Wenn Zwerge reisen (2) Beistiftzeichnung

„Warum startest du nicht ein neues Kinderbuch mit mir?“fragte mich der reisefreudige Zwerg, der in meiner letzten Zeichnung das Komando übernahm. „Dein Tui-Tiu ist in guten Händen, bin ich etwa weniger interessant?“
Uff, ja, er hat recht. Nur: er will gezeichnet und nicht gelegt sein! Und das bedeutet: Arbeit. Andererseits: Ich zeichne ja sowieso, warum nicht dem Kleinen einen Gefallen tun? Ein Versuch kann nicht schaden.

„Und wie hätten Sie es gerne?“ fragte ich höflich. Der Zwerg aber meinte, das müsse er sich erst mal überlegen. Ob ich nicht ein paar Anregungen für ihn hätte. Also blätterte ich ihm ein Zieharmonikabüchlein hin, das mir mal ein Freund gemacht hat. Neugierig betrachtete er es, während seine Muschel auf Schwiegermutters Häkeldeckchen auflief und das Segelboot langsam im nächtlichen Meer verschwand.

Er beschaute sich meine Zeichnung und grummelte, ich hätte ihn ruhig ein bisschen besser ausgeleuchten können.  „Ihr Wunsch ist mir Befehl“, beschied ich ihm höflich.

„Na gut, na schön“, war seine nicht besonders enthusiastische Reaktion. „Wie wärs mit ein bisschen Farbe?“ – „Aber“, wandte ich ein, „dies ist eine Bleistiftzeichnung, ergo…“ –  „Papperlapapp“, unterbrach er meine Verteidigungsrede, „ich weiß doch, dass du Farbe reinschummeln kannst“. Ein kluges Bürschchen! Wo er recht hat, hat er recht.

Das Ziehharmonika-Büchlein gefiel ihm übrigens, und der Titel auch. Er wünscht sich, dass ich auch die anderen Seiten bemale. Mit Bleistift und ein bisschen Schmuh.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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31 Antworten zu Wenn Zwerge reisen (2) Beistiftzeichnung

  1. Ulli schreibt:

    Da kommt bei mir große Freude auf, liebe Gerda, wenn ich deinen Zeilen und den Zeichnungen und ihren Veränderungen folge.
    Die Alten werden wie die Kinder, ja, lass unsere innneren Kinder erzählen, singen, tanzen und Farbe ins Leben bringen, die offene Erwachsene wird es verstehen ihnen zuzuhören und umzusetzen.
    Herzliebe Grüße an dich, Ulli

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  2. kunstschaffende schreibt:

    Man Gerda, dass ist so schön und die Schummelfarbe (Digital), dass sieht wunderbar aus! Ich bin gespannt wie’s mit Herrn Zwerg weitergeht, bekommt er noch einen Namen?

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    • gkazakou schreibt:

      Ich bin auch gespannt. liebe Babsi. Seinen Namen hat er mir noch nicht genannt, und auch sonst kenne ich seine Verhältnisse nicht. Er wirkt wie ein kleines Kind, hat aber Ansprüche wie ein Mann. Ob das bei Zwergen immer so ist?

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    • gkazakou schreibt:

      Humbug mit mir? Nun bist du schon die zweite, die mich warnt. Ich muss wohl auf der Hut sein, sonst geht hier bald alles drunter und drüber.;)

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    • gkazakou schreibt:

      Danke Ulli, für die Entwarnung. Ich hoffe, du kennst dich mit Zwergen aus und deinem Urteil ist zu trauen. Oder ist es veilleicht so wie mit den Menschen? Die sind als Kinder auch sooo süß…. 😉

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      • Ulli schreibt:

        Mit „süß“ haben Zwerge gar nichts zu tun, uuuh und wehe, wenn das mal einer zu ihnen sage würde! 🙂
        Ich habe gerade mal in mein Archiv geschaut, leider habe ich nur noch die lektorierten Seiten, ich müsste alles neu überarbeiten, um dir dies zu senden und das geht gerade nicht. Soviel sei verraten, von den Wichteln werden sie die „Grummlis“ genannt, weil sie oft so ein grummeliges Gesicht machen, dabei strahlen sie von einem Ohr zum anderen, wenn sie sich freuen, ganz so, wie es Schabbagosch und Gaggazosch (ein Zwergenpaar) taten als Gamuppel mit seinem Wichtelfreund Michel und seiner Frau Mimi und den Kindern sie besuchen kamen … es sind uralte Wesen, die so manchen Schatz und uraltes Wissen in ihren Höhlen hinter den Brombeerhecken hüten …
        Ich sehe schon, ich muss dir beizeiten das Buch zukommen lassen!

