Gestern war ich auf der Messe, auf der einmal jährlich griechische und internationale Galerien Werke der von ihnen vertretenen Künstler ausstellen. Es ist eines der wenigen Großereignisse des Kunstmarktes in diesem Lande. Ausgestellt wird im Taekvondo-Gebäude – einem der meist leerstehenden gewaltigen Sportgebäude im Delta von Faliron, Überbleibsel der Olympiade von 2004.
In der großen Halle stehen dicht an dicht die Kioske – ein verschachteltes Labyrinth. Nach den paar Stunden, die für einen ersten Rundgang erforderlich sind, bin ich ziemlich erschöpft. Nichts ist anstrengener als eine Kunstausstellung, seufze ich. Und nun gar eine Kunsstmesse!
Aber natürlich gehe ich jedes Jahr wieder hin und versuche, mich selbst in der modernen Kunstszene zu verorten, Anregungen zu bekommen oder einfach nur.mich zu informieren, was sich heute so auf unserem recht engen griechischen Kunstmarkt tut.
Und ich versuche zu vergleichen. Was war vor fünf Jahren eindrucksvoll, was heute?
Manchmal scheint mir, als ob sich innerhalb der gewaltigen Menge gezeigter Kunst so etwas wie eine Tendenz herauskristallieren möchte.
Aber das ist natürlich dummes Zeug. Es ist mein Augenmerk, das Zusammenhänge schafft, während die Bilder harmlos und beziehungslos nebeneinander hängen. Nichts verweist auf irdendetwas anderes als auf sich selbst und auf eine Realität, die nur der Künstler kennt.
Die gezeigten Beispiele stammen von der Art Athena 2011. Fotos von der diesjährigen Ausstellung zeige ich morgen.
Nichts verweist auf irgendetwas anderes als auf sich selbst. Und…… einer Realität die……
Einer vergangenen Realität, dem gegenüber eine gegenwärtige steht. Was also tauscht sich aus? Konflikte……, oder entstehen die beim betrachten eines Kunstwerkes? Ist der Konflikt der meinige und ist das gewollt? Dann bin ich in eine Falle gegangen. In eine emotionale.
Genieße diesen wunderbaren Sonntag. Monika
LikeGefällt 1 Person
In eine Falle? Ich weiß nicht. Vielleicht doch eher in einen anregenden Energieaustausch, der natürlich auch konfliktreich verlaufen kann, zwischen mir als Betrachter, dem Bild und dem Künstler. Wobei das gemeinsame Substrat eine Realität ist, die uns alle umfasst, die aber jeder auf eine andere Weise wahrnimmt und (re)konstruiert.
Auch dir einen anregungs- und gedankenreichen Sonntag! Gerda
LikeGefällt 1 Person
Eine Falle ist es nicht, da gebe ich Dir Recht. Ich fühlte mich ertappt und gleichzeitig gefangen genommen. Es war schon stark, zu spüren wie vieles in mir sprach und widersprach. Hatte ich zuvor mir niemals Gedanken gemacht, nicht einmal richtig hingesehen. Wahrscheinlich nur mit halbverschlossenen Augen und nun öffnet sich eine Welt, zu der ich mir keinen Zugang verschafft hätte, wenn nicht dieser Zufall mit ins Spiel gekommen wäre. Deine Seite und Du. Danke, für alle Antworten.
Monika
LikeLike
Kunstmessen sind ein schwieriges Pflaster. Für viele Kunstwerke braucht man, zum verstehen, die Geschichte dahinter. Doch all dies sagt noch nichts über Qualität oder Strömung aus.
LikeGefällt 1 Person
Danke für deine Eindrücke Gerda.
Ich habe letzte Woche beim Künstlerbund gehört, dass die Galeristen fast nur noch auf Kunstmessen verkaufen und die aufwändigen Ausstellungseröffnungen in den Galerien meist ins Leere laufen.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie sich der Kunstmarkt entwickelt.
Liebe Grüße von Susanne
LikeGefällt 1 Person
Die Beispiele sind von 2011. Da fiel mir eine Tendenz zu fast altmeisterlicher Figurenmalerei auf. In diesem Jahr hatte ich wieder einen ganz anderen Eindruck. Wobei die Vielfalt der Werke und Richtungen es unmöglich machen, von einer einheitlichen Tendenz zu reden – nicht mal auf dem beschränkten griechischen Kunstmarkt.
