Apropos Documenta

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Wer wie was ist die documenta? Offenbar was Deutsches. Aber was geht sie uns an? Von Deutschland kommen allerlei Hausaufgaben und Rüffel, weil wir sie nicht  ordentlich gemacht haben. Wieder und wieder sollen wir das Alpahbet herunterbeten wie Erstklässler. A = Arbeit, B  =  Bank, C = Check, D =  Deutschland, E = Euro, F =  Fond, G = Geld, H = Hausaufgaben, I = Investition, J = Ja, K = Kredit, L = Lohnkürzung, M = Mindestlohn, N = Notenbank, O = Offenbarungseid, P = Pleite, Q =  Quittung, R =  Rechnung, S = Schulden, T = Tarif, V = Vermögenssteuer, W = Währungsunion,  X = das ist die Unbekannte oder wenn dir jemand ein X für ein U vormacht. ….Irgendwie hat Deutschland neuerdings mit der dunklen Seite der Ökonomie zu tun. Oder, als Reminiszenz, mit Krieg und Besatzung.

Das Goethe-Institut Athen hat sich der armen unwissenden Athener Bürger angenommen. Und erklärt ihnen, was documenta ist. Du weißt es natürlich: „Die Kasseler Weltausstellung der Gegenwart“. Und die findet 2017, zumindest halbwegs, in …. Athen statt.  Das Motto ist:

„Von Griechenland lernen“.

Also da bin ich wirklich gespannt. Das zu lernende αλφαβητα (Alphabet) beginnt dann vielleicht so : α = απεργία β=βουλή, γ=γελοίο, δ=δημοκρατεία, ε=ελευθερία…..

Im Goethe-Institut von Athen ist eine kleine Aufklärungsecke entstanden, und da trank ich heute meinen Kaffee. Ich fotografierte auch die Bilder, die auf zwei Screens liefen: Fotos von der Documenta seit ihrem Beginn, also seit 1955. Einige der Documentas habe ich selbst besucht, und so wars für mich ein sentimentales Wiedersehen.

Hier der Beginn, 1955:

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Und so gings weiter:

In wenigen Monaten kommt die 14. Documenta nach Athen. „Von Griechenland lernen“ ist die Absicht. Da bin ich wirklich sehr sehr gespannt.
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Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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24 Antworten zu Apropos Documenta

  1. kunstschaffende schreibt:

    Das ist eine feine Sammlung der Documenta’s, die Du da zeigst! Ich finde es sehr gut, dass sie im Kunstland Griechenland stattfindet!

    LG Babsi

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  2. textstaub schreibt:

    Toller Edit

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  3. Tanja im Norden schreibt:

    Ich werde an Dich denken, wenn wir in Kassel sind – für mich erst der zweite documenta Besuch.

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  4. kormoranflug schreibt:

    Die Künstler lernen doch alle von Griechenland.

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  5. Ulli schreibt:

    Dein Alphabet in diesem Zusammenhang, liebe Gerda, ist so wahr und real, wie traurig- schon denke ich über ein Gegenüber nach, eins, dass von mutigen Träumen gespeist wird, das lasse ich jetzt mal wirken.
    Und ja, lassen wir uns überraschen, was es dieses Jahr sein wird mit Kassel und Athen- Kassel habe ich innerlich schon gebucht und Athen ja sowieso …
    danke für die Doku und herzliche Morgengrüsse vom blauen Berg mit Wölkchen
    Ulli

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  6. gkazakou schreibt:

    das ist eine wunderbare Idee, Ulli! Du machst ein deutsches Alphabet zum mutigen Träumen für Griechenland und ich mache ein griechisches Alphabet zum freien Denken für Deutschland. Bisher habe ich ja fast nur Schmerzhaftes zum Verhältnis der beiden Länder beitragen können. ZB dieses. https://gerdakazakou.com/2015/07/15/danke-deutschland/

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  7. putetet schreibt:

    Ich hoffe, du meldest dich mal, wenn du nächstes Jahr zur Documenta nach Kassel kommst 🙂

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  8. Hella schreibt:

    Warum nimmt man uns Kasseler eigentlich unsere documenta weg, wenn man sie in Griechenland doch gar nicht haben will? Immer die alte Litanei, schon wieder hat man Euch wohl was aufs Auge gedrückt aus Deutschland. Diesmal ist der Pole schuld. Er meinte wohl, Athen ein Geschenk zu machen. Aber Ihr seid schon wieder überfordert. Uff!

