Ermuntert durch eure Resonanz stelle ich heute gleich noch ein paar Zeichnungen von den ersten Anfängen hier ein. Es ist das Jahr 1983, ich bin 41 Jahre alt und lebe seit zwei Jahren in Athen. Ein junger Künstler wurde angeheuert, um unseren Sohn zu unterrichten. Ich mache derweil meine eigenen Etüden nach seinem Vorschlag.
Was darf es denn heute sein? Die Aufgabe ist: zeichne weiße Gegenstände auf weißem Grund, harter Bleistift, kein Radiergummi. Auf gehts!
Unten rechts notierte ich: „weiße Formen vor weißem Hintergrund, Abstand zur Rückwand, Seitenlicht von links“. Das ist eine gute Übung, um die Ausbreitung des Lichts und des Schattens zu studieren.
Hier noch einmal eine Reihe „mit abnehmender Beleuchtung“. Gelingt nicht immer.
oder auch „weiße Plastikkugel“, „rotes Marmorei“, Orange und Apfel auf weißem Grund. Solche Zeichnungen verlangen viel Aufmerksamkeit und Geduld, denn es kommt darauf an zu verstehen, wie sich das Licht auf unterschiedlichem Material verteilt – Plastik reagiert eben anders als Marmor auf den Lichtstrahl. Es sind Etüden ganz ähnlich denen, die man macht, wenn man ein Musikinstrument erlernt.
Irgendwann geht man dann weiter zu komplexeren Formen, zum Beispiel zu einer Hand, die eine weiße Kugel hält (meine rechte Hand, ich bin Linkshänderin), wieder in zwei Beleuchtungen…
… oder einfach Hände. Einfach? Na, ich weiß nicht. Die „Alten“, wie Rembrandt oder Dürer, ließen sich jede vom Kunden gewünschte Hand extra bezahlen – zu Recht, meine ich.
Wenn es euch Spaß macht, zeige ich euch noch andere „Gegenstände“: Portrait, Akt, angezogene Person, Landschaft, Stillleben – alles mit hartem Bleistift auf Papier. Wenn das überstanden ist, geht es weiter mit Kohle. Mir macht diese Revue echt Spaß, zumal es mich zwingt, die alten Bestände zu sichten, zu fotografieren und eine gewissen Ordnung herzustellen.
Für heute: Gute Nacht!
Anspruchsvoll ! Wie hart ist der harte Bleistift ?
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Wenn ich mich recht erinnere: H2
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Ziemlich hart ……
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Toll und fein finde ich diese Arbeiten.
Ich selbst wurde sehr lange gezwungen solcher Art Etüden zu zeichnen / und was soll ich sagen: Es war mir Qual und Folter. Heute sehe ich solche Spuren in einem anderen Licht / und dennoch erinnere ich mich an den Zwang mit Schrecken.
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Ich habs halt freiwillig getan, als Ausgleich zu einem ungeliebten Berufsleben. Auch liebe ich Etüden (ich spielte mal Geige und wollte ein Jahr lang nur Fingerübungen machen, um nicht ein echtes Stück Musik zu quälen).
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Ja dies ist der deutliche Unterschied und kann ein Leben lang schatten werfen.
Und Etüden finde ich Feinwerk unter allem schöpferischen / hat etwas von WerkCharakter und Brainstorming zusammen.
Abgesehen davon das dieses Wörtchen zauberhaft ist.
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ja liebe Gerda, sehr inspirierend. Ich selber wühle auch gerade in alten Sachen rum, geschriebenes, gesungenes, gemaltes. Alles hat seine Zeit, wunderbar präzise Arbeiten, die du da zeigst, danke …… gerne mehr davon …..
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Ja; es scheint so, dass wir beide in einer Phase der Rückschau stecken. Geht schon eine Weile. Es geht mir darum, sich des schon Getanen zu vergewissern, um daraus Ansätze für Neues zu gewinnen.
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Mehr davon –
Bitte!
Erich
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Von einer Linkshänderin zur anderen:
Ich mag diese Präzision, mit der Du die Techniken des Zeichnens und Malens beschreibst. Es ist lehrreich und gleichzeitig unterhaltsam und spannend. Ich zeichne selbst gern, von den Techniken allerdings verstehe ich nichts und der Kunstunterricht in der Schule ist schon lange her…
Habe mir im letzten Jahr sogar Zeichenbuntstifte gegönnt und Kohlestifte auch.
Lieben Dank und Gruß…
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o, toll, dann man zu!
Zeichenunterricht war in meiner Schule nicht existent. Ich habe tatsächlich erst mit 40 angefangen. Vorher allerdings habe ich schon begeistert Kunst betrachtet, wo immer ich sie auf meinen Reisen fand.
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…und ich dachte wirklich, Du malst schon sehr lange 🙂
Ich bin auch eine begeisterte Kunstbetrachterin. Davon bekomme ich den Hals nie voll genug. Allein beim Gedanken zu reisen gerate ich ins Schwärmen.Reisen sind Inspiration pur…
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Pingback: Freitag, den 25. März 2016 | Kulturnews
Bin sehr an den Zeichnungen interessiert. Habe vor vielen Jahren nach den Heften von José M. Parramon angefangen, Zeichnen zu lernen (Bleistift, Farbstift, Zeichenkohle/Rötelstift) und war fasziniert. Aber ich scheiterte daran, Menschen zu zeichnen, und das hat mich so niedergeschmettert, daß ich leider ganz aufgehört habe. Ich hätte bei Äpfeln, Würfeln und Landschaften bleiben sollen. Die Hände sind wunderbar. Freue mich auf deine weiteren Arbeiten!
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Scheitern, was ist das? es bedeutet, dass man Maßstäbe gelten lässt, die einem nicht entsprechen. LG Gerda
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Scheitern, damit meine ich, daß mir meine gezeichneten Menschen nicht gefielen und ich keine Freude dabei hatte, während die Stillleben und Landschaften recht hübsch wurden und ich mich in diese Arbeiten vertiefen konnte. LG
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