Almyriki = Tamarisken

DSC01143 b Chris von „Wort und Stern“ fragte mich gestern nach den Bäumen, die so nah am Meer stehen. Wie sie das wohl aushalten? Ich kenne diese Bäume als Almyriki (von almyra – salzig) und liebe sie sehr. Neugierig geworden, wie sie wohl auf Deutsch heißen, schaute ich ins internet und erfuhr erstaunt, dass es sich um Tamarisken handelt. Aha! Diese Orientalen kannte ich doch! Zusammen mit Palmen beschatteten sie die Höfe der Kalifen…

Weiter heißt es bei Wikipedia: Die wechselständig die Zweige dicht bedeckenden, ungestielten Blätter sind klein, schuppenförmig, unbehaart bis filzig behaart, oft grau-grün und 0,5 bis 7 Millimeter lang. Die Blätter sind in der Lage, mit punktförmigen Drüsen Salz auszuscheiden.“

Sie scheiden Salz aus. Daher also vermögen sie am und manchmal auch im Meer  zu wachsen. Auch in Wüsten wachsen sie, denn ihr tief ins Erdreich eindringendes weit verzweigtes Wurzelwerk gibt dem anspruchslosen Baum Halt und Nahrung in schwierigem Gelände.

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Wikipedia: „Sie sind widerstandsfähig gegenüber salzigen Böden und vertragen auch alkalische Bodenverhältnisse. Die Keimfähigkeit ist noch bei einer Salinität von 30 bis 40 mS*cm-1, entspricht in etwa einem osmotischen Potential von 1 bis 2 MPa, gegeben.[1] Die Gallen sind reich an Gerbsäuren. Wenn eine Schildlausart die Rinde verletzt, produziert die Manna-Tamariske (Tamarix nilotica) eine Substanz, welche Manna genannt wird.“

Das wird ja immer toller! Das Manna, das den Israeliten bei ihrer Wüstenwanderung das Leben rettete, ist – „einer weiteren Theorie zufolge … ein Ausscheidungssekret von im Sinai auf Tamarisken lebenden Schildläusen, eine Flüssigkeit, die meist nachts in Form von glasartig durchsichtigen, zuckerreichen Wassertröpfchen ausgeschieden wird und infolge Kristallisation nach wenigen Tagen eine milchigweiße bis hellgelb bräunliche Färbung annimmt.“

„Meine“ Almyriki spenden kein Manna, dafür aber wohltuenden Schatten, den sie wie Himmelstau über sonnenheiße Strände breiten.

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Am meisten liebe ich die Almyriki freilich wegen ihrer großartigen Standhaftigkeit, von der ich mir gern ein Scheibchen abschnitte.

Denn wenn das Meer hoch geht und Wassermassen und Geröll gegen die Küstenstraße schmettert, so dass es aussieht, als wolle es salzige Wasser-Bäume gebären …

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…  bleiben sie stehen und sind auch noch da, wenn das Meer sich zurückzieht.

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Im vergangenen Jahr hat das Meer die Almyriki in „meiner“ Bucht auf eine schwere Probe gestellt. Seit Jahren genoss ich den lieblichen Schattenplatz, hängte meinen Kram an seine geduldigen Zweige ….

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ließ mich hinaustreiben ins seidige Blau …

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und in den sich hell violett färbenden Himmel.

Doch die Winterstürme schmissen den Baum samt gewaltigem Wurzelwerk gegen die Küste.

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Nun ist es aus mit dem Baum und seinem Schatten, dachte ich betrübt.

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Doch im Frühjahr begann er erneut, bescheidene grüne Blätter auszubilden.

Wer weiß, vielleicht schafft er es ja noch einmal. Und andere Liebhaber der Bucht werden wieder ihr provisorisches Zelt zwischen seine geduldigen Zweige spannen und seinen leichten Schatten dankbar genießen.

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Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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34 Antworten zu Almyriki = Tamarisken

  1. Katrin - musikhai schreibt:

    Die ‚Almyriki‘ ist ein echter Kämpfer und die sollte man nie unterschätzen!

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  2. haluise schreibt:

    Hat dies auf haluise rebloggt.

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  3. mannigfaltiges schreibt:

    Ich habe eine große Tamariske im Garten, eigentlich ist sie fast die größte Pflanze/Baum im ganzen Garten, die meiste Zeit ärgere ich mich darüber, vor allem wenn ich unter ihr rasenmähen darf. Aber sie ist so schön, jedes Frühjahr die erneute Frage: blüht die Tamariske schon? Wenn man die Blüten genauer ansieht (irgendwo habe ich sie schon mal gepostet): Einfach wunderbar.
    Und im Herbst dann: was schneide ich weg, was kann bleiben-es ist schwierig.

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  4. kunstschaffende schreibt:

    Mein Freund der Baum ist tot! (Alexandra)

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  5. afrikafrau schreibt:

    tamarinde- in der afrikanischen Küche für Soßen, sehr gesund- Vitamine-süß-säuerlich – schutz vor
    Malaria- usw. wunderschöne Pflanze mit zarten Blüten, Blätter wie Federn, wächst in Afrika in trockenen, sandigen Gegenden, Savannen und Wüsten, Reinigen die sandige Luft.

