Leben und Kunst – ein Wintermärchen
Da war ein Fluss der floss ins Meer
Ein Gott gab seinen Namen her
Ilissos war’s, der Alte,
Heil uns, dass er noch walte!
Doch ist sein Flussbett lang schon leer
Der Gott haust ohne Wiederkehr
In Londons musealen Hallen
Wohin die Kunst-Adepten wallen.
Ach flösse er noch heut ins Meer!
Doch leider ist das lang schon her.
Die Klöpplerin von Jan Vermeer
Die klöppelt – viele Jahr‘ ist‘s her –
Am Klöppelkissen schöne Litzen
Die tät so manche gern besitzen.
Doch nun hängt diese Klöpplerin
In ‘nem Museumsraume drin
Von Elektronik schwer bewacht
Damit kein Dieb ihr Beine macht.
Denn dieses Bildnis von Vermeer
Ist tausend Dollars wert und mehr.
Dem Flusse wird sein Gott geraubt,
Sein Bett mit Häusern überbaut,
auf Straßen rast darauf Verkehr
man sieht den Fluss schon lang nicht mehr.
Und nimmst du dann ein Aeroplan
Und kommst vielleicht in London an
Dann findest du den Gott verstaubt
Denn hierher wurde er geraubt.
Du reist dann weiter nach Paris
Zum Louvre, wie’s Museum hieß,
Dort suchst du eifrig nach dem Schild
Das dich hinführen wird zum Bild
Der Frau, die an dem Klöppelkissen
Die Spitze klöppelt. Hingerissen
Bestaunst du stundenlang und mehr
Die hohe Kunst von Jan Vermeer.
Wie du erfährst aus dem Prospekte
Sind Gott und Frau nun Kunstobjekte.
Man rechnet ihren Wert in Geld,
Dran geht zugrunde unsere Welt.
Und die Moral, eh ich‘s vergesse?
Langwierig sind die Lernprozesse!
Und bald schon weiß ich gar nichts mehr,
denn alles fließt zurück ins Meer.
Diese Etüde ist, ihr wisst es bereits, den Wortspenden von Frau Myriade verdankt. Eingeladen haben wie immer Christiane und lz.
🙂 😉
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die siehst, deine Wörter haben was. Meine weiteren Reimereien behalte ich aber besser für mich.
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Die wären aber sicher spannend 🙂
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Führe mich nicht in Versuchung, sondern erlöse mich von dem Übel!
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HIHI, ich fürchte die Erlösung musst du selbst übernehmen
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Boah! Ich bin wie so oft überaus angetan von deinen Ausführungen, von Fluss und Klöpplerin, möchte dir aber dennoch über meine Brille einen langen Blick zuwerfen: Begeisterung in allen Ehren, aber, ähem, 10 Sätze? 😉
Liebe Grüße
Christiane mit dem erhobenen Zeigefinger
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na, vielleicht zwölf oder dreizehn. Ich bin so schwach im Zählen. Ein paar hatte ich noch über von der vorigen Kürzestgeschichte. 😉
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Okay, DAS ist ein Argument! 😀
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*grins*, recht so, liebe Gerda, wehr Dich 🙂
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Zwei Argumente (bis zwei kann ich zählen!).
Ich hab das Erfinden von Ausreden in der Schulzeit perfektioniert.
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Ich wollte mir offenlassen, auf was ich mich beziehe. 😉
Schulzeit ist oft eine sehr gründliche Ausbildung bezogen auf die praktische Anwendung der Phantasie …
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Wie es aussieht, hast du ebenfalls vom Schulunterricht profitiert. 🙂
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Aber hallo! 😉
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Coole Lösung, liebe Gerda!
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freu!
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Großartig!
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🙂
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Und die Moral, eh ich‘s vergesse?
Langwierig sind die Lernprozesse!
jepp!!!
gern gelesen, kleine Verbeugung und dir einen Herznsgruss, Ulli
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schmunzel, freu!