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    • gkazakou schreibt:

      Hej, Momemt mal, Hella, das geht mir jetzt ein bisschen zu schnell. Ich bin ja nicht in eingeweihten Zirkeln zu Haus, weiß nicht, wie die Planungen laufen, sondern zeigte nur, was das Goethe-Institut dazu zu sagen hat. Die Documenta ist seit 1955 in Kassel zu Haus, oft genug, besonders am Anfang, wars gar nicht so gern gesehen von der Kasseler Urbevölkerung. Die Athener wissen (außer natürlich den Kunstfreunden und Künstlern, die immer auch nach Kassel pilgerten), nichts über diese Angelegenheit, woher auch. Die Regierung hat anderes am Hals, die Stadt Athen auch.

      Mir gefällt die Devise „Von Griechenland lernen“ sehr gut. Die Documenta – ein offenes, ständig sich neu erfindendes Weltkunstereignis – hat von Kassel nichts Besonderes zu lernen gehabt, scheint mir. Jetzt hat sie eine neue Aufgabe: in einem großstädtisch-chaotischen, von der Wirtschaftskrise gezeichneten Umfeld den Menschen zeitgenössische Kunst verständlich zu machen. Da wird es dann nicht mit einer Sau im Stall oder einem stillgelegten Bahnhof sein Bewenden haben können – kein Mensch würde die finden. Und auch eine Bewaldung mit Eichen dürfte nicht klappen. Hier herrschen andere Maßstäbe – und das finde ich eine tolle Herausforderung.

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  9. gkazakou schreibt:

    Falls der Eindruck entstanden sein sollte, dass sich hier in Athen kein Mensch für die Documenta interessiert, so möchte ich das unbedingt korrigieren. Für die Kunststudenten und der Künstler, die sich keine Fahrkarte ins Ausland leisten können, ist es eine erstklassige Gelegenheit, sich mit zeitgenössischen Kunstströmungen bekannt zu machen und aktiv am Geschehen mitzuwirken. Es gibt auch bereits Anlaufpunkte und eine Seite (auf griechisch, deutsch und englisch). Da las ich u.a., dass Mitglieder eines „Chores“ angeworben werden, der nach dem Vorbild des Chores in der klassischen Tragödie die Verbindung zwischen Kunstgeschehen und Publikum herstellen sollen (die Stellen werden vergütet). Auch sucht man Spender von Büchern, die verboten waren oder sind, um eine Akropolis der verbotenen Bücher zu bauen. Die wird dann in Kassel zu sehen sein. Hier erfahren Freunde der Documenta mehr: http://www.documenta14.de

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  10. Hella schreibt:

    Der Erfinder der documenta war der Kasseler Arnold Bode, der 1955 in einer von Phosphorbomben zu 80% zerstörten Stadt voller zahlloser Obdachloser und Ostflüchtlinge diese Ausstellung moderner Kunst realisierte, in Ruinen damals und gewiß nicht unter dem Beifall der „Urbevölkerung“. Die documenta wurde zu einer Weltkunstausstellung, auf der internationale Künstler ihre Werke ausstellen. Es wäre angemessen, mit etwas Respekt dieser Tatsache eingedenk zu sein.Deine Schnodderigkeit ärgert mich wirklich. Hella

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    • gkazakou schreibt:

