Mensch, Fuchs und Schatten

Die meisten Menschen malen Schatten schwarz. Sie malen sie schwer wie Blei. So wie ich hier auf diesem Bild, das ich mithilfe der Schnipsel aus Jürgens Umschlag und mit dem zerrupften Umschlag selbst legte.

Natürlich weiß ich, dass Schatten nichts wiegen, ich bin ja kein kleines Kind, dem man alles erklären muss.  Ich weiß sogar, dass trotzdem niemand stark genug ist, sie aufzuheben, so sehr er sich auch bemüht. Und dass Schatten nicht schwarz sind, weiß ich, sondern zarteste substanzlose farbige Form, die das Licht auf die Oberflächen malt, die es nicht direkt erreichen kann. Weil zum Beispiel ein Mensch seinen Weg blockiert. Oder ein Fuchs.

O, Pardon, andersrum muss es sein: der Fuchs ist dichter als sein Schatten, ergo …

Doch wo ist nun die Farbe des Fuchses hin? Er ist doch nicht pechschwarz!  Vielleicht sollte ich den Fuchs verdichten und den Schatten auflichten?

Realistischer, aber nicht schöner. Nein, so geht es nicht. Vielleicht behandle ich Fuchs und Schatten einfach gleich und überlasse es dem Betrachter, was für ihn A und was B ist!

Ha, da schreiten sie, verewigt als Relief! (Du kannst sie zum Vergrößern anklicken)

Wie mit dem Fuchs lässt sich auch mit den Menschen verfahren. Oder doch fast.

      Ich fand sogar ein passendes Gedichtchen vom Herrn J.W. Goethe:

Fuchs und Jäger

Schwer, in Waldes Busch und Wuchse,

Füchsen auf die Spur gelangen;

Hält’s der Jäger mit dem Fuchse,

Ist’s unmöglich, ihn zu fangen.

Und so wäre manches Wunder

Wie A B, Ab auszusprechen,

Über welches wir jetzunder

Kopf und Hirn im Kopf zerbrechen.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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23 Antworten zu Mensch, Fuchs und Schatten

  1. Ingeborg Thoring schreibt:

    … sieht aus, als könne man über den eigenen Schatten vorwärts klettern

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  2. TeggyTiggs schreibt:

    …interessant ist, dass auch ein weißer Fuchs einen dunklen Schatten wirft…ich würde mich für den hellen Fuchs entscheiden, er sieht so sanft aus, da steht ihm ein kraftvoller Schatten gut…

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  3. kopfundgestalt schreibt:

    Sehr fein und sinnig.
    Du bist ein Fuchs! Oder“Füchsin“.
    Schönen Abend dir!

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  4. kunstschaffende schreibt:

    Mir gefällt das bearbeitete Fuchs-Bild Nr.4 und das dritte bearbeitete Menschen-Schattenspiel am Besten!
    Der dunkle Schatten könnte ja auch als dunkle zweite Seite des ich’s symbolisiert werde. Dieses Bild hat was geheimnisvolles!

    Liebe Abendgrüße Babsi

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  5. christahartwig schreibt:

    Puh! Die Welt der Schatten ist fast eine Verdoppelung der Welt an sich. Dazu fällt mir zu viel ein. Ganz spontan eben nur das seltsame Gefühl, wenn man nachts eine Straße entlang geht, an der in regelmäßigen Abständen Laternen stehen, und man vom eigenen Schatten im Wechsel, verfolgt und überholt wird, bis man ihm folgt und ihn überholt aber nie los wird, …

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  6. mmandarin schreibt:

    Mein erstes Kinderbuch hatte den Titel: „Füchslein will fliegen“ er stopfte sich, wie Propeller, Gänsefedern ins Maul und dachte …… nun, du kannst dir ausdenken, wie die Sache ausging…. deine Füchse sind vermutlich weiser. Marie

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  7. www.wortbehagen.de schreibt:

    Die Schattenspiele Fuchs und Schatten, ohne Bearbeitung, sind mir die liebsten der Schnipselbilder. Beginnt dann der Fuchs nach einigem Hin und Her ein philosophisches Gespräch mit seinem Schatten, dann weiß ich, so etwas gelingt nur dem Schnipselfuchs einer alepou, die Gerda heißt 🙂

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  8. Ulli schreibt:

    Du bist und bleibst ein Tausendsassa, klug, wie eine Füchsin 😉

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  9. Das ist eine schöne künstlerisch-lyrische Umsetzung einiger Aspekte der Schattenproblematik. Ich werde morgen nach Köln fahren um mir die Ausstellung „Schatten im Blick“ anzusehen (https://www.wallraf.museum/ausstellungen/aktuell/2018-09-28-schatten-blick/). Mal sehen, ob es (für mich) neue Aspekte gibt.

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    • gkazakou schreibt:

      schon zurück in Zentraleuropa? die Ausstellungsankündigung klingt vielversprechend. Besonders die zeichnerische Umsetzung des Höhlengleichnisses könnte spannend sein. Ich hoffe, dass du darüber berichten wirst!

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  10. Ja leider, wäre gerne noch etwas länger geblieben. Ob ich darüber qualifiziert erzählen kann, wird sich zeigen. Ich habe auch noch eine Menge Fotos interessanter Phänomene aus der Wüste zu „verarbeiten“.

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  11. Yollarte schreibt:

    Dank für diese Inspiration aus Schatten- Schönheit.
    Mein erster Gedanke: Spiegelbildlichkeit.
    Eine Idee dazu: Das Wesentliche im Licht ist auch eine schattenhafte Begleitung.
    Das Alte immer jung: sowohl Spiegel als auch Schatten dienen der Erkenntnis.

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