Eines Tages, vor vielen vielen Jahren, kam sie zu mir. Es war finstere Nacht in einer finsteren Gegend von Athen …. Ich eilte, um die letzte U-Bahn zu bekommen, da sah ich sie zwischen geparkten Autos liegen. Seither wohnt sie bei mir.
Meist lehnt sie in einem Winkel auf der Fensterbank im Atelier. Dort setzte sie Spinnweben an, bis ich entdeckte, dass ich sie sehr gut als Statistin in Aufstellungen brauchen konnte, wenn mir ein Kind fehlte.
In der ersten Zeit aber diente sie mir als williges Modell. Ich malte sie, und sie erzählte mir Geschichten, Abenteuer für ein Kinderbuch, das ich nie schrieb. Schade. Drei der Bilder habe ich zwischen den Stapeln alter Leinwände gefunden, andere bleiben verschwunden. Bedauerlicher Weise fehlt das Bild der Puppe mit dem roten Kater und das andere, wo sie ziemlich beschickert an einer Likörflasche lehnt. Drei der Bilder aber kann ich euch zeigen, habe sie heute fotografiert.
Auf dem ersten Bild ist die Puppe (sie hat bis heute keinen Namen) noch recht klein
und sitzt gemächlich auf dem großen alten Sessel, den ich im Atelier stehen hatte. Auf dem zweiten
gerät sie in einen heftigen Wasserwirbel, der sie mit sich reißt. Eine Maske saust mit ihr zusammen hinab, und wenn ich mich recht erinnere, hatte die kleine Blauhaarige weit mehr Angst vor der Maske als vor dem rasenden Wasser.
Froh, wieder auf dem Trockenen zu sein, verspricht sie, künftig unübersichtlichen Abenteuern fernzubleiben. Sie ist ja nun auch schon fast ein kleines Fräulein, das auf seine Garderobe acht gibt. Hier seht ihr sie, wie sie Blumen in ihrem Schürzchen sammelt, die der Himmel auf sie regnet, als sei sie Sterntaler.
Gemalt sind die Bilder mit Pigmenten und Leinöl auf Leinwand. Das Öl hat sich an manchen Stellen verfärbt, ist gelb geworden, wie billige Malmittel es an sich haben. Aber die Augen der Maske waren immer schon gelb.
Ab morgen wird sie wieder allein im Fenster des Ateliers lehnen, denn wir fahren für einen Monat nach Athen. Aber keine Sorge, meine Kleine, bald sind wir schon zurück.
Guten Abend, Gute Nacht. Und angenehme Träume!
Das ist eine sehr schöne Geschichte, liebe Gerda – und besonders von dem „kleinen Fräulein“ bin ich gerade total entzückt.
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🙂
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Zauberhaftes Wesen, auf deinen Bildern voller Leben.
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Danke! Puppen haben das so an sich; kaum schaust du hin, nehmen sie Eigenleben an. 🙂
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Aha, Pigmente mit Leinöl. Machst du das genauso wie man auch Ölkreide mit Leinöl verreiben kann ?
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Das hab ich noch nie ausprobiert. Ich kaufe fertige Pigmente, die ich meistens mit Kleister und manchmal eben auch mit Leinöl binde. Bei Leinöl sollte man auf gute Qualität achten, sonst sieht das Weiß nach ein paar Jahren aus wie Senf. Bei diesen Bildetn sind die Verfärbungen nicht sehr schlimm.
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Aha, dass es bei Leinöl große Qualitätsunterschiede gibt, wusste ich nicht. Wir verwenden Pigmente immer mit Bindern ….
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Tolle Bilder! Ein Buch wäre wirklich etwas… 😉
Liebe Grüße,
Frank
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Danke, Frank! Für das Buch ist es nun wohl zu spät!
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Es ist erst zu spät, wenn du diese Erde verlassen hast!
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Schade. Deine Bilder erzählen so viel.
Liebe Grüße,
Frank
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Bei so viel Zuspruch beginne ich zu überlegen, ob ich nicht doch noch was draus mache. Wenn ich die anderen Bilder finde….Mal sehen. Herzlichen Dank vorerst! Und eine schöne Woche!
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Hallo, liebe Gerda.
Diese Bilder sind auf ganz besondere Art und Weise entstanden, mit ungewöhnlichen Hintergrund und Bezug zu dieser Puppe mit den blauen Haaren.
Es wird Dir etwas einfallen. 🙂
Eine schöne Woche für Dich!
Herzlichst,
Frank
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Ich wills versuchen, lieber Frank. Vielleicht.
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Ich hatte so die Idee, daß Du zu jedem Bild einen Geschichtenanfang schreiben könntest und nur den Fund der Puppe als Erklärung und Einführung gibst.
Doch es ist Deine Puppe mit den blauen Haaren. 😉
Liebe Abendgrüße,
Frank
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A, ich verstehe! Ich schreibe den Anfang der Geschichten, und du spinnst sie dann fort! Tolle Idee!! Aber warum schreibst du nicht den Anfang, und ich oder andere, die Lust haben, spinnen fort? Ginge doch auch! Meine Erlaubnis hast du – die Puppe gehört dir 🙂
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Ich dachte dabei an ein Buch, welches weitererzählt werden kann: Bild und Geschichtenanfang und alles andere liegt bei der Person der das Buch gehört. 😉 Ein „Geschichtenmalbuch“ oder so.
