Montags ist Fototermin: Das Haus mit den verlorenen Erinnerungen

Es ist genau zehn Monate her, das ich von einem Haus-Besuch im Taygetos erzählte.
Heute waren wir wieder dort. Unterwegs trafen wir allerlei Tiere (zwei junge Hütehunde, einen kränkelnden Esel, einen alten Maulesel und ein räudiges Huhn) …

…freuten uns an den stacheligen Früchten der riesigen Esskastanien, an den roten Granatäpfeln im grünen Gezweig. Das Haus wurde inzwischen statisch untersucht, das Grundstück vermessen, die hohe Wand unter dem Efeu hervorgeholt. Doch wieder mussten wir uns den Zugang zum Haus freischneiden. Durch die Löcher im Fußboden des ersten Stocks scheint das Gras im Erdgeschoss. Bezaubernd wieder der Blick durchs Fenster auf die benachbarte Kirche.

Diesmal öffnete ich neugierig und ein bisschen ängstlich den klapprigen Schrank. Was würden wir finden? Überbleibsel eines armen bäuerlichen Haushalts. Lost Memories. Und an der Wand die Reste einer Ikonostase. (Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken)

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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45 Antworten zu Montags ist Fototermin: Das Haus mit den verlorenen Erinnerungen

  1. Myriade schreibt:

    Ach, das Huhn ist ein Wahnsinn !!

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  2. kunstschaffende schreibt:

    Ich mache mir Gedanken um den Esel, hoffentlich wird er gut versorgt!😢

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  3. kunstschaffende schreibt:

    Faszinierend diese Lost Place, was hatten diese Menschen wohl für ein Leben. Das Haus behauptet sich gegen die Natur, doch wie lange noch!

    Ein interessanter Beitrag!👍

    LG Babsi

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  4. Ulli schreibt:

    Mich fasziniert noch am meisten der Schrankinhalt: was so von einem Leben übrig bleibt … und ich musste an die Fotoalben von Susanne denken, die sie einst fand und aus denen sie zauberhafte Collagen machte … ich sags ja, das Leben ist eine Collage 😉

    Die Esel schauen sehr traurig und das gerupfte Huhn hat wohl schon so einiges hinter sich?!

    Du schreibst, dass das Haus statisch vermessen wurde, ja, will es wirklich wieder jemand aufbauen? Schön wäre das ja!

    herzliche Spätabendgrüße mit Sturmgeheul und Regentropf
    Ulli

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    • gkazakou schreibt:

      Die Freundin, mit der ich dort war, hat vor, es zu kaufen. Vielleicht. Sie grübelt noch. Deshalb waren wir da.
      Du sagst es: was vom Leben übrig bleibt. Gelobt sei, wer nur so weniges hinterlässt.
      Jetzt fällt mir eine Frankfurter Freundin ein, die sich scheiden ließ und in der leeren gemeinsamen Wohnung den letzten Dreck zusammenkehrte. Sie sagte: das ist, was von dreißig Jahren gemeinsamem Leben geblieben ist, und entleerte den Inhalt der Kehrschaufel in den Mülleimer. Es war ein sehr bitteres Wort.

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      • Ulli schreibt:

        Ja, das sind bittere Worte und eine ebensolche Geste- na, ich bin ja ein bißchen weltfremd ( 😉 ) und darum sind von zwanzig Jahr mehr übrig, als nur eine Kehrschaufel voll Dreck, ich glaub so ein Fazit würd mich umbringen!
        Der Freundin wünsche ich eine besonnene Entscheidung, der Ausblick ist toll, die Arbeit immens!

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    • gkazakou schreibt:

      Sie denkt und grübelt, denn sie hat auch nicht viel Geld. Und sie hat Angst, sich dort zu begraben. Es ist ihre alte Heimat. Es gibt eine kleine Erbsumme vom Vater, die Tante will ihr nun das Fehlende für den Kauf vorschießen – sie möchte den Vater ehren, was Gutes machen mit dem Geerbten. Das Haus hat sie auf die Idee gebracht, sich zur Jogalehrerin auszubilden (bisher machte sie Joga nur für sich), vielleicht dass sie dort ein Zentrum aufmacht für retreats, Seminare, Gruppen. das ist eine reale Möglichkeit, die Nachfrage existiert. Es wäre ein ganz neuer Beginn in ihrem Leben, aber sie weiß nicht, ob sie es schafft.

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      • Ulli schreibt:

        Alles in allem eine gute Idee! Ich weiß ja nicht wie alt deine Freundin ist, aber an sich denke ich ja immer: es ist nie zu spät für einen Neuanfang….