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Ich schliesse mich an! Grossartig!
Herzlich Petra
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Da freu ich mich, Petra!
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Wieder einmal gaaaanz großartig Kunst abc-lyrisch rübergebracht *lacht* du bist auch ein Stegreifgenie!
(Den Vermeer finde ich immer wieder gaaaanz besonders!
Ziemlich kleine Formate gibt’s nur von ihm, aber welch Kunst!!)
Liebe Morgengrüße vom Lu
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mit Vermeer hast du unbedingt recht, lieber Lu! Er hat weniges, meist recht Kleines, aber nur Kostbarkeiten gemalt. Anfangs war er wohl recht erfolgreich, dann aber kam der niederländisch-französische Krieg, er konnte nichts oder nur unter Preis verkaufen (er hatte Frau und 15 Kinder zu ernähren!) und verschuldete sich, wurde krank und starb im Alter von 43 . Seine Erben mussten sein Werk verschleudern, um die Schulden zu bedienen ….Was aus seiner Frau und den Kindern wurde? Darüber schweigt die Geschichte.
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Das klingt nicht schön, liebe Gerda, wiederum ein furchtbares Ende eines genialen Malers…
Ja, wenige, kleine, aber nur Kostbarkeiten!
Liebe Grüße vom Lu
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kunstvoll schön und denkanstoßend
Liebe Grüße an Dich!
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herzlichen dank und dir Grüße zurück!
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Heute, ähm, gestern hast Du Dich selbst übertroffen, liebe Gerda.
Ich bin Deinen Zeilen total gespannt gefolgt, hanbe mir sehr genau den kopflosen Gott besehen und dann blieben meine Augen sehr lange bei der *kleinen* Klöpplerin hängen. Welche Wunderwerke schuf er doch schon, der Mensch und nun Deine Zeilen zur Etüde. Sie sind zum Reinsetzen schön und die wenigen Sätze mehr, pah …
Liebe Grüße von Bruni
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Vielen vielen Dank, Bruni! Schau dir die Klöpplerin auch mal in ganz an, sie ist sehr schön. Die drei Sätze mehr – nun, ich meine, es kommt auf die Interpunktion an. Es gibt ja Leute, die schreiben Sätze von drei Seiten Länge. Da ist mein Poem ja doch sehr zurückhaltend. 😉
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Sie ist wunderschön, die Klöpplerin. Bandwurmsätze waren nie das, was meinen Deutschlehrer entzückte und wenn ich bei Thomas Mann nach einer Seite noch nicht das Satzende erreicht hatte, fing ich schon an, mich zu wundern *g*
Liebe Grüße zur Nacht von Bruni
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Faszinierend Gerda, wie du das am Wochenende Erlebte mit den ABC Etüden verknüpfst!
Wir hatten heute auch das Thema des Aufenthaltortes der Kunst an der Uni. Leonardos Hermelin-Dame schmückt heute das Krakauer Czartoryski-Museum, die polnische Referentin sprach voller Stolz, dass es auch dort hingehöre. Meine italienische Freundin protestierte laut, dass es, wenn es nach dem Hingehören geht, Leonardo nach Italien gehöre.
Es wird wohl eine ewige Diskussion sein. Ich finde jedoch, es ist ein Unterschied, ob Gebäudeteile gestohlen und weggeschleppt werden als wenn Bilder, die verkauft werden, in anderen Ländern hängen. Gehören nicht die Elemente eines Bauwerks zum Bauwerk? So sehe ich das.
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so sehe ich das auch, Susanne. Bei Gemälden ist der Ort nur dann wichtig, wenn das Bild ausdrücklich für diesen einen Ort gemalt wurde, also quasi als Teil des Gebäudes oder Raumes anzusehen ist. Stell dir vor, man würde Michelangelos Deckenfresken ablösen und in Berlin ausstellen. 😉
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Ein grauenvoller Gedanke!
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so einen ähnlichen Gedanken hatte ich auch im kopf
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