Wenn ihr von Athen Richtung Peloponnes fahrt, steigt nach etwa hundert Kilimetern der Kegelberg von Akrokorinth vor euch auf. Er springt so unterwartet aus der Ebene von Korinth empor, dass dem Piloten des Flugzeugs wohl angst und bange wurde und er die Maschine steil in die Höhe riss. (Ich spaße).
Steil ist der Berg allerdings und vor Jahren, als ich einem kräftigen Bergsteiger aus dem Norden, der einer Gemse gleich die Hänge erklomm, hinterher stieg, kam ich ganz übel aus der Puste. Heute gibts die einfachere Lösung: man nimmt das Auto und fährt bis vors Tor der alten Burganlage, die auf der Bergesspitze thront, solange Menschen sich zurückerinnern können. Der Nachteil: Jetzt ist Akrokorinth eine ordentliche „archäologische Sttätte“ und keine Ruinenstadt mehr – also gibt es Öffnungs- und Schließungszeiten. Und die liegen wegen der Arbeitnehmerrechte des Personals zwischen 8 und 14 Uhr, wenn überhaupt. Also Pustekuchen, falls ich dachte, hineinzukommen.
Nächstes Mal rufe ich eben vorher an. Außerdem ist es draußen auch schön, oder?
Und wenn man dann, über die weite Ebene, den Golf und das ferne Gebirge hinblickend ins Träumen gerät, dann kann es passieren, dass die Erde wie aus der Zeit gehoben erscheint. Wer schreit da noch nach Öffnungszeiten?
Viel eher ist es am Platze, sich der Ballade von Friedrich Schiller zu entsinnen. Da belebt sich die Ebene und man sieht sie zu Poseidons Fest ziehen. Menschen und Wagen, den Sänger Ibykus und vor allem: die Kraniche, die jetzt wie damals „fernhin nach des Südens Wärme In graulichtem Geschwader ziehn.“ Und wir hören wieder die Stimme des Ibykus, der zu den Kranichen hinaufruft:
„Zum guten Zeichen nehm ich euch,
Mein Los, es ist dem euren gleich.
Von fernher kommen wir gezogen
Und flehen um ein wirtlich Dach.
Sei uns der Gastliche gewogen,
Der von dem Fremdling wehrt die Schmach!“
Friedrich Schiller
Die Kraniche des Ibykus
Zum Kampf der Wagen und Gesänge, Der auf Korinthus‘ Landesenge Der Griechen Stämme froh vereint, Zog Ibykus, der Götterfreund. Ihm schenkte des Gesanges Gabe, Der Lieder süßen Mund Apoll, So wandert‘ er, an leichtem Stabe, Aus Rhegium, des Gottes voll.Schon winkt auf hohem Bergesrücken Akrokorinth des Wandrers Blicken, Und in Poseidons Fichtenhain Tritt er mit frommem Schauder ein. Nichts regt sich um ihn her, nur Schwärme Von Kranichen begleiten ihn, Die fernhin nach des Südens Wärme In graulichtem Geschwader ziehn. „Seid mir gegrüßt, befreundte Scharen! Und munter fördert er die Schritte Er ruft die Menschen an, die Götter, Und schwer getroffen sinkt er nieder, Der nackte Leichnam wird gefunden, Und jammernd hören’s alle Gäste, Doch wo die Spur, die aus der Menge, Er geht vielleicht mit frechem Schritte Denn Bank an Bank gedränget sitzen, Wer zählt die Völker, nennt die Namen, Der streng und ernst, nach alter Sitte, Ein schwarzer Mantel schlägt die Lenden, Und schauerlich gedreht im Kreise Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle Und glaubt er fliehend zu entspringen, So singend, tanzen sie den Reigen, Und zwischen Trug und Wahrheit schwebet Da hört man auf den höchsten Stufen „Des Ibykus!“ – Der teure Name Und lauter immer wird die Frage, Doch dem war kaum das Wort entfahren, |
Aktuell wie schon immer! Fremdlinge gab es wohl auch früher.
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allerdings.
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Danke Gerda!
Das letzte Bild lässt mich kaum noch los, so schön!
liebe Dienstagsgrüsse
Ulli
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Auch dir einen schönen Dienstag, Ulli!
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Erst heut am Donnerstag sind wir dir von Samos aus nach Akrokorinth und zu den Kranichen des Ibykus gefolgt, Gerda. Wir lesen das Gedicht heute mit anderen Augen (mit dir sehen wir es auch durch wunderbare Bilder), als in unserer Schulzeit.
DANKE, DU SCHILLERNDE SCHATZKISTE!
Hermann kann es fast noch auswendig aufsagen.
Deine HerIng
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