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    • gkazakou schreibt:

      Schön! Ja, sie ist ein so anspruchsloser wohlwollender Baum,dass sie selbst in Wüsten gedeiht. Ich denke, die Bewohner Afrikas wissen sie zu schätzen.

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  6. kunstschaffende schreibt:

    Das habe ich auf die Schatten spendende Almyriki bezogen, die zerlegt am Strand liegt. Kennst Du die Sängerin Alexandra nicht, schau doch mal auf YouTube.

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    • gkazakou schreibt:

      Liebe Babsi, ich kenne sehr wenig neuere Musik, da ich schwerhörig bin und mit Hörgeräten kaum Musik ertrage. Der Baum ist nicht tot, darum meine Fragezeichen. Er ist schwer geschlagen, aber er hält stand. Er ist ein Kämpfer, wie Katrin sagt und wie manche Menschen halt auch sind.

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      • kunstschaffende schreibt:

        Alexandra ist eine Schlagersängerin aus den 60er Jahren, ihre Texte waren aber lyrische Texte wie z.B. Sehnsucht, Der Tanzbär und eben Der Baum ist tot.
        Wenn Du möchtest dann schau doch mal auf Wikipedia nach, sie war eine interessante Persönlichkeit!

        Hier noch ein Zitat: Lärm ist der hörbare Müll unserer Zivilisation (Herbert von Karajan)

        Ich wünsche Dir eine gute Nacht liebe Gerda!

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    • gkazakou schreibt:

      danke, Babsi, ich schau mal nach. Den Zusammenhang mit dem „toten Baum“ hatte ich nicht verstanden.

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  7. benselerreid schreibt:

    Oh wife wunderbar! Ich have mich diesem Baum such grade vorgestellt : win wunderschoenes Exemplar waechst I’m Garten meiner neuen Arbeit und ich pflanzte letztes Jahr einen kleinen in meinem Garten. ..
    Die Photos wind umwerfend und heimisch – ich kenne diesen lieben Baum 🙂

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  8. benselerreid schreibt:

    Entschuldige ‚predictive text‘ …

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  9. juergenkuester schreibt:

    Ein für mich sehr informativer, alte Begrifflichkeit wiederbelebender und Staunen erzeugender Bericht. Gerda, vielen Dank dafür.
    Liebe Grüße Juergen

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  10. gkazakou schreibt:

    danke sehr! Immer gern! Liebe Grüße Gerda

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    • benselerreid schreibt:

      Oh wie liebend gern! Ich sehne mich nach diesen Farben und Dueften… Nur sehe ich noch keine Lösung… I’m Herbst haben die Kinder keine Ferien und ich denke der Sommer ist zu heiss… ?

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      • gkazakou schreibt:

        nun, man schläft draußen, man liegt im oder am Wasser, man sucht den Schatten, man ist faul, man duscht im Garten, man springt in die kalten Seen ….Nichts wird so heiß gegessen wie gekocht.

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  11. Martina Ramsauer schreibt:

    Was können solche widerstandsfähigen Bäume doch für eine Wohltat/Manna sein für uns Menschen und deine Bilder von den Tamarisken zeigen dies auf eindrückliche Art. Unser Ginkgo Biloba bedeutet für uns wahrscheinlich etwas Aehnliches, wie „deine“ Bäume und ich wünsche alles Gute für die Zukunft. Lieben Gruss Martina

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    • gkazakou schreibt:

      herzlichen Dank, Martina. Wo lebst du eigentlich, dass du einen Gingko Biloba vor der Türe hast?

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      • Martina Ramsauer schreibt:

        Guten Morgen Gerda, ich wohne im Tessin und unser Gingko ist ca. 20 Meter hoch. Ausserdem hätte ich viele kleine Bäumchen zu verschenken, die ich sonst leider bald einmal schreddern muss. Einen guten Tag wünscht Martina

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    • gkazakou schreibt:

      Aha, Tessin. Lieblich gen Süden geneigt.
      Ich hoffe doch sehr, dass den Kleinen nix geschieht! Setz doch mal einen Notruf im Blog ab! Zu mir kann ich sie leider nicht einladen, da steht alles voll mit Olivenbäumen, die solche Nachbarschaft nicht zu schätzen wüssten.

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      • Martina Ramsauer schreibt:

        Und es waere auch zu weit entfernt, aber es ist lieb, dass du daran gedacht hast. Ich werde sie wahrscheinlich bei meiner Gruppe „scambio di favore“ – Zeitbank- ein weiteres Mal anbieten! 😀

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  12. madameflamusse schreibt:

    bezaubernd, an so einer schönen Stelle möchte ich auch einmal sein, und tolle Fotos 🙂
    ps.: zum Vorpost… wir haben eine ganze Straße voll mit Ginkos (nur Ginkos) im Nachbarviertel

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  13. gkazakou schreibt:

    O du bist nah bei Goethe und dem Gingko-Blatt! Ich verstehe. Wieso suchte ich dich innerlich irgendwo in der Lüneburger Heide?
    Grüß mir Weimar, das ich leider nie besuchen konnte. Vielleicht wird es ja doch einmal dazu kommen.

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  14. finbarsgift schreibt:

    Ein sagenhaft schöner, interessanter Bericht 🙂

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  15. Pega Mund schreibt:

    ja, ganz wunderbar, dies hier über die tamarisken zu erfahren!
    danke für den hinweis, gerda! und einen lieben gruß: pega 🙂

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