizome reichen, dass sich „etwas“ erhält.
Dem Auge des Lebens ins Gesicht schauen – mit allem – aller Freude und aller Traurigkeit.
Und ich denke dabei auch an ein Buch von Cambra Skadé: „Verwurzelt fliegen“, dazu malte ich ein Bild, das ich jetzt aber nicht finden kann, fand bei meiner Suche aber diesen Beitrag von mir: https://cafeweltenall.wordpress.com/2012/07/22/wurzeln/
Ein großes Thema hat sich dir in der 6. Raunacht gezeigt!
Herzliche Grüße, Ulli
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Du hast recht, auf der Zeichnung kann man den entwurzelten nicht vom stehenden Baum unterscheiden. Mir war das bewusst, drum tat ich auch die Fotos hinzu. Auf den Fotos scheint allles eindeutig, besonders auch bei den enthäuteten, zersägten Stämmen. Nicht so bei der Zeichnung. Es ist diese Ambivalenz, die mich fesselte. Weshalb ich diese Perspektive wählte. Stehend – liegend, lebend – gestorben. Das aufrecht Stehende trägt den Sturz schon in sich, das Gestürzte hält die nun sinnlos gewordene Form des Stehenden fest. Diese Form wird langsam vergehen.
Mit „Rhizom“ meinst du wohl „Wurzelwerk“ (ist nicht dasselbe)? Ein Rhyzom
knospt aus, setzt sich als Gleiches fort. Rhizome sind nicht hierarchisch ausdifferenziert, sondern unterirdisch sich verzweigende immer gleiche Lebensform, die daher auch nicht stirbt, wenn man sie zerstückelt. (Mit dem Thema hat sich grad Susanne in der Zusammenarbeit mit Jürgen befasst, ich habe dazu auch dort kommentiert.)
Ganz anders ein Wurzelwerk: es trägt Stamm und Krone, die ganz andere Funktionen haben als es selbst, auch wenn es natürlich formale Ähnlichkeiten zwischen Wurzelwerk und Krone gibt. . Ein Baum ist ein ausdifferenziertes Individuum: wenn er stürzt, ist es zuende mit ihm. Es ist eine Frage der Zeit, dass er verwittert, vermorscht und zerfällt und so seine Substanzen den niedrigeren Organismen zur Verfügung stellt. (Kreislauf des Lebens)
In dem toten Holz steckt daher viel Leben. (bei FB habe ich mal ein Album gemacht: „Are they reallly dead?“, das sehr „lebendiges“ totes Holz zeigt.)
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Nun habe ich doch auch nochmal über Rhizome gelesen, ich dachte immer es wären die sehr feinen Verästelungen der Wurzeln, nun weiß ich es besser – danke dir.
Deins zu Susanne habe ich gelesen!
Nun muss ich doch nochmal über das Ganze nachdenken – gut so!
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Der Bambus ist ein feines Beispiel für Rhizome. Da kann man sie wundervoll beobachten und fürchten, denn sie kennen keinen Halt in der Erde
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Ja, Bruni, Bambus und Schilf und Ingwer sind Pflanzen mit Rhizomen, bei Ingwer freut man sich drüber, weil man sie als Gewürz und Heilmittel braucht, bei Schilf und Bambus manchmal weniger, weil sie sich enorm ausbreiten und faktisch nicht mehr auszurotten sind.
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Bambus begleitet mich seit vielen Jahren und ich kenne die Plage, aber beim Ingwer, das wußte ich noch nicht, liebe Gerda
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Selbst gebrochen und gestürzt sind Bäume schön.
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Ja. Ihre Gestalt ist ja erhalten. Man kann sogar besser die Details ihres ehemaligen Wachstums studieren. Aber sie haben auch etwas Tragisches oder Groteskes an sich.
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Wieder mal bwundere ich Dich für Deine Gabe, einen derart hohen Baum, denn man sieht es ja gut auf Deinerm Foto, wie er zum Himmel strebt, in einem kleinen Skizzenblock so festzuhalten, daß man ihn wunderbar erkennen kann.
Auch der aus der Erde gerissene, seiner haltenden Erde entrissene, nun hinfällige, wie fein hast Du ihn gezeichnet und dann beiden ein tolles Denkmal gesetzt, liebe Gerda, und mit Detailfotos zusätzlich unterlegt.
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„seiner haltenden Erde entrissen, nun hinfälligen….“ – das ist schön gesagt, liebe Bruni. Mitfühlend und wahr. Das kleine Format der Zeichnungen ist tatsächlich ein Problem bei einem so mächtigen hohen Baum. Dem einen fehlt die Krone, dem anderen das Wurzelwerk, doch hätte ich die auch noch gezeichnet, wäre der Stamm zu einem dünnen Strich geschrumpft. Also konzentrierte ich mich auf den Stamm und stand nun vor dem Problem auszudrücken, worin sich das hoch Aufgerichtete und das Niedergestürzte unterscheidet und wie sich diese Unterschiede in einer Zeichnung belegen lassen. Ich dachte an Heraklits: „nach oben und nach unten – dasselbe“ , machte daraus „waagrecht, senkrecht – dasselbe“ mit der schon gegen Heraklits satz geäußerten Kritik, dass es zwar logisch-geometrisch, nicht aber lebenspraktisch dassebe ist zu stehen oder gestürzt zu sein.
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waagrecht, senkrecht – dasselbe
Ich konnte es nicht wirklich verstehen, liebe Gerda. Für mich ist das Waagerechte sehr anders als das Senkrechte. Beim Liegen bin ich entspannt, ruhe und beim aufrecht Stehen brauche ich die Stütze meines Körpers, der dafür das Rückgrad hat.
Was er damit meint, verstehe ich in gewisser Weise, beäuge es aber mit Vorsicht.
DU hast es toll herausgearbeitet!
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Du beäugst es mit Vorsicht – recht so! Die Dinge der reinen Logik sind doch was ganz anderes als die des Lebens. Bei Heraklits „nach oben dasselbe wie nach unten“ dachte ich an Bergsteigen oder an den sozialen Auf- bzw Abstieg …. die ja nun wirklich ziemlich unterschiedlich sind. Genauso auch bei waagrecht und senkrecht. Und doch ist es, in gewisser Weise, richtig, wie ich beim Zeichnen merkte.
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Ja, durch Dein Zeichnen wurde es mir auch klar, was er meint, aber in wirklich klare Worte hätte ich es nicht fassen können, liebe Gerda.
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Pingback: 28.-29.Dezember, siebte Raunacht: Relativität von Hell und Dunkel | GERDA KAZAKOU
Richtig tolle Studien, Gerda! Für das nächste Jahr habe ich mir auch mehr Baumstudien vorgenommen 🙂 Ich wünsche Dir ein schönes Silvester! 🙂
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danke, auch dir ein schönes Sylvester! ich mache die Baumstudien ja nur nebenbei, beim Hundespaziergang, aber sie haben mir viel gezeigt, ich kanns empfehlen.
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Pingback: Baumwurzel-Skizze und Bauhütte | GERDA KAZAKOU