Reiner Montag

IMG_5174a In den Ländern der Westkirchen, also bei den meisten von euch, liebe BloggerfreundInnen, befindet man sich schon in der dritten Karwoche – so wurde mir heute von einer Freundin klargemacht. Hier aber – im Bereich der Ostkirche – wurde heute erst der Höhepunkt des Karneval erreicht.

IMG_2544Persönlich habe ich davon allerdings nichts bemerkt – ich fuhr bei leichtem Regen von Athen nach Kalamata und weiter in die Mani. Morgen (oder, wenn ihr dies lest, heute) feiert man den „reinen Montag“, Kathara Devtera, wo man Drachen steigen lässt – wenn man kann. Die Drachen sind hier gleichschenklig und sechseckig, ganz anders als die in meiner Kindheit, als wir uns Drachen mit einem langen Längsholz und einem kürzeren Querholz bastelten, dazu auch einen langen Schwanz, der mit Zeitungspapier möglichst schwer gemacht wurde. Denn die Herbstwinde hoben nur solche schweren Drachen hoch in den Himmel über den Stoppelfeldern.

Hier aber ist es ein Frühlingsfest mit Frühlingsdrachen, die aussehen wie die liebe Sonne selbst: rund mit sechs Ecken anstelle der Strahlen. Das Volk eilt mit Kind und Kegel auf eine Anhöhe oder eine freie Parkfläche, beladen mit Picknickkörben, Decken und dem Drachen.

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In den Picknickkörben befinden sich alle möglichen Leckerbissen, nur kein Fleisch, denn an diesem Montag beginnt das fröhliche Fasten mit Fladenbrot, Fischroggen, Tsatsiki, Oktapus und Halvas, um nur die notwendigsten Ingredienzien zu nennen.

Das Wichtigste sind natürlich ein guter Wind und eine freundliche Sonne. Die werden in diesem Jahr leider kaum erwartet. Aber wer weiß! Die Wetteransagen wurden ja schon des öfteren durch die Wirklichkeit überholt.

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Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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17 Antworten zu Reiner Montag

  1. Beat Company schreibt:

    Bald ist Schuschan Purim – 25. März 2016.

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    • gkazakou schreibt:

      Gut, dass du dran erinnerst: die Völker haben verschiedene Feiertage, die ihnen wichtig sind. Ein Volk weiß gewöhnlich nichts von den Feiertagen des anderen. Vielleicht hat man mal den Namen gehört – aber man verbindet kein Gefühl und keine Erinnerung damit.

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  2. Martina Ramsauer schreibt:

    Liebe Gerba, vielen Dank für deine Neuigkeiten zum „reinen Montag“. Cari saluti vom Westen😀

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  3. Maren Wulf schreibt:

    Man könnte meinen, dass die Drei auf dem letzten Bild Sirtaki tanzen. Das geht ja zum Glück auch ohne Wind.

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  4. gkazakou schreibt:

    🙂 Vorhin hat der Regen aufgehört und auch der Wind ist gekommen ….

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  5. Katrin - musikhai schreibt:

    Bei uns könntet ihr Drachen steigen lassen. Die Sonne scheint schon den ganzen Tag und ein wenig Wind ist auch da. 🙂
    Deine Bilder zum heutigen Tag gefallen mir wieder sehr!

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  6. bruni8wortbehagen schreibt:

    Deine Legearbeiten sind wunderschön. Vor allem die letzte dieses Textes gefällt mir sehr.
    Da engeligen Wesen vielleicht die fliegenden Drachen versinnbildlichen, wirken sie auch federleicht.
    Welche Papiere benutzt Du? Sie scheinen leicht und irgendwie kindlich, die Legearbeiten, wie Du sie so fein nennst, aber ich weiß, was für eine großartige Arbeit dahintersteckt *lächel*

    Interessant, was Du vom Drachentreiben erzählst. Ein Drache, der der Sonne ähnelt, den würde ich zu gerne mal real sehen.

