Kleine Nachlese zu Mariä Himmelfahrt: Über die Zärtlichkeit

Die Feuer sind einigermaßen unter Kontrolle – was nicht viel heißt, denn wenn der Wind auffrischt, geht es von Neuem los.

Aber nicht davon möchte ich sprechen. Sondern von der Zärtlichkeit der Söhne, der Männer.

So fand ich dies Foto eines knieenden Feuerwehrmanns, der ein Nest mit Jungvögeln rettet, beim Pressedienst 24ores, leider habe ich den Namen des griechischen Fotografen schlecht gespeichert, ich finde ihn nicht. Den Namen des Abgebildeten kenne ich auch nicht. Wozu auch? Er ist kein Held, sondern tut das Nächstliegende: er ist zärtlich. Das Bild tat mir wohl, und ich will es euch nicht vorenthalten.

Ein anderes Bild berichtet von Mariä Himmelfahrt, wie sie in den Ikonen der orthodoxen Kirche dargestellt wird. Schaut nur: der auferstandene Sohn nimmt die Seele der verstorbenen Mutter in seine Hände, als sei sie ein Säugling. Die Rollen zwischen Mutter und Sohn haben sich vertauscht. Mich rührt diese Vorstellung stark an. Ist Zartheit und Fürsorge denn ans Geschlecht und an die Rolle gebunden? Nein, fürwahr nicht.

Dieses Mosaik befindet sich in der herrlichen Klosterkirche von Hora außerhalb der alten Stadtmauern von Konstantinopel, jetzt Istanbul. Ich fand es in einer griechischen Website über die Koimisi tis Panagias (Grablegung der Allerheiligsten).

Umkehrung der Weihnachts-Darstellung: Der Sohn nimmt die Seele der Mutter als Baby in Empfang. Kloster Hora, Istanbul. Από © José Luiz Bernardes Ribeiro, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16825913

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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12 Antworten zu Kleine Nachlese zu Mariä Himmelfahrt: Über die Zärtlichkeit

  1. mmandarin schreibt:

    Sehr anrührend der Feuerwehrmann mit den Jungvögeln, wie mag es den Brandstiftern, wenn sie dieses Bild sehen?

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  2. Susanne Haun schreibt:

    Ein sehr gelungener Vergleich, Gerda!
    Für mich ist dieses Bild – die Seele der Mutter in den händend haltend – auch sehr anrührend, so dass mir die Tränen in den Augen stehen. Danke für dieses bildliche Darstellung und liebe Grüße von Susanne

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  3. Ulli schreibt:

    Zärtlichkeit kann es nicht genügend geben, Zärtlichkeit spricht von einem großen, mitfühlendem und weichem Herzen und hat mit Geschlecht rein gar nichts zu tun!
    danke Gerda, dein Artikel tut mir gerade gut!
    herzlichst, aber auch sehr müde Grüße
    Ulli
    (gleich gibt es noch eine Mail)

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  4. TeggyTiggs schreibt:

    …mi gefällt es, wenn auf Verletzlichkeit und Zartheit der Männer hingewiesen wird, leider werden sie zu oft anders dargestellt…

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  5. Christiane schreibt:

    Das ist wunderschön, beides, danke.

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  6. www.wortbehagen.de schreibt:

    Wie schön, daß Du uns dieses Bild zeigen kannst, liebe Gerda.
    Natürlich kennt nicht nur das weibliche Geschlecht die Zärtlichkeit.
    Das wäre zu schlimm und bei diesem Feuerwehrmann sehen wir es deutlich, daß Männer sie ebenso empfinden können
    http://wortbehagen.de/index.php/gedichte/2017/august/zaertlichkeit1
    Und wie schön und anrührend ist auch das uralte Mosaik mit seiner besonderen Bedeutung

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  7. Diesen Link kannst Du leider nicht mehr öffnen, liebe Gerda, weil das alte wortbehagen nicht mehr existiert, aber ich weiß, um welche Zeilen es sich dabei handelte:

    und mitten im Meer von Tränen
    liegt eine große Zärtlichkeit

    die dich in die Arme nimmt
    all deine widersprüchlichen
    Gefühle kennt

    dich hält, wenn du zu sinken drohst
    deine Hände wärmt und Eisigem seine
    Spitzen bricht …

    Sie lebt in DIR

    Liebe Grüße von Bruni an Dich

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    • gkazakou schreibt:

      Ach, Bruni, wie schön ist das nun wieder. Schön und überaus willkommen. Danke! Als ich heute morgen im Meer schwamm, fühte ich diese Zärtlichkeit, dies Aufgehobensein inmitten der bitteren See, und ich wurde ruhig und zuversichtllich. .

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