Konstantinos Kavafis im Cabaret Voltaire

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Nun ist es beschlossen: einmal wöchentlich möchte ich euch hier mit griechischer Lyrik bekannt machen. Wieviel kenne ich denn selbst davon? Nun, nicht sehr viel, wenn man es mit dem enormen Umfang der griechischen Lyrik vergleicht. Zwei Dichter haben es sogar bis zum Nobelpreis geschafft: Odysseas Elytis und Giorgos Seferis. Aber nicht über sie will ich zuerst berichten, sondern über den, den ich am meisten liebe: Konstantinos Kavafis. Er wurde am 29. April 1863 in Alexandria/Ägypten geboren und starb an demselben Datum in derselben Stadt, am 29. April 1933.

Für die Wahl dieses Dichters spricht, außer meiner Liebe zu seinen Gedichten, dass sich für mich sein Name mit dem Cabaret Voltaire verbindet, in dem ich übermorgen ausstelle. Vor etwa einem Jahr hatte ich die Freude, dort eine wunderbare alte Schauspielerin namens Fay über ihn sprechen zu hören. Fay stammt, wie viele Griechen, ebenfalls aus Alexandria. Ihre Familie war mit Kavafis befreundet. Und so konnte sie fast aus erster Hand von dem Milieu des damaligen Alexandria und dem großen Dichter erzählen.

Heute nur ein paar Fotos,  um euch ein bisschen mehr mit dem Ambiente des Cabaret Voltaire vertraut zu machen. Das  Licht war freilich schlecht, und mein iphone ist für solche Innenfotos doch nicht das richtige.

Die hier Versammelten sind übrigens mehrheitlich selbst SchauspielerInnen und trugen ihre Lieblingsgedichte vor. Ich musste auch eins vorlesen, o weh! Ich suchte ein ganz kurzes aus und stotterte mich redlich durch den griechischen Text.

SOWEIT WIE MÖGLICH*

Wenn du dein Leben nicht gestalten kannst, wie du willst,
Bemühe dich zumindest, soweit wie möglich,
Es nicht herabzuwürdigen
Durch zuviel Kontakt mit der Welt,
Durch zuviel Geschäftigkeit und Gespräch.

Würdige es nicht herab,
Indem du es überall hinträgst
Und es dem täglichen Unsinn
Von Beziehungen und Kontakten aussetzt,
Bis es zu einem lästigen Besucher wird.

*Leider weiß ich nicht, wer es übersetzt hat (Quelle: Planet Lyrik).

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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11 Antworten zu Konstantinos Kavafis im Cabaret Voltaire

  1. mannigfaltiges schreibt:

    Das Gedicht passt ja wunderbar zu den vielfältigen Netzaktivitäten des heutigen Menschen (mich eingeschlossen). Die Photos sind doch schön, sei geben treffend die zwanglose und heimelige Kneipenatmosphäre wieder.
    Ich freue mich auf weitere Gedichte.
    LG

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    • gkazakou schreibt:

      Ja, passt ausgezeichnet. hatte schon eine unruhige Nacht, ob ich vielleicht mein Leben bald nur noch „als lästigen Besucher“ sehen werde. Zum Glück kann man Computer ja ausstellen.

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  2. barbarabosshard schreibt:

    ein wunderbares gedicht, dessen persönliche interpretation ich wirken lasse.

    übrigens: auch in zürich gibt es ein cabaret voltaire und zwar am ursprungsort des dadaismus – an diesem ort verkehrten ua sophie taeber-arp und hans arp. nächstes jahr (2016) ist 100-jähriges jubiläum. und zum glück gab es 2003 in zusammenarbeit und mit finanzieller unterstützung der stadt zürich eine gross angelegte aktion engagierter menschen, die das zürcher cabaret voltaire vor der schliessung retteten.

    und nun wünsche ich dir «so weit wie möglich» einen guten tag. barbara

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    • gkazakou schreibt:

      danke, Barbara für den Link. Ja, es gab mal in etlichen Städten solche Cabaret oder Club Voltaire, letzteres auch in Berlin. Keine Ahnung, ob er noch besteht. Das Athener CV existiert seit 1986, die heutige Inhaberin hat es damals eröffnet und kämpft sich durch. Mit meiner Ausstellung hoffe ich, ihr ein paar neue Besucher zuführen zu können.
      Besten Dank für die guten Wünsche, die ich verdoppele und postwendend zurückschicke. Gerda

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  3. barbarabosshard schreibt:

    und hier noch der link zum zürcher cabaret voltaire: http://www.cabaretvoltaire.ch/

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  4. Ulli schreibt:

    liebe Gerda, über dich darf ich nun jeden Tag ein Stückchen mehr Griechenland kennenlernen, wo ich noch nie war und worüber ich von heute jetzt und hier auch nur wenig weiss, sehe ich mal von den unsäglichen Medienberichten ab- ich danke dir dafür
    das Gedicht holt mich genau hier und jetzt bei meinem ab-
    herzliche Grüsse vom dick verschneiten Berg
    Ulli

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  5. Hella schreibt:

    Dieses schon legendär gewordene Alexandria und sein großer griechischer Dichter – schön, daß sie im Club Voltaire noch einmal aufleben. Das Gedicht, das Du ausgewählt hast, scheint auch für uns Heutige geschrieben. Viel Glück bei Deiner Ausstellung in diesem Ambiente!H.

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    • gkazakou schreibt:

      Danke Hella! Alexandria und Kavafis sind hier, in Griechenland sehr lebendig, sie sind ein Teil dessen, was man vielleicht „kulturelle Identität des Griechen“ nennen nennen könnte. Wie Konstantinopel und Smyrna (Istanbul und Izmir) liegt auch Alexandria den Griechen näher am Herzen als das Altertum. Sie haben dort ja seit dem Altertum bis zur Vertreibung durch Nasser gelebt. Und es ist nur ein Katzensprung übers Meer. Einen schönenTag noch! G

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  6. kunstschaffende schreibt:

    Ein wunderbares Gedicht, so zeitlos! Es passt so sehr zu meiner Devise, lieber Qualität als Quantität!

    LG Babsi

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