Das Mondschaf

Heute greife ich noch mal zur List des Rebloggens, um meine Seite am Leben zu erhalten, während ich trauere. Denn das tue ich, trotz gegenteiliger Beteuerungen. Trösten soll mich das Mondschaf – eines meiner liebsten Gedichte von Morgenstern. Es war auch einer meiner ersten Beiträge hier im Blog, und die wenigsten von euch haben ihn gesehen. Ich wünsche eine gute Nacht mit Mond.

GERDA KAZAKOU

1905 wurden die Galgenlieder von Christian Morgenstern erstmals veröffentlicht. Das ist nun 110 Jahre her. Verstehen wir sie noch? Hier „Das Mondschaf“, das ich immer über alles liebte, als bildliche Interpretation. Folge den Pfeilen auf dem Bild, beginnend rechts oben.

Ein kleiner aktueller Bezug mag erlaubt sein: „die große Schur“, auf Griechisch, ist „το μεγάλο κούρεμα“. Den Ausdruck kourema benutzen wir für den Schuldenschnitt. Das Volk harrt und harrt der großen Schur, die es von der Last der Schulden befreit. Das Ende des Gedichts (Am Morgen liegt das Mondschaf tot) lässt leider nichts Gutes erwarten ….

the Moonsheep (Christian Morgenstern) Das Mondschaf (c) Gerda Kazakou

Das Mondschaf

Das Mondschaf steht auf weiter Flur. / Es harrt und harrt der großen Schur. / Das Mondschaf. (Bild rechts oben)

Das Mondschaf rupft sich einen Halm / und geht dann heim auf seine Alm. / Das Mondschaf. (rechts unten)

Das Mondschaf spricht zu sich im…

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Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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34 Antworten zu Das Mondschaf

  1. Arabella schreibt:

    Oh Liebes,
    Gott des Herren Wege sind nicht deine.

    Der Himmel öffnet sich, auch ohne von Menschen getragenen Glauben.

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  2. kopfundgestalt schreibt:

    Ich bin des Weltalls dunkler Raum…
    Ist damit gemeint, daß das Schaf sich im „aufgewachtem Zustand befindet“?

    Gerne würde ich auch einige meiner Zeichnungen wegwerfen, vielleicht hilft es dir? Sozusagen als symbolischer Akt.
    Ich weiß, das klingt schräg..
    Gute Nacht.

    Gefällt 2 Personen

  3. Random Randomsen schreibt:

    Das Mondschaf ist ein schönes Tier
    Zu seh’n in diesem Beitrag hier
    Das Mondschaf

    Das Mondschaf, es ist wirklich fein
    Ich wünschte sehr, es wäre mein
    Das Mondschaf

    Doch ist fürwahr – Schockschwerenot!
    Das Mondschaf leider längst schon tot
    Das Mondschaf

    So kann es leider gar nicht sein
    Das Mondschaf, es wird niemals mein
    Das Mondschaf

    [So kann es gehen, wenn sich eine Random Katze als Galgenliedervogel versucht…]

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    • gkazakou schreibt:

      Hübsch gereimt! Aber wozu brauchst du ein Mondschaf, lieber Random Katze?

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      • Random Randomsen schreibt:

        Ja, das ist eine berechtigte Frage. Dieser unerklärliche Wunsch scheint allerdings irgendwie unausredbar zu sein. 😉 Als ich noch ein winziges Fellknäuel war, sagte meine Mama schon zu mir:
        Das Mondschaf wär, mein kleiner Schatz
        Bei dir doch eh nur für die Katz
        Das Mondschaf
        Mich überzeugt das ja – aber den irrationalen Mondschafbesitzwunsch ficht das nicht an. Der hat offensichtlich mehr als neun Leben und sorgt, weil unerfüllbar, allenthalben für Katerstimmung. :/
        Dir ganz ohne Kater einen stimmungsvollen Sonntag. 🙂

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    • gkazakou schreibt:

      Ach lieber Random Katze, welch liebliche Musik in meinen Ohren. Die Trauer, mit der ich aufwachte, löst sich unter diesen Sonnenstrahlen auf und verdunstet. Wenn ichs recht versteh, wär es keine gute Idee, dir ein Mondschaf zu schenken? Denn dann wäre dein Traum zu Ende und wer weiß, ob sich ein neuer hübscher Traum sobald einstellt. …..

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      • Random Randomsen schreibt:

        Das freut mich jetzt ganz besonders, dass ich hier als „Trauerverdunster“ wirken konnte. 🙂
        Ja, ich glaube, es ist klug, zwischen Zielen und Träumen zu unterscheiden. Ziele lassen sich verwirklichen, und das geht umso leichter, wenn man sie hin und wieder an die besonderen Umstände der Wirklichkeit adaptiert. Träume hingegen gehören den Traumwelten an und sind zum Träumen da – die physische Schwerkraft vertragen sie meist eher schlecht als recht.