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      • karfunkelfee schreibt:

        Hier Klinke ich mich jetzt ein, weil ich gern der Freundin Glück und Kraft wünschen will. Diese Familienerinnerungen aus einem anderen Leben sind so als öffne man ein ganz Privates aus einer alten Zeit. Obwohl das Haus verlassen ist, frage ich mich wie solche Bilder zurück gelassen wurden, zusammen mit dem alten Ramsch. Traurig es Los der Tiere. Ja, ein Altersheim wäre so gut, doch dafür braucht es viel Engagement und entsprechende Mittel. Für Ideen können sich Esel und Huhn keinen warmen Winterschlafplatz leisten leider…
        Es wäre schön wenn dieses Haus neues Leben bekäme. Yoga mache ich selber, einige Übungen jedenfalls. Nachfrage klingt prima👌
        Liebe Grüße, hier heute leider in Einheitsgraugefissel
        von der Fee✨

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    • gkazakou schreibt:

      Herzlichen Dank und Guten Tag, liebe Ulli, liebe Fee! Eure guten Wünsche mögen helfen, zu einer guten Entscheidung zu kommen.
      Auch ich fragte mich, wer diese Fotos im Gruscht zurückgelassen hat. Die Vorbesitzer kenne ich nicht.
      Wie ich schon oben schrieb, gibt es einige Initiativen, alten Eseln zu helfen, damit sie ihr Gnadenbrot bekommen. Ich habe dahin aber keine Beziehungen.
      Alles Liebe aus einem weiteren blauen Oktobertag.

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  5. chrinolo schreibt:

    Sehr spannende Einblicke! Das war sicher ganz schön abenteuerlich.
    „Es wäre ein ganz neuer Beginn in ihrem Leben, aber sie weiß nicht, ob sie es schafft.“ … dazu gehört sehr viel Mut (ausser dem notwendigen Geld). Ich wünsche ihr, dass sie die „richtige“ Entscheidung trifft.

    Liebe Morgengrüsse,
    Christel

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  6. juergenkuester schreibt:

    Faszinierend! Spannend! Hoch interessant! Und das gesamte Bild wird treffend abgerundet durch die weiteren Infos im Kommentarteil. Toll!
    Liebe Grüße juergen

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  7. elsbeth weymann schreibt:

    Der Esel (Eselin ?) hat es mir SEHR angetan !Was für ein treffendes Porträt, Dein Foto. So herrlich typisch sind Gang, Kopfhaltung, Blick eingefangen.
    Die uralte biblische Geschichte vom Propheten Bileam fällt mir ein: Sie sind auf einem langen , mühsamen Weg.Nicht der weise Mann, aber die Eselin sieht plötzlich den Engel und weigert sich drei Mal , trotz Schlägen, weiterzugehen –und geht schließlich ganz in die Knie..Die Eselin redet nun, macht dem Weisen klar, dass sie ihr ganzes Leben ihm treu gedient habe und die Schläge nicht verdiene.Einsicht und Schuldbewusstsein des Weisen öffnet ihm dann die Augen für die “ andere Dimension“, den Engel. Weiterzugehen wäre sein Tod gewesen.—.
    Belehrung durch Natur und Kreatur sind heute in unserer ausbeuterisch-verrückten Welt not-wendiger denn je.
    Alles Gute für Deine Freundin. Der Plan ist realistisch, was den sehr konkreten Bedarf anbelangt !!!
    Vielleicht findet sich alles Weitere …..

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    • gkazakou schreibt:

      Belehrung durch Natur und Kreatur sind heute not-wendiger denn je. Wie wahr! In die „andere Dimension“ hineinsehen zu können, ist uns leider selten noch gegeben. Und so stehen wir, grübeln, lauschen vielleicht, aber finden uns nicht zurecht. Da kann ein Esel durchaus den Weg weisen. Meine Freundin suchte nach „Zeichen“ im Haus, um die richtige Entscheidung zu finden. Eines davon war das herzförmige Gefäß (auf dem Foto in ihrer Hand).

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  8. wildgans schreibt:

    Allein das Wort „räudig“ über das arme Huhn, welches sich eventuell recht froh fühlt.
    Und dann unten diese Habseligkeiten, das Paar im Schnee. Hauptthema: Eure Neugier!
    Und diese grandiose Landschaft, die helle Kirche: Melancholien fließen.-

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  9. kowkla123 schreibt:

    einen guten Tag wünsche ich, Klaus

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  10. Maren Wulf schreibt:

    Sieht ganz so aus, als sollten die Dorfmusikanten vom Taygetos hinaus in die Welt ziehen… 😉 Was von dem Leben der einstigen Hausbewohner blieb, erzählt Geschichten. Sehr anrührend.

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    • gkazakou schreibt:

      ja, der Esel und das Huhn sind schon bereit, den Muli wollen wir dann auch nicht allein in der Gegend rumstehen lassen, zumal er sehr sympathisch ist. Freie Hunde finden sich allemal. Nur was die Katzen anbetrifft, habe ich meine Bedenken. Denn die fühlen sich ans Haus gebunden, egal was kommt.
      danke, liebe Maren, für dein Mitlesen und Mitfühlen!