    LG von Bruni

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    • gkazakou schreibt:

      Lieben Dank, Bruni! Über meine Technik kannst du nachlesen. Hier nur so viel: Ich habe ein paar ältere Arbeiten zerschnitten und verwende die Schnipsel für neue Kompositionen, wieder und wieder. „Alles im Fluss“. Wenn du sie kindlich findest, haben sie ihren Zweck erreicht. Picasso sagte, dass man als Künstler ein Leben lang danach strebe, etwas zu schaffen, was Kinder ganz spontan erreichen. Paul Klee war auch so einer. Die Drachen heißen auf griechisch Adler (aetos), und das passt ja auch ganz gut zu diesen Frühlingsvögeln.
      Wenn du einen Drachen möchtest, der der Sonne ähnelt: bau dir einen, es ist ganz einfach: drei Holzlatten gleicher Länge, mit goldgelbem und rotem Papier (manche nehmen heute Plastik) bespannen, die Ecken mit Papierschnipseln schmücken, einen Schwanz an eine Ecke hängen, einen Bindfaden auf der „guten“ Seite locker spannen, daran eine möglichst lange Schnur befestigen, die auf einen kurzen Stock gewickelt ist. Na, du weißt schon Bescheid. 🙂

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      • bruni8wortbehagen schreibt:

        kindlich meinte ich im Sinne von außergewöhnlich und außergewöhnlich gut, farbenfrohe Legearbeiten, die auch kindliche Neugierde wecken.
        Nicht, daß´Du denkst, ich meinte kindlich und damit abwertend, das Gegenteil ist der Fall. Ich habe lange Jahre selbst aus Schnipseln, Fusseln vom Boden, Resten von Fäden, zerschnittenen Geschenkbändern, Stoffmustern und allem, was ich meinte, verwenden zu können, Collagen gearbeitet *schmunzel*.
        In meinem Gravatarbildchen siehst Du eine davon *g*

        Die Fotos der Adler habe ich mir mit großem Interesse angesehen. Wunderschön sind sie, schöner als diese ultramodernen Fliegabjekte, die ich heutzutage so oft bei uns sehe.

        Ich habe mal versucht, aus einem Kreis, ähnlich wie Klee, ein Bild hinzubekommen, das ähnlich aussehen sollte wie das, was mich bei ihm so fasziniert und siehe da, es ging nicht. Es sah bei mir nur komisch aus und viel zu handwerklich *g*
        Ich denke, er kann nicht nachgeahmt werden…, er ist unnachahmlich gut!

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      • gkazakou schreibt:

        ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut, der Seelenverwasndtschaft zeigt. Ja, Klee ist unnachahmlich gut. Es ist eine Freude, das immer wieder feststellen zu können. Seit bald 100 Jahren ist er geblieben, was er war, ohne Abstriche, gar nicht zeitgebunden.

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      • bruni8wortbehagen schreibt:

        ja, Klee ist ein Künstler, den man entweder nicht mag oder über die Maßen gut findet und ich finde ihn, genau so wie Du, eben wundervoll, immer und ohne alle Abstriche.

        LG von Bruni an Dich

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  7. dasgrauesofa schreibt:

    Liebe Gerda,
    was für ein schöner Brauch, am „reinen Montag“ zum Picknick im Freien Drachen steigen zu lassen. Das macht ja auch die Beziehung zwischen Ostern und den viel älteren Frühlingsfesten noch einmal deutlich. Und wie schade, dass das Wetter nicht mitgespielt hat. Das immerhin war heute bei uns ganz und gar frühlingshaft.
    Viele Grüße, Claudia

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  8. gkazakou schreibt:

    danke! Schließlich gingen dann doch einige „Adler“ in die Luft. 🙂

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  9. Pingback: „Reiner Montag“ in der Artfarm – ein Nachtrag | GERDA KAZAKOU

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