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  4. gann uma schreibt:

    Ich denke dabei an den Mondzyklus – Neumondschaf kommt und grast sich satt.

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  5. finbarsgift schreibt:

    Ausmisten und loslassen und wegwerfen sollte schon das ICH und nicht das ES…
    Liebe Morgengrüße vom Lu

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    • gkazakou schreibt:

      So ist es, lieber Lu. Ich bin nach dem ersten „Macht nix“ nun doch recht deprimiert aufgewacht. Hab mich dann aber überwunden, ins Atelier zu gehen, ein paar Sachen hin und her zu tragen, ätherisches Öl (Apolls Lorbeer) zu versprühen und, noch schweren Herzens, eine zaghafte Zeichnung zu beginnen…. Hab Dank und einen schönen Sonntag! Gerda

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  6. Arno von Rosen schreibt:

    Ich hätte vermutlich meine Bilder trocknen lassen und sie dann als Serie „Water proof“ angeboten, als einmalige limitierte Serie …Dir einen warmen fröhlichen Sonntag liebe Gerda!

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  7. juergenkuester schreibt:

    Tja, was macht man und in einer Situation, wenn das Schicksal zugeschlagen hat und Teile der Werke zerstört sind? Kann man das noch ändern? Ich denke nein. Kann man daraus leben? Sicher! Soll man trauern? Vielleicht. Soll man diesen Schicksalsschlag zum künstlerischen Thema machen? Mit Sicherheit.
    Na ja, das wären so meine Gedanken, wenn es mich erwischt hätte. Einen schönen Sonntag, Liebe Grüße Juergen

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  8. tikerscherk schreibt:

    Mich würde es auch bekümmern, wenn mir das passiert wäre. Ich bewundere Dich wie Du die Unbillen wegsteckst.
    Ich wünsche Dir, dass das für die nächsten 30 Jahre das Ende der Katastrophenreihe ist.

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  9. Ulli schreibt:

    Liebe Gerda, ich wäre auch traurig. Nun lese ich mich ja von hinten nach vorne und sehe, dass deine Gelassenheit, dann eben doch Traurigkeit wurde und ich finde es so menschlich! Auch ich neige dazu erst einmal zu sagen: Tja, so ist es jetzt eben, der Verlust, der Schock kommt immer zeitversetzt …
    Ich sende dir Herzensgrüße und bin gespannt was sich aus dieser Katastrophe entwickeln wird!
    Ulli

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    • gkazakou schreibt:

      Hab herzlichen Dank, Ulli. Es ist, wie du sagst. Gestern nacht kam zeitversetzt der Schock, nicht so sehr über den Verlust, sondern ich fühlte die schönen Sommermonate mit all dem, was sie mir auch kreativ gebracht haben, wie mit Jauche übergossen. Erst als ich mich endlich durchrang, ins Atelier zu gehen und ein wenig darin zu tun, löste sich das Gefühl von hilflosem Ekel. Nun habe ich schon eine zweite Zeichnung gemacht und fühle mich ruhig. Es half auch, dass wir nun den großen blauen Flokati zu zweit abseiften, auswrangen und erneut wuschen, er fängt an, ganz natürlich nach Schafwolle zu riechen. Jetzt tropft er still vor sich hin, beschienen vom Mond. Wenn er erst wieder auf dem Boden ausgebreitet ist, werde ich mich heimatlich fühlen. (Tito fühlt sich auch unsicher und wie ausquartiert)

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    • gkazakou schreibt:

      Nu hast du es geschafft, dass ich doch noch heule. Gerda

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    • gkazakou schreibt:

      Ich hätt ja gern geheult, aber was nützt es, wenn niemand in der Nähe ist, der es versteht? Dann beißt man eben die Zähne aufeinander.

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    • gkazakou schreibt:

      Ich fühl’s. Siehst du mein breites Lächeln? Guten Morgen und eine schöne Woche! Gerda

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  10. www.wortbehagen.de schreibt:

    Schön war sein MOndschaf immer schon, aber in Deiner Collage bekommt es nochmal ein ganz besonders liebenswertes Gesicht , liebe Gerda und wenn es gegen Morgen verblasst, dann weinen wir nicht, wir wissen ja , daß es am Abend wiederkommt .

    Inzwischen hast Du einen kleinen zaghaften Neuanfang gemacht und ich freue mich sehr, es zu lesen.

    Liebe Grüße zu dir in die Nacht, in der Dein schöner frisch gesäuberter Flokati weiter in einem kleinen Nachtwind trocknen darf

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