      Tut mir leid, liebe Hella, ärgen wollte ich dich natürlich nicht. Aber du wolltest vielleicht mich ärgern, als du schriebst, dass man „wohl schon wieder was aufs Auge gedrückt hat aus Deutschland“, was die Athener gar nicht haben wollen, und dass die Griechen „schon wieder überfordert“ sind. Aufs Auge gedrückt wurde den Athenern, wie du mir sofort beipflichten wirst, eine deutsche Besatzung und ein wirtschaftliches Sanierungsprogramm a la Schäuble – und das hat tiefe hässliche Spuren im Deutschlandbild hinterlassen. (https://gerdakazakou.com/2015/07/15/danke-deutschland/). Für die Documenta gilt das selbstverständlich nicht. Die haben sie einfach noch nicht recht zur Kenntnis genommen. Aber das wird schon noch.
      Die Gründungsgeschichte der Documenta kenne ich. Offiziell heißt es dazu: „Der Rückblick auf die wichtigsten Positionen der Moderne sollte zugleich die Überwindung der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland und den Neubeginn einer demokratischen Gesellschaft dokumentieren“. Das war 1955. Danach ging es dann mehr und mehr um die Inszenierung von Kunst in einem sonst eher kunstfreien Raum (Stadt Kassel).

      Sei ganz herzlich gegrüßt – und nicht ärgern! Kassel behält die Dokumenta ja! es ist doch herrlich, dass unsere beiden Städte auf diese Weise in einen Austausch treten – und die Kasseler nach Athen, die Athener nach Kassel schauen. Gerda

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  11. Monika schreibt:

    Gerda,
    vielen Dank, für dieses aufschlussreiche Zwiegespräch (Diskussion). Es hat mir die
    „Dokumenta“ näher gebracht. – Neugierig -.
    Es gefällt mir, hin und wieder einen nassen Lappen ins Gesicht zu bekommen, um mal wieder wach zu werden. (Schlaf nicht Kind), sprach die Mutter vor langer, langer Zeit.
    Es gefällt mir, erinnert zu werden, um noch einmal zu schauen, wo war ich denn, wo bin ich jetzt.
    Es gefällt mir, Gedanken auszutauschen. Manchmal wird es ein bischen hektisch. Aber nur manchmal.
    Es gefällt mir, unsere, meine Sichtweise zu überdenken und zu erneuern.
    Monika

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    • gkazakou schreibt:

      Danke dir von Herzen, Monika! Die Documenta will ja aufwecken, will kontroverse Diskussionen auslösen, hat es immer getan. Wenn das hier schon im Vorfeld gelungen ist – umso besser! „Die Documenta erfindet sich immer wieder neu“ – das ist die Devise, die sie vor vielleicht allen anderen künstlerischen Weltereignissen auszeichnet und so spannend macht. Das ging manchmal daneben, im nächsten Anlauf aber wurde sie wieder zu einem starken Brennglas zeitgenössischer Kunst weltweit – vor allem aber auch: des Nachdenkens über diese Kunst und ihre gesellschaftliche Rolle. Gerda

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  12. gkazakou schreibt:

    Ein notwendiges Nachwort: Ich habe Kassel oft und gern besucht. Meine Mutter hat dort gelebt, meine Schwester, mein Neffe und sehr liebe Freunde leben dort. Außer den Menschen ziehen mich die schöne Natur und das reiche kulturelle Leben an, das tief in der Vergangenheit wurzelt. Dass es diese nicht gerade reiche Stadt geschafft hat, eine Kunstschau von der Bedeutung der documenta über 60 Jahre hin durchzuführen, verdient großen Respekt. Ich freue mich sehr, dass Athen im kommenden Jahr von dieser Arbeit wird profitieren können. DIe Zusammenarbeit Kassel – Athen im Rahmen der Documenta möge nach vielen Verwerfungen im deutsch-griechischen Verhältnis einen positiven Gegenpol schaffen.

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