Gestern musste ich zur Post – und das heißt: ins Zentrum von Maroussi, einem nördlichen Athener Vorort, an dessen Rand ich wohne. Darf ich ihn euch kurz vorstellen?
Besiedelt und historisch belegt ist der Ort – offiziell Amaroussion, gewöhnlich Maroussi – bereits seit 3000 v. Chr.. Sein Name ist abgeleitet vom Artemis-Kult, heißt es, aber es ist durchaus möglich, dass die Amazonen, die man auch Amaroussen nannte, die Namensgeberinnen waren. Wie auch immer. Von diesen alten Geschichten dürfte sich im Bewusstsein der modernen Maroussioten kaum etwas erhalten haben.
Es ist eine geschäftige Stadt von ca 100 000 Einwohnern, eine Mischung aus kleinstädtischer Idylle und dem Flair internationaler Unternehmen, Sitz der Olympischen Sportanlagen (der Maroussiote Spyros Louis, Wasserverkäufer von Beruf, siegte beim Marathonlauf der ersten Olympiade der Neuzeit 1896 und wurde Nationalheld) und der Keramikmacher.
1836, als Amarousion durch den neuen griechischen Staat gegründet wurde, hatte es grad mal 320 Einwohner. 1925 wurde es selbständige Stadt mit nun schon ca 3500 Einwohnern, die sich prächtige Häuser in den großen, von den Osmanen zurückgelassenen Gärten bauten. Um 1950 herum hatte sich die Einwohnerzahl gerade mal verdoppelt. Friedlich und verschlafen dümpelte das Städtchen vor sich hin. Doch in den 80er Jahren kam eine Phase relativer Blüte über Griechenland, und wohlhabende Athener zogen aus der engen, lärmigen Hauptstadt in die Vororte. Davon profitierte auch Maroussi, der proletarischste der nördlichen Vororte. Er wuchs nun schnell und zog viele Verwaltungstätigkeiten, Einkaufszentren, aber auch Bildungseinrichtungen (zB die Deutsche Schule) an sich.
In dem Gewimmel der Autos, Menschen und Geschäfte werden die Skulpturen, die an die Lokalgeschichte erinnern sollen, leicht übersehen.
Charakteristische Bilder lassen sich schwer finden. Die modernen Büro- und Wohnhochhäuser sind prägend, aber dazwischen gibt es einige recht schöne Häuser aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Verkehrsberuhigte Wohnstraßen mit Baumbepflanzung und Vorgärten wechseln mit autobahnähnlichen Schnellstraßen und verstopften engen Gassen ab. Hier ein paar eher willkürliche Bilder von meinem gestrigen Streifzug rund um den Hauptplatz:
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- Η έκταση έχει αναπροσαρμοστεί στα σημερινά διοικητικά όρια του Αμαρουσίου.
Diese Skulpturen sind jedenfalls sehr ausdrucksvoll, und alles wirkt sehr lebendig. Dass der Amarousse so angefressen aussieht, liegt aber nicht an dem Hunde, der ihn so wunderbar erwartungsvoll anschaut?
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Angefressen? Ach nee, ich denke, der Bildhauer dachte an ihr Alter. Sie ist immerhin mythologisch.
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Eine symbolische Angefressenheit also. 😀
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🙂
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Danke für die Vorstellung von Maroussi.
Zwei Dinge:
Ich wollte schon immer mal wieder nach Athen. Meine Frau war sehr begeistert damals, vor etwa 8 Jahren, obwohl unser Hotel nicht günstig lag.
Zum Marathon: Ich wollte ja einst Marathon laufen, zusammen mit meinem Bruder, der noch mehr Läufer war als ich. Meine Gelenke machten aber nicht mit, der erste der Träume, die ich bitterlich aufgeben musste.
Mein Vater, der ein begnadeter 1000-Läufer gewesen sein muß (Quali für die Studenten-WM) meinte, ich laufe sehr geschmeidig. Aber ich war um einiges langsamer als mein beinharter Bruder.
Ich würde gerne wieder laufen, es wäre ein Traum!
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Guten Abend, lieber Gerhard. Athen ist eine hoch interessante, aber auch sehr schwierige Stadt. Sie ist in den letzten Jahren .leider nicht besser geworden. Zum Wohnen gibt es neben Hotels jetzt auch viele private Airbn – Angebote.
