Alltag 2

Ulli hat mit ihrem Vorschlag, sich über den Alltag auszutauschen, einiges angestoßen. Bei mir ist es die Einsicht, das ich keine Alltags-Routinen habe. Keine außer einer. dem täglichen Spaziergang mit dem Hund, aber da auch, wenn immer möglich, heute auf Wegen, die ich nicht gestern ging. Der Hund findet das natürlich nicht so gut, er liebt Routinen. Immer wieder habe ich versucht, Routinen aufzubauen, so zuletzt mit der täglichen Zeichnung. Aber sie gehen mir nicht in Fleisch und Blut über. Sobald ich kann, schlage ich ihnen ein Schnippchen.

Dennoch: Ich finde mich, sobald ich aufgestanden bin – das kann zu verschiedenen Zeiten sein – , meist mit einem Becher Kaffee am Computer ein, um nachzuschauen, was in der Mailbox gelandet ist.  Seit ich blogge, ist das eine ganze Menge. Rund um den Computer häufen sich Artefakte anderer Tätigkeiten. Im Moment sehe ich: das zerflederte deutsch-griechische Lexikon, Briefschaften und Formulare, Bankauszüge und Postkarten, Pillen und Brillenetuis von abhandenen Brillen, handschriftliche Notizen anlässlich einer gestrigen Politikerrede, ein gelber Merkzettel mit einer Telefonnummer und einem Namen – ist an einer Aufstellung interessiert, Ohrstöpsel fürs Anhören von Videos, ein Maßband, mit dem ich gestern ein Bildformat ausmaß, ein leeres Tintenfass, alle möglichen Stifte – die meisten ausgetrocknet, Schachteln und Dosen, eine davon in Eulenformat, eine leere Blumenvase – könnte ich ja mal wieder was reinstellen oder sie wegräumen, ein Buch – ja, was denn? Aha: „Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts“ von Werner Rügemer, noch nicht angelesen, drei Tui-Tiu-Büchlein, die ich vielleicht verschicken will. Und dahinter, auf dem Sofa, Tito, der immer mal wieder vorbeikommt, mich mit feuchter Nase anstupst und mich fragt, wann es denn endlich los geht? Gleich, gleich! sagte ich. Und er: „Nicht gleich, sofort! der Himmel ist schon ganz grau, beeil dich!!“ Ja, sage ich, einen Moment noch. Jetzt noch die Bilder reintun, und fertig! der Rest kann warten.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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16 Antworten zu Alltag 2

  1. Arno von Rosen schreibt:

    Liebe Gerda, du hast schon einen Alltag, aber eben keinen wie die meisten Menschen, dein Tag ist von so vielen Facetten geprägt, dass es sicher schwer ist, darin etwas Alltägliches zu finden, aber Kaffee am Morgen ist immer gut und so fange ich ebenfalls den Tag an 😉

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  2. kunstschaffende schreibt:

    Liebe Gerda,
    irgendwie habe ich das Gefühl, dass Du Dich treiben lässt und einfach gerade dass machst, was Dir in den Sinn kommt. Ich finde das super! Es scheint nicht’s zwanghaftes in Deinem Alltag zu geben, ich wäre manchmal froh, ich könnte das auch! Ich bin oft neurotisch ordentlich, alles muss seinen Platz haben sonst sehe ich rot.🙈Es ist gut, dass ich alleine lebe, ich würde jeden verrückt machen!🤔🤣🙈Ich bin also eine ganz untypische Künstlernatur!

    Deine alte Schreibtischlampe finde ich genial! Und Tito macht einen sehr relaxten Eindruck, da ist Ninjo anders, der will raus und wehe ich bin ihm zu langsam!😫🙈🤣

    Liebe Grüße Babsi und einen schönen Abend!🙋‍♀️

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Babsi! Ich vermute, wie es verschiedene Hundenaturen gibt, gibt es auch verschiedene Künstlernaturen. Die einen machen sich Pläne, die anderen sind spontan, die einen können Unordnung nicht leiden, die anderen haben Probleme mit der Ordnung, die einen sind relaxed und geduldig, die anderen wollen es hier und jetzt wissen usw.
      Zum Glück habe ich einen ordentlichen – aber nicht pingeligen – Mann, der für die nötige Ordnung im Chaos sorgt und im Gegensatz zu mir Routinen liebt.

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      • kunstschaffende schreibt:

        Na da sage ich herzlichen Glückwunsch! So eine Ergänzung ist doch ein Sechser im Lotto! Ich kann aber auch sehr spontan sein! Ich bin im Sternzeichen Steinbock und mein Aszendent ist Löwe und da bin ich so manches mal im clinch mit mir selbst!🤗🤣💃😁

        So, jetzt habe ich aber genug von mir geschwafelt!
        Euer Projekt ist jedenfalls sehr spannend!😉👍

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  3. Bei mir ist es Tee am Morgen.