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auch das ist eine schöne Idee. sehr schön sogar. Danke.
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Die Bilder haben viel Dynamik und gefallen mir ausgesprochen gut!
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Danke Susanne!
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Geht mir genau so!
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Deine Bilder sind wunderschön!Vielleicht findest Du in Athen einen Puppenfreund für sie, damit sie nicht mehr alleine ist, wenn Du auf Reisen bist.
Wünsche Dir eine gute Zeit!
LG Babsi
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Who knows? Alles ist möglich 🙂
Wünsch dir was!
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Liebe Gerda,
die Puppe mit den blauen Haaren ist wunderbar… wie auch deine Bilder mit ihr.
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da freu ich mich, dass sie dir gefallen 🙂
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Sehr sogar!
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Die echte Puppe sieht schon bißchen gruselig aus. Als sei sie in ner schlechten Gegend aufgewachsen. Auf Deinen Bildern ist sie sympathischer.
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Hm, hab ich gar nicht bemerkt. Die Gegend, in der ich sie fand, hat zwar keinen guten Ruf (Drogen, Anarchoszene), aber die Kleine wirkte doch unschuldig in ihrem sauberen Dress. Und dass ich sie aus der Gosse gezogen habe, besagt ja erst mal nicht so viel 😉
Liebe Grüße!
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Liebe Gerda, dann hat die blaue Lady ja jetzt sturmfrei. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie die ganze Zeit still auf der Fensterbank sitzt und stumm auf dich wartet. Dafür ist sie viel zu umtriebig und neugierig. Wahrscheinlich hopst sie buchstänblich in letzter Minute an ihren Platz, zupft sich das Kleid zurecht und schaut ganz harmlos und brav. So sind sie …. die scheinbar braven Mädchen.
In diesem Sinne … eine angenehme Woche in Athen. Marie
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Daran hab ich noch gar nicht gedacht, liebe Bruni! Ich halte mich eigentlich für eine liberale Mama, aber wer weiß, wie die kleine Blauhaarige mich wahrnimmt. Mir gefällt die Idee sehr, dass sie sich aus dem Staube macht, während wir weg sind, und sich im letzten Momrnt mit Unschuldsmiene wieder einfindet. Ist ne schöne Vorlage für Geschichten.
Danke für die guten Wünsche! Wir sind grad in der Athener Wohnung angekommen, die uns still und sonnig begrüßte. Ich bin auch hier sehr gern. Liebe Grüße dir!
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Liebe Marie, wollte ich schreiben…..
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*lach*, dacht ich mir doch
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Was für wundervolle Bilder von Deiner Puppe mit den blauen Haaren, liebe Gerda, und Deine Geschichten passen so gut dazu,. daß es wirklich sehr reizvoll wäre, alles zusammengefaßt in deinem kleinen Büchlein zu finden.
Dein Modell ist so originell, als wäre es extra für Dich aus einer besonderen Geschichte entlaufen,
damit Du es damals finden konntest.
Liebe Gutenachtgrüße an Dich und einen interessanten und wunderschönen Aufenthalt in Arthen
wünsche ich Dir und Deinem Mann
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Herzlichen Dank Bruni, und auch dir eine gute Zeit mit Lachen und ohne Viren
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Danke für die lieben Wünsche, kann sie gut gebrauchen
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Liebe Gerda, ich mag die Puppe mit den blauen Haaren sehr und deine Bilder dazu, deine Bilder sind die geschichten, die du nicht geschrieben hast, nun kann ich sie mir selbst erzählen, wie zum Beispiel eine Maske mit gelben Augen die Puppe vor dem Untergang bewahrte …
Und nun weiss ich auch wielang du in Athen weilen wirst … da wünsche ich dir eine reiche Zeit … schön finde ich es, dass du einen Ort in der Stadt und einen am Meer hast …
herzliche Grüsse auch hier an dich
Ulli
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Da weißt du mehr als ich, liebe Bruni! Womöglich bin ich schneller wieder in der Mani als geplant. Allerdings ist es auch hier in Athen sehr schön. Wir sind grad angekommen. LG Gerda
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Ooookej … du schriebst „einen Monat“ 😉 lieb grüsst dich die Ullibruni 🙂
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Ja, ich weiß, ich schriebs, liebe Ulli (!). Aber „nichts bleibt wie es war“. ….;)
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O, wieder schreibe ich Bruni! Liebe Ulli, liebe Marie, liebe Bruni …. Ich habe grad die 300 km Autofahrt hinter mir, und grüß eich alle von Herzen!!!!
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🙂 Meine Mutter brauchte auch oft drei Anläufe, bis sie meinen Namen fand … ich lache … nu ruh dich aus, gelle?!
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Ich sitze hier und ich lache und lache und ich freue mich, ehrlich gesagt auch, denn sonst geht es mir so. Ich weiß genau, an wen ich schreibe und schwupps, mogelt sich doch der falsche Name ein. Ist mir mehr als einmal passiert 🙂
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hehe, Ulli, sei still, sonst komme ich aus dem Lachen nicht raus.
Liebe Gerda, nun komme dort an und freue Dich, daß Ihr da seid.
Herzliche Grüße von Bruni
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Die Bilder gefallen mir, die Geschichte sowieso. Danke fürs zeigen. 🙂
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immer gern 🙂
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