Was mich vorgestern erstaunte, ist, dass recht viele Verkäufe auf der Messe liefen. Das war mir neu. Ich war bisher der Ansicht, dass die Messen nur der Orientierung dienen. Wenn die Messen sich auf die Verkäuflichkeit der Werke hin orientieren, geht ein wichtiges Moment – die Präsentation von neuen Entwicklungen – verloren. Liebe Grüße nach Berlin! Gerda
LikeGefällt 1 Person
Liebe Gerda,
dann bin ich einmal auf die aktuellen Exponate gespannt, die von 2011 sind jedenfalls schon einmal beeindruckend – und sehr vielfältig. Besonders gut aber hat mir dieser Satz gefallen (ist ja auch oben schon kommentiert worden): „Es ist mein Augenmerk, das Zusammenhänge schafft, während die Bilder harmlos und beziehungslos nebeneinander hängen. Nichts verweist auf irdendetwas anderes als auf sich selbst und auf eine Realität, die nur der Künstler kennt.“ Ich könnte ihn glatt für eine Besprechung zu Tom McCarthys Roman „Satin Island“ verwenden. Mal schauen, vielleicht liest Du Dich dort ja selbst wieder…;)
Viele Grüße, Claudia
LikeGefällt 1 Person
Ich bin auch auf die heutigen Eindrücke gespannt.
Was mich interessieren würde, sind auch die Künstler der Exponate, vielleicht nur teilweise, anwesend?
Ich denke, die Messen müssen vielleicht sein um die Werke einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Denn schließlich Leben alle vom Verkauf. Das ist dann der Preis, den man für Individualität und auserwählten Publikum zahlt, es wird kommerziell.
LG Babsi
LikeGefällt 1 Person
ja, durchaus sind Künstler anwesend. Soweit sie nicht gestorben sind (es gibt auch Galerien, die mit Werken bekannter verstorbener griechischer Maler handeln) …Und freilich wollen und müssen alle auf Verkauf aus sein: Künstler wie Galerist. Eine reine Mostra (wo man nicht verkauft, sondern nur zeigt) ist fast nur für bereits anerkannte Künstler, leider, die sowieso verkauft werden.
LikeGefällt 1 Person
Danke Gerda für die Erklärung! Ich wünsche Dir noch interessante Eindrücke und Freude beim Entdecken!
LikeGefällt 1 Person
Tolle Eindrücke, gefallen mir. Danke für ´s Zeigen 🙂
LG Alexander
LikeGefällt 1 Person
immer gern! 🙂
LikeGefällt 1 Person
Hat dies auf haluise rebloggt.
LikeLike
…interessant und aussagekräftig finde ich das erste Foto, das ja den Aufbau der Ausstellung an sich zeigt…auch von 2011(?)…ich sehe diese Veschachtelung als Ausdruck der Vereinzelung heute, viel Information, individueller Ausdruck, aber (eher) kein Zusammenhang, wenig Verständigung untereinander und alles irgendwie im Dunkeln liegend…
LikeLike
Ja, teggytiggs, du hast recht. Der Aufbau war auch in diesem Jahr der gleiche. Man kann kein gemeinsames Konzept erkennen. „Jeder gegen jeden und Gott gegen alle“ – wie der Titel des Caspar Hauser-Films. Hell ausgeleuchtet sind die Sachen, die Abstände sind ausreichend, um die Arbeiten zu sehen. Daran mangelt es also nicht. Aber es gibt keinen inhaltlichen oder stilistischen Zusammenhang, jeder macht seinen Stiebel. Für den interessierten Besucher ist es schwer, sich zu orientieren. Heute war ich noch mal da und habe eine strikt subjektive Auswahl getroffen.
LikeLike
Ist das nicht sowieso am Intensivsten, eine subjektive Auswahl zu treffen? Und anders auch gar nicht zu schaffen? Ich weiß noch, als ich vor vielen Jahren im Louvre mehrere Stunden vor einem einzigen Bild saß und dann erschöpft aber erfüllt die anderen Bilder nicht mehr ansehen konnte. Doch dieses eine Bild hat mir mehr gegeben, als wenn ich durch die Räume gehetzt wäre.
LikeLike
Vorgestern las ich: „Jedes Bild ist der Todfeind aller anderen Bilder“. Leider weiß ich nicht mehr, von wem dieser kluge Spruch stammt.-
LikeLike