Laufen: Muss es denn gleich Marathon sein? Ein wenig Laufen soll ja der Gesundheit sehr förderlich sein, aber zuviel tut den Gelenken nicht gut.
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Damals war Marathon ein Traum, so vor 40 Jahren. Daher!
In Unterfranken gibt es sogar Ultraläufer und Ultraläuferinnen, eine ganz bekannt, die nimmt an 24 Stunden Rennen teil 😦
Es gibt doch da eine Skulptur aus Glasplatten, eine Art Läufer, riesengroß, in der Nähe eines Athener Museums? Daran denke ich oft!
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der Δρομεας / Dromeas (Läufer, eigentlicher Name war „der Fremde) von Kostas Varotsos. Ich hab dir mal eine interessante Darstellung rausgesucht, ist zwar auf Griechisch, aber du siehst den Dromeas an seinem ursprünglichen Standort (Omonoia-Platz), von wo er wegen Metro-Arbeiten entfernt und zum heutigen Standort bei der Pinakothek verlagert wurde. Dafür wurden gründliche neue statische Berechnungen gemacht, denn das 8 m hohe Standbild bekam allmählich Probleme. In dem Betrag gibt es ein interessantes Video, da sieht man, wie das Werk umgesetzt wird.
https://www.google.gr/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjCrPCH5ZTZAhWLzaQKHRaZCBcQFggmMAA&url=http%3A%2F%2Fwww.mixanitouxronou.gr%2Fi-peripetia-tou-dromea-to-entiposiako-glipto-tou-varotsou-pou-topothetithike-stin-omonia-epi-evert-ke-dichase-tin-kini-gnomi-kontepse-na-katedafisti-exetias-ton-ergon-tou-metro-alla-telika-me%2F&usg=AOvVaw3YV5WGdFpaQBQj24VmzOZG
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Großartig, danke 🙂
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Ich konnte es übersetzt lesen und es ist so schade, dass dieses fantastische Kunstwerk nicht erhalten werden kann! Ich habe es in diesem Artikel das erste Mal gesehen, es muss grandios sein, es real zu erleben!
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Liebe Babsi, da hast du was falsch verstanden (bzw die Übersetzung ist falsch) Das Kunstwerk wurde mit großem Aufwand an einem anderen Platz (vor dem Hilton und der Pinakothek) wieder aufgebaut und steht dort seit etlichen Jahren. Es bleibt auch dort.
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Als ehemalige Leichtathletin wollte ich immer nach Athen und habe es leider nicht geschafft! Heute mit Rollstuhl und Rollator unterwegs, wäre es schwierig!
Dein Rundgang war sehr interessant!
Schöne gute Nacht Grüße Babsi
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Tja, leider ist Athen für Rollstuhl und Rollator noch immer desolat. Es gibt ein paar gute Ansätze, aber die sind meist auf eine Lokalität beschränkt und reichen bei weitem nicht. Traurig.
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😟🤔
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Dankeschön für’s Zeigen und Präsentieren deiner Stadt…
Liebe Morgengrüße vom Lu
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Danke fürs lesen, lieber Finbar Lu. Guten Morgen auch dir!
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Have a pleasant day! 🌞
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🙂 same to you!
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Dankeschön *freu*
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Wunderbare Impressionen sind das.
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Danke liebe Fee, ich freu mich!
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Stimmt haargenau! 🌟
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Nun war ich schon so oft in Athen, doch kaum in den Vororten und in dem von dir hier vorgestellten noch gar nicht. Wirklich ein Versäumnis! Denn nur so bekommt man ja wirklich einen Eindruck von der Stadt. Herzlichen Dank für diesen schönen Artikel, liebe Gerda!
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Immer gern! Es stimmt schon: das Leben der Athener findet heute mehr in den Vorstädten als im Zentrum statt.
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Ein schöner Rundgang, liebe Gerda. Die verkehrsberuhigte Straße wirkt sehr idyllisch auf mich und es sieht aus, als könntest Du hier immer mal wieder stille und wirklich schöne Ecken entdecken, auch wenn Du nur zur Post mußt.
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Stimmt, Bruni. Maroussi ist ein angenehmer Ort. Es gibt vieles zu entdecken oder Bekanntes wieder anzusteuern. .
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