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    • gkazakou schreibt:

      Liebe Ulli, es wäre wirklich sehr nett, wenn ich diesen Herrn Gamuppel und seine diversen Zwergenfreunde endlich mal näher kennenlernen würde. Aber wenn mein Zwerg einen etwas anderen Charakter hat: darf er? Dieser Axel wie auch immer ist höchstwahrscheinlich kein deutscher Zwerg, auch wenn er mir zuliebe deutsch spricht und einen deutschen Namen angenommen hat. Vielleicht komme ich ja bald hinter seine Familienverhältnisse, dann weiß ich mehr. Noch ist er ja ein Neuling in meiner Welt.

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  3. Ingeborg Thoring schreibt:

    faszinierend! Das Lesen und Betrachten macht Spaß.

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  4. Werner Kastens schreibt:

    Ich möchte nur an Pinocchio erinnern, wie der sich gemausert hat. Vorsicht ist also geboten, soll die Welt nicht aus dem Ruder laufen!

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  5. Elke H. Speidel schreibt:

    Viel Spaß dir (und uns!) mit deinem Zwerg! Mich beschäftigen gerade die Abenteuer eines unsichtbaren Fantasiewesens im Kölner Stadtwald. Gestern zum Beispiel suchte es einen weißen Vogel, um ihn zu fotografieren. Leider ist der auch unsichtbar … du erkennst das Problem sicherlich. Einen schönen Tag wünscht dir Elke.

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    • gkazakou schreibt:

      danke, Elke! Aber mein Zwerg lässt dir ausrichten, er sei kein Phantasiewesen, und unsichtbar sei er sowieso nicht. Was die Unsichtbaren im Stadtwald treiben – davon wisse er nichts und wolle er auch nichts wissen. Sie sollen sich zeigen – sagt er. Und noch dies und das sagt er, aber ich höre jetzt nicht mehr zu.

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      • Elke H. Speidel schreibt:

        Grins. Ja, ich kann deinen Zwerg klar sehen, auf deinen Zeichnungen. Meine Fantasiewesen dagegen lassen sich nicht blicken. Da ist nix zu wollen und nix zu machen. Sie SIND, und sie treiben sich herum – aber sichtbar werden sie nicht. Vielleicht könnte dein Zwerg sie sehen, keine Ahnung. Sie sind beleidigt, dass er ihnen zumuten will, sich zu zeigen, übrigens. Das ist mir aber egal, ich habe sie schlafen geschickt, auf den Balkon, und die Türen geschlossen. Da können sie sich jetzt meinetwegen gegenseitig ihr Leid klagen.

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  6. Myriade schreibt:

    Immer diese neuen Wörter 😉 Was ist denn „Schmuh“ ?

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    • gkazakou schreibt:

      richtig geschrieben heißt es wohl Schmu.
      ich zitiere aus einem Artikel „beliebte Fehler“:
      Der Ausdruck Schmu für »etwas, das nicht ganz korrekt ist« entstammt der Gaunersprache (Rotwelsch) und ist seit dem 18. Jh. belegt. Wie das Wort genau entstanden ist, ist unklar, es liegt aber vermutlich eine Verwandtschaft mit »Schmus« für »Schöntuerei, leeres Gerede« vor.

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    • gkazakou schreibt:

      ist aber nicht dasselbe. Schmu ist halt eine recht unschuldige Form der Täuschung, der Fälschung, etwas für etwas ausgeben, was es nicht ist.

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  7. juergenkuester schreibt:

    „Schmuh“ gefällt mir sehr gut, bitte verwenden, Liebe Grüße
    Juergen

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  8. kowkla123 schreibt:

    du bist einfach nur gut, ich hoffe, du bist gut in die Woche gestartet, Klaus

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  9. www.wortbehagen.de schreibt:

    Die erste elektronische Bearbeitung ist genial, liebe Gerda.
    Die zweite brauche ich schon nicht mehr *lächel*
    Der Kleine ist klasse, er weiß was er will und er setzt sich durch.
    Also ein starker Charakter und das muß er sein, möchte er in ein Büchlein rein 🙂

    Erfreute, aber nicht erstaunte Grüße von Bruni

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