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  4. afrikafrau schreibt:

    Ein interessantes Thema, der Alltag, jeder hat einen, wird man älter, ist er etwas gleichförmiger, etwas gemächlicher, je nachdem was man sich vorgenommen hat, welche Aufgaben man erledigen möchte, oder spontan mal durch den Tag bummeln, gewisse Gewohnheiten schleichen sich ein. Mein Alltag, auch außerhalb der Norm. Danke dass ihr davon erzählt.

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  5. Ulli schreibt:

    Liebe Gerda,
    mit deinem Beitrag stellt sich mir die Frage: ist denn Alltag = Routinen?
    Mein Projekt selbst ist eine Frage nach dem was allgemein Alltag genannt wird und dem was wir tun, durchaus jeden Tag, wenn auch nicht ausschließlich, wie z.B. mit dem Hund spazieren gehen, ob aber nun immer die selbe Runde gegangen wird oder immer wieder eine andere ist dabei sekundär.
    Der Blick aus dem Fenster am Morgen zeigt jeden Tag nur ein scheinbar selbiges Bild, bei näherer Betrachtung aber ist er immer etwas anders, selbst wenn man immer zur selben Uhrzeit hinausschaut, wie ja z.B. Zeilenende so schön bei seinem Zwölfmonatsprojekt gezeigt hat oder im Film „Smoke“ von Jim Jarmusch durch die tägliche Fotografie wurde, das Bild war immer anders, nur nicht der Ort und nicht die Zeit.
    Mein Weg vom Berg ins Tal ist weder alltäglich (ich fahre ihn ja an manchen Tagen gar nicht), noch sieht er immer gleich aus, auch nicht an den drei Tagen an denen ich ihn jeden Morgen um 7h hinunter fahre und doch gehört er zu meinen Alletagen, wenn ich von hier woanders hin will. Es sind diese kleinen Nuancen, die zeigen, dass auch der Alltag sehr relativ ist. Zähneputzen, Haare kämmen, anziehen, ausziehen, aufstehen, ins Bett gehen, Kaffee kochen, das sind alles Tätigkeiten des Alltags und je länger ich darüber nachdenke, um so mehr stellt sich ein und umso weniger grau ist der Alltag. Und ob er als grau oder bunt oder grün oder rot empfunden wird ist dazu noch individuell verschieden.
    Danke für deins, das war jetzt doch mal inspirierend 🙂
    herzliche Grüße, Ulli

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  6. gkazakou schreibt:

    Stimmt, Ulli, Alltag setze ich mit Routinen gleich, mit der täglich nötigen Reproduktion des Lebens. Das schließt ja nicht aus, dass es täglich ein wenig anders verläuft, die Stimmung ist anders, die Jahreszeit, die eigene Gesundheit, die Verpflichtungen. Man kann diesen Alltag, jedes Detail, seine Varianten, liebevoll betrachten, zu etwas Besonderem machen. Und das ist es wohl, was dir vorschwebt. Und ist das Schöne an deinem Vorhaben.

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  7. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Deine Tage, liebe Gerda, scheinen mir abwechslungsreich, obwohl sie auch täglich gleiche Abläufe haben und in Deiner sogenannten Unordnung erkenne ich Ordentliches, Rituale, die immer wieder wichtig sind. In dieser Unordnung arbeitest Du ab, Stück für Stück, und ich wette, Du kannst das äußerst Wichtige vom nicht ganz so Wichtigen sehr gut trennen.
    Würdest Du nun bis an Dein Lebensende täglich ähnliche Zeichnungen machen, würde ich mich sehr wundern. Es würde Dir ja der kreative Gedanke fehlen, die Inspiration für neue Ideen, Versuche und anderes Material, mit dem Du arbeiten kannst.
    Ein feiner Einblick in Deinen Alltag, den jeder ein wenig anders sieht 🙂

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    • gkazakou schreibt:

      Danke! Wer weiß, liebe Bruni, vielleicht mache ich ja jetzt bis an mein Lebensende nur Eulenzeichnungen, die immer perfekter werden, und schließlich gehe ich in die Geschichte als Eulenzeichnerin ein….das wäre doch immerhin etwas. Dann wüssten die Leute auch gleich, was sie anstelle eines Grabsteins setzen müssten: eine Eule. So wie es jetzt ist, pflanzen sie womöglich Kraut und Rüben. 🙂

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  8. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    *lach*, an Kraut und Rüben denke ich nicht, aber ich hoffe auf eines von Deinen Werken – irgendwann mal in ferner Zukunft!

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  9. kopfundgestalt schreibt:

    Tito versteht die Menschen nur Teilweise, er lässt sie aber gewähren….

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  10. gkazakou schreibt:

    ich weiß nicht, lieber Gerhard, wieviel er versteht. Gewähren lässt er mich vermutlich, weil er muss. So wie wir unsere Regierungen. 🙂

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