Mein erstes Weihnachten (1942)

Gehört wohl auch in diese Tage: dass man sich zurückerinnert. Dass man, wenn man Glück hat, noch Bruder und Schwester hat, manchmal auch Mutter und manchmal auch Mutter und Vater oder gar Großeltern. Weihnachten ist für mich irgendwie: das innere Kind in die Krippe legen unter den Weihnachtsbaum, und rundherum stehen die noch sehr kleinen Geschwister, auch die Mama ist da, aber die ist traurig, denn der Vater fehlt, sie weiß noch nicht, dass er am Vortag erschossen wurde. Doch ihre Eltern sind zu Besuch gekommen, das hilft.  Weihnachten 1942.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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36 Antworten zu Mein erstes Weihnachten (1942)

  1. kunstschaffende schreibt:

    Du hast große Ähnlichkeit mit Deiner Großmama, gell! Was für schöne Fotos! Es war bestimmt eine schwere Zeit für Deine Mutter, für die Familie.

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  2. kopfundgestalt schreibt:

    Das sind vollkommen andere Zeiten…für mich die tragik bestenfalls zu erahnen

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  3. kopfundgestalt schreibt:

    Mein vater erzählte von mindestens drei situationen, in denen er in akuter lebensgefahr war. Immer wieder. Sie waren sehr verschieden voneinander. Meist war es reines glück.

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  4. mmandarin schreibt:

    Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Wie sehr tragen wir doch all diese Geschichten in uns. Verlust und Trauer, unsere stummen Wegbegleiter. Sind es die Raunächte, die uns so durchlässig werden lassen, auch ich bin derzeit sehr weit weg mit meinen Gedanken und mein inneres Kind will gewiegt werden. Uns bleibt wohl nichts, als diese Gefühle anzunehmen. Es gehört eben zu uns. Liebe Grüße von Kind zu Kind. Marie

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    • gkazakou schreibt:

      Liebe Marie, es ist wohl diese Zeit – ob nun der Raunächte, der Weihnachten, der kurzen Tage und langen Nächte ….die die Erinnerungen besonders hervorlocken. Wie ich schon unten schrieb, sind sie nun nicht mehr belastet durch Gedanken an das, was ich nicht hatte. Ich schaue auf sie mit Freude und Dankbarkeit für das, was mir mitgegeben wurde. Liebe Grüße dir!

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  5. finbarsgift schreibt:

    Freude und Trauer liegen oft nah beieinander…
    Feine Erinnerungsfotos!
    Liebe Morgengrüße vom Lu

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  6. Arno von Rosen schreibt:

    Meine Mutter wurde 1942 gerade 3 Jahre alt, mein Vater nur 1 Jahr alt und wenn meine Mutter von der Zeit erzählt sie von „Engeland Bum Bum“ und nie von den Festen, denn die gab es nicht in Berlin. Deine Bilder finde ich großartig, denn von uns gibt es da sehr wenig, weil vieles verloren ging. Sei gedrückt und bedankt, liebe Gerda ❤

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    • gkazakou schreibt:

      Lieber Arno, ich freue mich, wenn ich dir eine freundliche Erinnerung an die Kinderjahre deiner Eltern hinzufügen konnte. Der Kriegslärm ging an unserer kleinen Stadt an der Ostsee vorbei, nur die Folgen waren zu spüren: fehlende Väter, Flüchtlinge (die Bevölkerung schwoll 1945 von 3 000 auf 15 000 an), Kriegstraumata, Hunger, Kälte (es gab kein Brennmaterial). Liebe Grüße dir!

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  7. Chrinolo schreibt:

    Das ist sehr berührend. Bewahre die Fotos gut auf – sie sind etwas ganz Besonderes.

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  8. Susanne Haun schreibt:

    Liebe Gerda, das sind sehr schöne Weihnachtsfotos und -erinnerungen. Auch, wenn sie mit ein wenig Wehmut einhergehen. 🙂
    LG Susanne

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    • gkazakou schreibt:

      wie ich bei Hedwig schrieb: die Trauer ist nun nicht mehr da. die Haltung hat sich verändert, ist objektiver geworden, die Bilder sind zugleich näher und ferner gerückt. Liebe Grüße dir!

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      • Susanne Haun schreibt:

        Die Erfahrung mache ich auch mit den Erinnerungen an meine Mutter. Die inneren Bilder meiner kranken Mutter verschwinden langsam und meine agile 50jährige Mutter gewinnt in mir wieder die Oberhand. Wie schön das ist! Die Trauer ist noch da, ich bin jede Woche an ihrem Grab und reflektiere.
        Liebe Grüße nach Athen 🙂

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  9. Hedwig Mundorf schreibt:

    Genau das ist es, wenn ich ein besinnliches Fest wünsche, sich an all die Lieben und die früheren Zeiten erinnern, auch wenn sie nicht immer so schön waren. Dazu soll es in meinem heutigen Beitrag gehen.

