Bei Mannigfaltiges las ich den schönen Bericht „Train Dreams“. Am gleichen Tag besuchte ich mal wieder den stillgelegten Bahnhof von Kalamata, dachte an den Spraykünstler Flo und seine Kumpane, dachte auch an Nina, die meinte, es spuke dort, und an Luise, die ein trauriges Ende auf den grasüberwachsenen Gleisen eines Güterbahnhofs fand. (Ihr kennt sie aus meinen Legebild-Geschichten, inspiriert durch Juttas geschichtengenerator). Ich dachte natürlich auch an den Sackbahnhof von Heiligenhafen, und an unseren ersten zahlenden Feriengast (1951) – eine Dame aus Hamburg -, den/die die ganze Familie von eben jenem Bahnhof mit seinem prächtigen Stationshaus abholte … während ich auf einem der bequemen Korbsessel des Cafes saß und meinen leicht gesüßten griechischen Kaffee schlürfte.
Heute ist er stillgelegt, der Bahnhof von Kalamata. Und der in Heiligenhafen. Den Nordosten (West-)Deutschlands, wo ich aufwuchs, und den Südwesten Griechenlands, wo ich gelandet bin, verbindet keine Eisenbahnstrecke mehr. Schluss mit der Bahnhofsromantik. Busse sind prosaisch und praktisch. Flugzeuge sind schnell und effektiv.
Der Bahnhof von Kalamata war Endstation der schmalspurigen Peloponnesstrecke Athen-Kalamata, die in weiten Kurven und gelegentlich mächtigen Steigungen an so geschichtsträchtigen Orten wie Korinth und Mykene vorbeizog. Die Stadt Kalamata machte daraus einen ansehnlichen Museumspark – ohne Eintritt und Aufsicht, ohne Verbotstafeln und Hinweisschilder. Die Kleinen lernen immerhin, wie die Loks und Güterwagen mal aussahen, dürfen auch hineinklettern. Und die jungen Leute üben sich in Graffiti-Sprayen und Vandalismus. Lange Zeit wurden die Waggons auch von Obdachlosen benutzt – wie in meiner Geschichte über Nina, Manni und die Pakistani (https://gerdakazakou.com/2016/01/29/manni-in-aktion-fortsetzung-von-john-bahnhof-was-sagen/)
Und heute? Prächtig, prächtig: die Loks frisch gestrichen, die Kinder frisch gewaschen, die maroden Waggons ausrangiert, und die Graffitis nur noch in Restspuren sichtbar.
So sah es vor drei Jahren aus::
…aber auch damals hatte die Gemeinde die Loks bereits in guten Zustand gebracht.-
Heute ist die Anlage samt umliegendem Park ein kleines feines Paradies. Vor dem Bahnhofsgebäude kann man seinen Kaffee trinken und, weiter schlendernd, den Müttern zuschauen, die ihren Sprösslingen in die Loks helfen. Ich veröffentliche keine Kinderfotos, also seht ihr hier nur die Maschinen und ein bisschen von dem Park runherum.
Für uns Nostalgiker habe ich auch Schwarz-Weiß-Fotos produziert…
Doch warum diese Nostalgie, wenn die Gegenwart alles bietet – sogar einen Teich mit Springbrunnen und Enteninsel, den kein Hund betreten kann.
Selbst wenn die Züge nicht mehr fahren: Bahnhöfe können schön sein. Man kann träumen und im Traum reisen, wohin man will, sogar in die Vergangenheit.
Wunderbar erzählt und mit Fotos gezeigt!
Dankeschön Gerda!
Babsi
LikeLike
danke dir, Babsi, für dein Interesse!
LikeLike
Ich verstehe nicht, warum manche Menschen überall ihre Graffittis hinsprayen müssen. 😠
LikeGefällt 1 Person
Tja. Ich verstehe auch meinen Hund nicht, warum er überall seine „Markierung“ hinterlassen muss. Reviergehabe. Gute Graffiti mag ich, aber dies Gekritzel ist zu blöd. Schlimmer aber ist der Vandalismus junger Menschen, den ich überhaupt nicht begreife.
LikeGefällt 1 Person
Irgendwo in meine Zeitschriftenarchiv im Keller muss ein Bericht – mehr als 20 Jahre alt, soweit ich mich erinnern kann – über den Bahnhof Kalamata und die Bahnstrecke sein. Leider finde ich ihn auf die Schnelle nicht (mein Katalog existiert nicht mehr). Sollte er noch da sein und ich ihn auch noch finden (leider eher unwahrscheinlich) schicke ich ihn Dir.
Danke für die äußerst nette Erwähnung, ich fühle mich schon irgendwie geschmeichelt.
LikeGefällt 1 Person
gemeinsame Eisenbahn/Leidenschaft führt zusammen 😉
LikeGefällt 1 Person
Die Eisenbahn verbindet.
LikeGefällt 1 Person
Schöne Fotos und toll kommentiert. Für mich besonders interessant, weil ich viele Jahre in einer Lokfabrik gearbeitet habe. Danke, Gerda 🙂
LG Alexander
LikeGefällt 1 Person
Das finde ich ja interessant!! hast du damals auch schon fotografiert? Oder dieses Thema später aufgegriffen?
LikeGefällt 1 Person
Yep, viele Lokfotos habe ich gemacht, aber überwiegend von den Loks, die mein Arbeitgeber aktuell hergestellt hat. BOMBARDIER müsstest du auch kennen (früher HENSCHEL).
Die griechische Halbinsel Peloponnes hat 20 Loks von uns bekommen. An der Auftragsabwicklung war ich damals maßgebend beteiligt.
Heute liegen meine fotografischen Schwerpunkte bei Natur, Architektur, Menschen, Tiere.
LG Alexander
LikeGefällt 1 Person
Alte Bahnhöfe wirken auf mich wie Juttas Geschichtengenerator.
Frühlingsgrüße aus dem Norden!
LikeGefällt 1 Person
fröhlich-regennasse Grüße aus dem Mai des Südens!
LikeGefällt 1 Person
Pingback: Skizzieren am Bahnhofsmuseum von Kalamata | GERDA KAZAKOU