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  11. afrikafrau schreibt:

    sehr interessant, neu beginnen, egal wie alt, egal wie schwer, mit Mut und Vertrauen in die eigene Kraft,geht das, Scheitern inbegriffen….

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  12. kopfundgestalt schreibt:

    Stimmungsvoller Bericht.
    Das Selbstportrait im heruntergekommenen Spiegel erinnert mich an die Sammlung an Portraitideen, die ich mal an einem weinseligen Abend in Österreich notierte. Im Grunde gibt es endlose Möglichkeiten, spannende Portraits zu schaffn
    Den Blick zur Kirche hinunter möchte ich auch noch als bemerkenswert erwähnen.

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  13. www.wortbehagen.de schreibt:

    Deine Tierbegegnungen haben ihre eigene Art, sich in mir festzusetzen. Sieht nach einsamen Wesen aus, aber die jungen Hunde haben sich und vielleicht doch ein Herrchen in der Nähe.

    Ich hätte lange gezögert, den Schrank zu öffnen, aber dann hätte ich es auch gewagt. Spurensuche, was sonst 🙂 . Schätze, sag ich nur, liebe Gerda! Wehmütige Erinnerungen, wenn wir sie ansehen, zu einem uns unbekannten Zeitpunkt waren sie überflüssig geworden und doch erzählen sie jetzt eine Geschichte. Ein Tablett, das noch spiegeln kann und eine feine Silberarbeit in Herzform – Schätze, liebe Gerda. Sie rühren mich an.

    Liegt das wundersame Häuschen mit dem tollen Blick auf die Kirche nicht zu einsam für ein Jogazentrum? Die Idee ist an sich nicht schlecht. Kraft und Durchhaltevermögen wird sie brauchen.
    Es könnte ein Schatzkästlein werden und eigentlich der richtige Ort für einen Gnadenhof, fällt mir gerade ein – zusätzlich ein Jogazentrum

    Liebe Grüße von Bruni, aus dem Getümmel wieder entwischt 🙂

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    • gkazakou schreibt:

      An den „Gnadenhof“, wie du es so schön nennst, hatte ich auch gedacht und die Wiese, die an das Haus angrenzt, aber nicht dazu gehört, deshalb schon mal beäugt. Nur: die Freundin will nicht dort dauerhaft wohnen, es ist zu einsam für eine Alleinstehende. Es wäre ein Retreat, ein Rückzugsort.
      Aus welchem Getümmel bist du entwischt?

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  14. www.wortbehagen.de schreibt:

    Freunde und Verwandte 🙂

    Eben hab ich mal nach Gnadenhöfen gegoogelt, liebe Gerda und festgestellt. daß es viele gibt.
    Ein Beispiel https://www.youtube.com/watch?v=-5GFGCbOBI4

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    • gkazakou schreibt:

      Danke Bruni! ich habe auch mal gegoogelt und herausgefunden, dass es hier in Griechenland eine kleine Gruppe, bestehend aus einer Tierärztin und ein paar Helfern, gibt, die sich um Esel, Mulis, Pferde auf den Inseln und in der Provinz kümmert. sie reisen hin, reinigen sie, versorgen sie ärztlich … Hab mich gefreut. Sicher gibt es noch mehr Gruppen und auch Höfe, auf denen alte Tiere gepflegt werden.

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  15. www.wortbehagen.de schreibt:

    Ach, es gibt sie also auch bei Euch. Bei uns gibt es inzwischen offensichtlich schon viele und ich finde es so erleichternd zu wissen, es gibt nicht nur die Quäler, es gibt auch die Helfer. Ich freue mich

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  16. Pingback: Kastanie | GERDA KAZAKOU

  17. Pingback: Ausflug in den Taygetos | GERDA KAZAKOU

  18. Pega Mund schreibt:

    das, liebe gerda, was deine freundin plante und nun realisiert hat, ist sehr spannend, erfordert kraft und mut und vertrauen – und rührt mich an, da ich selbst ähnliche „träume“ in mir trage … das haus, so weit ich es auf den bildern erkennen kann, steht stolz und frei und doch zugehörig in der landschaft. das ist gut. ich wünsche dem haus, dem platz, auf dem es steht, und den menschen, die sich damit verbunden haben und noch verbinden werden, viel glück! – pega –

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Pega, für diese feinen Worte und Wünsche! Leicht wird es nicht sein, das Erträumte zu realisieren, aber wozu leben, wenn wir es nicht jedenfalls versuchen? Gerda

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      • Pega Mund schreibt:

        ja, gerda, das stimmt! die visionen und träume geben sinn und freude und kraft, und aus den versuchen, sogar auch aus dem scheitern, erwachsen entwicklungsimpulse … pegagruß!

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