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    • gkazakou schreibt:

      die Tage haben es so an sich…. ist nicht immer leicht, sich zu erinnern, aber doch auch wichtig. Ich bemerke dieses Jahr eine Veränderung: die Erinnerung hat einen fast objektiven Charakter angenommen, der Schmerz ist weg. Und ich kann mit klaren Augen hineinschauen ins Vergangene.

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  10. versspielerin schreibt:

    berührend, oh ja, und schön. erinnerungen … mich erinnern die fotos an die kindheit meiner eltern… oder das, was davon übrig ist… und das ist leider nicht viel durch den krieg.
    ganz herzliche grüße und danke fürs teilhaben lassen.

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Diana. Das Zuhause meiner Kindheit – begründet 1938 – blieb 40 Jahre lang stabil, nur die Großeltern wurden zweimal ausgebombt, so dass von dort fast nichts auf uns kam. Ich habe sehr überlegt, ob ich die Fotos teilen darf, oder ob sie vielleicht zu intim sind. Aber nun denke ich, es sind Zeitdokumente.

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  11. kowkla123 schreibt:

    mein Geburtsjahr, nach dem Fest ist vor dem Fest, so gehe ich die nächsten Tage an

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  12. Myriade schreibt:

    Zeitdokumente sind das ganz gewiß und sehr anrührende …

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  13. Ulli schreibt:

    Erinnerungszeiten, ja, das sind auch die Raunächte oder können sie sein. Mir gefällt dein Gedanke dein inneres Kind in die Krippe zu legen, ich lese darin die „Alte“, die groß geworden ist und nun ihr inneres Kind selbst hütet. Ich lese auch eine stille Freude, trotz der sich anbahnenden Tragik, die vielleicht schon als Angst, als ein Gespür mit im Raum ist.
    Je älter ich werde, umso mehr wird das was gewesen ist „pur“, es war, was es war und ich bin die, die ich bin auch deswegen und es ist gut so.
    Ich danke dir für diese Erinnerung.
    Herzliche Grüße
    Ulli

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  14. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Voller Liebe stecken Deine Bilder, liebe Gerda. Kein gutes Jahr, ein Kriegsjahr und noch schreckliche 3 Jahre dauerte es, bis er endlich zu Ende war… Hüte sie gut.

    Mein Vater überstand den Krieg, sonst hätte es mich nicht geben können, aber seine Kraft reichte nicht ganz für einen Alltag in fremder Umgebung, obwohl es viele Jahre nicht so aussah…

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Bruni. An niemandem ist dieser schreckliche Krieg spurlos vorbeigegangen, sei es,dass er ihn erlebt hat, sei es, dass er unter den Verheerungen litt, die er an den Menschen angerichtet hat. Nun wolllen wir allles tun, damit der Frieden erhalten bleibt. Denn wie schlimm auch manches in Friedenszeiten aussieht – Krieg ist doch noch mal eine ganz andere Dimension. Mögen wir verschont bleiben!

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  15. chris schreibt:

    Ein Onkel von mir wurde auch erschossen, 1944.
    Mein Vater hatte viel Glück, die Zeit zu überleben.
    Weihnachten im Krieg muss schrecklich gewesen
    sein – wobei ihr Kinder ja noch nichts davon wusstet.

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    • hannahbuchholz schreibt:

      Ja, aber die Kinder spürten es.
      Kinder spüren alles… die Atmosphäre der Angst und der Unsicherheit und der Trauer… das alles spüren sie sehr genau… und das prägt sie.
      Liebe Grüße, Hannah
      PS Und wie wunderbar – ja, was für ein Wunder – wenn jemand aus einer solchen Atmosphäre heraus – dann doch so viel Stärke und Lebensfreude entwickelt… !
      Und soviel Mut… ! ❤ Das nenne ich eine wahre Künstlernatur… ! ❤

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      • gkazakou schreibt:

        Du hast vollkommen recht, Hannah: Kinder spüren alles, als Geborene und als noch nicht Geborene. Alles. Sie nehmen nicht nur die Atmosphäre des Elternhauses, sondern auch des Landes und Volkes auf, in das sie hineingeboren werden. Ich „wusste“ alles, was damals in Deutschland geschah, obgleich man es mir wie allen anderen auch verschweigen wollte, und musste mit dieser Last leben.

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