Sommer-Intermezzo-Kata-Strophen: Die kleine Gerda und der Schaukelbär

Sommer-Intermezzo 2, dritter Anlauf. Die Zeiten sind schwierig, und was gibt es da Besseres zu tun, als noch ein paar Kata-Strophen zu ersinnen? Diesmal sind die Protagonisten des Dramas: ein Teddybär, eine Graugans und ein Kind namens Gerda Struck. So hieß ich wirklich, aber dennoch ist die Geschichte völlig aus der Luft gegriffen. Ich besaß keinen Teddybären. Und natürlich weiß ich überhaupt nicht, was Sarkasmuss ist. Das einzige, was zutrifft, ist, dass wir einen Kaninchenstall und Brombeeren sowie auch Johannesbeeren im Garten hatten. Und Mücken gab es damals natürlich auch. Kann sein, dass auch Graugänse vorüberflogen, dort, wo ich wohnte. Denn meine Heimatstadt lag an der Vogelfluglinie.

Ich träumt ich wär

Ein Schaukelbär

Hatt ein gestricktes Höschen an

Da waren Hosenträger dran.

Dran hing ich nun und baumelte,

Und alles ringsum taumelte,

Am Holze von dem Brombeerstrauch.

Johannesbeeren gab es auch

Die kitzelten an meinem Bauch

Beim allerfeinsten Windeshauch.

 

Wer tat mir das, ich fragte: WER?

Mir armem kleinen Teddybär!

Das war wohl Gerda, namens Struck

Die mich sonst gern mit Muckefuck

Und Knäckebroten tat traktieren

Und mich von allen ihren Tieren

Am aller- allerliebsten hatte,

weit lieber noch als ihre Ratte,

auch lieber als die Stall-Kaninchen,

die Hühner und die Maja-Bienchen –

 

Bis eines Tags die Graugans kam

und uns die kleine Gerda nahm.

 

„Die Gans kann fliegen“, sprach das Kind

„Sie bringt mich fort und  windgeschwind

Bin ich wohin mein Herz begehrt

Ich fliege fort ganz unbeschwert.

Du Bär mit deinem Langsamkeitswahn

Dich häng ich an den Brombeerstrauch dran

Da kannst du baumeln mit Bein und Arm

kannst tanzen in dem Mückenschwarm

kannst träumen von Waldeinsamkeit

du hast ja mehr als reichlich Zeit

kannst knarren wie das Kaninchenstallscharnier

du Schaukel-Bär, das wünsch ich dir.“

 

Und warf mich fort mit großem Schwung

Zum Glück fiel ich nicht auf den Dung

Doch fragt ich mich: woher hat den Sarkasmuss

Das kleine Kind – das war für mich ne harte Nuss

Die ich nicht knacken konnte, so am Aste

Baumelnd und schaukelnd wie am Maste

Der Segelboote, die im Meere schaukeln

Wo Möwen sie wie Mückenschwärm‘ umgaukeln.

 

Vor Pein erwacht ich, gottseidank,

Und lag im Bette, fieberkrank.

Nach langer Pause legte ich heute dies Bild. Die Schnipsel bilden jetzt freilich große unübersichtliche Haufen. Schwitzend und stöhnend suchte ich passende Teile, um die abc-Helden abzukonterfeien. „Schuld“ ist Susanne Haun, die gern neue Schnipselbilder sehen wollte. Danke, Susanne, für den Anstupser!

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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12 Antworten zu Sommer-Intermezzo-Kata-Strophen: Die kleine Gerda und der Schaukelbär

  1. Es sollte wieder mehr gereimt werden! Das fügt dem Inhaltlichen oft eine ganze Dimension hinzu.

    Gefällt 2 Personen

  2. Christiane schreibt:

    Tja, so ist das, oder nicht? Kommen neue Freunde, winken neue Erfahrungen, werden die alten entsorgt – und oft ziemlich gleichgültig, wie mir scheint.
    Armer Bär.
    Gut, dass es nur ein Fiebertraum war.
    Liebe Grüße
    Christiane 😏

    Gefällt 2 Personen

  3. Myriade schreibt:

    Super! Die Selbstdarstellung auf der Gans finde ich auch ungemein gelungen 🙂

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  4. Ulli schreibt:

    Liebe Gerda, die kleine Gerda auf der Gans gefällt mir sehr auf deinem neuen Legebild. Der Teddybär rührt an meinem Mitgefühl, ja, er tat mir leid, so lieblos entsorgt, obwohl die kleine Gerda ihn doch am aller-allerliebsten hat(te). Nun gut, es war ein Fiebertraum und doch klingt Traurigkeit in mir noch immer nach, aber das ist wohl meins.
    Herzliche Grüße, Ulli

    Gefällt 3 Personen

    • gkazakou schreibt:

      Dein Mitleid wird ihn trösten, liebe Ulli. Und überhaupt. Vielleicht hängt er ja gar nicht mehr im Brombeerstrauch, sondern wurde fürsorglich aufs Sofa gesetzt. Liebe Grüße, und nimm dir sein Schicksal nicht allzu sehr zu Herzen. 🙂

      Gefällt 1 Person

  5. Susanne Haun schreibt:

    Liebe Gerda,
    gerne, ich habe mich gerade an deinem Gedicht und vor allem an deinem Legebild erfreut. Die Dreidimensionalität der Schnipsel kommt bei diesem Bild besonders gut heraus. Die Freiheit, die ist schon etwas ganz besonderes. Dein Bild zeigt aber auch die Bodenständigkeit. Vielleicht beides Dinge, die wir brauchen, Bodenständigkeit und Freiheit, meistens wissen wir, was gerade an der Reihe ist.
    Ein schönes Wochenende und liebe Grüße von Susanne

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  6. www.wortbehagen.de schreibt:

    Du armer, armer Schaukelbär -.du hattest es bei Gerda schwer
    sie knüpfte dich am Strauche auf – flog mit der Graugans übers Meer
    und du trugst am Verlassenwerden – mehr als schwer …
    Es tröstet mich, daß Du nur geträumt hast, liebe Gerda, und in Wahrheit gar keinen Teddybären hattest 🙂
    Dein neues Legebild ist zauberhaft geworden und endlich weiß ich, wie die kleine Gerda aussah 🙂

    Gefällt 2 Personen

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